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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] den geistreichen/ mit flüchtigem Saltz be-
gabten Wasser/ das balsamische und zu bo-
den des Recipienten sinckende Oel zugleich
herauß begeben/ und hiemit auff gemeine
weiß von dem Wasser zu scheiden seyn. Jst
ein nicht übel-riechendes Oel/ flüchtiger und
subtiler Natur/ und dem Agstein-öl an Tu-
genden zu vergleichen.

Das destillierte geistreiche Wasser kan man
Löffel-weiß auff ein oder mehr loth über ein-
mahl eingeben; wenn es aber rectificiert/ und
der Geist allein davon gezogen wird/ so mit
seinem flüchtigen saurlichtem Saltz verge-
sellschafftet ist/ so kan man ihne Tropffen-
weiß von 20 biß 60. auff einmahl einnemmen.
Das destillierte balsamische Oel aber läßt
sich von 4. biß 10 Tropffen in Brühen oder
Wein/ oder wenn es zuvor under Zucker
gemischet ist/ auch wohl mit nutzlichen de-
stillierten Wassern offt einschwätzen. Alle
Versto-
pfungen
der Leber/
und deß
Miltz.
Bläst.
diese Mittel aber eröffnen die Verstopffun-
gen der Lebern und des Miltzes/ vertreiben
die Wind und schmertzhaffte Blähungen der
Gedärmen/ stärcken den Magen/ verzeh-
ren desselben Cruditäten/ treiben durch den
Harn oder durch den Schweiß gantz gelind
und gewiß/ deßwegen sie auch sehr nutzlich
in den venerischen Seüchen/ und so genann-
Frantzosen
kranckhei-
ten/
ten Frantzosen-kranckheiten/ ja auch in dem
scharbockischen Geblüt zu reinigen/ mit gu-
ter Würckung gebraucht werden.

Sonderlich aber hat das destillierte Oel
Schwäre
Geburt/
Todte
Frucht/
Nach-ge-
burt.
Unfrucht-
barkeit/
Kalte
Mutter.
die Tugend schwäre Geburten zu erleichte-
ren/ die todte Frucht und Nachgeburt ab-
zutreiben/ die Mutter nach der Geburt ge-
lind von allen Unsauberkeiten zu reinigen;
ja auch unfruchtbare Weiber durch gelinde
erwärmung der erkalteten Mutter/ und
eröffnung deroselben Eyerstöcklein frucht-
bar zu machen/ wenn sie eine geraume zeit
fast täglich darvon einnehmen.

Raud.

Diejenigen/ so ein versaltzenes Geblüt ha-
ben/ und mit der Raud behafftet sind/ kön-
nen auch mit Nutzen ordinari ein Holtz-
tranck trincken/ oder solches mit einem dün-
nen weissen Wein vermischen. Nemt Chi-
na-wurtzel/ die Rinde von Sassafras-holtz
jed. 1. loth/ geraspelt Hirtzenhorn ein halb
loth: Zerhackt und zerstoßt alles under ein-
ander/ siedets in anderthalb maß Wasser
ein halb stund oder ein stund lang/ auff die
letste werfft nach belieben ein stück Süßholtz
sambt ein wenig Aenis oder Fenchel-samen
hinein/ seiget es hernach durch ein sauber
Podagra/
Gleich-
sucht.
Tuch. Dieses Tranck ist auch den Poda-
grischen/ und an der Gläichsucht darnider
ligenden Persohnen sehr dienstlich; ja alle
Kalte flüß.diejenigen/ so mit kalten Flüssen geplaget/
es sey auff der Brust oder in den Gliedern/
werden es mit Nutzen trincken.



CAPUT CVII.
Ebenholtz. Ebenus.
Namen.

EBenholtz heißt Lateinisch/ Ebenus,
Lignum Ebenum.
Frantzösisch/ de
l'Ebene.
Englisch/ Ebony. Niderlän-
Eben-hout.

Gestalt.

