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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] hinein/ sie können aber die strenge kälte nicht
dulden/ darumb hat man besondere scherben
und gefäß/ solche stöck vor dem Winter in
den kellern zu erhalten/ doch so schön Wet-
ter vorhanden/ stellet man sie hinauß an die
Sonnen/ läßt sie auch bißweilen beregnen/
und trägt sie alsdenn widerum in keller.

Von pflantzung der schönen und lustigen
Näglein/ wie auch derer hunderterley na-
men/ besihe Hr. Georg Vischers/ Gräfl. Ho-
lenloischen Raths/ neu-vermehrten Blu-
men-garten das 8. und 10. cap.

Eigenschafft.

Die Näglein-blumen sind warm und tro-
cken in mittelmäßiger krafft; haben ein flüch-
tiges sehr miltes saltz/ mit einem subtilen
balsamischen öl bey sich/ und daher sonder-
liche tugenden/ das Haupt/ Hertz und Le-
ber zu stärcken/ und die Lebens-geister zu er-
quicken.

Gebrauch.

Die zahmen Näglein-blumen sind dem
Schwindel
Schlag-
Fallende
Sucht.
Krampff/
Zittern/
Haupt nutzlich/ denn sie stärcken das Hirn/
dienen wider den Schwindel/ Schlag/ fal-
lende Sucht/ Krampff und Zittern.

Der Nägleinblumen-zucker oder Conser-
va,
wird auß zahmen rothen Nägelein/ auff
gleiche weise gemacht/ wie der Rosen-zucker/
davon besihe droben in dem 1. Buch das 129.
Kaltes und
flüßiges
Haupt/
Blödes
Gesicht.
schwaches
Hertz und
Mutter/
schwindel/
Schlag/
Lähme/
fallende
Sucht/
Pest/ Er-
brechen/
Durchlauf
Wehthum
der Mutter
Bauch-
würm.
cap. bey den Rosen. Dieser Zucker/ so man
davon nach belieben einer Muscatnuß groß
nimt/ stärcket das kalte flüßige Haupt/ blö-
de Gesicht/ das schwache Hertz und die Mut-
ter: ist eine köstliche Artzney wider den
Schwindel/ Schlag/ Lähme/ fallende
Sucht und die Pest: bekomt dem Magen
wol/ fürdert die Däuung und Geburt ohne
schaden/ stillet das Erbrechen/ den Durch-
lauff und Wehethum der Mutter/ und töd-
tet die Bauchwürm. Dergleichen würckung
hat auch das auß den zahmen Näglein-blu-
men mit dem Kraut destillierte wasser.

Der in den Apothecken zubereitete Näg-
leinblumen-syrup stärcket das Haupt/ Hertz/
Magen/ Leber und die Mutter/ davon nach
belieben ein löffel voll genommen.

Auß den Näglein-blumen wird ein treff-
licher Eßig zubereitet/ auff gleiche weiß wie
man den Rosen-eßig macht/ davon besihe
angezogenes cap. Wenn ein Mensch in
OhnmachtOhnmacht gefallen ist/ so bestreiche ihm die
Schläff/ Nasen und Pulß-adern mit Näg-
leinblumen-eßig/ oder besprenge ihm das
Pest-zeit.Angesicht darmit. Jn der Pest-zeit solle
man mit diesem Eßig das Angesicht und
die Hände befeuchten.

Es wird auß den wilden Näglein ein
Grieß.
Stein.
Wasser destilliert/ so trefflich gut für das
Grieß und den Stein ist/ wenn man den
Krancken zuzeiten etliche löffelvoll eingibet.

Die blumen des weissen Näglein-graß
brauchet man wider das Hertzklopffen/ und
Hertzklopf-
sen/ Hertz-
schwachhei-
ten/ fallen-
de Sucht/
Gichter.
andere Hertz-schwachheiten/ sie werden son-
derlich gelobt wider die fallende Sucht und
Gichter/ so man wie droben vermeldet/ ein
Lattwerg oder Conserven-zucker darauß
machet. Andere destillieren das Kraut mit
den Blumen/ und gebrauchen es wider vor-
Gichter
bey den
jungen
Kindern.
ermelte Kranckheiten/ insonderheit aber den
jungen Kindern wider die Gichter/ darauff
sie gute besserung befinden.

