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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Th. 52. Cap. Ceremoniel bey der Par-Force-Jagd.
[Spaltenumbruch] käme, muß der Jäger genau observiren,
ob er würcklich hindurch, oder daran auf-
wärts, oder unterwärts gesetzet habe,
und wo er eigentlich seinen Kopff hin ge-
wendet, alsdann sofort neben dem Wasser
lang reuten, die Hunde mit Blasen und
Schreyen herbey ruffen, und ihnen wei-
sen, und laut zu schreyen, daß der Hirsch
ins Wasser gesetzet, welches er etwan an
denen am Ufer hangenden Zweigen,
Schilff oder Graß, Holtz oder einem
Stein, ob solches alles trocken, oder naß
bespritzet worden, wahrnehmen kan. Die
andern zu Pferde reuten zu beyden Sei-
ten des Wassers, doch nicht zu nahe am
Ufer, weil der ausgesprengte Hirsch auf
10. biß 12. Schritt lang mit seiner nas-
sen Klaue keinen Geruch in seiner Ge-
fährd lassen kan. Wann der Hirsch et-
wan in einen Teich oder See gesprungen,
müssen die Hunde ja nicht zu ihm hinein
gelassen werden, denn er dieselben entwe-
der mit dem Gehörne stossen, oder mit den
Läufften schlagen möchte, davon die Hun-
de blöde und gäntzlich verdorben würden;
sondern weil er vor Müdigkeit seine Reti-
rade
zum Wasser genommen, muß ihm
lieber darinne Zeit gelassen werden, bis er
wieder von sich selbst heraus gehe, auch
hierdurch den erhitzten Leib, Flechse, Ner-
ven, und Adern schändlich erkältet, und
davon verschlagen hat, oder steiff gewor-
den, da man dann ihn desto besser, wann
er wieder heraus gegangen, seinen Vor-
griff wieder nehmen, und ferner jagen,
auch, weil er, wie gedacht, steiff, und zur
fernern Flucht untüchtig geworden,
gar leicht vollends forciren, und stürtzen
kan.

§. 15.

Wann ihn nun die Hunde er-
griffen, oder an einem Graben, Hecke,
oder dergleichen ständig gemacht, muß
der Jäger herzu reiten, ihm mit dem
Hirsch-Fänger an der Seite nach dem
Hertzen den Fang zu geben, welches ge-
bräuchlich, und, wenn er noch Kolben
hat, auch practicable ist; Jm Fall er a-
ber das Gehörn vollkommen hat, und
Gefahr zu besorgen, muß er denen Hunden
anzugreiffen, und niederzuziehen zuschrey-
en, oder die Flechsen der hintern Keulen,
die so genannten Hessen abhauen, damit
er sich nicht stellen, und stossen könne.
Wann der Hirsch todt, muß es mit dem
Blasen ins Horn kund gemacht, der Hals
und Gurgel geöffnet, und denen jungen
Hunden also warm ihr Genieß gegeben
werden; Jndessen löset man des Hirsches
[Spaltenumbruch] rechten Forder-Laufft ab, dergestalt, daß
man die Haut erstlich ablöset, hernach
zwischen der grossen Flechse und Klaue
einen halben Fuß aufschlitzet; Darnach
sondert man die Haut von der Röhre,
biß an das unterste Gelencke, wo die
Ober-Klauen sind, ab, schneidet die Haut
drey Finger breit auf, daß man die Hand
durchstecken kan, löset das Gelencke vom
Lauffe ab, und überreichet solches dem
Ober-Jäger-Meister, oder Comman-
deur
der Jagd, der solches so dann dem
König übergiebet.

§. 16.

