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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] schüsselein Pfeffer/ Saltz/ und des besten
frischen Baumöls under einander gemischt/
dabey; wenn man nun die Wurtzel essen
will/ so tunckt man sie zuvor in das Baum-
öl/ und genießt sie also/ entweder mit dem
daran gelassenen Kraut/ oder ohne dasselbe.
Etliche pflegen auch Rosen-eßig oder ge-
meinen Eßig mit dem Oel zu vermischen/
und diese Wurtzen also gleich einem Salat
zu essen. Das beste am Sellering ist der
Hertzschoß/ oder Hertzkohl/ wegen seiner
sonderlichen weiche und zärtigkeit. Son-
sten pflegt man sie auch bey dem Fleisch zu
kochen/ welches denn köstliche Brühe ab-
gibt. Oder man nimt die Wurtzel gantz mit
dem Hertzschoß/ säuberet sie wol/ siedet sie
in Brunnwasser wie die Sparglen/ wenn
sie weich genug/ so bestrewet man sie mit
Pfeffer und Saltz/ gießt Baumöl und Es-
sig darüber/ und isset sie also.

Schwacher
Magen/
schlechte
Däwung/
unrein ge-
blüt/ ver-
stopffung
der Leber
und Miltzs.

Diese Wurtzel und Kraut/ wenn sie bey
kräfften/ auff alle weise genossen/ stärcken
den Magen/ befördern die Däwung/ ma-
chen ein gutes gesundes Geblüt/ und eröff-
nen alle innerliche Verstopffungen der Le-
ber/ Lungen/ Miltz/ Mutter und Nieren/
vertreiben alle Traurigkeit und Melancho-
ley. Jst also ein durchgehend gesundes es-
sen/ so da von vielen Kranckheiten den Men-
schen behüten kan.

Schwind-
sucht/
gläichsucht/
Miltzsucht/
Nieren und
Lendenweh
Engbrü-
stigkeit/ hu-
sten/ Gelb-
sucht/ Un-
däwigkeit/
grob/ zähe
Geblüt/
Geschwär/
Scharbock

Das davon destillierte Wasser täglich
morgens und abends auff acht/ oder der da-
rauß gepreßte und durchgeseigte Safft auff
vier loth/ mit oder ohne Zucker/ lange zeit
getruncken/ vertreibt alle Schwindsucht/ al-
le Gläich- und Miltze-sucht/ wie auch das
Nieren- und Lenden-wehe/ befördert gewal-
tig den Harn/ erleichteret den kurtzen Athem/
löset den Husten/ vertreibet die Gelbsucht/
macht gute Däwung des Magens/ und rei-
niget das grobe/ dicke/ zähe Geblüt/ sonder-
lich welches mit saurem Scharbockischem
Saltz angefüllet ist. Man kan solch mittel
auch außwendig/ so wol als inwendig zu rei-
nigung/ säuberung und außheilung aller-
hand fauler Schäden und Geschwären nutz-
lich gebrauchen.

Gleiche Würckung hat auch die Sellering-
brühe/ wenn man nemlich ein siedend heisse
Brühe über das zerhackte frisch-grüne kraut
täglich gießt/ ein halb stund verdeckt stehen
läßt/ hernach siechtet/ und also warm trinckt/
welches denn neben andern Gutthaten/ son-
Melancho-
ley.
derlich auch ein recht fröliches Gemüth ma-
chet.

Jnnerliche
Verstopf-
fung/ ver-
lohrene
Monatzeit
der Weiber

Die Wurtzel des Sellerings in den Brü-
hen gesotten/ oder in den Kräuterweinen mit
eingemischt/ und davon täglich getruncken/
eröffnet alle innerliche Verstopffungen der
Leber/ Miltze/ Mutter/ Nieren und Lun-
gen/ bringt den Weibern die verlohrene Mo-
natzeit wider/ und dienet auch in allen ob-
angezogenen Kranckheiten.