[Spaltenumbruch]


CAPUT LXVI.
[Abbildung] Schweinbrot. Cyclaminus.
Namen.

SChweinbrot heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 4 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Cy-
claminus, Cyclamen, Panis porcinus,
Malum terrae, Rapum terrae, Tuber terrae,
Umbilicus terrae, Artanita.
Jtaliänisch/ Ci-
clamino, Pane porcino.
Frantzösisch/ Pain
de pourceau.
Spanisch/ Pan porcino, Pan
de puerco.
Englisch/ Swinebread/ Sow-
bread. Dänisch/ Galteknap/ Madekierne.
Niderländisch/ Verkensbroot/ Sveykens-
broot/ Eerdappel. Jn Hochteutscher Sprach
wird es auch genennt Erdapffel/ Erdnabel/
Erdscheiben und Waldrüben.

Geschlecht und Gestalt.

1. Das erste Geschlecht des Schweinbrots/
Cyclamen orbiculato folio, inferne purpura-
scente, C. B. Cyclaminus folio rotundiore vul-
gatior, J. B.
Hat eine runde und flache/ auß-
wendig schwartze/ inwendig weisse wurtzel/
mit vielen kleinen zaseln behänget/ und wie
ein Rüben anzusehen/ auch am geschmack
bitter und scharff/ bißweilen wird sie sehr
groß/ und nach dem bericht Conradi Gesneri,
wie das Haupt eines Widders gestaltet. Die
blätter vergleichen sich dem Ephew-laub/
oder den Haselwurtz-blättern/ ligen außge-
spreitet auff der erden/ sind an dem Rucken
etwas braun-roth/ aber auff der andern sei-
ten mit weissen flecken besprengt. Es brin-
get zarte/ glatte/ und vier oder fünff fin-
ger lange stengel/ darauff wachsen schöne
leib-farbe oder dick-rothe blumen/ eines
lieblichen geruchs/ denen folget ein rundlicht
und spitzig köpflein nach/ welches mit un-

gleichem/

Das Dritte Buch/
[Spaltenumbruch] hinein/ ſie koͤnnen aber die ſtrenge kaͤlte nicht
dulden/ darumb hat man beſondere ſcherben
und gefaͤß/ ſolche ſtoͤck vor dem Winter in
den kellern zu erhalten/ doch ſo ſchoͤn Wet-
ter vorhanden/ ſtellet man ſie hinauß an die
Sonnen/ laͤßt ſie auch bißweilen beregnen/
und traͤgt ſie alsdenn widerum in keller.

Von pflantzung der ſchoͤnen und luſtigen
Naͤglein/ wie auch derer hunderterley na-
men/ beſihe Hr. Georg Viſchers/ Graͤfl. Ho-
lenloiſchen Raths/ neu-vermehrten Blu-
men-garten das 8. und 10. cap.

Eigenſchafft.

Die Naͤglein-blumen ſind warm und tro-
cken in mittelmaͤßiger krafft; haben ein fluͤch-
tiges ſehr miltes ſaltz/ mit einem ſubtilen
balſamiſchen oͤl bey ſich/ und daher ſonder-
liche tugenden/ das Haupt/ Hertz und Le-
ber zu ſtaͤrcken/ und die Lebens-geiſter zu er-
quicken.

Gebrauch.

Die zahmen Naͤglein-blumen ſind dem
Schwindel
Schlag-
Fallende
Sucht.
Krampff/
Zittern/
Haupt nutzlich/ denn ſie ſtaͤrcken das Hirn/
dienen wider den Schwindel/ Schlag/ fal-
lende Sucht/ Krampff und Zittern.

