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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] Reihe/ auch sind sie noch eins so lang/ und
am ende spitz. Die Blüthe ist den gelben
Violen sehr gleich/ gold-gelb/ wolriehend/
sonderlich in der Morgenstunde/ daher auch
die Egyptier gemeiniglich under diesen bäu-
men Lust wandeln gehen. Jeder baum hat
in der mitte sehr viel dünne stiele/ die allge-
mach groß werden/ und sich in dicke Pfeif-
fen veränderen/ diese zeitigen/ und bleiben
am baume das gantze Jahr durch hangen.
Zu Alkair pflückt man diese Pfeiffen ab al-
lein im Sommer-monde/ da wider viel klei-
ne und grüne auß den blumen entsprüssen/
welche allgemach grösser und endlich schwartz
werden. Die Pfeiffen/ welche bey Damia-
te wachsen/ haben dickere schalen und wenig
marck/ aber die von Alkair und Alexandria
sind sehr dünn von schalen und voll marcks/
darumb man auch diese vor die besten hält.
Man findet ihrer zweyerley/ nemlich schwar-
tze und röthlichte/ welche sie Abes nennen/
nach der Farhe des Volcks/ und vor die be-
sten halten. Prosper Alpinus in libr. de Plan-
tis AEgypti cap.
2. wil/ daß die Pfeiffen/ wel-
che im schütteln klappern/ die besten seyen:
aber er irret sich/ denn dieses bedeutet/ daß
ihr süsses marck vertrucknet ist. Jm zeiti-
gen fallen sie vielmahls/ wenn ein Wind
wehet/ von den bäumen/ und denn sind sie
nicht zugebrauchen; darumb pflegen etliche
viel Pfeiffen mit einem bande zusammen zu
binden/ damit sie durch den Wind nicht an
einander stossen/ und abfallen können. So
viel Dapperus.

Der Caßia-baum wächst auch in dem
Jndischen Java/ Canara/ Malabar/ De-
can/ Guzarate und Cambaya. Jn der Jn-
sul S. Dominici, und Johannis de portu divite
wird er in grosser menge gefunden. Der
Americanische Caßienbaum/ welcher grös-
ser seyn soll als die andern/ wächst in Hi-
spaniola/ Cuba/ Jamaica nicht ohne un-
gelegenheit der übrigen Früchten/ denn die
Ameissen sich in solcher grosser menge bey
diesen bäumen versamlen/ daß sie auch al-
les/ was in der nahe gesäet wird/ hinweg-
fressen/ und also den Einwohneren grossen
Schaden zufügen.

Eigenschafft.

Die Caßien wird von den Alten für warm
und feucht im ersten grad gehalten. Die
Rinde dieser Caßien-pfeiffen/ wie auch der
Safft selbsten/ obwolen er süß am geschmack/
haben doch ein scharffes saures saltz bey sich
verborgen: dannenher sie die Tugend em-
pfangen zu laxieren/ und allerhand unrei-
nigkeiten auß den Gedärmen und dem Ge-
blüt abzuführen. Der Safft aber wird al-
lein genossen/ und zwar in Jtalien und
Franckreich/ allwo die Leuthe hitzige Mä-
gen/ und ein jastendes Geblüt immer haben/
ist er in gemeinem gebrauch. Jn Teutsch-
land aber wird er wenig genutzet/ weilen er
sonderlich viel Blähungen erwecket. Man
muß ihne bey jedem gebrauch frisch auß-
nehmen/ denn er sonsten gleich saur wird.

Gebrauch.

Man brauchet allein das Marck auß den
Röhren/ also frisch genommen/ das nennet
man in den Apothecken/ florem oder pul-
[Spaltenumbruch] pam Cassiae,
löscht die Hitze/ treibet auch die
Gallen und Schleim durch sanffte Stul-
gänge auß: man mag es geben zu jeder zeit/
alten und jungen Leuthen/ schwangeren
Weiberen/ und Kinderen/ ohn alle schew
und schaden. Man kan auff einmal 2.
loth schwer einnemmen/ entweder allein es-
sen/ oder in einer warmen Hüner-brühen
zertreiben und trincken.