Ebenus ist ein Baum/ welcher nur in Jn-
[Spaltenumbruch] dien und Morenland wächst/ man kan ei-
gentliches von seiner gestalt/ grösse/ blätte-
ren/ und früchten nichts wissen/ denn er von
keinem bißher beschrieben worden. Allein
das Holtz bringt man zu uns/ welches sehr
schwartz/ und so man es recht betrachtet/ si-
het es mehr einem Stein/ als einem Holtz
gleich/ dieweil es härter/ denn alles ander
Holtz ist/ es schwimmet auch nicht ob dem
Wasser/ wie ander Holtz/ sonder fällt also-
bald zu grund/ ob es schon viel Jahr dürr
ist. Das beste Ebenholtz/ welches in Moh-
renland wächst/ ist schwartz/ ohne striemen/
glatt/ wie ein poliertes Horn/ so man es zer-
bricht/ ist es derb/ scharff und beissend/ zie-
het auch zusammen/ und wenn es auff glü-
ende Kohlen gelegt wird/ gibt es einen lieb-
lichen Geruch von sich/ ohne sonderlichen
rauch/ so man es auff einem Mahlerstein
reibet/ färbt es gelb. Das Ebenholtz/ wel-
ches in Jndia wächst/ ist durchzogen mit
weiß-gelben striemen/ und hat viel prengel/
aber das in Mohrenland ist/ wie gesagt/ dem
Jndianischen überlegen. Jn Jndien werden
gemeinlich schöne Bilder/ Königliche Sce-
pter und Trinckgeschir auß dem Ebenholtz
gemacht/ dieweil die Jndianer jhnen einbil-
den/ es helffe wider alle Zauberey/ gespengst
und gifft/ so mans nur anrühret: ist dero-
wegen kein wunder/ daß man es hieraussen
so theur verkaufft/ sintemal es auch da es
wächst so werth ist. Der erste/ so es auß Jn-
dien nach Rom gebracht/ war Pompejus M.
als er Mithridatem überwand/ wie solches
Plinius berichtet.

Herodotus vermeldet/ daß die Mohren den
Königen in Persien hundert phalangas, oder
gewisse stuck Ebenholtz nach verfliessung
jeder dreyer Jahren verehren. Jn einem
Schreiben der Königin Candaces in Moh-
renland/ deren Claudius Salmasius in exercitat.
Plinian. ad Solinum p. m.
1031. gedencket/ wird
meldung gethan/ wie sie den König Alexan-
drum
mit 300. solcher stucken begabet habe.
Plutarchus schreibet in dem Leben M. Antonii,
daß die Cleopatra, Königin in Egypten/ als
der Käyser Octavianus wider sie und den M.
Antonium
Krieg führet/ bey dem Tempel
der Abgöttin Isidis, und in den fürnembsten
Gräberen/ jhr Silber/ Gold/ Edelgestein
und andere Kleinodien/ wie auch jhr Eben-
holtz verborgen habe. Jn solchem werth wa-
re bey den Alten das Ebenholtz/ ist sich also
nicht zu verwundern/ wenn es auch bey un-
seren zeiten an grosser Herren Höffen hoch
gehalten wird/ darauß man allerley Kunst-
stuck zu machen pfleget.

Der Edle Tavernier aber schreibt in seinen
Reißbeschreibungen/ da er von der Jnsul
S. Mauritz handlet/ daß man den Baum
dieses Ebenholtzes/ so bald er umbgehauen
ist/ mit der Sägen in Bretter versägen und
zertheilen müsse: Diese bretter aber werden
hernach auff 2. oder 3. Jahr lang/ biß 7. oder
8. schuh tieff in ein gewisses feuchtes Erd-
reich vergraben/ da es denn nach verflies-
sung solcher zeit die gläntzende schwärtze und
hartigkeit erst bekomme/ und annoch taug-
lich zu allerhand Arbeit seye. Worauß denn
wohl zu schliessen/ daß solch Holtz an dem
Baum noch zimlich weich sein müsse. Und

wenn
D d 2

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] den geiſtreichen/ mit fluͤchtigem Saltz be-
gabten Waſſer/ das balſamiſche und zu bo-
den des Recipienten ſinckende Oel zugleich
herauß begeben/ und hiemit auff gemeine
weiß von dem Waſſer zu ſcheiden ſeyn. Jſt
ein nicht uͤbel-riechendes Oel/ fluͤchtiger und
ſubtiler Natur/ und dem Agſtein-oͤl an Tu-
genden zu vergleichen.

