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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Groß Ephew. Hedera Major.
gleich/ mit drey/ vier/ auch mehr ablangen
körnlein begabet.

Der klein Ephew ist unfruchtbar und oh-
ne Blumen; er schlingt sich auff die Felsen/
alte Mauren/ Zäune und Wallstätte/ komt
selten auff die Bäume/ kreucht offt auff der
Erden/ mit weißlichten räben oder zweigen.
Seine blätter sind stäts dreyeckicht/ mit
weissen mackeln besprengt/ und viel kleiner
als deß ersten.

Beyder Ephew grünet allezeit und beste-
het vor allem frost/ ist deßwegen den Schlan-
gen sehr angenehm/ denn sie sich in dem
Winter darinn auffhalten können.

Der Ephew wird durch die pflantzung zu
einem Baum gezielet/ wenn er nun zu dem
alter kommet/ in welchem er Frucht brin-
gen kan/ verendert er seine gantze Gestallt/
denn er richtet sich von sich selbsten auff/
und hat keiner understützung vonnöthen. Er
überkomt auch andere blätter/ denn welche
zuvor vieleckicht waren/ die werden rund/
und an dem rucken mit weissen/ auch biß-
weilen röthlichten flecken underscheiden. Die
zeitigen Beere sind schwartz und selten gelb.

Eigenschafft.

Beyder Ephew hat ein heimlich flüchti-
ges alcalisches saltz/ neben etwelchen balsa-
mischen theilen bey sich verborgen: daher die
Eigenschafft zu heilen und zu kühlen/ brand
zu stillen/ und auffzulösen.

Gebrauch.

Es haben die Heiden jhrem Abgott Bac-
cho zu Ehren auß dem Ephew Kräntze ge-
macht/ daher zur zeit der Maccabeer die
Juden von den Heiden gezwungen worden/
daß sie/ wenn man des Bacchi Fest begien-
ge/ mit Kräntzen von Ephew dem Baccho
zu Ehren mußten einhergehen/ wie in dem
2. Buch der Macabeer cap. 6. v. 7. zu lesen.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Klein Ephew. Hedera Minor.
Es ist auch bey den alten Römeren der Ep-
hew zu den Lorbeerkräntzen der Siegs-Für-
sten gebraucht worden. Dannenher Virgi-
lius Ecclog.
8. den Käyser Augustum also an-
redet:

- - - Hanc sine tempora circum
Inter victrices hederam tibi serpere lauros.

Laß dieses Ephew-Laub/ Auguste für
und für
Vermischt mit Sieges-Kräntz von
Lorbeer gläntzen dir.

Ferner sind auch die Poeten mit Ephew
begabet werden/ weßwegen Horatius lib. 1. o-
de
1. sich also rühmet:

Me doctarum hederae praemia frontium,
Deis miscent superis.

Der Ephew/ welcher da die Stirnen der
Gelehrten/
Belohnet/ machet mir die Götter zu Ge-
fährten.

Nach des Plinii außsag Lib. 24. hist. nat.
cap.
10. wird dieses Kraut nicht gar sicher in
dem Leib gebraucht/ denn es den Menschen
unruhig in dem Haupt machet/ und den
Nerven schädlich ist. Die Trinckgeschirr a-Miltze-
sucht.

ber auß dem Ephew-holtz gemachet/ sollen
den Miltzsichtigen dienlich sein.

Welche Weiber ihre Monatliche Reini-
gung nicht haben/ die sollen 3. Körner vonVerste-
ckung der
Monatli-
chen weiber-
reinigung.

dem grossen Ephew zu pulver gestossen/ mit
Poley-wasser/ und ein wenig Saffran et-
lich tag nach einanderen früh nüchteren
trincken.

Die grünen blätter des Ephews in WeinBöse Ge-
schwär.

gekocht/ können allerley böse Geschwar rei-
nigen und heilen/ wenn sie offt damit warm-
licht gewaschen/ auch übergelegt werden.
Wenn man den Dampff von dieser bä-Verstan-
dene Fra-
wenzeit.

hung unden in die Mutter läßt/ und sie da-
mit bähet/ soll er die zuruck gebliebene Fra-
wenzeit wider bringen.

Etli-
H h 3

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Groß Ephew. Hedera Major.
gleich/ mit drey/ vier/ auch mehr ablangen
koͤrnlein begabet.

