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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Die Bekleidungen desselben.
nigen und heftigen Beklemmung des Athems in wenig
Tagen sterben muste, und bei dem man, als er nach dem
Tode geöfnet ward, den Herzbeutel mit einem blutigen
Flieswasser angefüllet fand. Bei einem gesunden Men-
schen aber wissen wir schon, daß nichts dergleichen statt
finde, indem das Wasser des Herzbeutels bei lebendigen
Thieren an sich helle und ungefärbt durch diese Beklei-
dung durchscheint. Endlich ist auch in einem andern
Exempel, durch einen wirklichen Rizz im Herzohre, Blut
in den Herzbeutel durchgedrungen (u*). Jm übrigen
hat auch ein berühmter Mann aus den Herzohren einen
häufigen Dampf aufsteigen gesehen (x).

§. 28.
Die Wiedereinsaugung dieses Wassers durch
besondere Gefässe.

Man kann von diesem Dampfe eben das sagen, was
man von einem jeden thierischen Dunste sagt. Gleich-
wie nämlich derselbe durch die Schlagadern hervorge-
bracht wird, also muß er wieder von den Blutadern auf-
genommen werden, wenn man nicht zugeben will, daß
er sich erstaunlich vermehren, und eine solche Wassersucht
des Herzbeutels zuwegebringen soll, wie wir sie bereits
beschrieben haben. Ueber dieses wird auch die Gegen-
wart dieser verschlukkenden Blutadern durch einen beson-
dern Versuch bestätiget. Denn wenn man mit Safran
gefärbtes Wasser in die Kranzblutadern des Herzens spriz-
zet (y), so schwizzet dasselbe in der That überall an dem
äussern Umfang des Herzens in Gestalt der kleinsten Tro-
pfen hervor (z). Diese äusserste Herzbekleidung sauget,

wenn
(u*) [Spaltenumbruch] lieutaud Mem. de l'Acad.
des scienc.
1752. S. 262. 263.
(x) kaauw n. 694.
(y) [Spaltenumbruch] Ebenders. n. 703. 748.
(z) N. 706.
N n 3

Die Bekleidungen deſſelben.
nigen und heftigen Beklemmung des Athems in wenig
Tagen ſterben muſte, und bei dem man, als er nach dem
Tode geoͤfnet ward, den Herzbeutel mit einem blutigen
Flieswaſſer angefuͤllet fand. Bei einem geſunden Men-
ſchen aber wiſſen wir ſchon, daß nichts dergleichen ſtatt
finde, indem das Waſſer des Herzbeutels bei lebendigen
Thieren an ſich helle und ungefaͤrbt durch dieſe Beklei-
dung durchſcheint. Endlich iſt auch in einem andern
Exempel, durch einen wirklichen Rizz im Herzohre, Blut
in den Herzbeutel durchgedrungen (u*). Jm uͤbrigen
hat auch ein beruͤhmter Mann aus den Herzohren einen
haͤufigen Dampf aufſteigen geſehen (x).

§. 28.
Die Wiedereinſaugung dieſes Waſſers durch
beſondere Gefaͤſſe.

Man kann von dieſem Dampfe eben das ſagen, was
man von einem jeden thieriſchen Dunſte ſagt. Gleich-
wie naͤmlich derſelbe durch die Schlagadern hervorge-
bracht wird, alſo muß er wieder von den Blutadern auf-
genommen werden, wenn man nicht zugeben will, daß
er ſich erſtaunlich vermehren, und eine ſolche Waſſerſucht
des Herzbeutels zuwegebringen ſoll, wie wir ſie bereits
beſchrieben haben. Ueber dieſes wird auch die Gegen-
wart dieſer verſchlukkenden Blutadern durch einen beſon-
dern Verſuch beſtaͤtiget. Denn wenn man mit Safran
gefaͤrbtes Waſſer in die Kranzblutadern des Herzens ſpriz-
zet (y), ſo ſchwizzet daſſelbe in der That uͤberall an dem
aͤuſſern Umfang des Herzens in Geſtalt der kleinſten Tro-
pfen hervor (z). Dieſe aͤuſſerſte Herzbekleidung ſauget,

wenn
(u*) [Spaltenumbruch] lieutaud Mem. de l’Acad.
des ſcienc.
1752. S. 262. 263.
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[565/0621] Die Bekleidungen deſſelben. nigen und heftigen Beklemmung des Athems in wenig Tagen ſterben muſte, und bei dem man, als er nach dem Tode geoͤfnet ward, den Herzbeutel mit einem blutigen Flieswaſſer angefuͤllet fand. Bei einem geſunden Men- ſchen aber wiſſen wir ſchon, daß nichts dergleichen ſtatt finde, indem das Waſſer des Herzbeutels bei lebendigen Thieren an ſich helle und ungefaͤrbt durch dieſe Beklei- dung durchſcheint. Endlich iſt auch in einem andern Exempel, durch einen wirklichen Rizz im Herzohre, Blut in den Herzbeutel durchgedrungen (u*). Jm uͤbrigen hat auch ein beruͤhmter Mann aus den Herzohren einen haͤufigen Dampf aufſteigen geſehen (x). §. 28. Die Wiedereinſaugung dieſes Waſſers durch beſondere Gefaͤſſe. Man kann von dieſem Dampfe eben das ſagen, was man von einem jeden thieriſchen Dunſte ſagt. Gleich- wie naͤmlich derſelbe durch die Schlagadern hervorge- bracht wird, alſo muß er wieder von den Blutadern auf- genommen werden, wenn man nicht zugeben will, daß er ſich erſtaunlich vermehren, und eine ſolche Waſſerſucht des Herzbeutels zuwegebringen ſoll, wie wir ſie bereits beſchrieben haben. Ueber dieſes wird auch die Gegen- wart dieſer verſchlukkenden Blutadern durch einen beſon- dern Verſuch beſtaͤtiget. Denn wenn man mit Safran gefaͤrbtes Waſſer in die Kranzblutadern des Herzens ſpriz- zet (y), ſo ſchwizzet daſſelbe in der That uͤberall an dem aͤuſſern Umfang des Herzens in Geſtalt der kleinſten Tro- pfen hervor (z). Dieſe aͤuſſerſte Herzbekleidung ſauget, wenn (u*) lieutaud Mem. de l’Acad. des ſcienc. 1752. S. 262. 263. (x) kaauw n. 694. (y) Ebenderſ. n. 703. 748. (z) N. 706. N n 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/621>, abgerufen am 26.04.2024.