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Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885.

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IV.
Die Brauchbarkeit der Durchschnittszahlen.


§ 17.
Gruppierung der Versuchsresultate.

Die erste Frage, welche aus den in der beschriebenen
Weise angestellten Untersuchungen eine Antwort erwartet,
ist nach den Erörterungen von §§ 7 und 8 die nach der
Natur der gewonnenen Durchschnittszahlen. Sind die immer-
hin schwankenden Zeiten, welche erforderlich waren, um
Reihen von bestimmter Länge unter möglichst gleichen
Umständen
gerade auswendig zu lernen, so gruppiert, dass
man ihre Mittelwerte mit Wahrscheinlichkeit als Masszahlen
im physikalischen Sinne ansehen darf oder nicht?

Geschehen die Versuche in der oben auseinandergesetzten
Art, sodass nämlich immer mehrere Reihen unmittelbar hinter-
einander gelernt werden, so wird man bei den Zeiten, die
für das Lernen der einzelnen Reihen erforderlich waren,
eine solche Gruppierung von vornherein nicht wohl erwarten
dürfen. Denn bei längerer Dauer des Lernens treten bei den
einzelnen Reihen variable Bedingungen ins Spiel, deren Schwan-
kungen wir, nach unserer Kenntnis von ihnen, nicht als sym-
metrisch um einen Mittelwert voraussetzen können. Die

IV.
Die Brauchbarkeit der Durchschnittszahlen.


§ 17.
Gruppierung der Versuchsresultate.

Die erste Frage, welche aus den in der beschriebenen
Weise angestellten Untersuchungen eine Antwort erwartet,
ist nach den Erörterungen von §§ 7 und 8 die nach der
Natur der gewonnenen Durchschnittszahlen. Sind die immer-
hin schwankenden Zeiten, welche erforderlich waren, um
Reihen von bestimmter Länge unter möglichst gleichen
Umständen
gerade auswendig zu lernen, so gruppiert, daſs
man ihre Mittelwerte mit Wahrscheinlichkeit als Maſszahlen
im physikalischen Sinne ansehen darf oder nicht?

Geschehen die Versuche in der oben auseinandergesetzten
Art, sodaſs nämlich immer mehrere Reihen unmittelbar hinter-
einander gelernt werden, so wird man bei den Zeiten, die
für das Lernen der einzelnen Reihen erforderlich waren,
eine solche Gruppierung von vornherein nicht wohl erwarten
dürfen. Denn bei längerer Dauer des Lernens treten bei den
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[[47]/0063] IV. Die Brauchbarkeit der Durchschnittszahlen. § 17. Gruppierung der Versuchsresultate. Die erste Frage, welche aus den in der beschriebenen Weise angestellten Untersuchungen eine Antwort erwartet, ist nach den Erörterungen von §§ 7 und 8 die nach der Natur der gewonnenen Durchschnittszahlen. Sind die immer- hin schwankenden Zeiten, welche erforderlich waren, um Reihen von bestimmter Länge unter möglichst gleichen Umständen gerade auswendig zu lernen, so gruppiert, daſs man ihre Mittelwerte mit Wahrscheinlichkeit als Maſszahlen im physikalischen Sinne ansehen darf oder nicht? Geschehen die Versuche in der oben auseinandergesetzten Art, sodaſs nämlich immer mehrere Reihen unmittelbar hinter- einander gelernt werden, so wird man bei den Zeiten, die für das Lernen der einzelnen Reihen erforderlich waren, eine solche Gruppierung von vornherein nicht wohl erwarten dürfen. Denn bei längerer Dauer des Lernens treten bei den einzelnen Reihen variable Bedingungen ins Spiel, deren Schwan- kungen wir, nach unserer Kenntnis von ihnen, nicht als sym- metrisch um einen Mittelwert voraussetzen können. Die

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Zitationshilfe: Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885, S. [47]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebbinghaus_gedaechtnis_1885/63>, abgerufen am 26.04.2024.