Hievon läßt sich nicht nur der Geist oder
Sellering-
Spiritus.
Spiritus, durch Branntenwein/ darin man
das Kraut und Wurtzen in dem Herbst-oder
Wein-monat einbeitzt/ und demnach destil-
liert/ sondern auch die wahre Essentz nach
Paracelsi manier/ wie auß der Melissen ziehen/
davon drunten im 35. Capitel dieses Buchs.
Wenn man den ersteren Spiritum mit fri-
[Spaltenumbruch] schem Brunnwasser/ darinnen genugsam
Zucker verlassen ist/ vermischt/ so hat man
das rechte Eau de Selleri, oder Sellering-
krafftwasser/ welches heut zu tage im ruff
ist/ und treffliche würckungen zu stärckung
des Hertzens und Magens hat/ etliche löffel
voll bißweilen davon/ sonderlich nach der
mahlzeit eingenommen.



CAPUT XIII.
[Abbildung] Gemeiner Liebstöckel. Hipposelinum
vulgo Levisticum.

Namen.

LIebstöckel/ Laubspickel heißt Grie-
chisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Lateinisch/
Ligusticum, Libysticum, Levisticum,
Jtaliänisch/ Ligustico, Libistico, Levistico.
Frantzösisch/ Liveche. Spanisch/ Livisti-
co.
Englisch/ Lovage. Dänisch/ Loestilcke/
Loebstilcke/ Lybsticke/ Laftsticke. Niderlän-
disch/ Lavas/ Lavetse.

Geschlecht und Gestalt.

Der gemeine in den Gärten gepflantzte
Liebstöckel/ Levisticum vulgare, Ger. Park. Li-
gusticum vulgare foliis Apii, J. B. Ligusticum
vulgare, an Libanotis fertilis Theophr. C. B.

Stosset bald auß seiner dicken/ holtzichten
wurtzel grosse zweige mit den blättern/ die
sind zwey- oder dreymal grösser als am
Wasser-Eppich/ sonsten ihme gleich/ eines
starcken geruchs und geschmacks. Die sten-
gel wachsen drey elen hoch und zu zeiten hö-
her/ sind rund/ dick/ knöpfficht/ hohl und
streifficht. Seine Dolden blühen gelb oder
weiß. Der Samen ist grösser als der Eppich-
samen/ breit/ gestriemt/ graulicht/ wol-
riechend/ eines scharffen/ räsen geschmacks.
Man pflantzt ihne gemeiniglich in die Gär-

ten/

Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] ſchuͤſſelein Pfeffer/ Saltz/ und des beſten
friſchen Baumoͤls under einander gemiſcht/
dabey; wenn man nun die Wurtzel eſſen
will/ ſo tunckt man ſie zuvor in das Baum-
oͤl/ und genießt ſie alſo/ entweder mit dem
daran gelaſſenen Kraut/ oder ohne daſſelbe.
Etliche pflegen auch Roſen-eßig oder ge-
meinen Eßig mit dem Oel zu vermiſchen/
und dieſe Wurtzen alſo gleich einem Salat
zu eſſen. Das beſte am Sellering iſt der
Hertzſchoß/ oder Hertzkohl/ wegen ſeiner
ſonderlichen weiche und zaͤrtigkeit. Son-
ſten pflegt man ſie auch bey dem Fleiſch zu
kochen/ welches denn koͤſtliche Bruͤhe ab-
gibt. Oder man nimt die Wurtzel gantz mit
dem Hertzſchoß/ ſaͤuberet ſie wol/ ſiedet ſie
in Brunnwaſſer wie die Sparglen/ wenn
ſie weich genug/ ſo beſtrewet man ſie mit
Pfeffer und Saltz/ gießt Baumoͤl und Eſ-
ſig daruͤber/ und iſſet ſie alſo.

Schwacheꝛ
Magen/
ſchlechte
Daͤwung/
unrein ge-
bluͤt/ ver-
ſtopffung
der Leber
und Miltzs.