Welchen das Grieß offt pflegt anzustos-Grieß.
sen/ der soll alle Monat Morgens früh zwey
loth frisch außgezogener Caßia gebrauchen.

Jacobus Bontius Lib. 6. Rerum natural. &
medicar. cap.
10. lobet sie hefftig/ mit Ve-
nedischem Terbenthin oder Gummi Ben-Frantzösi-
scher Sa-
men-fluß.

zoin vermischt/ wider den Frantzösischen
Samen-fluß.

Die frisch außgezogene Caßia wird nach
dem Bericht Herren Friderici Hoffmanni Lib.
4. Pharmac. med. chym. Sect.
3. under die
überschläg oder pflaster vermischt/ welche
zertheilen/ und den Schmertzen stillen/ da-
rumb er nachfolgenden überschlag wider dieHitzige
Glieder-
kranckheit.

hitzige Glieder-kranckheiten hoch rühmet/ so
man zwischen zweyen tücheren gestrichen/
davon warmlicht auff den schmertzhafften
ort leget. Nimm obvermeldter Caßia ein
loth/ Gersten- und Bonen-mehl jedes drey
quintlein/ Eppich- und Quitten-safft jedes
anderthalb loth/ rothen Santal ein loth/
Violen-Rosen- und Seeblumen-öl jedes so
viel zu einem überschlag vonnöthen ist.

Ferners dienet die Caßia wider alle hitzi-Brust- und
Nieren-
kranckheit.
Hitz und
Durst in
den Fie-
beren.
Stein/
Seiten-
stich.

ge Brust- und Nieren-kranckheiten/ stillet
die Hitz und Durst in den Fiebern/ wehret
daß der Stein bey dem Menschen nicht zu-
nemme/ ist in dem Seiten-stich auch dien-
lich/ so man von der frisch außgezogenen
Caßia (denn die alte saur und nichts nutz
ist) bißweilen einer Muscatnuß groß nimmet.

[Abbildung] Caßia von Mompelier. Cassia Monspel.

Die
A a

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] Reihe/ auch ſind ſie noch eins ſo lang/ und
am ende ſpitz. Die Bluͤthe iſt den gelben
Violen ſehr gleich/ gold-gelb/ wolriehend/
ſonderlich in der Morgenſtunde/ daher auch
die Egyptier gemeiniglich under dieſen baͤu-
men Luſt wandeln gehen. Jeder baum hat
in der mitte ſehr viel duͤnne ſtiele/ die allge-
mach groß werden/ und ſich in dicke Pfeif-
fen veraͤnderen/ dieſe zeitigen/ und bleiben
am baume das gantze Jahr durch hangen.
Zu Alkair pfluͤckt man dieſe Pfeiffen ab al-
lein im Sommer-monde/ da wider viel klei-
ne und gruͤne auß den blumen entſpruͤſſen/
welche allgemach groͤſſer uñ endlich ſchwartz
werden. Die Pfeiffen/ welche bey Damia-
te wachſen/ haben dickere ſchalen und wenig
marck/ aber die von Alkair und Alexandria
ſind ſehr duͤnn von ſchalen und voll marcks/
darumb man auch dieſe vor die beſten haͤlt.
Man findet ihrer zweyerley/ nemlich ſchwar-
tze und roͤthlichte/ welche ſie Abes nennen/
nach der Farhe des Volcks/ und vor die be-
ſten halten. Proſper Alpinus in libr. de Plan-
tis Ægypti cap.
2. wil/ daß die Pfeiffen/ wel-
che im ſchuͤtteln klappern/ die beſten ſeyen:
aber er irꝛet ſich/ denn dieſes bedeutet/ daß
ihr ſuͤſſes marck vertrucknet iſt. Jm zeiti-
gen fallen ſie vielmahls/ wenn ein Wind
wehet/ von den baͤumen/ und denn ſind ſie
nicht zugebrauchen; darumb pflegen etliche
viel Pfeiffen mit einem bande zuſammen zu
binden/ damit ſie durch den Wind nicht an
einander ſtoſſen/ und abfallen koͤnnen. So
viel Dapperus.

Der Caßia-baum waͤchſt auch in dem
Jndiſchen Java/ Canara/ Malabar/ De-
can/ Guzarate und Cambaya. Jn der Jn-
ſul S. Dominici, und Johannis de portu divite
wird er in groſſer menge gefunden. Der
Americaniſche Caßienbaum/ welcher groͤſ-
ſer ſeyn ſoll als die andern/ waͤchſt in Hi-
ſpaniola/ Cuba/ Jamaica nicht ohne un-
gelegenheit der uͤbrigen Fruͤchten/ denn die
Ameiſſen ſich in ſolcher groſſer menge bey
dieſen baͤumen verſamlen/ daß ſie auch al-
les/ was in der nahe geſaͤet wird/ hinweg-
freſſen/ und alſo den Einwohneren groſſen
Schaden zufuͤgen.

Eigenſchafft.

Die Caßien wird von den Alten fuͤr warm
und feucht im erſten grad gehalten. Die
Rinde dieſer Caßien-pfeiffen/ wie auch der
Safft ſelbſten/ obwolen er ſuͤß am geſchmack/
haben doch ein ſcharffes ſaures ſaltz bey ſich
verborgen: dannenher ſie die Tugend em-
pfangen zu laxieren/ und allerhand unrei-
nigkeiten auß den Gedaͤrmen und dem Ge-
bluͤt abzufuͤhren. Der Safft aber wird al-
lein genoſſen/ und zwar in Jtalien und
Franckreich/ allwo die Leuthe hitzige Maͤ-
gen/ und ein jaſtendes Gebluͤt immer haben/
iſt er in gemeinem gebrauch. Jn Teutſch-
land aber wird er wenig genutzet/ weilen er
ſonderlich viel Blaͤhungen erwecket. Man
muß ihne bey jedem gebrauch friſch auß-
nehmen/ denn er ſonſten gleich ſaur wird.

Gebrauch.

Man brauchet allein das Marck auß den
Roͤhren/ alſo friſch genommen/ das neñet
man in den Apothecken/ florem oder pul-
[Spaltenumbruch] pam Caſſiæ,
loͤſcht die Hitze/ treibet auch die
Gallen und Schleim durch ſanffte Stul-
gaͤnge auß: man mag es geben zu jeder zeit/
alten und jungen Leuthen/ ſchwangeren
Weiberen/ und Kinderen/ ohn alle ſchew
und ſchaden. Man kan auff einmal 2.
loth ſchwer einnemmen/ entweder allein eſ-
ſen/ oder in einer warmen Huͤner-bruͤhen
zertreiben und trincken.

Welchen das Grieß offt pflegt anzuſtoſ-Grieß.
ſen/ der ſoll alle Monat Morgens fruͤh zwey
loth friſch außgezogener Caßia gebrauchen.

Jacobus Bontius Lib. 6. Rerum natural. &
medicar. cap.
10. lobet ſie hefftig/ mit Ve-
nediſchem Terbenthin oder Gummi Ben-Frantzoͤſi-
ſcher Sa-
men-fluß.

zoin vermiſcht/ wider den Frantzoͤſiſchen
Samen-fluß.

