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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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aller Hellenen, gab ihn meiner Mutter, als er in Aegyp-
ten die Weisheitslehren unserer Priester erlauschte; diese
schenkte ihn mir, als ich von der Heimat Abschied nahm.
-- Auf dem schlichten Steine hier steht eine Sieben.
Diese durchaus untheilbare Zahl stellt die Gesundheit des
Leibes und der Seele dar 7), denn nichts ist untheilbarer,
als die Gesundheit. -- Wenn nur das kleinste Theilchen
des Körpers leidet, so krankt der ganze Mensch; wenn sich
ein schlechter Gedanke in unser Herz einnistet, so ist die
Harmonie der ganzen Seele gestört. Laß Dir diese Sie-
ben, so oft Du sie siehst, zurufen, was ich Dir wünsche:
den ungetheilten, ungetrübten Genuß leiblichen Wohlseins
und eine lange Fortdauer jener liebreichen Milde, welche
Dich zum tugendhaftesten und darum zum gesundesten aller
Menschen macht. Keinen Dank, mein Vater, denn ich
würde Deine Schuldnerin bleiben, selbst wenn ich dem
Krösus die Schätze des Krösus wiederzugeben vermöchte.
Du, Gyges, nimm diese lydische Leyer von Elfenbein und
erinnere Dich, wenn ihre Saiten klingen, an die Geberin
derselben. -- Dir, Zopyros, reiche ich diese goldne Kette,
denn Du bist, wie ich gesehen habe, der treuste Freund
Deiner Freunde; wir Aegypter aber geben unsrer Göttin
der Liebe und Freundschaft, der schönen Hathor, als Sym-
bol ihres fesselnden Wesens, Bande und Stricke in die
lieblichen Hände *).

Dir, Darius, dem Freund ägyptischer Weisheit und
des gestirnten Himmels, überreiche ich zum Andenken die-
sen goldnen Reifen, auf dem Du den Thierkreis, von
kundiger Hand in das Metall gegraben, finden wirst 8).

Du, Bartja, mein lieber Schwager, sollst endlich das

*) Siehe I. Theil Anmerkung 55.

aller Hellenen, gab ihn meiner Mutter, als er in Aegyp-
ten die Weisheitslehren unſerer Prieſter erlauſchte; dieſe
ſchenkte ihn mir, als ich von der Heimat Abſchied nahm.
— Auf dem ſchlichten Steine hier ſteht eine Sieben.
Dieſe durchaus untheilbare Zahl ſtellt die Geſundheit des
Leibes und der Seele dar 7), denn nichts iſt untheilbarer,
als die Geſundheit. — Wenn nur das kleinſte Theilchen
des Körpers leidet, ſo krankt der ganze Menſch; wenn ſich
ein ſchlechter Gedanke in unſer Herz einniſtet, ſo iſt die
Harmonie der ganzen Seele geſtört. Laß Dir dieſe Sie-
ben, ſo oft Du ſie ſiehſt, zurufen, was ich Dir wünſche:
den ungetheilten, ungetrübten Genuß leiblichen Wohlſeins
und eine lange Fortdauer jener liebreichen Milde, welche
Dich zum tugendhafteſten und darum zum geſundeſten aller
Menſchen macht. Keinen Dank, mein Vater, denn ich
würde Deine Schuldnerin bleiben, ſelbſt wenn ich dem
Kröſus die Schätze des Kröſus wiederzugeben vermöchte.
Du, Gyges, nimm dieſe lydiſche Leyer von Elfenbein und
erinnere Dich, wenn ihre Saiten klingen, an die Geberin
derſelben. — Dir, Zopyros, reiche ich dieſe goldne Kette,
denn Du biſt, wie ich geſehen habe, der treuſte Freund
Deiner Freunde; wir Aegypter aber geben unſrer Göttin
der Liebe und Freundſchaft, der ſchönen Hathor, als Sym-
bol ihres feſſelnden Weſens, Bande und Stricke in die
lieblichen Hände *).

Dir, Darius, dem Freund ägyptiſcher Weisheit und
des geſtirnten Himmels, überreiche ich zum Andenken die-
ſen goldnen Reifen, auf dem Du den Thierkreis, von
kundiger Hand in das Metall gegraben, finden wirſt 8).

Du, Bartja, mein lieber Schwager, ſollſt endlich das

*) Siehe I. Theil Anmerkung 55.
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[7/0009] aller Hellenen, gab ihn meiner Mutter, als er in Aegyp- ten die Weisheitslehren unſerer Prieſter erlauſchte; dieſe ſchenkte ihn mir, als ich von der Heimat Abſchied nahm. — Auf dem ſchlichten Steine hier ſteht eine Sieben. Dieſe durchaus untheilbare Zahl ſtellt die Geſundheit des Leibes und der Seele dar 7), denn nichts iſt untheilbarer, als die Geſundheit. — Wenn nur das kleinſte Theilchen des Körpers leidet, ſo krankt der ganze Menſch; wenn ſich ein ſchlechter Gedanke in unſer Herz einniſtet, ſo iſt die Harmonie der ganzen Seele geſtört. Laß Dir dieſe Sie- ben, ſo oft Du ſie ſiehſt, zurufen, was ich Dir wünſche: den ungetheilten, ungetrübten Genuß leiblichen Wohlſeins und eine lange Fortdauer jener liebreichen Milde, welche Dich zum tugendhafteſten und darum zum geſundeſten aller Menſchen macht. Keinen Dank, mein Vater, denn ich würde Deine Schuldnerin bleiben, ſelbſt wenn ich dem Kröſus die Schätze des Kröſus wiederzugeben vermöchte. Du, Gyges, nimm dieſe lydiſche Leyer von Elfenbein und erinnere Dich, wenn ihre Saiten klingen, an die Geberin derſelben. — Dir, Zopyros, reiche ich dieſe goldne Kette, denn Du biſt, wie ich geſehen habe, der treuſte Freund Deiner Freunde; wir Aegypter aber geben unſrer Göttin der Liebe und Freundſchaft, der ſchönen Hathor, als Sym- bol ihres feſſelnden Weſens, Bande und Stricke in die lieblichen Hände *). Dir, Darius, dem Freund ägyptiſcher Weisheit und des geſtirnten Himmels, überreiche ich zum Andenken die- ſen goldnen Reifen, auf dem Du den Thierkreis, von kundiger Hand in das Metall gegraben, finden wirſt 8). Du, Bartja, mein lieber Schwager, ſollſt endlich das *) Siehe I. Theil Anmerkung 55.

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/9>, abgerufen am 27.04.2024.