Dieſe Wurtzel und Kraut/ wenn ſie bey
kraͤfften/ auff alle weiſe genoſſen/ ſtaͤrcken
den Magen/ befoͤrdern die Daͤwung/ ma-
chen ein gutes geſundes Gebluͤt/ und eroͤff-
nen alle innerliche Verſtopffungen der Le-
ber/ Lungen/ Miltz/ Mutter und Nieren/
vertreiben alle Traurigkeit und Melancho-
ley. Jſt alſo ein durchgehend geſundes eſ-
ſen/ ſo da von vielen Kranckheiten den Men-
ſchen behuͤten kan.

Schwind-
ſucht/
glaͤichſucht/
Miltzſucht/
Nieren uñ
Lendenweh
Engbruͤ-
ſtigkeit/ hu-
ſten/ Gelb-
ſucht/ Un-
daͤwigkeit/
grob/ zaͤhe
Gebluͤt/
Geſchwaͤr/
Scharbock

Das davon deſtillierte Waſſer taͤglich
morgens und abends auff acht/ oder der da-
rauß gepreßte und durchgeſeigte Safft auff
vier loth/ mit oder ohne Zucker/ lange zeit
getruncken/ vertreibt alle Schwindſucht/ al-
le Glaͤich- und Miltze-ſucht/ wie auch das
Nieren- und Lenden-wehe/ befoͤrdert gewal-
tig den Harn/ erleichteret den kurtzen Athem/
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niget das grobe/ dicke/ zaͤhe Gebluͤt/ ſonder-
lich welches mit ſaurem Scharbockiſchem
Saltz angefuͤllet iſt. Man kan ſolch mittel
auch außwendig/ ſo wol als inwendig zu rei-
nigung/ ſaͤuberung und außheilung aller-
hand fauler Schaͤden und Geſchwaͤren nutz-
lich gebrauchen.

Gleiche Wuͤrckung hat auch die Sellering-
bruͤhe/ wenn man nemlich ein ſiedend heiſſe
Bruͤhe uͤber das zerhackte friſch-gruͤne kraut
taͤglich gießt/ ein halb ſtund verdeckt ſtehen
laͤßt/ hernach ſiechtet/ und alſo warm trinckt/
welches denn neben andern Gutthaten/ ſon-
Melancho-
ley.
derlich auch ein recht froͤliches Gemuͤth ma-
chet.

Jnnerliche
Verſtopf-
fung/ ver-
lohrene
Monatzeit
der Weiber

Die Wurtzel des Sellerings in den Bruͤ-
hen geſotten/ oder in den Kraͤuterweinen mit
eingemiſcht/ und davon taͤglich getruncken/
eroͤffnet alle innerliche Verſtopffungen der
Leber/ Miltze/ Mutter/ Nieren und Lun-
gen/ bringt den Weibern die verlohrene Mo-
natzeit wider/ und dienet auch in allen ob-
angezogenen Kranckheiten.

Hievon laͤßt ſich nicht nur der Geiſt oder
Sellering-
Spiritus.
Spiritus, durch Branntenwein/ darin man
das Kraut und Wurtzen in dem Herbſt-oder
Wein-monat einbeitzt/ und demnach deſtil-
liert/ ſondern auch die wahre Eſſentz nach
Paracelſi manier/ wie auß der Meliſſen ziehen/
davon drunten im 35. Capitel dieſes Buchs.
Wenn man den erſteren Spiritum mit fri-
[Spaltenumbruch] ſchem Brunnwaſſer/ darinnen genugſam
Zucker verlaſſen iſt/ vermiſcht/ ſo hat man
das rechte Eau de Selleri, oder Sellering-
krafftwaſſer/ welches heut zu tage im ruff
iſt/ und treffliche wuͤrckungen zu ſtaͤrckung
des Hertzens und Magens hat/ etliche loͤffel
voll bißweilen davon/ ſonderlich nach der
mahlzeit eingenommen.



CAPUT XIII.
[Abbildung] Gemeiner Liebſtoͤckel. Hippoſelinum
vulgò Leviſticum.

Namen.