Die friſch außgezogene Caßia wird nach
dem Bericht Herꝛen Friderici Hoffmanni Lib.
4. Pharmac. med. chym. Sect.
3. under die
uͤberſchlaͤg oder pflaſter vermiſcht/ welche
zertheilen/ und den Schmertzen ſtillen/ da-
rumb er nachfolgenden uͤberſchlag wider dieHitzige
Glieder-
kranckheit.

hitzige Glieder-kranckheiten hoch ruͤhmet/ ſo
man zwiſchen zweyen tuͤcheren geſtrichen/
davon warmlicht auff den ſchmertzhafften
ort leget. Nimm obvermeldter Caßia ein
loth/ Gerſten- und Bonen-mehl jedes drey
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anderthalb loth/ rothen Santal ein loth/
Violen-Roſen- und Seeblumen-oͤl jedes ſo
viel zu einem uͤberſchlag vonnoͤthen iſt.

Ferners dienet die Caßia wider alle hitzi-Bruſt- und
Nieren-
kranckheit.
Hitz und
Durſt in
den Fie-
beren.
Stein/
Seiten-
ſtich.

ge Bruſt- und Nieren-kranckheiten/ ſtillet
die Hitz und Durſt in den Fiebern/ wehret
daß der Stein bey dem Menſchen nicht zu-
nemme/ iſt in dem Seiten-ſtich auch dien-
lich/ ſo man von der friſch außgezogenen
Caßia (denn die alte ſaur und nichts nutz
iſt) bißweilen einer Muſcatnuß groß nim̃et.

[Abbildung] Caßia von Mompelier. Caſsia Monspel.

