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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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mich vor dem Publikum des Glücks, Sie zu kennen d. h. zu lieben,
erinnere und rühme! Ach es waren schöne Stunden, aber sie
hatten Flügel, um davon zu eilen, die bösen Stunden haben jetzt
auch Flügel, aber um früher heran zu kommen. Möge die schwester-
liche Grazien-Drei die heiße Wunde eines so zarten Bruder-Herzens5
verbinden, kühlen und heilen! Möge Ihre Zukunft sein wie Ihr
Werth! Dann sind alle froh, welche Sie lieben wie ich.

375. An König Friedrich Wilhelm III. von Preußen.
[Konzept]

Ew. [Majestät] verzeihen allergnädigst, daß ich vor Ihren Thron10
dieses ein Werkchen niederlege, das ich nicht Ihrer mit den großen
Gegenständen eines Reichs beschäftigten Aufmerksamkeit würdig
halten könnte, wenn es nicht die zwei ersten und die drei letzten Seiten
mit den "schmerzlich-tröstenden Erinnerungen an den 19 Julius"
enthielte.15

Um die Erhabne, [die] nicht blos von ihrem Reiche, sondern
von Deutschland, ja darüber hinaus, betrauert wurde, seien auch
mir Fernen Trauerthränen verziehen, so wie einige Trostworte an
Deutschland. Das größte können allein Ihre Majestät (sich) sagen:
ich habe sie beglückt und geliebt bis in den Tod.20

376. An Emanuel.

Guten Abend, lieber Emanuel! Bei den jetzigen Zeitläuften voll
versiegelter Kaufläden, muß man borgen; und ich will es daher
thun und Sie auf mein Wiedergeben um 1/2 Buch blaues, und25
1/2 Buch weißes Papier ersuchen, da ich heute 2 Exemplare der
Blumine an Fürsten abzusenden habe. Gute Nacht!

377. An Emanuel.

Guten Morgen, Guter! -- Sie haben mir neulich schon das30
rechte Papier geliehen. Briefpapier hab' ich noch. Doch schreib'
ich Ihnen und dem schönen Papier zu Ehren heute, jetzt erstlich

10 Jean Paul Briefe. VI.

mich vor dem Publikum des Glücks, Sie zu kennen d. h. zu lieben,
erinnere und rühme! Ach es waren ſchöne Stunden, aber ſie
hatten Flügel, um davon zu eilen, die böſen Stunden haben jetzt
auch Flügel, aber um früher heran zu kommen. Möge die ſchweſter-
liche Grazien-Drei die heiße Wunde eines ſo zarten Bruder-Herzens5
verbinden, kühlen und heilen! Möge Ihre Zukunft ſein wie Ihr
Werth! Dann ſind alle froh, welche Sie lieben wie ich.

375. An König Friedrich Wilhelm III. von Preußen.
[Konzept]

Ew. [Majeſtät] verzeihen allergnädigſt, daß ich vor Ihren Thron10
dieſes 〈ein〉 Werkchen niederlege, das ich nicht Ihrer mit den großen
Gegenſtänden eines Reichs beſchäftigten Aufmerkſamkeit würdig
halten könnte, wenn es nicht die zwei erſten und die drei letzten Seiten
mit den „ſchmerzlich-tröſtenden Erinnerungen an den 19 Julius“
enthielte.15

Um die Erhabne, [die] nicht blos von ihrem Reiche, ſondern
von Deutſchland, ja darüber hinaus, betrauert wurde, ſeien auch
mir Fernen Trauerthränen verziehen, ſo wie einige Troſtworte an
Deutſchland. Das größte können allein Ihre Majeſtät (ſich) ſagen:
ich habe ſie beglückt und geliebt bis in den Tod.20

376. An Emanuel.

Guten Abend, lieber Emanuel! Bei den jetzigen Zeitläuften voll
verſiegelter Kaufläden, muß man borgen; und ich will es daher
thun und Sie auf mein Wiedergeben um ½ Buch blaues, und25
½ Buch weißes Papier erſuchen, da ich heute 2 Exemplare der
Blumine an Fürſten abzuſenden habe. Gute Nacht!

377. An Emanuel.

Guten Morgen, Guter! — Sie haben mir neulich ſchon das30
rechte Papier geliehen. Briefpapier hab’ ich noch. Doch ſchreib’
ich Ihnen und dem ſchönen Papier zu Ehren heute, jetzt erſtlich

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[145/0158] mich vor dem Publikum des Glücks, Sie zu kennen d. h. zu lieben, erinnere und rühme! Ach es waren ſchöne Stunden, aber ſie hatten Flügel, um davon zu eilen, die böſen Stunden haben jetzt auch Flügel, aber um früher heran zu kommen. Möge die ſchweſter- liche Grazien-Drei die heiße Wunde eines ſo zarten Bruder-Herzens 5 verbinden, kühlen und heilen! Möge Ihre Zukunft ſein wie Ihr Werth! Dann ſind alle froh, welche Sie lieben wie ich. 375. An König Friedrich Wilhelm III. von Preußen. [Bayreuth, 2. (?) Nov. 1810] Ew. [Majeſtät] verzeihen allergnädigſt, daß ich vor Ihren Thron 10 dieſes 〈ein〉 Werkchen niederlege, das ich nicht Ihrer mit den großen Gegenſtänden eines Reichs beſchäftigten Aufmerkſamkeit würdig halten könnte, wenn es nicht die zwei erſten und die drei letzten Seiten mit den „ſchmerzlich-tröſtenden Erinnerungen an den 19 Julius“ enthielte. 15 Um die Erhabne, [die] nicht blos von ihrem Reiche, ſondern von Deutſchland, ja darüber hinaus, betrauert wurde, ſeien auch mir Fernen Trauerthränen verziehen, ſo wie einige Troſtworte an Deutſchland. Das größte können allein Ihre Majeſtät (ſich) ſagen: ich habe ſie beglückt und geliebt bis in den Tod. 20 376. An Emanuel. [Bayreuth, 3. Nov. 1810] Guten Abend, lieber Emanuel! Bei den jetzigen Zeitläuften voll verſiegelter Kaufläden, muß man borgen; und ich will es daher thun und Sie auf mein Wiedergeben um ½ Buch blaues, und 25 ½ Buch weißes Papier erſuchen, da ich heute 2 Exemplare der Blumine an Fürſten abzuſenden habe. Gute Nacht! 377. An Emanuel. [Bayreuth, 5. Nov. 1810] Guten Morgen, Guter! — Sie haben mir neulich ſchon das 30 rechte Papier geliehen. Briefpapier hab’ ich noch. Doch ſchreib’ ich Ihnen und dem ſchönen Papier zu Ehren heute, jetzt erſtlich 10 Jean Paul Briefe. VI.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/158>, abgerufen am 26.04.2024.