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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] Jtem ein Berg-Andorn mit Betonien-blät-
tern/ Stachys Alpina foliis Betonicae, Dodart.
Mem.

Eigenschafft und Gebrauch

Der riechende Andorn hat gleiche Natur
wie der weisse Andorn: die übrigen aber sind
schlechter an tugend/ und werden deßhalben
zur Artzney nicht gebraucht. Es sollen sich
aber schwangere Weiber vor diesem Kraut
hüten.



CAPUT XXXVII.
[Abbildung] Hirschzung. Scolopendria.
Namen.

HIrschzung heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt].
Lateinisch/ Phyllitis, Scolopendria vul-
garis, Lingua cervina officinarum, Sco-
lopendrium.
Jtaliänisch/ Lengua cervina.
Frantzösisch/ Lengue du cerf. Spanisch/
Lengua cervina, Lengua de ciervo. Englisch/
Harts tongue. Dänisch/ Hiortetung/ Milt-
urt. Niderländisch/ Hertstonge.

Gestalt.

Die gemeine Hirschzung hat eine schwar-
tze/ haarichte und zusammen gedrungene
wurtzel. Die blätter sind lang/ etliche steiff
auffgereckt/ etliche einer Zung oder Miltz
nicht ungleich/ grün/ vornen glatt/ aber an
dem Rucken erhaben/ weil durch ein jedes
blatt ein rundes/ braunes/ haarichtes ripp-
lein gehet/ darneben auff beyden seiten viel
braun-gelbe lange Zwerch-striche/ als kleine
würmlein. Sie bringt weder Stengel/
Blumen noch Samen/ jedoch hat man
durch die Vergrösserungs-gläser die Sa-
men-gefäßlein in unzahlbarer menge gantz
klar und deutlich in denen gelblichten Zwerch-
strichen wargenommen. Wächßt in schat-
tichten Bergen und steinichten Thälern/
auch bey etlichen Brunnen und feuchten
[Spaltenumbruch] Mauren/ insonderheit umb Glarus und Ba-
den im Ergäw/ allhier findet man sie auff
dem Muttentzer-berg. Sie ändert sich mit
den blättern/ denn etliche sind breit/ die an-
derenschmal/ offt werden sie bey den Brün-
nen sehr klein gesehen. Wird nunmehr in
den Gärten gepflantzet.

Eigenschafft.

Die Hirschzung ist kalter und trockner
Natur; hat viel irrdische/ mit alkalischem
Saltz vermischte theilgen/ und daher die ei-
genschafft allem sauren zu widerstehen/ das
scharffe scharbockische geblüt zu versüssen/
die Verstopffungen des Miltzes zu eröffnen.

Gebrauch.

Die Hirschzung über Nacht in Wein ge-
legt/ und am Tag darvon getruncken/ istMiltzsucht.
gut den Miltzsüchtigen.

Auß den blättern der Hirschzungen wird
ein Zucker zubereitet/ wie auß den Rosen.Miltz-
kranckhei-
ten.

Er ist den Miltzsüchtigen sehr gut/ so sie biß-
weilen einer Muscatnuß groß davon nehmen.

Es wird auch ein sehr nutzlicher Kräu-
terwein für alle Miltz-kranckheiten zur
Herbstzeit mit frischem Most auß der Hir-
schenzungen gemacht. Nim Fenchelwur-
tzel sechs loth/ Alantwurtzel vier loth/ Cap-
pers-wurtzel drey loth/ Tamariscken-rinden
acht loth/ Hirschenzungen acht handvoll/
Betonien/ Burretsch/ Cardobenedicten/
Tausendgulden-kraut jedes drey handvoll/
Löffelkraut/ edel Leberkraut/ Odermenig/
Wermuth jedes zwey handvoll; zerschnei-
de alles groblicht/ thue solches in ein sauber
fäßlein/ schütte darüber ein Ohmen oder
dreißig maß guten weissen Mosts/ laß al-
les wol verjäsen/ und ein wochen sechs oder
acht stehen/ alsdenn trincke morgens nüch-
ter und bey dem mittagsessen nach der sup-
pen ein gläßlein voll. So kein guter Most
zu bekommen wäre/ kan er auch mit gutem
alten Wein angesetzt werden.