Das deſtillierte geiſtreiche Waſſer kan man
Loͤffel-weiß auff ein oder mehr loth uͤber ein-
mahl eingeben; wenn es aber rectificiert/ und
der Geiſt allein davon gezogen wird/ ſo mit
ſeinem fluͤchtigen ſaurlichtem Saltz verge-
ſellſchafftet iſt/ ſo kan man ihne Tropffen-
weiß von 20 biß 60. auff einmahl einnem̃en.
Das deſtillierte balſamiſche Oel aber laͤßt
ſich von 4. biß 10 Tropffen in Bruͤhen oder
Wein/ oder wenn es zuvor under Zucker
gemiſchet iſt/ auch wohl mit nutzlichen de-
ſtillierten Waſſern offt einſchwaͤtzen. Alle
Verſto-
pfungen
der Leber/
und deß
Miltz.
Blaͤſt.
dieſe Mittel aber eroͤffnen die Verſtopffun-
gen der Lebern und des Miltzes/ vertreiben
die Wind und ſchmertzhaffte Blaͤhungen der
Gedaͤrmen/ ſtaͤrcken den Magen/ verzeh-
ren deſſelben Cruditaͤten/ treiben durch den
Harn oder durch den Schweiß gantz gelind
und gewiß/ deßwegen ſie auch ſehr nutzlich
in den veneriſchen Seuͤchen/ und ſo genañ-
Frantzoſen
kranckhei-
ten/
ten Frantzoſen-kranckheiten/ ja auch in dem
ſcharbockiſchen Gebluͤt zu reinigen/ mit gu-
ter Wuͤrckung gebraucht werden.

Sonderlich aber hat das deſtillierte Oel
Schwaͤre
Geburt/
Todte
Frucht/
Nach-ge-
burt.
Unfrucht-
barkeit/
Kalte
Mutter.
die Tugend ſchwaͤre Geburten zu erleichte-
ren/ die todte Frucht und Nachgeburt ab-
zutreiben/ die Mutter nach der Geburt ge-
lind von allen Unſauberkeiten zu reinigen;
ja auch unfruchtbare Weiber durch gelinde
erwaͤrmung der erkalteten Mutter/ und
eroͤffnung deroſelben Eyerſtoͤcklein frucht-
bar zu machen/ wenn ſie eine geraume zeit
faſt taͤglich darvon einnehmen.

Raud.

Diejenigen/ ſo ein verſaltzenes Gebluͤt ha-
ben/ und mit der Raud behafftet ſind/ koͤn-
nen auch mit Nutzen ordinari ein Holtz-
tranck trincken/ oder ſolches mit einem duͤn-
nen weiſſen Wein vermiſchen. Nemt Chi-
na-wurtzel/ die Rinde von Saſſafras-holtz
jed. 1. loth/ geraſpelt Hirtzenhorn ein halb
loth: Zerhackt und zerſtoßt alles under ein-
ander/ ſiedets in anderthalb maß Waſſer
ein halb ſtund oder ein ſtund lang/ auff die
letſte werfft nach belieben ein ſtuͤck Suͤßholtz
ſambt ein wenig Aenis oder Fenchel-ſamen
hinein/ ſeiget es hernach durch ein ſauber
Podagra/
Gleich-
ſucht.
Tuch. Dieſes Tranck iſt auch den Poda-
griſchen/ und an der Glaͤichſucht darnider
ligenden Perſohnen ſehr dienſtlich; ja alle
Kalte fluͤß.diejenigen/ ſo mit kalten Fluͤſſen geplaget/
es ſey auff der Bruſt oder in den Gliedern/
werden es mit Nutzen trincken.



CAPUT CVII.
Ebenholtz. Ebenus.
Namen.

EBenholtz heißt Lateiniſch/ Ebenus,
Lignum Ebenum.
Frantzoͤſiſch/ de
l’Ebene.
Engliſch/ Ebony. Niderlaͤn-
Eben-hout.

Geſtalt.

