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Kant, Immanuel: Critik der practischen Vernunft. Riga, 1788.

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II. Th. Methodenlehre der reinen pract. Vern.
und Kenntniß der Natur, geträumte Schätze versprochen
u[ - 2 Zeichen fehlen] wahre verschleudert werden. Mit einem Worte:
Wissenschaft (critisch gesucht und methodisch eingeleitet)
ist die enge Pforte, die zur Weisheitslehre führt, wenn
unter dieser nicht blos verstanden wird, was man thun,
sondern was Lehrern zur Richtschnur dienen soll, um
den Weg zur Weisheit, den jedermann gehen soll, gut und
kenntlich zu bahnen, und andere vor Irrwegen zu siche-
ren; eine Wissenschaft, deren Aufbewahrerin jederzeit
die Philosophie bleiben muß, an deren subtiler Unter-
suchung das Publicum keinen Antheil, wohl aber an
den Lehren zu nehmen hat, die ihm, nach einer sol-
chen Bearbeitung, allererst recht hell einleuchten
können.


II. Th. Methodenlehre der reinen pract. Vern.
und Kenntniß der Natur, getraͤumte Schaͤtze verſprochen
u[ – 2 Zeichen fehlen] wahre verſchleudert werden. Mit einem Worte:
Wiſſenſchaft (critiſch geſucht und methodiſch eingeleitet)
iſt die enge Pforte, die zur Weisheitslehre fuͤhrt, wenn
unter dieſer nicht blos verſtanden wird, was man thun,
ſondern was Lehrern zur Richtſchnur dienen ſoll, um
den Weg zur Weisheit, den jedermann gehen ſoll, gut und
kenntlich zu bahnen, und andere vor Irrwegen zu ſiche-
ren; eine Wiſſenſchaft, deren Aufbewahrerin jederzeit
die Philoſophie bleiben muß, an deren ſubtiler Unter-
ſuchung das Publicum keinen Antheil, wohl aber an
den Lehren zu nehmen hat, die ihm, nach einer ſol-
chen Bearbeitung, allererſt recht hell einleuchten
koͤnnen.


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[292/0300] II. Th. Methodenlehre der reinen pract. Vern. und Kenntniß der Natur, getraͤumte Schaͤtze verſprochen u__ wahre verſchleudert werden. Mit einem Worte: Wiſſenſchaft (critiſch geſucht und methodiſch eingeleitet) iſt die enge Pforte, die zur Weisheitslehre fuͤhrt, wenn unter dieſer nicht blos verſtanden wird, was man thun, ſondern was Lehrern zur Richtſchnur dienen ſoll, um den Weg zur Weisheit, den jedermann gehen ſoll, gut und kenntlich zu bahnen, und andere vor Irrwegen zu ſiche- ren; eine Wiſſenſchaft, deren Aufbewahrerin jederzeit die Philoſophie bleiben muß, an deren ſubtiler Unter- ſuchung das Publicum keinen Antheil, wohl aber an den Lehren zu nehmen hat, die ihm, nach einer ſol- chen Bearbeitung, allererſt recht hell einleuchten koͤnnen.

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Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Critik der practischen Vernunft. Riga, 1788, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_pvernunft_1788/300>, abgerufen am 27.04.2024.