Das destillierte Hirschzung-wasser eröff-Verstopff-
te Leber und
Miltz/
Stein/
schwartze
Gelbsucht/
schwermü-
tigkeit/ un-
muth/
traurigkeit
Miltzsucht
viertägig
Fieber.
Gefallen
Zäpfflein/
Geschwär
des Ra-
chens/ ver-
sehrt zahn-
fleisch.
Miltzsucht.

net die verstopffte Leber und Miltz/ befür-
dert den Stein und Harn/ wehret der schwar-
tzen Gelbsucht/ widerstehet der Schwermü-
thigkeit/ Unmuth und Traurigkeit/ welche
ohn sonderliche ursach die Melancholischen
und Miltzsüchtigen pflegt zu plagen/ ist auch
gut für das viertägige Fieber/ so man nach
belieben ein paar loth darvon trincket. Es
dienet auch zu dem gefallenen zäpflein/ den
Mund damit gegurgelt/ heilet die Geschwär
des Rachens/ und das versehrte Zahnfleisch
laulicht damit solche ort gewaschen.

Das in den Apothecken zubereitete Hir-
schenzungen-saltz/ auff ein halben scrupel in
seinem Wasser eingenommen/ ist gut wider
alle Miltz-kranckheiten.

Folgendes Kraut wächßt nirgend in Jta-
lien als allein zu Rom/ umb St. Sixti
Closter/ an etlichen alten feuchten Hoffstät-
ten/ neben dem grossen Amphitheatro, von
dannen hat es Aloysius Anguillarius, wie es
allhier abgemahlt/ Matthiolo zugeschickt. Die
blätter vergleichen sich der Hirschzungen/
darumb haben etliche Hemionitim Hirsch-
zungen gedeutet/ aber unrecht. Denn ob-
wol Hemionitis mit der gemeinen Hirsch-
zungen an der gestalt viel zuträgt/ so sind

doch
B b b b b

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] Jtem ein Berg-Andorn mit Betonien-blaͤt-
tern/ Stachys Alpina foliis Betonicæ, Dodart.
Mem.

Eigenſchafft und Gebrauch

Der riechende Andorn hat gleiche Natur
wie der weiſſe Andorn: die uͤbrigen aber ſind
ſchlechter an tugend/ und werden deßhalben
zur Artzney nicht gebraucht. Es ſollen ſich
aber ſchwangere Weiber vor dieſem Kraut
huͤten.



CAPUT XXXVII.
[Abbildung] Hirſchzung. Scolopendria.
Namen.

HIrſchzung heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt].
Lateiniſch/ Phyllitis, Scolopendria vul-
garis, Lingua cervina officinarum, Sco-
lopendrium.
Jtaliaͤniſch/ Lengua cervina.
Frantzoͤſiſch/ Lengue du cerf. Spaniſch/
Lengua cervina, Lengua de ciervo. Engliſch/
Harts tongue. Daͤniſch/ Hiortetung/ Milt-
urt. Niderlaͤndiſch/ Hertstonge.

Geſtalt.