Ebenus iſt ein Baum/ welcher nur in Jn-
[Spaltenumbruch] dien und Morenland waͤchſt/ man kan ei-
gentliches von ſeiner geſtalt/ groͤſſe/ blaͤtte-
ren/ und fruͤchten nichts wiſſen/ deñ er von
keinem bißher beſchrieben worden. Allein
das Holtz bringt man zu uns/ welches ſehr
ſchwartz/ und ſo man es recht betrachtet/ ſi-
het es mehr einem Stein/ als einem Holtz
gleich/ dieweil es haͤrter/ denn alles ander
Holtz iſt/ es ſchwimmet auch nicht ob dem
Waſſer/ wie ander Holtz/ ſonder faͤllt alſo-
bald zu grund/ ob es ſchon viel Jahr duͤrꝛ
iſt. Das beſte Ebenholtz/ welches in Moh-
renland waͤchſt/ iſt ſchwartz/ ohne ſtriemen/
glatt/ wie ein poliertes Horn/ ſo man es zer-
bricht/ iſt es derb/ ſcharff und beiſſend/ zie-
het auch zuſammen/ und wenn es auff gluͤ-
ende Kohlen gelegt wird/ gibt es einen lieb-
lichen Geruch von ſich/ ohne ſonderlichen
rauch/ ſo man es auff einem Mahlerſtein
reibet/ faͤrbt es gelb. Das Ebenholtz/ wel-
ches in Jndia waͤchſt/ iſt durchzogen mit
weiß-gelben ſtriemen/ und hat viel prengel/
aber das in Mohrenland iſt/ wie geſagt/ dem
Jndianiſchen uͤberlegen. Jn Jndien werden
gemeinlich ſchoͤne Bilder/ Koͤnigliche Sce-
pter und Trinckgeſchir auß dem Ebenholtz
gemacht/ dieweil die Jndianer jhnen einbil-
den/ es helffe wider alle Zauberey/ geſpengſt
und gifft/ ſo mans nur anruͤhret: iſt dero-
wegen kein wunder/ daß man es hierauſſen
ſo theur verkaufft/ ſintemal es auch da es
waͤchſt ſo werth iſt. Der erſte/ ſo es auß Jn-
dien nach Rom gebracht/ war Pompejus M.
als er Mithridatem uͤberwand/ wie ſolches
Plinius berichtet.

Herodotus vermeldet/ daß die Mohren den
Koͤnigen in Perſien hundert phalangas, oder
gewiſſe ſtuck Ebenholtz nach verflieſſung
jeder dreyer Jahren verehren. Jn einem
Schreiben der Koͤnigin Candaces in Moh-
renland/ deren Claudius Salmaſius in exercitat.
Plinian. ad Solinum p. m.
1031. gedencket/ wird
meldung gethan/ wie ſie den Koͤnig Alexan-
drum
mit 300. ſolcher ſtucken begabet habe.
Plutarchus ſchreibet in dem Leben M. Antonii,
daß die Cleopatra, Koͤnigin in Egypten/ als
der Kaͤyſer Octavianus wider ſie und den M.
Antonium
Krieg fuͤhret/ bey dem Tempel
der Abgoͤttin Iſidis, und in den fuͤrnembſten
Graͤberen/ jhr Silber/ Gold/ Edelgeſtein
und andere Kleinodien/ wie auch jhr Eben-
holtz verborgen habe. Jn ſolchem werth wa-
re bey den Alten das Ebenholtz/ iſt ſich alſo
nicht zu verwundern/ wenn es auch bey un-
ſeren zeiten an groſſer Herꝛen Hoͤffen hoch
gehalten wird/ darauß man allerley Kunſt-
ſtuck zu machen pfleget.

Der Edle Tavernier aber ſchreibt in ſeinen
Reißbeſchreibungen/ da er von der Jnſul
S. Mauritz handlet/ daß man den Baum
dieſes Ebenholtzes/ ſo bald er umbgehauen
iſt/ mit der Saͤgen in Bretter verſaͤgen und
zertheilen muͤſſe: Dieſe bretter aber werden
hernach auff 2. oder 3. Jahr lang/ biß 7. oder
8. ſchuh tieff in ein gewiſſes feuchtes Erd-
reich vergraben/ da es denn nach verflieſ-
ſung ſolcher zeit die glaͤntzende ſchwaͤrtze und
hartigkeit erſt bekomme/ und annoch taug-
lich zu allerhand Arbeit ſeye. Worauß denn
wohl zu ſchlieſſen/ daß ſolch Holtz an dem
Baum noch zimlich weich ſein muͤſſe. Und