LIebſtoͤckel/ Laubſpickel heißt Grie-
chiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Lateiniſch/
Liguſticum, Libyſticum, Leviſticum,
Jtaliaͤniſch/ Liguſtico, Libiſtico, Leviſtico.
Frantzoͤſiſch/ Liveche. Spaniſch/ Liviſti-
co.
Engliſch/ Lovage. Daͤniſch/ Loeſtilcke/
Loebſtilcke/ Lybſticke/ Laftſticke. Niderlaͤn-
diſch/ Lavas/ Lavetſe.

Geſchlecht und Geſtalt.

Der gemeine in den Gaͤrten gepflantzte
Liebſtoͤckel/ Leviſticum vulgare, Ger. Park. Li-
guſticum vulgare foliis Apii, J. B. Liguſticum
vulgare, an Libanotis fertilis Theophr. C. B.

Stoſſet bald auß ſeiner dicken/ holtzichten
wurtzel groſſe zweige mit den blaͤttern/ die
ſind zwey- oder dreymal groͤſſer als am
Waſſer-Eppich/ ſonſten ihme gleich/ eines
ſtarcken geruchs und geſchmacks. Die ſten-
gel wachſen drey elen hoch und zu zeiten hoͤ-
her/ ſind rund/ dick/ knoͤpfficht/ hohl und
ſtreifficht. Seine Dolden bluͤhen gelb oder
weiß. Der Samen iſt groͤſſer als der Eppich-
ſamen/ breit/ geſtriemt/ graulicht/ wol-
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Man pflantzt ihne gemeiniglich in die Gaͤr-