Die gemeine Hirſchzung hat eine ſchwar-
tze/ haarichte und zuſammen gedrungene
wurtzel. Die blaͤtter ſind lang/ etlïche ſteiff
auffgereckt/ etliche einer Zung oder Miltz
nicht ungleich/ gruͤn/ vornen glatt/ aber an
dem Rucken erhaben/ weil durch ein jedes
blatt ein rundes/ braunes/ haarichtes ripp-
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braun-gelbe lange Zwerch-ſtriche/ als kleine
wuͤrmlein. Sie bringt weder Stengel/
Blumen noch Samen/ jedoch hat man
durch die Vergroͤſſerungs-glaͤſer die Sa-
men-gefaͤßlein in unzahlbarer menge gantz
klar und deutlich in denen gelblichten Zwerch-
ſtrichen wargenommen. Waͤchßt in ſchat-
tichten Bergen und ſteinichten Thaͤlern/
auch bey etlichen Brunnen und feuchten
[Spaltenumbruch] Mauren/ inſonderheit umb Glarus und Ba-
den im Ergaͤw/ allhier findet man ſie auff
dem Muttentzer-berg. Sie aͤndert ſich mit
den blaͤttern/ denn etliche ſind breit/ die an-
derenſchmal/ offt werden ſie bey den Bruͤn-
nen ſehr klein geſehen. Wird nunmehr in
den Gaͤrten gepflantzet.

Eigenſchafft.

Die Hirſchzung iſt kalter und trockner
Natur; hat viel irꝛdiſche/ mit alkaliſchem
Saltz vermiſchte theilgen/ und daher die ei-
genſchafft allem ſauren zu widerſtehen/ das
ſcharffe ſcharbockiſche gebluͤt zu verſuͤſſen/
die Verſtopffungen des Miltzes zu eroͤffnen.

Gebrauch.

Die Hirſchzung uͤber Nacht in Wein ge-
legt/ und am Tag darvon getruncken/ iſtMiltzſucht.
gut den Miltzſuͤchtigen.

Auß den blaͤttern der Hirſchzungen wird
ein Zucker zubereitet/ wie auß den Roſen.Miltz-
kranckhei-
ten.

Er iſt den Miltzſuͤchtigen ſehr gut/ ſo ſie biß-
weilen einer Muſcatnuß groß davon nehmen.

Es wird auch ein ſehr nutzlicher Kraͤu-
terwein fuͤr alle Miltz-kranckheiten zur
Herbſtzeit mit friſchem Moſt auß der Hir-
ſchenzungen gemacht. Nim Fenchelwur-
tzel ſechs loth/ Alantwurtzel vier loth/ Cap-
pers-wurtzel drey loth/ Tamariſcken-rinden
acht loth/ Hirſchenzungen acht handvoll/
Betonien/ Burꝛetſch/ Cardobenedicten/
Tauſendgulden-kraut jedes drey handvoll/
Loͤffelkraut/ edel Leberkraut/ Odermenig/
Wermuth jedes zwey handvoll; zerſchnei-
de alles groblicht/ thue ſolches in ein ſauber
faͤßlein/ ſchuͤtte daruͤber ein Ohmen oder
dreißig maß guten weiſſen Moſts/ laß al-
les wol verjaͤſen/ und ein wochen ſechs oder
acht ſtehen/ alsdenn trincke morgens nuͤch-
ter und bey dem mittagseſſen nach der ſup-
pen ein glaͤßlein voll. So kein guter Moſt
zu bekommen waͤre/ kan er auch mit gutem
alten Wein angeſetzt werden.

Das deſtillierte Hirſchzung-waſſer eroͤff-Verſtopff-
te Leber uñ
Miltz/
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ſchwartze
Gelbſucht/
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tigkeit/ un-
muth/
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Miltzſucht
viertaͤgig
Fieber.
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Zaͤpfflein/
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des Ra-
chens/ ver-
ſehrt zahn-
fleiſch.
Miltzſucht.

net die verſtopffte Leber und Miltz/ befuͤr-
dert den Stein und Harn/ wehret der ſchwar-
tzen Gelbſucht/ widerſtehet der Schwermuͤ-
thigkeit/ Unmuth und Traurigkeit/ welche
ohn ſonderliche urſach die Melancholiſchen
und Miltzſuͤchtigen pflegt zu plagen/ iſt auch
gut fuͤr das viertaͤgige Fieber/ ſo man nach
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dienet auch zu dem gefallenen zaͤpflein/ den
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des Rachens/ und das verſehrte Zahnfleiſch
laulicht damit ſolche ort gewaſchen.