Der Naͤgleinblumen-zucker oder Conſer-
va,
wird auß zahmen rothen Naͤgelein/ auff
gleiche weiſe gemacht/ wie der Roſen-zucker/
davon beſihe droben in dem 1. Buch das 129.
Kaltes uñ
fluͤßiges
Haupt/
Bloͤdes
Geſicht.
ſchwaches
Hertz und
Mutter/
ſchwindel/
Schlag/
Laͤhme/
fallende
Sucht/
Peſt/ Er-
brechen/
Durchlauf
Wehthum
der Mutteꝛ
Bauch-
wuͤrm.
cap. bey den Roſen. Dieſer Zucker/ ſo man
davon nach belieben einer Muſcatnuß groß
nimt/ ſtaͤrcket das kalte fluͤßige Haupt/ bloͤ-
de Geſicht/ das ſchwache Hertz und die Mut-
ter: iſt eine koͤſtliche Artzney wider den
Schwindel/ Schlag/ Laͤhme/ fallende
Sucht und die Peſt: bekomt dem Magen
wol/ fuͤrdert die Daͤuung und Geburt ohne
ſchaden/ ſtillet das Erbrechen/ den Durch-
lauff und Wehethum der Mutter/ und toͤd-
tet die Bauchwuͤrm. Dergleichen wuͤrckung
hat auch das auß den zahmen Naͤglein-blu-
men mit dem Kraut deſtillierte waſſer.

Der in den Apothecken zubereitete Naͤg-
leinblumen-ſyrup ſtaͤrcket das Haupt/ Hertz/
Magen/ Leber und die Mutter/ davon nach
belieben ein loͤffel voll genommen.

Auß den Naͤglein-blumen wird ein treff-
licher Eßig zubereitet/ auff gleiche weiß wie
man den Roſen-eßig macht/ davon beſihe
angezogenes cap. Wenn ein Menſch in
OhnmachtOhnmacht gefallen iſt/ ſo beſtreiche ihm die
Schlaͤff/ Naſen und Pulß-adern mit Naͤg-
leinblumen-eßig/ oder beſprenge ihm das
Peſt-zeit.Angeſicht darmit. Jn der Peſt-zeit ſolle
man mit dieſem Eßig das Angeſicht und
die Haͤnde befeuchten.

Es wird auß den wilden Naͤglein ein
Grieß.
Stein.
Waſſer deſtilliert/ ſo trefflich gut fuͤr das
Grieß und den Stein iſt/ wenn man den
Krancken zuzeiten etliche loͤffelvoll eingibet.

Die blumen des weiſſen Naͤglein-graß
brauchet man wider das Hertzklopffen/ und
Hertzklopf-
ſen/ Hertz-
ſchwachhei-
ten/ fallen-
de Sucht/
Gichter.
andere Hertz-ſchwachheiten/ ſie werden ſon-
derlich gelobt wider die fallende Sucht und
Gichter/ ſo man wie droben vermeldet/ ein
Lattwerg oder Conſerven-zucker darauß
machet. Andere deſtillieren das Kraut mit
den Blumen/ und gebrauchen es wider vor-
Gichter
bey den
jungen
Kindern.
ermelte Kranckheiten/ inſonderheit aber den
jungen Kindern wider die Gichter/ darauff
ſie gute beſſerung befinden.

[Spaltenumbruch]


CAPUT LXVI.
[Abbildung] Schweinbrot. Cyclaminus.
Namen.

SChweinbrot heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 4 Zeichen fehlen], [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Cy-
claminus, Cyclamen, Panis porcinus,
Malum terræ, Rapum terræ, Tuber terræ,
Umbilicus terræ, Artanita.
Jtaliaͤniſch/ Ci-
clamino, Pane porcino.
Frantzoͤſiſch/ Pain
de pourceau.
Spaniſch/ Pan porcino, Pan
de puerco.
Engliſch/ Swinebread/ Sow-
bread. Daͤniſch/ Galteknap/ Madekierne.
Niderlaͤndiſch/ Verkensbroot/ Sveykens-
broot/ Eerdappel. Jn Hochteutſcher Sprach
wird es auch genennt Erdapffel/ Erdnabel/
Erdſcheiben und Waldruͤben.

Geſchlecht und Geſtalt.