wenn
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[211/0227] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. den geiſtreichen/ mit fluͤchtigem Saltz be- gabten Waſſer/ das balſamiſche und zu bo- den des Recipienten ſinckende Oel zugleich herauß begeben/ und hiemit auff gemeine weiß von dem Waſſer zu ſcheiden ſeyn. Jſt ein nicht uͤbel-riechendes Oel/ fluͤchtiger und ſubtiler Natur/ und dem Agſtein-oͤl an Tu- genden zu vergleichen. Das deſtillierte geiſtreiche Waſſer kan man Loͤffel-weiß auff ein oder mehr loth uͤber ein- mahl eingeben; wenn es aber rectificiert/ und der Geiſt allein davon gezogen wird/ ſo mit ſeinem fluͤchtigen ſaurlichtem Saltz verge- ſellſchafftet iſt/ ſo kan man ihne Tropffen- weiß von 20 biß 60. auff einmahl einnem̃en. Das deſtillierte balſamiſche Oel aber laͤßt ſich von 4. biß 10 Tropffen in Bruͤhen oder Wein/ oder wenn es zuvor under Zucker gemiſchet iſt/ auch wohl mit nutzlichen de- ſtillierten Waſſern offt einſchwaͤtzen. Alle dieſe Mittel aber eroͤffnen die Verſtopffun- gen der Lebern und des Miltzes/ vertreiben die Wind und ſchmertzhaffte Blaͤhungen der Gedaͤrmen/ ſtaͤrcken den Magen/ verzeh- ren deſſelben Cruditaͤten/ treiben durch den Harn oder durch den Schweiß gantz gelind und gewiß/ deßwegen ſie auch ſehr nutzlich in den veneriſchen Seuͤchen/ und ſo genañ- ten Frantzoſen-kranckheiten/ ja auch in dem ſcharbockiſchen Gebluͤt zu reinigen/ mit gu- ter Wuͤrckung gebraucht werden. Verſto- pfungen der Leber/ und deß Miltz. Blaͤſt. Frantzoſen kranckhei- ten/ Sonderlich aber hat das deſtillierte Oel die Tugend ſchwaͤre Geburten zu erleichte- ren/ die todte Frucht und Nachgeburt ab- zutreiben/ die Mutter nach der Geburt ge- lind von allen Unſauberkeiten zu reinigen; ja auch unfruchtbare Weiber durch gelinde erwaͤrmung der erkalteten Mutter/ und eroͤffnung deroſelben Eyerſtoͤcklein frucht- bar zu machen/ wenn ſie eine geraume zeit faſt taͤglich darvon einnehmen. Schwaͤre Geburt/ Todte Frucht/ Nach-ge- burt. Unfrucht- barkeit/ Kalte Mutter. Diejenigen/ ſo ein verſaltzenes Gebluͤt ha- ben/ und mit der Raud behafftet ſind/ koͤn- nen auch mit Nutzen ordinari ein Holtz- tranck trincken/ oder ſolches mit einem duͤn- nen weiſſen Wein vermiſchen. Nemt Chi- na-wurtzel/ die Rinde von Saſſafras-holtz jed. 1. loth/ geraſpelt Hirtzenhorn ein halb loth: Zerhackt und zerſtoßt alles under ein- ander/ ſiedets in anderthalb maß Waſſer ein halb ſtund oder ein ſtund lang/ auff die letſte werfft nach belieben ein ſtuͤck Suͤßholtz ſambt ein wenig Aenis oder Fenchel-ſamen hinein/ ſeiget es hernach durch ein ſauber Tuch. Dieſes Tranck iſt auch den Poda- griſchen/ und an der Glaͤichſucht darnider ligenden Perſohnen ſehr dienſtlich; ja alle diejenigen/ ſo mit kalten Fluͤſſen geplaget/ es ſey auff der Bruſt oder in den Gliedern/ werden es mit Nutzen trincken. Podagra/ Gleich- ſucht. Kalte fluͤß. CAPUT CVII. Ebenholtz. Ebenus. Namen. EBenholtz heißt Lateiniſch/ Ebenus, Lignum Ebenum. Frantzoͤſiſch/ de l’Ebene. Engliſch/ Ebony. Niderlaͤn- Eben-hout. Geſtalt. Ebenus iſt ein Baum/ welcher nur in Jn- dien und Morenland waͤchſt/ man kan