Der Jagd-Juncker, welcher
die letzte Relais gehabt, muß den Wagen,
um den Hirsch ins Jagd-Quartier zu
bringen, herbey schaffen, da indessen der
Besuch-Knecht den Hirsch bewachen muß:
Jndessen blasen die andern alle mit den
Hunden zum Abzuge, die unter wegens
etwan aus Müdigkeit niedergelegten und
zurück-gebliebenen Hunde nach Hause zu
bringen, und in das Jagd-Quartier zu
führen, da denn diejenigen Pferde oder
Hunde, so etwan aus Müdigkeit verfan-
gen, oder verschlagen hätten, allenthal-
ben über und über mit Vorlauff oder star-
ckem Brandtewein eingerieben und be-
schmieret, oder ihnen im äussersten Noth-
Fall durch Aderschlagen geholffen werden
muß. So nun der Jagd-Juncker den
Wagen gebracht, und den Hirsch aufla-
den lassen, wird der Hirsch nach dem
Jagd-Quartier in Begleitung des Be-
such-Knechts geführet, allwo er abgela-
den, und auf einem grünen Platz ge-
strecket wird.

§. 17.

So bald er nun ankommen,
müssen ihn die Hunde-Knechte aufbre-
chen, und auswerffen, da indessen zwey
Hunde-Knechte im Stall Acht auf die
Hunde haben müssen, daß sie nicht schrey-
en, oder sich unter einander beissen, weil
die Hunde von dem Hirsch Wind haben
können. Die andern strecken den Hirsch
mit untergestütztem Gehörn auf den Rü-
cken, lösen die Haut von der Drossel, biß
an den Zain, und fangen an, an dem
rechten Forder-Lauff, wie gebräuchlich,
die Haut zu zerwürcken, und bedürffen-
den Falls auf Erforderung zu zerlegen.
Das Hertz, Lunge und Leber gehöret den
Leit-Hunds-Knechten, als ihr Recht,
welches dem Leit-Hund, um denselben
desto begieriger zu machen, nachdem er
an des Hirsches Kopff und Gehörn ge-
führet worden, gegeben wird. Der rech-
te Forder-Bog gehöret demjenigen, so

den

Des Dritten Th. 52. Cap. Ceremoniel bey der Par-Force-Jagd.
[Spaltenumbruch] kaͤme, muß der Jaͤger genau obſerviren,
ob er wuͤrcklich hindurch, oder daran auf-
waͤrts, oder unterwaͤrts geſetzet habe,
und wo er eigentlich ſeinen Kopff hin ge-
wendet, alsdann ſofort neben dem Waſſer
lang reuten, die Hunde mit Blaſen und
Schreyen herbey ruffen, und ihnen wei-
ſen, und laut zu ſchreyen, daß der Hirſch
ins Waſſer geſetzet, welches er etwan an
denen am Ufer hangenden Zweigen,
Schilff oder Graß, Holtz oder einem
Stein, ob ſolches alles trocken, oder naß
beſpritzet worden, wahrnehmen kan. Die
andern zu Pferde reuten zu beyden Sei-
ten des Waſſers, doch nicht zu nahe am
Ufer, weil der ausgeſprengte Hirſch auf
10. biß 12. Schritt lang mit ſeiner naſ-
ſen Klaue keinen Geruch in ſeiner Ge-
faͤhrd laſſen kan. Wann der Hirſch et-
wan in einen Teich oder See geſprungen,
muͤſſen die Hunde ja nicht zu ihm hinein
gelaſſen werden, denn er dieſelben entwe-
der mit dem Gehoͤrne ſtoſſen, oder mit den
Laͤufften ſchlagen moͤchte, davon die Hun-
de bloͤde und gaͤntzlich verdorben wuͤrden;
ſondern weil er vor Muͤdigkeit ſeine Reti-
rade
zum Waſſer genommen, muß ihm
lieber darinne Zeit gelaſſen werden, bis er
wieder von ſich ſelbſt heraus gehe, auch
hierdurch den erhitzten Leib, Flechſe, Ner-
ven, und Adern ſchaͤndlich erkaͤltet, und
davon verſchlagen hat, oder ſteiff gewor-
den, da man dann ihn deſto beſſer, wann
er wieder heraus gegangen, ſeinen Vor-
griff wieder nehmen, und ferner jagen,
auch, weil er, wie gedacht, ſteiff, und zur
fernern Flucht untuͤchtig geworden,
gar leicht vollends forciren, und ſtuͤrtzen
kan.

§. 15.