1. Das erſte Geſchlecht des Schweinbrots/
Cyclamen orbiculato folio, infernè purpura-
ſcente, C. B. Cyclaminus folio rotundiore vul-
gatior, J. B.
Hat eine runde und flache/ auß-
wendig ſchwartze/ inwendig weiſſe wurtzel/
mit vielen kleinen zaſeln behaͤnget/ und wie
ein Ruͤben anzuſehen/ auch am geſchmack
bitter und ſcharff/ bißweilen wird ſie ſehr
groß/ und nach dem bericht Conradi Geſneri,
wie das Haupt eines Widders geſtaltet. Die
blaͤtter vergleichen ſich dem Ephew-laub/
oder den Haſelwurtz-blaͤttern/ ligen außge-
ſpreitet auff der erden/ ſind an dem Rucken
etwas braun-roth/ aber auff der andern ſei-
ten mit weiſſen flecken beſprengt. Es brin-
get zarte/ glatte/ und vier oder fuͤnff fin-
ger lange ſtengel/ darauff wachſen ſchoͤne
leib-farbe oder dick-rothe blumen/ eines
lieblichen geruchs/ denen folget ein rundlicht
und ſpitzig koͤpflein nach/ welches mit un-

gleichem/
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[602/0618] Das Dritte Buch/ hinein/ ſie koͤnnen aber die ſtrenge kaͤlte nicht dulden/ darumb hat man beſondere ſcherben und gefaͤß/ ſolche ſtoͤck vor dem Winter in den kellern zu erhalten/ doch ſo ſchoͤn Wet- ter vorhanden/ ſtellet man ſie hinauß an die Sonnen/ laͤßt ſie auch bißweilen beregnen/ und traͤgt ſie alsdenn widerum in keller. Von pflantzung der ſchoͤnen und luſtigen Naͤglein/ wie auch derer hunderterley na- men/ beſihe Hr. Georg Viſchers/ Graͤfl. Ho- lenloiſchen Raths/ neu-vermehrten Blu- men-garten das 8. und 10. cap. Eigenſchafft. Die Naͤglein-blumen ſind warm und tro- cken in mittelmaͤßiger krafft; haben ein fluͤch- tiges ſehr miltes ſaltz/ mit einem ſubtilen balſamiſchen oͤl bey ſich/ und daher ſonder- liche tugenden/ das Haupt/ Hertz und Le- ber zu ſtaͤrcken/ und die Lebens-geiſter zu er- quicken. Gebrauch. Die zahmen Naͤglein-blumen ſind dem Haupt nutzlich/ denn ſie ſtaͤrcken das Hirn/ dienen wider den Schwindel/ Schlag/ fal- lende Sucht/ Krampff und Zittern. Schwindel Schlag- Fallende Sucht. Krampff/ Zittern/ Der Naͤgleinblumen-zucker oder Conſer- va, wird auß zahmen rothen Naͤgelein/ auff gleiche weiſe gemacht/ wie der Roſen-zucker/ davon beſihe droben in dem 1. Buch das 129. cap. bey den Roſen. Dieſer Zucker/ ſo man davon nach belieben einer Muſcatnuß groß nimt/ ſtaͤrcket das kalte fluͤßige Haupt/ bloͤ- de Geſicht/ das ſchwache Hertz und die Mut- ter: iſt eine koͤſtliche Artzney wider den Schwindel/ Schlag/ Laͤhme/ fallende Sucht und die Peſt: bekomt dem Magen wol/ fuͤrdert die Daͤuung und Geburt ohne ſchaden/ ſtillet das Erbrechen/ den Durch- lauff und Wehethum der Mutter/ und toͤd- tet die Bauchwuͤrm. Dergleichen wuͤrckung hat auch das auß den zahmen Naͤglein-blu- men mit dem Kraut deſtillierte waſſer. Kaltes uñ fluͤßiges Haupt/ Bloͤdes Geſicht. ſchwaches Hertz und Mutter/ ſchwindel/ Schlag/ Laͤhme/ fallende Sucht/ Peſt/ Er- brechen/ Durchlauf Wehthum der Mutteꝛ Bauch- wuͤrm. Der in den Apothecken zubereitete Naͤg- leinblumen-ſyrup ſtaͤrcket das Haupt/ Hertz/ Magen/ Leber und die Mutter/ davon nach belieben ein loͤffel voll genommen. Auß den Naͤglein-blumen wird ein treff- licher Eßig zubereitet/ auff gleiche weiß wie man den Roſen-eßig macht/ davon beſihe angezogenes cap. Wenn ein Menſch in Ohnmacht gefallen iſt/ ſo beſtreiche ihm die Schlaͤff/ Naſen und Pulß-adern mit Naͤg- leinblumen-eßig/ oder beſprenge ihm das Angeſicht darmit. Jn der Peſt-zeit ſolle man mit dieſem Eßig das Angeſicht und die Haͤnde befeuchten. Ohnmacht Peſt-zeit. Es wird auß den wilden Naͤglein ein Waſſer deſtilliert/ ſo trefflich gut fuͤr das Grieß und den Stein iſt/ wenn man den Krancken zuzeiten etliche loͤffelvoll eingibet. Grieß. Stein. Die blumen des weiſſen Naͤglein-graß brauchet man wider das Hertzklopffen/ und andere Hertz-ſchwachheiten/ ſie werden ſon- derlich gelobt wider die fallende Sucht und Gichter/ ſo man wie droben vermeldet/ ein Lattwerg oder Conſerven-zucker darauß machet. Andere deſtillieren das Kraut mit den Blumen/ und gebrauchen es wider vor- ermelte Kranckheiten/ inſonderheit aber den jungen Kindern wider die Gichter/ darauff ſie gute beſſerung befinden. Hertzklopf- ſen/ Hertz- ſchwachhei- ten/ fallen- de Sucht/ Gichter. Gichter bey den jungen Kindern. CAPUT LXVI. [Abbildung Schweinbrot. Cyclaminus. ] Namen. SChweinbrot heißt Griechiſch/ _____- ____, _. Lateiniſch/ Cy- claminus, Cyclamen, Panis porcinus, Malum terræ, Rapum terræ, Tuber terræ, Umbilicus terræ, Artanita. Jtaliaͤniſch/ Ci- clamino, Pane porcino. Frantzoͤſiſch/ Pain de pourceau. Spaniſch/ Pan porcino, Pan de puerco. Engliſch/ Swinebread/ Sow- bread. Daͤniſch/ Galteknap/ Madekierne. Niderlaͤndiſch/ Verkensbroot/ Sveykens- broot/ Eerdappel. Jn Hochteutſcher Sprach wird es auch genennt Erdapffel/ Erdnabel/ Erdſcheiben und Waldruͤben. Geſchlecht und Geſtalt. 1. Das erſte Geſchlecht des Schweinbrots/ Cyclamen orbiculato folio, infernè purpura- ſcente, C. B. Cyclaminus folio rotundiore vul- gatior, J. B. Hat eine runde und flache/ auß- wendig ſchwartze/ inwendig weiſſe wurtzel/ mit vielen kleinen zaſeln behaͤnget/ und wie ein Ruͤben anzuſehen/ auch am geſchmack bitter und ſcharff/ bißweilen wird ſie ſehr groß/ und nach dem bericht Conradi Geſneri, wie das Haupt eines Widders geſtaltet. Die blaͤtter vergleichen ſich dem Ephew-laub/ oder den Haſelwurtz-blaͤttern/ ligen außge- ſpreitet auff der erden/ ſind an dem Rucken etwas braun-roth/ aber auff der andern ſei- ten mit weiſſen flecken beſprengt. Es brin- get zarte/ glatte/ und vier oder fuͤnff fin- ger lange ſtengel/ darauff wachſen ſchoͤne leib-farbe oder dick-rothe blumen/ eines lieblichen geruchs/ denen folget ein rundlicht und ſpitzig koͤpflein nach/ welches mit un- gleichem/

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/618>, abgerufen am 26.04.2024.