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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XVI. Hauptstück.
geachtet wir ihn in dem vorhergehenden für besondere
Fälle schon häufig gebraucht haben, aus vielen Grün-
den für sich betrachtet werden soll, weil er sowohl
in dem wissenschaftlichen, als in dem characteristischen
Theile der Erkenntniß, einer der durchgängigsten und
brauchbarsten Hauptbegriffe ist.

§. 506.

Das Wort Bestimmen beut uns, wie wir oben
(§. 429. 434.) angemerket haben, einige Vieldeutig-
keiten an, welche vornehmlich von der Vermengung
des Bestimmens, des Bestimmten und der Erkennt-
niß von beyden herrühren. Diese Stücke sind zwar
mehrentheils beysammen, indessen sollen sie dennoch
von einander unterschieden bleiben, weil auch bey uns
öfters eines ohne das andere ist, öfters auch eines dem
andern vor- oder nachgeht. Wir werden demnach an-
fangen, die verschiedenen Fälle, die hiebey vorkommen,
herzusetzen.

1°. Jn seiner ursprünglichen Bedeutung scheint
das Bestimmen eine Handlung des Willens
zu seyn, und so viel als beschließen oder als
ein Entschluß zu bedeuten. Und da heißt es
so viel als festsetzen, und in Absicht auf die
Sache, die man zu etwas bestimmt, will
es eben so viel als zu etwas widmen sagen.
2°. Das Determinare, welches durch bestimmen
übersetzet wird, ist von den Schranken herge-
nommen, und will so viel sagen, als Ziel und
Schranken setzen, damit es dabey blei-
be
etc.
3°. Jn dieser Bedeutung nehmen wir das Bestim-
men, wenn wir den Umfang eines Begriffes,
die Bedeutung eines Wortes festesetzen.
4°. So

XVI. Hauptſtuͤck.
geachtet wir ihn in dem vorhergehenden fuͤr beſondere
Faͤlle ſchon haͤufig gebraucht haben, aus vielen Gruͤn-
den fuͤr ſich betrachtet werden ſoll, weil er ſowohl
in dem wiſſenſchaftlichen, als in dem characteriſtiſchen
Theile der Erkenntniß, einer der durchgaͤngigſten und
brauchbarſten Hauptbegriffe iſt.

§. 506.

Das Wort Beſtimmen beut uns, wie wir oben
(§. 429. 434.) angemerket haben, einige Vieldeutig-
keiten an, welche vornehmlich von der Vermengung
des Beſtimmens, des Beſtimmten und der Erkennt-
niß von beyden herruͤhren. Dieſe Stuͤcke ſind zwar
mehrentheils beyſammen, indeſſen ſollen ſie dennoch
von einander unterſchieden bleiben, weil auch bey uns
oͤfters eines ohne das andere iſt, oͤfters auch eines dem
andern vor- oder nachgeht. Wir werden demnach an-
fangen, die verſchiedenen Faͤlle, die hiebey vorkommen,
herzuſetzen.

1°. Jn ſeiner urſpruͤnglichen Bedeutung ſcheint
das Beſtimmen eine Handlung des Willens
zu ſeyn, und ſo viel als beſchließen oder als
ein Entſchluß zu bedeuten. Und da heißt es
ſo viel als feſtſetzen, und in Abſicht auf die
Sache, die man zu etwas beſtimmt, will
es eben ſo viel als zu etwas widmen ſagen.
2°. Das Determinare, welches durch beſtimmen
uͤberſetzet wird, iſt von den Schranken herge-
nommen, und will ſo viel ſagen, als Ziel und
Schranken ſetzen, damit es dabey blei-
be
ꝛc.
3°. Jn dieſer Bedeutung nehmen wir das Beſtim-
men, wenn wir den Umfang eines Begriffes,
die Bedeutung eines Wortes feſteſetzen.
4°. So
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[124/0132] XVI. Hauptſtuͤck. geachtet wir ihn in dem vorhergehenden fuͤr beſondere Faͤlle ſchon haͤufig gebraucht haben, aus vielen Gruͤn- den fuͤr ſich betrachtet werden ſoll, weil er ſowohl in dem wiſſenſchaftlichen, als in dem characteriſtiſchen Theile der Erkenntniß, einer der durchgaͤngigſten und brauchbarſten Hauptbegriffe iſt. §. 506. Das Wort Beſtimmen beut uns, wie wir oben (§. 429. 434.) angemerket haben, einige Vieldeutig- keiten an, welche vornehmlich von der Vermengung des Beſtimmens, des Beſtimmten und der Erkennt- niß von beyden herruͤhren. Dieſe Stuͤcke ſind zwar mehrentheils beyſammen, indeſſen ſollen ſie dennoch von einander unterſchieden bleiben, weil auch bey uns oͤfters eines ohne das andere iſt, oͤfters auch eines dem andern vor- oder nachgeht. Wir werden demnach an- fangen, die verſchiedenen Faͤlle, die hiebey vorkommen, herzuſetzen. 1°. Jn ſeiner urſpruͤnglichen Bedeutung ſcheint das Beſtimmen eine Handlung des Willens zu ſeyn, und ſo viel als beſchließen oder als ein Entſchluß zu bedeuten. Und da heißt es ſo viel als feſtſetzen, und in Abſicht auf die Sache, die man zu etwas beſtimmt, will es eben ſo viel als zu etwas widmen ſagen. 2°. Das Determinare, welches durch beſtimmen uͤberſetzet wird, iſt von den Schranken herge- nommen, und will ſo viel ſagen, als Ziel und Schranken ſetzen, damit es dabey blei- be ꝛc. 3°. Jn dieſer Bedeutung nehmen wir das Beſtim- men, wenn wir den Umfang eines Begriffes, die Bedeutung eines Wortes feſteſetzen. 4°. So

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/132>, abgerufen am 26.04.2024.