Wann ihn nun die Hunde er-
griffen, oder an einem Graben, Hecke,
oder dergleichen ſtaͤndig gemacht, muß
der Jaͤger herzu reiten, ihm mit dem
Hirſch-Faͤnger an der Seite nach dem
Hertzen den Fang zu geben, welches ge-
braͤuchlich, und, wenn er noch Kolben
hat, auch practicable iſt; Jm Fall er a-
ber das Gehoͤrn vollkommen hat, und
Gefahr zu beſorgen, muß eꝛ denen Hunden
anzugreiffen, und niederzuziehen zuſchrey-
en, oder die Flechſen der hintern Keulen,
die ſo genannten Heſſen abhauen, damit
er ſich nicht ſtellen, und ſtoſſen koͤnne.
Wann der Hirſch todt, muß es mit dem
Blaſen ins Horn kund gemacht, der Hals
und Gurgel geoͤffnet, und denen jungen
Hunden alſo warm ihr Genieß gegeben
werden; Jndeſſen loͤſet man des Hirſches
[Spaltenumbruch] rechten Forder-Laufft ab, dergeſtalt, daß
man die Haut erſtlich abloͤſet, hernach
zwiſchen der groſſen Flechſe und Klaue
einen halben Fuß aufſchlitzet; Darnach
ſondert man die Haut von der Roͤhre,
biß an das unterſte Gelencke, wo die
Ober-Klauen ſind, ab, ſchneidet die Haut
drey Finger breit auf, daß man die Hand
durchſtecken kan, loͤſet das Gelencke vom
Lauffe ab, und uͤberreichet ſolches dem
Ober-Jaͤger-Meiſter, oder Comman-
deur
der Jagd, der ſolches ſo dann dem
Koͤnig uͤbergiebet.

§. 16.

Der Jagd-Juncker, welcher
die letzte Relais gehabt, muß den Wagen,
um den Hirſch ins Jagd-Quartier zu
bringen, herbey ſchaffen, da indeſſen der
Beſuch-Knecht den Hirſch bewachen muß:
Jndeſſen blaſen die andern alle mit den
Hunden zum Abzuge, die unter wegens
etwan aus Muͤdigkeit niedergelegten und
zuruͤck-gebliebenen Hunde nach Hauſe zu
bringen, und in das Jagd-Quartier zu
fuͤhren, da denn diejenigen Pferde oder
Hunde, ſo etwan aus Muͤdigkeit verfan-
gen, oder verſchlagen haͤtten, allenthal-
ben uͤber und uͤber mit Vorlauff oder ſtar-
ckem Brandtewein eingerieben und be-
ſchmieret, oder ihnen im aͤuſſerſten Noth-
Fall durch Aderſchlagen geholffen werden
muß. So nun der Jagd-Juncker den
Wagen gebracht, und den Hirſch aufla-
den laſſen, wird der Hirſch nach dem
Jagd-Quartier in Begleitung des Be-
ſuch-Knechts gefuͤhret, allwo er abgela-
den, und auf einem gruͤnen Platz ge-
ſtrecket wird.

§. 17.

So bald er nun ankommen,
muͤſſen ihn die Hunde-Knechte aufbre-
chen, und auswerffen, da indeſſen zwey
Hunde-Knechte im Stall Acht auf die
Hunde haben muͤſſen, daß ſie nicht ſchrey-
en, oder ſich unter einander beiſſen, weil
die Hunde von dem Hirſch Wind haben
koͤnnen. Die andern ſtrecken den Hirſch
mit untergeſtuͤtztem Gehoͤrn auf den Ruͤ-
cken, loͤſen die Haut von der Droſſel, biß
an den Zain, und fangen an, an dem
rechten Forder-Lauff, wie gebraͤuchlich,
die Haut zu zerwuͤrcken, und beduͤrffen-
den Falls auf Erforderung zu zerlegen.
Das Hertz, Lunge und Leber gehoͤret den
Leit-Hunds-Knechten, als ihr Recht,
welches dem Leit-Hund, um denſelben
deſto begieriger zu machen, nachdem er
an des Hirſches Kopff und Gehoͤrn ge-
fuͤhret worden, gegeben wird. Der rech-
te Forder-Bog gehoͤret demjenigen, ſo

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/400>, abgerufen am 26.04.2024.