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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten.
Grund sey, wie man fast zu hoffen hätte, -- sich aller
Furcht entschlagen könten.
c] Aus diesem Grunde hält man auch alsdann eine Anfrage
für erlaubt, wenn ein Souverain überhaupt zu erfahren
wünscht, was er von dem andern zu erwarten habe? So
ließ Grosbritannien 1739 beim Ausbruch des Krieges
gegen Spanien den französischen Hof befragen: wessen
man sich zu ihm wegen der Neutralität zu versehen habe?
"Der Allerchristlichste König, war die Antwort, würde
nicht das geringste vornehmen, so lange der Krieg auf die
Weise, wie bisher geschehen, geführt würde. F. C. v.
Moser am a. O. S. 309.
§. 21.
Freiwillige Erklärung.

Bey Handlungen, welche Mistrauen und Besorg-
nisse bey andern erwecken könnten, erklären die Nazio-
nen, wenn sie aufrichtig und den geselschaftlichen Pflich-
ten gemäs zu Werke gehen wollen, gewönlich selbst,
ohne weitere Veranlassung, den übrigen, besonders den
Nachbarn und denen, die zunächst dabey interessirt sind,
daß darunter keine nachtheilige Absicht gegen dieselben
verborgen sey. Wenn z. B. ausserordentliche Verände-
rungen in der Regierungsverfassung, oder auch nur im
Ministerio vorgenommen werden, pflegt man allen an-
dern Höfen, zumal den freundschaftlichen, zu versichern,
daß dieses keine Veränderung in den Tractaten oder der
guten Freundschaft und Nachbarschaft überhaupt mit
ihnen, nach sich ziehen solle a]. Dies geschieht auch,
wenn ein Volk veranlaßt wird, sich in Vertheidigungs-
stand zu setzen, gewisse bedenkliche Bündnisse mit andern
zu schließen etc. b]

a]
Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten.
Grund ſey, wie man faſt zu hoffen haͤtte, — ſich aller
Furcht entſchlagen koͤnten.
c] Aus dieſem Grunde haͤlt man auch alsdann eine Anfrage
fuͤr erlaubt, wenn ein Souverain uͤberhaupt zu erfahren
wuͤnſcht, was er von dem andern zu erwarten habe? So
ließ Grosbritannien 1739 beim Ausbruch des Krieges
gegen Spanien den franzoͤſiſchen Hof befragen: weſſen
man ſich zu ihm wegen der Neutralitaͤt zu verſehen habe?
“Der Allerchriſtlichſte Koͤnig, war die Antwort, wuͤrde
nicht das geringſte vornehmen, ſo lange der Krieg auf die
Weiſe, wie bisher geſchehen, gefuͤhrt wuͤrde. F. C. v.
Moſer am a. O. S. 309.
§. 21.
Freiwillige Erklaͤrung.

Bey Handlungen, welche Mistrauen und Beſorg-
niſſe bey andern erwecken koͤnnten, erklaͤren die Nazio-
nen, wenn ſie aufrichtig und den geſelſchaftlichen Pflich-
ten gemaͤs zu Werke gehen wollen, gewoͤnlich ſelbſt,
ohne weitere Veranlaſſung, den uͤbrigen, beſonders den
Nachbarn und denen, die zunaͤchſt dabey intereſſirt ſind,
daß darunter keine nachtheilige Abſicht gegen dieſelben
verborgen ſey. Wenn z. B. auſſerordentliche Veraͤnde-
rungen in der Regierungsverfaſſung, oder auch nur im
Miniſterio vorgenommen werden, pflegt man allen an-
dern Hoͤfen, zumal den freundſchaftlichen, zu verſichern,
daß dieſes keine Veraͤnderung in den Tractaten oder der
guten Freundſchaft und Nachbarſchaft uͤberhaupt mit
ihnen, nach ſich ziehen ſolle a]. Dies geſchieht auch,
wenn ein Volk veranlaßt wird, ſich in Vertheidigungs-
ſtand zu ſetzen, gewiſſe bedenkliche Buͤndniſſe mit andern
zu ſchließen ꝛc. b]

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[303/0329] Handlungen nach ihrem Gefallen einzurichten. b] Grund ſey, wie man faſt zu hoffen haͤtte, — ſich aller Furcht entſchlagen koͤnten. c] Aus dieſem Grunde haͤlt man auch alsdann eine Anfrage fuͤr erlaubt, wenn ein Souverain uͤberhaupt zu erfahren wuͤnſcht, was er von dem andern zu erwarten habe? So ließ Grosbritannien 1739 beim Ausbruch des Krieges gegen Spanien den franzoͤſiſchen Hof befragen: weſſen man ſich zu ihm wegen der Neutralitaͤt zu verſehen habe? “Der Allerchriſtlichſte Koͤnig, war die Antwort, wuͤrde nicht das geringſte vornehmen, ſo lange der Krieg auf die Weiſe, wie bisher geſchehen, gefuͤhrt wuͤrde. F. C. v. Moſer am a. O. S. 309. §. 21. Freiwillige Erklaͤrung. Bey Handlungen, welche Mistrauen und Beſorg- niſſe bey andern erwecken koͤnnten, erklaͤren die Nazio- nen, wenn ſie aufrichtig und den geſelſchaftlichen Pflich- ten gemaͤs zu Werke gehen wollen, gewoͤnlich ſelbſt, ohne weitere Veranlaſſung, den uͤbrigen, beſonders den Nachbarn und denen, die zunaͤchſt dabey intereſſirt ſind, daß darunter keine nachtheilige Abſicht gegen dieſelben verborgen ſey. Wenn z. B. auſſerordentliche Veraͤnde- rungen in der Regierungsverfaſſung, oder auch nur im Miniſterio vorgenommen werden, pflegt man allen an- dern Hoͤfen, zumal den freundſchaftlichen, zu verſichern, daß dieſes keine Veraͤnderung in den Tractaten oder der guten Freundſchaft und Nachbarſchaft uͤberhaupt mit ihnen, nach ſich ziehen ſolle a]. Dies geſchieht auch, wenn ein Volk veranlaßt wird, ſich in Vertheidigungs- ſtand zu ſetzen, gewiſſe bedenkliche Buͤndniſſe mit andern zu ſchließen ꝛc. b] a]

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/329>, abgerufen am 26.04.2024.