Der klein Ephew iſt unfruchtbar und oh-
ne Blumen; er ſchlingt ſich auff die Felſen/
alte Mauren/ Zaͤune und Wallſtaͤtte/ komt
ſelten auff die Baͤume/ kreucht offt auff der
Erden/ mit weißlichten raͤben oder zweigen.
Seine blaͤtter ſind ſtaͤts dreyeckicht/ mit
weiſſen mackeln beſprengt/ und viel kleiner
als deß erſten.

Beyder Ephew gruͤnet allezeit und beſte-
het vor allem froſt/ iſt deßwegen den Schlan-
gen ſehr angenehm/ denn ſie ſich in dem
Winter darinn auffhalten koͤnnen.

Der Ephew wird durch die pflantzung zu
einem Baum gezielet/ wenn er nun zu dem
alter kommet/ in welchem er Frucht brin-
gen kan/ verendert er ſeine gantze Geſtallt/
denn er richtet ſich von ſich ſelbſten auff/
und hat keiner underſtuͤtzung vonnoͤthen. Er
uͤberkomt auch andere blaͤtter/ denn welche
zuvor vieleckicht waren/ die werden rund/
und an dem rucken mit weiſſen/ auch biß-
weilen roͤthlichten flecken underſcheiden. Die
zeitigen Beere ſind ſchwartz und ſelten gelb.

Eigenſchafft.

Beyder Ephew hat ein heimlich fluͤchti-
ges alcaliſches ſaltz/ neben etwelchen balſa-
miſchen theilen bey ſich verborgen: daher die
Eigenſchafft zu heilen und zu kuͤhlen/ brand
zu ſtillen/ und auffzuloͤſen.

Gebrauch.

Es haben die Heiden jhrem Abgott Bac-
cho zu Ehren auß dem Ephew Kraͤntze ge-
macht/ daher zur zeit der Maccabeer die
Juden von den Heiden gezwungen worden/
daß ſie/ wenn man des Bacchi Feſt begien-
ge/ mit Kraͤntzen von Ephew dem Baccho
zu Ehren mußten einhergehen/ wie in dem
2. Buch der Macabeer cap. 6. v. 7. zu leſen.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Klein Ephew. Hedera Minor.
Es iſt auch bey den alten Roͤmeren der Ep-
hew zu den Lorbeerkraͤntzen der Siegs-Fuͤr-
ſten gebraucht worden. Dannenher Virgi-
lius Ecclog.
8. den Kaͤyſer Auguſtum alſo an-
redet:

- - - Hanc ſine tempora circum
Inter victrices hederam tibi ſerpere lauros.

Laß dieſes Ephew-Laub/ Auguſte fuͤr
und fuͤr
Vermiſcht mit Sieges-Kraͤntz von
Lorbeer glaͤntzen dir.

Ferner ſind auch die Poeten mit Ephew
begabet werden/ weßwegen Horatius lib. 1. o-
de
1. ſich alſo ruͤhmet:

Me doctarum hederæ præmia frontium,
Dîs miſcent ſuperis.

Der Ephew/ welcher da die Stirnen der
Gelehrten/
Belohnet/ machet mir die Goͤtter zu Ge-
faͤhrten.

Nach des Plinii außſag Lib. 24. hiſt. nat.
cap.
10. wird dieſes Kraut nicht gar ſicher in
dem Leib gebraucht/ denn es den Menſchen
unruhig in dem Haupt machet/ und den
Nerven ſchaͤdlich iſt. Die Trinckgeſchirꝛ a-Miltze-
ſucht.

ber auß dem Ephew-holtz gemachet/ ſollen
den Miltzſichtigen dienlich ſein.

Welche Weiber ihre Monatliche Reini-
gung nicht haben/ die ſollen 3. Koͤrner vonVerſte-
ckung der
Monatli-
chẽ weiber-
reinigung.

dem groſſen Ephew zu pulver geſtoſſen/ mit
Poley-waſſer/ und ein wenig Saffran et-
lich tag nach einanderen fruͤh nuͤchteren
trincken.

Die gruͤnen blaͤtter des Ephews in WeinBoͤſe Ge-
ſchwaͤr.

gekocht/ koͤnnen allerley boͤſe Geſchwår rei-
nigen und heilen/ wenn ſie offt damit warm-
licht gewaſchen/ auch uͤbergelegt werden.
Wenn man den Dampff von dieſer baͤ-Verſtan-
dene Fra-
wenzeit.

hung unden in die Mutter laͤßt/ und ſie da-
mit baͤhet/ ſoll er die zuruck gebliebene Fra-
wenzeit wider bringen.