Das in den Apothecken zubereitete Hir-
ſchenzungen-ſaltz/ auff ein halben ſcrupel in
ſeinem Waſſer eingenommen/ iſt gut wider
alle Miltz-kranckheiten.

Folgendes Kraut waͤchßt nirgend in Jta-
lien als allein zu Rom/ umb St. Sixti
Cloſter/ an etlichen alten feuchten Hoffſtaͤt-
ten/ neben dem groſſen Amphitheatro, von
dannen hat es Aloyſius Anguillarius, wie es
allhier abgemahlt/ Matthiolo zugeſchickt. Die
blaͤtter vergleichen ſich der Hirſchzungen/
darumb haben etliche Hemionitim Hirſch-
zungen gedeutet/ aber unrecht. Denn ob-
wol Hemionitis mit der gemeinen Hirſch-
zungen an der geſtalt viel zutraͤgt/ ſo ſind

doch
B b b b b
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[745/0761] Von den Kraͤuteren. Jtem ein Berg-Andorn mit Betonien-blaͤt- tern/ Stachys Alpina foliis Betonicæ, Dodart. Mem. Eigenſchafft und Gebrauch Der riechende Andorn hat gleiche Natur wie der weiſſe Andorn: die uͤbrigen aber ſind ſchlechter an tugend/ und werden deßhalben zur Artzney nicht gebraucht. Es ſollen ſich aber ſchwangere Weiber vor dieſem Kraut huͤten. CAPUT XXXVII. [Abbildung Hirſchzung. Scolopendria. ] Namen. HIrſchzung heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Phyllitis, Scolopendria vul- garis, Lingua cervina officinarum, Sco- lopendrium. Jtaliaͤniſch/ Lengua cervina. Frantzoͤſiſch/ Lengue du cerf. Spaniſch/ Lengua cervina, Lengua de ciervo. Engliſch/ Harts tongue. Daͤniſch/ Hiortetung/ Milt- urt. Niderlaͤndiſch/ Hertstonge. Geſtalt. Die gemeine Hirſchzung hat eine ſchwar- tze/ haarichte und zuſammen gedrungene wurtzel. Die blaͤtter ſind lang/ etlïche ſteiff auffgereckt/ etliche einer Zung oder Miltz nicht ungleich/ gruͤn/ vornen glatt/ aber an dem Rucken erhaben/ weil durch ein jedes blatt ein rundes/ braunes/ haarichtes ripp- lein gehet/ darneben auff beyden ſeiten viel braun-gelbe lange Zwerch-ſtriche/ als kleine wuͤrmlein. Sie bringt weder Stengel/ Blumen noch Samen/ jedoch hat man durch die Vergroͤſſerungs-glaͤſer die Sa- men-gefaͤßlein in unzahlbarer menge gantz klar und deutlich in denen gelblichten Zwerch- ſtrichen wargenommen. Waͤchßt in ſchat- tichten Bergen und ſteinichten Thaͤlern/ auch bey etlichen Brunnen und feuchten Mauren/ inſonderheit umb Glarus und Ba- den im Ergaͤw/ allhier findet man ſie auff dem Muttentzer-berg. Sie aͤndert ſich mit den blaͤttern/ denn etliche ſind breit/ die an- derenſchmal/ offt werden ſie bey den Bruͤn- nen ſehr klein geſehen. Wird nunmehr in den Gaͤrten gepflantzet. Eigenſchafft. Die Hirſchzung iſt kalter und trockner Natur; hat viel irꝛdiſche/ mit alkaliſchem Saltz vermiſchte theilgen/ und daher die ei- genſchafft allem ſauren zu widerſtehen/ das ſcharffe ſcharbockiſche gebluͤt zu verſuͤſſen/ die Verſtopffungen des Miltzes zu eroͤffnen. Gebrauch. Die Hirſchzung uͤber Nacht in Wein ge- legt/ und am Tag darvon getruncken/ iſt gut den Miltzſuͤchtigen. Miltzſucht. Auß den blaͤttern der Hirſchzungen wird ein Zucker zubereitet/ wie auß den Roſen. Er iſt den Miltzſuͤchtigen ſehr gut/ ſo ſie biß- weilen einer Muſcatnuß groß davon nehmen. Miltz- kranckhei- ten. Es wird auch ein ſehr nutzlicher Kraͤu- terwein fuͤr alle Miltz-kranckheiten zur Herbſtzeit mit friſchem Moſt auß der Hir- ſchenzungen gemacht. Nim Fenchelwur- tzel ſechs loth/ Alantwurtzel vier loth/ Cap- pers-wurtzel drey loth/ Tamariſcken-rinden acht loth/ Hirſchenzungen acht handvoll/ Betonien/ Burꝛetſch/ Cardobenedicten/ Tauſendgulden-kraut jedes drey handvoll/ Loͤffelkraut/ edel Leberkraut/ Odermenig/ Wermuth jedes zwey handvoll; zerſchnei- de alles groblicht/ thue ſolches in ein ſauber faͤßlein/ ſchuͤtte daruͤber ein Ohmen oder dreißig maß guten weiſſen Moſts/ laß al- les wol verjaͤſen/ und ein wochen ſechs oder acht ſtehen/ alsdenn trincke morgens nuͤch- ter und bey dem mittagseſſen nach der ſup- pen ein glaͤßlein voll. So kein guter Moſt zu bekommen waͤre/ kan er auch mit gutem alten Wein angeſetzt werden. Das deſtillierte Hirſchzung-waſſer eroͤff- net die verſtopffte Leber und Miltz/ befuͤr- dert den Stein und Harn/ wehret der ſchwar- tzen Gelbſucht/ widerſtehet der Schwermuͤ- thigkeit/ Unmuth und Traurigkeit/ welche ohn ſonderliche urſach die Melancholiſchen und Miltzſuͤchtigen pflegt zu plagen/ iſt auch gut fuͤr das viertaͤgige Fieber/ ſo man nach belieben ein paar loth darvon trincket. Es dienet auch zu dem gefallenen zaͤpflein/ den Mund damit gegurgelt/ heilet die Geſchwaͤr des Rachens/ und das verſehrte Zahnfleiſch laulicht damit ſolche ort gewaſchen. Verſtopff- te Leber uñ Miltz/ Stein/ ſchwartze Gelbſucht/ ſchwermuͤ- tigkeit/ un- muth/ tꝛaurigkeit Miltzſucht viertaͤgig Fieber. Gefallen Zaͤpfflein/ Geſchwaͤr des Ra- chens/ ver- ſehrt zahn- fleiſch. Miltzſucht. Das in den Apothecken zubereitete Hir- ſchenzungen-ſaltz/ auff ein halben ſcrupel in ſeinem Waſſer eingenommen/ iſt gut wider alle Miltz-kranckheiten. Folgendes Kraut waͤchßt nirgend in Jta- lien als allein zu Rom/ umb St. Sixti Cloſter/ an etlichen alten feuchten Hoffſtaͤt- ten/ neben dem groſſen Amphitheatro, von dannen hat es Aloyſius Anguillarius, wie es allhier abgemahlt/ Matthiolo zugeſchickt. Die blaͤtter vergleichen ſich der Hirſchzungen/ darumb haben etliche Hemionitim Hirſch- zungen gedeutet/ aber unrecht. Denn ob- wol Hemionitis mit der gemeinen Hirſch- zungen an der geſtalt viel zutraͤgt/ ſo ſind doch B b b b b

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/761>, abgerufen am 26.04.2024.