Die
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[185/0201] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. Reihe/ auch ſind ſie noch eins ſo lang/ und am ende ſpitz. Die Bluͤthe iſt den gelben Violen ſehr gleich/ gold-gelb/ wolriehend/ ſonderlich in der Morgenſtunde/ daher auch die Egyptier gemeiniglich under dieſen baͤu- men Luſt wandeln gehen. Jeder baum hat in der mitte ſehr viel duͤnne ſtiele/ die allge- mach groß werden/ und ſich in dicke Pfeif- fen veraͤnderen/ dieſe zeitigen/ und bleiben am baume das gantze Jahr durch hangen. Zu Alkair pfluͤckt man dieſe Pfeiffen ab al- lein im Sommer-monde/ da wider viel klei- ne und gruͤne auß den blumen entſpruͤſſen/ welche allgemach groͤſſer uñ endlich ſchwartz werden. Die Pfeiffen/ welche bey Damia- te wachſen/ haben dickere ſchalen und wenig marck/ aber die von Alkair und Alexandria ſind ſehr duͤnn von ſchalen und voll marcks/ darumb man auch dieſe vor die beſten haͤlt. Man findet ihrer zweyerley/ nemlich ſchwar- tze und roͤthlichte/ welche ſie Abes nennen/ nach der Farhe des Volcks/ und vor die be- ſten halten. Proſper Alpinus in libr. de Plan- tis Ægypti cap. 2. wil/ daß die Pfeiffen/ wel- che im ſchuͤtteln klappern/ die beſten ſeyen: aber er irꝛet ſich/ denn dieſes bedeutet/ daß ihr ſuͤſſes marck vertrucknet iſt. Jm zeiti- gen fallen ſie vielmahls/ wenn ein Wind wehet/ von den baͤumen/ und denn ſind ſie nicht zugebrauchen; darumb pflegen etliche viel Pfeiffen mit einem bande zuſammen zu binden/ damit ſie durch den Wind nicht an einander ſtoſſen/ und abfallen koͤnnen. So viel Dapperus. Der Caßia-baum waͤchſt auch in dem Jndiſchen Java/ Canara/ Malabar/ De- can/ Guzarate und Cambaya. Jn der Jn- ſul S. Dominici, und Johannis de portu divite wird er in groſſer menge gefunden. Der Americaniſche Caßienbaum/ welcher groͤſ- ſer ſeyn ſoll als die andern/ waͤchſt in Hi- ſpaniola/ Cuba/ Jamaica nicht ohne un- gelegenheit der uͤbrigen Fruͤchten/ denn die Ameiſſen ſich in ſolcher groſſer menge bey dieſen baͤumen verſamlen/ daß ſie auch al- les/ was in der nahe geſaͤet wird/ hinweg- freſſen/ und alſo den Einwohneren groſſen Schaden zufuͤgen. Eigenſchafft. Die Caßien wird von den Alten fuͤr warm und feucht im erſten grad gehalten. Die Rinde dieſer Caßien-pfeiffen/ wie auch der Safft ſelbſten/ obwolen er ſuͤß am geſchmack/ haben doch ein ſcharffes ſaures ſaltz bey ſich verborgen: dannenher ſie die Tugend em- pfangen zu laxieren/ und allerhand unrei- nigkeiten auß den Gedaͤrmen und dem Ge- bluͤt abzufuͤhren. Der Safft aber wird al- lein genoſſen/ und zwar in Jtalien und Franckreich/ allwo die Leuthe hitzige Maͤ- gen/ und ein jaſtendes Gebluͤt immer haben/ iſt er in gemeinem gebrauch. Jn Teutſch- land aber wird er wenig genutzet/ weilen er ſonderlich viel Blaͤhungen erwecket. Man muß ihne bey jedem gebrauch friſch auß- nehmen/ denn er ſonſten gleich ſaur wird. Gebrauch. Man brauchet allein das Marck auß den Roͤhren/ alſo friſch genommen/ das neñet man in den Apothecken/ florem oder pul- pam Caſſiæ, loͤſcht die Hitze/ treibet auch die Gallen und Schleim durch ſanffte Stul- gaͤnge auß: man mag es geben zu jeder zeit/ alten und jungen Leuthen/ ſchwangeren Weiberen/ und Kinderen/ ohn alle ſchew und ſchaden. Man kan auff einmal 2. loth ſchwer einnemmen/ entweder allein eſ- ſen/ oder in einer warmen Huͤner-bruͤhen zertreiben und trincken. Welchen das Grieß offt pflegt anzuſtoſ- ſen/ der ſoll alle Monat Morgens fruͤh zwey loth friſch außgezogener Caßia gebrauchen. Grieß. Jacobus Bontius Lib. 6. Rerum natural. & medicar. cap. 10. lobet ſie hefftig/ mit Ve- nediſchem Terbenthin oder Gummi Ben- zoin vermiſcht/ wider den Frantzoͤſiſchen Samen-fluß. Frantzoͤſi- ſcher Sa- men-fluß. Die friſch außgezogene Caßia wird nach dem Bericht Herꝛen Friderici Hoffmanni Lib. 4. Pharmac. med. chym. Sect. 3. under die uͤberſchlaͤg oder pflaſter vermiſcht/ welche zertheilen/ und den Schmertzen ſtillen/ da- rumb er nachfolgenden uͤberſchlag wider die hitzige Glieder-kranckheiten hoch ruͤhmet/ ſo man zwiſchen zweyen tuͤcheren geſtrichen/ davon warmlicht auff den ſchmertzhafften ort leget. Nimm obvermeldter Caßia ein loth/ Gerſten- und Bonen-mehl jedes drey quintlein/ Eppich- und Quitten-ſafft jedes anderthalb loth/ rothen Santal ein loth/ Violen-Roſen- und Seeblumen-oͤl jedes ſo viel zu einem uͤberſchlag vonnoͤthen iſt. Hitzige Glieder- kranckheit. Ferners dienet die Caßia wider alle hitzi- ge Bruſt- und Nieren-kranckheiten/ ſtillet die Hitz und Durſt in den Fiebern/ wehret daß der Stein bey dem Menſchen nicht zu- nemme/ iſt in dem Seiten-ſtich auch dien- lich/ ſo man von der friſch außgezogenen Caßia (denn die alte ſaur und nichts nutz iſt) bißweilen einer Muſcatnuß groß nim̃et. Bruſt- und Nieren- kranckheit. Hitz und Durſt in den Fie- beren. Stein/ Seiten- ſtich. [Abbildung Caßia von Mompelier. Caſsia Monspel. ] Die A a

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/201>, abgerufen am 26.04.2024.