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[245/0261] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. [Abbildung Groß Ephew. Hedera Major. ] gleich/ mit drey/ vier/ auch mehr ablangen koͤrnlein begabet. Der klein Ephew iſt unfruchtbar und oh- ne Blumen; er ſchlingt ſich auff die Felſen/ alte Mauren/ Zaͤune und Wallſtaͤtte/ komt ſelten auff die Baͤume/ kreucht offt auff der Erden/ mit weißlichten raͤben oder zweigen. Seine blaͤtter ſind ſtaͤts dreyeckicht/ mit weiſſen mackeln beſprengt/ und viel kleiner als deß erſten. Beyder Ephew gruͤnet allezeit und beſte- het vor allem froſt/ iſt deßwegen den Schlan- gen ſehr angenehm/ denn ſie ſich in dem Winter darinn auffhalten koͤnnen. Der Ephew wird durch die pflantzung zu einem Baum gezielet/ wenn er nun zu dem alter kommet/ in welchem er Frucht brin- gen kan/ verendert er ſeine gantze Geſtallt/ denn er richtet ſich von ſich ſelbſten auff/ und hat keiner underſtuͤtzung vonnoͤthen. Er uͤberkomt auch andere blaͤtter/ denn welche zuvor vieleckicht waren/ die werden rund/ und an dem rucken mit weiſſen/ auch biß- weilen roͤthlichten flecken underſcheiden. Die zeitigen Beere ſind ſchwartz und ſelten gelb. Eigenſchafft. Beyder Ephew hat ein heimlich fluͤchti- ges alcaliſches ſaltz/ neben etwelchen balſa- miſchen theilen bey ſich verborgen: daher die Eigenſchafft zu heilen und zu kuͤhlen/ brand zu ſtillen/ und auffzuloͤſen. Gebrauch. Es haben die Heiden jhrem Abgott Bac- cho zu Ehren auß dem Ephew Kraͤntze ge- macht/ daher zur zeit der Maccabeer die Juden von den Heiden gezwungen worden/ daß ſie/ wenn man des Bacchi Feſt begien- ge/ mit Kraͤntzen von Ephew dem Baccho zu Ehren mußten einhergehen/ wie in dem 2. Buch der Macabeer cap. 6. v. 7. zu leſen. [Abbildung Klein Ephew. Hedera Minor. ] Es iſt auch bey den alten Roͤmeren der Ep- hew zu den Lorbeerkraͤntzen der Siegs-Fuͤr- ſten gebraucht worden. Dannenher Virgi- lius Ecclog. 8. den Kaͤyſer Auguſtum alſo an- redet: - - - Hanc ſine tempora circum Inter victrices hederam tibi ſerpere lauros. Laß dieſes Ephew-Laub/ Auguſte fuͤr und fuͤr Vermiſcht mit Sieges-Kraͤntz von Lorbeer glaͤntzen dir. Ferner ſind auch die Poeten mit Ephew begabet werden/ weßwegen Horatius lib. 1. o- de 1. ſich alſo ruͤhmet: Me doctarum hederæ præmia frontium, Dîs miſcent ſuperis. Der Ephew/ welcher da die Stirnen der Gelehrten/ Belohnet/ machet mir die Goͤtter zu Ge- faͤhrten. Nach des Plinii außſag Lib. 24. hiſt. nat. cap. 10. wird dieſes Kraut nicht gar ſicher in dem Leib gebraucht/ denn es den Menſchen unruhig in dem Haupt machet/ und den Nerven ſchaͤdlich iſt. Die Trinckgeſchirꝛ a- ber auß dem Ephew-holtz gemachet/ ſollen den Miltzſichtigen dienlich ſein. Miltze- ſucht. Welche Weiber ihre Monatliche Reini- gung nicht haben/ die ſollen 3. Koͤrner von dem groſſen Ephew zu pulver geſtoſſen/ mit Poley-waſſer/ und ein wenig Saffran et- lich tag nach einanderen fruͤh nuͤchteren trincken. Verſte- ckung der Monatli- chẽ weiber- reinigung. Die gruͤnen blaͤtter des Ephews in Wein gekocht/ koͤnnen allerley boͤſe Geſchwår rei- nigen und heilen/ wenn ſie offt damit warm- licht gewaſchen/ auch uͤbergelegt werden. Wenn man den Dampff von dieſer baͤ- hung unden in die Mutter laͤßt/ und ſie da- mit baͤhet/ ſoll er die zuruck gebliebene Fra- wenzeit wider bringen. Boͤſe Ge- ſchwaͤr. Verſtan- dene Fra- wenzeit. Etli- H h 3

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/261>, abgerufen am 26.04.2024.