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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] 1. Mespelbaum. Mespilus Aronia.
lartree. Dänisch/ Mespeltroe/ Aberolff. Ni-
derländisch/ Mispelboom.

Die Frucht Mespel- oder Nespel heißt
Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Mespilum.
Jtaliänlsch/ Nespola, Mespola. Frantzösisch/
Nefle. Spanisch/ Niespera. Englisch/ Met-
ler/ Openarße. Dänisch/ Mespel. Nider-
ländisch/ Mispel.

Geschlecht vnd Gestalt.

Der erste Mespel- oder Nespelbaum ist
niedrig/ hat ein hartes Holtz; die Blätter
vergleichen sich mit denen an den Hagen-
dorn Stauden; jedoch sind sie etwas grös-
ser und Dicker/ ins gemein an drey-bißwei-
len auch an mehr orthen tieff eingeschnit-
ten. Die Aeste und Blätter sind etwas wol-
licht. Die Blüthe ist weiß und klein. Die
Frucht/ so hernach folgt/ ist rohtlicht und
rund wie ein Cymbel formirt/ kleiner als
die gemeinen Nespel/ zeitiget langsam/ und
tauget nicht eher zu essen/ biß sie weich wird;
in Griechischer Sprach/ heisset diese Frucht
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], das ist/ drey-körnig/ von we-
gen der dreyen steinen/ so darinnen gefun-
den werden/ und rotbfärbig sind. Diese
werden die Jtaliänischen Nespel genandt;
weil sie meisten theils in Jtalien/ sonderlich
im Königreich Neapolis/ und in Sicilien
häuffig wachsen. Von dannen sie nach
Rom gebracht/ und in den Gärten der Her-
ren Cardinälen gezielet werden. Petrus Ma-
thiolus
hat jhren viel erstlich zu Neapolis/
in des Cardinals Pompeii Colummae Lust-
garten gesehen'/ welcher an der Stras Per-
digrotta
liget/ da man in des Virgilii Maro-
nis
Grab hinauß spatziert. Die Jnwohner
essen diese Frucht mit Lust/ denn sie schmä-
cket wol/ machen sie auch mit Zucker oder
Honig ein; Auch sind diese Früchte sehr an-
genehm den schwangern Weibern/ denn sie
benemmen den unnatürlichen/ oder auch
[Spaltenumbruch] [Abbildung] 2. Mespelbaum. Mespilus.
falschen Gelust/ sie dienen dem Magen/ stil-
len die Bauchflüß/ und das Würgen: Ob-
wohlen dieser Baum auch in Teutschland
wachßet/ mag er doch nicht zur Frucht ge-
bracht werden.

Der ander Mespel- oder Nespelbaum ist
uns in Teutschland gar wol bekandt/ weil er
hin und wider in den Gärten wachßet. Er
bleibt etwas niedrig und mag dem Apffel-
baum nicht gleich werden/ die Blätter kom-
men etwas mit den Lorbeerblätteren über-
ein/ und sind haaricht/ das Holtz aber vest
und zähe/ die Aeste stachlicht/ die Blüte
weiß/ sich auff Leibfarb ziehend/ fünff blät-
ticht/ deren jedes Blättlein breit/ und oben
in der mitte etwas eingeschnitten/ kommt im
Aprillen und Mäyen hervor. Die Früchte
werden etwas grösser als die Galläpffel/ sind
anfangs grün und etwas grau/ auch hart
und sauer/ oben mit fünff-zenckichten Pu-
tzen besetzet; ein jede Frucht hat unten fünff
harte/ dreyeckichte Steine oder Körner. Jm
Herbst/ wann es schon ein oder zweymahl
gefroren hat/ werden die Früchte abgenom-
men/ denn die erste Gefrost schadet ihnen
nichts/ sondern macht sie nur mürb; und
weil sie gleichwol noch nicht zu essen sind/
sondern ein weisses hartes und zusammen
ziehendes Fleisch haben/ muß man sie auff
Stroh legen/ da sie denn erst recht weich
und teig werden; haben einen saurlichten
lieblichen Geschmack/ und sind gut zu essen.

Der Nespelbäum leidet allerley Lufft/ und
wachset in sandigem/ steinichtem/ und lei-
michtem Erdreich/ oder Letten mit Sand ver-
mischt. Er wird gesäet von den inwendigen
Körnlein/ als seinem Samen/ aber die zweig-
lein kommen langsam auff/ daher die Pel-
tzung ihnen befürderlich und verbesserlich ist.
Er wird geimpffet in sich selbst/ wie auch in
Birn/ Aepffel/ Quitten und Weißdornen.
Die Zweiglein oder Peltzreiser sollen auß der

mitte

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] 1. Meſpelbaum. Meſpilus Aronia.
lartree. Daͤniſch/ Meſpeltroe/ Aberolff. Ni-
derlaͤndiſch/ Miſpelboom.