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[710/0726] Das Vierte Buch/ ſchuͤſſelein Pfeffer/ Saltz/ und des beſten friſchen Baumoͤls under einander gemiſcht/ dabey; wenn man nun die Wurtzel eſſen will/ ſo tunckt man ſie zuvor in das Baum- oͤl/ und genießt ſie alſo/ entweder mit dem daran gelaſſenen Kraut/ oder ohne daſſelbe. Etliche pflegen auch Roſen-eßig oder ge- meinen Eßig mit dem Oel zu vermiſchen/ und dieſe Wurtzen alſo gleich einem Salat zu eſſen. Das beſte am Sellering iſt der Hertzſchoß/ oder Hertzkohl/ wegen ſeiner ſonderlichen weiche und zaͤrtigkeit. Son- ſten pflegt man ſie auch bey dem Fleiſch zu kochen/ welches denn koͤſtliche Bruͤhe ab- gibt. Oder man nimt die Wurtzel gantz mit dem Hertzſchoß/ ſaͤuberet ſie wol/ ſiedet ſie in Brunnwaſſer wie die Sparglen/ wenn ſie weich genug/ ſo beſtrewet man ſie mit Pfeffer und Saltz/ gießt Baumoͤl und Eſ- ſig daruͤber/ und iſſet ſie alſo. Dieſe Wurtzel und Kraut/ wenn ſie bey kraͤfften/ auff alle weiſe genoſſen/ ſtaͤrcken den Magen/ befoͤrdern die Daͤwung/ ma- chen ein gutes geſundes Gebluͤt/ und eroͤff- nen alle innerliche Verſtopffungen der Le- ber/ Lungen/ Miltz/ Mutter und Nieren/ vertreiben alle Traurigkeit und Melancho- ley. Jſt alſo ein durchgehend geſundes eſ- ſen/ ſo da von vielen Kranckheiten den Men- ſchen behuͤten kan. Das davon deſtillierte Waſſer taͤglich morgens und abends auff acht/ oder der da- rauß gepreßte und durchgeſeigte Safft auff vier loth/ mit oder ohne Zucker/ lange zeit getruncken/ vertreibt alle Schwindſucht/ al- le Glaͤich- und Miltze-ſucht/ wie auch das Nieren- und Lenden-wehe/ befoͤrdert gewal- tig den Harn/ erleichteret den kurtzen Athem/ loͤſet den Huſten/ vertreibet die Gelbſucht/ macht gute Daͤwung des Magens/ und rei- niget das grobe/ dicke/ zaͤhe Gebluͤt/ ſonder- lich welches mit ſaurem Scharbockiſchem Saltz angefuͤllet iſt. Man kan ſolch mittel auch außwendig/ ſo wol als inwendig zu rei- nigung/ ſaͤuberung und außheilung aller- hand fauler Schaͤden und Geſchwaͤren nutz- lich gebrauchen. Gleiche Wuͤrckung hat auch die Sellering- bruͤhe/ wenn man nemlich ein ſiedend heiſſe Bruͤhe uͤber das zerhackte friſch-gruͤne kraut taͤglich gießt/ ein halb ſtund verdeckt ſtehen laͤßt/ hernach ſiechtet/ und alſo warm trinckt/ welches denn neben andern Gutthaten/ ſon- derlich auch ein recht froͤliches Gemuͤth ma- chet. Melancho- ley. Die Wurtzel des Sellerings in den Bruͤ- hen geſotten/ oder in den Kraͤuterweinen mit eingemiſcht/ und davon taͤglich getruncken/ eroͤffnet alle innerliche Verſtopffungen der Leber/ Miltze/ Mutter/ Nieren und Lun- gen/ bringt den Weibern die verlohrene Mo- natzeit wider/ und dienet auch in allen ob- angezogenen Kranckheiten. Hievon laͤßt ſich nicht nur der Geiſt oder Spiritus, durch Branntenwein/ darin man das Kraut und Wurtzen in dem Herbſt-oder Wein-monat einbeitzt/ und demnach deſtil- liert/ ſondern auch die wahre Eſſentz nach Paracelſi manier/ wie auß der Meliſſen ziehen/ davon drunten im 35. Capitel dieſes Buchs. Wenn man den erſteren Spiritum mit fri- ſchem Brunnwaſſer/ darinnen genugſam Zucker verlaſſen iſt/ vermiſcht/ ſo hat man das rechte Eau de Selleri, oder Sellering- krafftwaſſer/ welches heut zu tage im ruff iſt/ und treffliche wuͤrckungen zu ſtaͤrckung des Hertzens und Magens hat/ etliche loͤffel voll bißweilen davon/ ſonderlich nach der mahlzeit eingenommen. Sellering- Spiritus. CAPUT XIII. [Abbildung Gemeiner Liebſtoͤckel. Hippoſelinum vulgò Leviſticum. ] Namen. LIebſtoͤckel/ Laubſpickel heißt Grie- chiſch/ __. Lateiniſch/ Liguſticum, Libyſticum, Leviſticum, Jtaliaͤniſch/ Liguſtico, Libiſtico, Leviſtico. Frantzoͤſiſch/ Liveche. Spaniſch/ Liviſti- co. Engliſch/ Lovage. Daͤniſch/ Loeſtilcke/ Loebſtilcke/ Lybſticke/ Laftſticke. Niderlaͤn- diſch/ Lavas/ Lavetſe. Geſchlecht und Geſtalt. Der gemeine in den Gaͤrten gepflantzte Liebſtoͤckel/ Leviſticum vulgare, Ger. Park. Li- guſticum vulgare foliis Apii, J. B. Liguſticum vulgare, an Libanotis fertilis Theophr. C. B. Stoſſet bald auß ſeiner dicken/ holtzichten wurtzel groſſe zweige mit den blaͤttern/ die ſind zwey- oder dreymal groͤſſer als am Waſſer-Eppich/ ſonſten ihme gleich/ eines ſtarcken geruchs und geſchmacks. Die ſten- gel wachſen drey elen hoch und zu zeiten hoͤ- her/ ſind rund/ dick/ knoͤpfficht/ hohl und ſtreifficht. Seine Dolden bluͤhen gelb oder weiß. Der Samen iſt groͤſſer als der Eppich- ſamen/ breit/ geſtriemt/ graulicht/ wol- riechend/ eines ſcharffen/ raͤſen geſchmacks. Man pflantzt ihne gemeiniglich in die Gaͤr- ten/

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 710. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/726>, abgerufen am 26.04.2024.