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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

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Monumenten und Inschriften.
oder der Melancholie verberge sich bescheiden in der öden Vertiefung oder zwischen Um-
hüllungen dunkler Gebüsche, oder unter einer Felsenwand.

[Abbildung]

Die Wirkungen der Monumente können sehr abwechselnd seyn, nach der Ver-
schiedenheit der Personen oder Sachen, deren Andenken sie erneuern. Sie erwecken
interessante Erinnerungen oder Empfindungen der Verehrung, der Freundschaft und
der Liebe; Bewegungen eines sanften Vergnügens, oder einer süßen Schwermuth.
Man verweilt, wenn die Schönheiten der Natur unser Auge gesättigt haben, gerne
bey Monumenten, wo das Herz Nahrung findet.

Die Monumente, die ein Gartenbesitzer aus dem Zirkel seiner Familie oder
Freunde wählt, haben für ihn und für die, welche mit ihm ein gleiches Interesse ver-
bindet, die meiste Kraft. Allein in einem solchen Fall ist doch auch auf den entfern-
tern Zuschauer so weit Rücksicht zu nehmen, daß er, wo er auch nicht mit empfinden

kann,

Monumenten und Inſchriften.
oder der Melancholie verberge ſich beſcheiden in der oͤden Vertiefung oder zwiſchen Um-
huͤllungen dunkler Gebuͤſche, oder unter einer Felſenwand.

[Abbildung]

Die Wirkungen der Monumente koͤnnen ſehr abwechſelnd ſeyn, nach der Ver-
ſchiedenheit der Perſonen oder Sachen, deren Andenken ſie erneuern. Sie erwecken
intereſſante Erinnerungen oder Empfindungen der Verehrung, der Freundſchaft und
der Liebe; Bewegungen eines ſanften Vergnuͤgens, oder einer ſuͤßen Schwermuth.
Man verweilt, wenn die Schoͤnheiten der Natur unſer Auge geſaͤttigt haben, gerne
bey Monumenten, wo das Herz Nahrung findet.

Die Monumente, die ein Gartenbeſitzer aus dem Zirkel ſeiner Familie oder
Freunde waͤhlt, haben fuͤr ihn und fuͤr die, welche mit ihm ein gleiches Intereſſe ver-
bindet, die meiſte Kraft. Allein in einem ſolchen Fall iſt doch auch auf den entfern-
tern Zuſchauer ſo weit Ruͤckſicht zu nehmen, daß er, wo er auch nicht mit empfinden

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[143/0147] Monumenten und Inſchriften. oder der Melancholie verberge ſich beſcheiden in der oͤden Vertiefung oder zwiſchen Um- huͤllungen dunkler Gebuͤſche, oder unter einer Felſenwand. [Abbildung] Die Wirkungen der Monumente koͤnnen ſehr abwechſelnd ſeyn, nach der Ver- ſchiedenheit der Perſonen oder Sachen, deren Andenken ſie erneuern. Sie erwecken intereſſante Erinnerungen oder Empfindungen der Verehrung, der Freundſchaft und der Liebe; Bewegungen eines ſanften Vergnuͤgens, oder einer ſuͤßen Schwermuth. Man verweilt, wenn die Schoͤnheiten der Natur unſer Auge geſaͤttigt haben, gerne bey Monumenten, wo das Herz Nahrung findet. Die Monumente, die ein Gartenbeſitzer aus dem Zirkel ſeiner Familie oder Freunde waͤhlt, haben fuͤr ihn und fuͤr die, welche mit ihm ein gleiches Intereſſe ver- bindet, die meiſte Kraft. Allein in einem ſolchen Fall iſt doch auch auf den entfern- tern Zuſchauer ſo weit Ruͤckſicht zu nehmen, daß er, wo er auch nicht mit empfinden kann,

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/147>, abgerufen am 26.04.2024.