ei- gentliches von ſeiner geſtalt/ groͤſſe/ blaͤtte- ren/ und fruͤchten nichts wiſſen/ deñ er von keinem bißher beſchrieben worden. Allein das Holtz bringt man zu uns/ welches ſehr ſchwartz/ und ſo man es recht betrachtet/ ſi- het es mehr einem Stein/ als einem Holtz gleich/ dieweil es haͤrter/ denn alles ander Holtz iſt/ es ſchwimmet auch nicht ob dem Waſſer/ wie ander Holtz/ ſonder faͤllt alſo- bald zu grund/ ob es ſchon viel Jahr duͤrꝛ iſt. Das beſte Ebenholtz/ welches in Moh- renland waͤchſt/ iſt ſchwartz/ ohne ſtriemen/ glatt/ wie ein poliertes Horn/ ſo man es zer- bricht/ iſt es derb/ ſcharff und beiſſend/ zie- het auch zuſammen/ und wenn es auff gluͤ- ende Kohlen gelegt wird/ gibt es einen lieb- lichen Geruch von ſich/ ohne ſonderlichen rauch/ ſo man es auff einem Mahlerſtein reibet/ faͤrbt es gelb. Das Ebenholtz/ wel- ches in Jndia waͤchſt/ iſt durchzogen mit weiß-gelben ſtriemen/ und hat viel prengel/ aber das in Mohrenland iſt/ wie geſagt/ dem Jndianiſchen uͤberlegen. Jn Jndien werden gemeinlich ſchoͤne Bilder/ Koͤnigliche Sce- pter und Trinckgeſchir auß dem Ebenholtz gemacht/ dieweil die Jndianer jhnen einbil- den/ es helffe wider alle Zauberey/ geſpengſt und gifft/ ſo mans nur anruͤhret: iſt dero- wegen kein wunder/ daß man es hierauſſen ſo theur verkaufft/ ſintemal es auch da es waͤchſt ſo werth iſt. Der erſte/ ſo es auß Jn- dien nach Rom gebracht/ war Pompejus M. als er Mithridatem uͤberwand/ wie ſolches Plinius berichtet. Herodotus vermeldet/ daß die Mohren den Koͤnigen in Perſien hundert phalangas, oder gewiſſe ſtuck Ebenholtz nach verflieſſung jeder dreyer Jahren verehren. Jn einem Schreiben der Koͤnigin Candaces in Moh- renland/ deren Claudius Salmaſius in exercitat. Plinian. ad Solinum p. m. 1031. gedencket/ wird meldung gethan/ wie ſie den Koͤnig Alexan- drum mit 300. ſolcher ſtucken begabet habe. Plutarchus ſchreibet in dem Leben M. Antonii, daß die Cleopatra, Koͤnigin in Egypten/ als der Kaͤyſer Octavianus wider ſie und den M. Antonium Krieg fuͤhret/ bey dem Tempel der Abgoͤttin Iſidis, und in den fuͤrnembſten Graͤberen/ jhr Silber/ Gold/ Edelgeſtein und andere Kleinodien/ wie auch jhr Eben- holtz verborgen habe. Jn ſolchem werth wa- re bey den Alten das Ebenholtz/ iſt ſich alſo nicht zu verwundern/ wenn es auch bey un- ſeren zeiten an groſſer Herꝛen Hoͤffen hoch gehalten wird/ darauß man allerley Kunſt- ſtuck zu machen pfleget. Der Edle Tavernier aber ſchreibt in ſeinen Reißbeſchreibungen/ da er von der Jnſul S. Mauritz handlet/ daß man den Baum dieſes Ebenholtzes/ ſo bald er umbgehauen iſt/ mit der Saͤgen in Bretter verſaͤgen und zertheilen muͤſſe: Dieſe bretter aber werden hernach auff 2. oder 3. Jahr lang/ biß 7. oder 8. ſchuh tieff in ein gewiſſes feuchtes Erd- reich vergraben/ da es denn nach verflieſ- ſung ſolcher zeit die glaͤntzende ſchwaͤrtze und hartigkeit erſt bekomme/ und annoch taug- lich zu allerhand Arbeit ſeye. Worauß denn wohl zu ſchlieſſen/ daß ſolch Holtz an dem Baum noch zimlich weich ſein muͤſſe. Und wenn D d 2

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/227>, abgerufen am 26.04.2024.