Die Frucht Meſpel- oder Neſpel heißt
Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Meſpilum.
Jtaliaͤnlſch/ Neſpola, Meſpola. Frantzoͤſiſch/
Nefle. Spaniſch/ Nieſpera. Engliſch/ Met-
ler/ Openarße. Daͤniſch/ Meſpel. Nider-
laͤndiſch/ Miſpel.

Geſchlecht vnd Geſtalt.

Der erſte Meſpel- oder Neſpelbaum iſt
niedrig/ hat ein hartes Holtz; die Blaͤtter
vergleichen ſich mit denen an den Hagen-
dorn Stauden; jedoch ſind ſie etwas groͤſ-
ſer und Dicker/ ins gemein an drey-bißwei-
len auch an mehr orthen tieff eingeſchnit-
ten. Die Aeſte und Blaͤtter ſind etwas wol-
licht. Die Bluͤthe iſt weiß und klein. Die
Frucht/ ſo hernach folgt/ iſt rohtlicht und
rund wie ein Cymbel formirt/ kleiner als
die gemeinen Neſpel/ zeitiget langſam/ und
tauget nicht eher zu eſſen/ biß ſie weich wird;
in Griechiſcher Sprach/ heiſſet dieſe Frucht
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], das iſt/ drey-koͤrnig/ von we-
gen der dreyen ſteinen/ ſo darinnen gefun-
den werden/ und rotbfaͤrbig ſind. Dieſe
werden die Jtaliaͤniſchen Neſpel genandt;
weil ſie meiſten theils in Jtalien/ ſonderlich
im Koͤnigreich Neapolis/ und in Sicilien
haͤuffig wachſen. Von dannen ſie nach
Rom gebracht/ und in den Gaͤrten der Her-
ren Cardinaͤlen gezielet werden. Petrus Ma-
thiolus
hat jhren viel erſtlich zu Neapolis/
in des Cardinals Pompeii Colummæ Luſt-
garten geſehen’/ welcher an der Stras Per-
digrotta
liget/ da man in des Virgilii Maro-
nis
Grab hinauß ſpatziert. Die Jnwohner
eſſen dieſe Frucht mit Luſt/ denn ſie ſchmaͤ-
cket wol/ machen ſie auch mit Zucker oder
Honig ein; Auch ſind dieſe Fruͤchte ſehr an-
genehm den ſchwangern Weibern/ denn ſie
benemmen den unnatuͤrlichen/ oder auch
[Spaltenumbruch] [Abbildung] 2. Meſpelbaum. Meſpilus.
falſchen Geluſt/ ſie dienen dem Magen/ ſtil-
len die Bauchfluͤß/ und das Wuͤrgen: Ob-
wohlen dieſer Baum auch in Teutſchland
wachßet/ mag er doch nicht zur Frucht ge-
bracht werden.

Der ander Meſpel- oder Neſpelbaum iſt
uns in Teutſchland gar wol bekandt/ weil er
hin und wider in den Gaͤrten wachßet. Er
bleibt etwas niedrig und mag dem Apffel-
baum nicht gleich werden/ die Blaͤtter kom-
men etwas mit den Lorbeerblaͤtteren uͤber-
ein/ und ſind haaricht/ das Holtz aber veſt
und zaͤhe/ die Aeſte ſtachlicht/ die Bluͤte
weiß/ ſich auff Leibfarb ziehend/ fuͤnff blaͤt-
ticht/ deren jedes Blaͤttlein breit/ und oben
in der mitte etwas eingeſchnitten/ kom̃t im
Aprillen und Maͤyen hervor. Die Fruͤchte
werden etwas groͤſſer als die Gallaͤpffel/ ſind
anfangs gruͤn und etwas grau/ auch hart
und ſauer/ oben mit fuͤnff-zenckichten Pu-
tzen beſetzet; ein jede Frucht hat unten fuͤnff
harte/ dreyeckichte Steine oder Koͤrner. Jm
Herbſt/ wann es ſchon ein oder zweymahl
gefroren hat/ werden die Fruͤchte abgenom-
men/ denn die erſte Gefroſt ſchadet ihnen
nichts/ ſondern macht ſie nur muͤrb; und
weil ſie gleichwol noch nicht zu eſſen ſind/
ſondern ein weiſſes hartes und zuſammen
ziehendes Fleiſch haben/ muß man ſie auff
Stroh legen/ da ſie denn erſt recht weich
und teig werden; haben einen ſaurlichten
lieblichen Geſchmack/ und ſind gut zu eſſen.

Der Neſpelbaͤum leidet allerley Lufft/ und
wachſet in ſandigem/ ſteinichtem/ und lei-
michtem Erdreich/ oder Letten mit Sand ver-
miſcht. Er wird geſaͤet von den inwendigen
Koͤrnlein/ als ſeinem Samen/ aber die zweig-
lein kommen langſam auff/ daher die Pel-
tzung ihnen befuͤrderlich und verbeſſerlich iſt.
Er wird geimpffet in ſich ſelbſt/ wie auch in
Birn/ Aepffel/ Quitten und Weißdornen.
Die Zweiglein oder Peltzreiſer ſollen auß der

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/30>, abgerufen am 26.04.2024.