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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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von 1211 bis 1212.
Otterngezüchte, wie wollet ihr dem Zorne GOttes entrinnen kön-1211
nen, die ihr stets vol Galle der Untreue seyd, und für eure Buben-
stücke nicht wolt genugthun? Thut demnach rechtschaffene Früch-
te der Busse. Und wenn ihr euch wahrhaftig zu GOTT bekehren
wollet, so wird GOtt freylich mit euch seyn, als die ihr zwar bis-
her doppeltes Herzens und unbeständig gewesen, aber nun beständig
seyd in euren Wegen, damit ihr über euch die Hülfe des Herrn sehen
möget. Denn ihr habt noch nicht völlige Glaubensstandhaftig-
keit erwiesen. Jhr habt OOTT mit dem Opfer eures Zehnden
noch nicht ehren wollen. Fallet nun dem Hochwürdigen Herrn
Bischof zu Fusse, damit er aller euer Ausschweifungen vergesse,
und zur völligen Vergebung eurer Sünden euch auflege, bey auf-
richtigem Glauben zu GOTT alle Pflichten des Christenthums
volkommen über euch zu nehmen, und den Zehnden der Früchte
GOTT und seinen Knechten zu geben, als wie alle andere Völker,
die durch das Bad der heiligen Taufe wiedergeboren seyn: so
wird euch der HErr die übrigen neun Theile segnen, daß ihr rei-
cher seyd an Vermögen und Barschaft, als vormals. Und GOtt
wird euch von den Anfällen anderer Heiden und aus allen euren
Nöthen erretten.
Nach Anhörung dieser heilsamen Vermahnungen freueten
sich die Liven, kehrten wieder nach Thoreida und erzählten alles, was der
Priester Alobrand gesagt hatte. Und es gefiel allen, deswegen, weil sie keine
Geldbusse vorjetzo zu erlegen gezwungen wurden; sie hoften aber doch folgendes
Jahr mit den Esthen gegen die Deutschen zu rebelliren. Es kamen auch
alle Volksältesten von dem Schlosse des Dabrels, die gesund geblieben waren *),
wie auch die Liven des Bischofs von der andern Seite der Goiwe, Vesike
mit seinen Leuten, und noch andere von Metsepole nach Riga, und baten
den Bischof, er möchte, wie Alobrand sie belehret, auch sie im christlichen Glau-
ben völlig bestätigen, und zur Büssung ihrer Verbrechen ihnen den Zehnden jähr-
lich zu entrichten auflegen. Doch dieser Antrag mißfiel in den Augen der Bischöfe
sowol, als anderer vernünftigen Männer, indem sie besorgten, daß ihr Verspre-
chen vol allerley Betrug und Ersinnung neuer Ränke sey. Der Bischof ließ sich
aber doch durch ihr unverschämtes Bitten bereden, und weil er insbesondere die
Vorstellungen der fremden Bischöfe d) und des ganzen Volks stat finden ließ: so
bewilligte er ihr Gesuch, nahm sie zu Kindern auf, stund ihnen den Frieden zu,
und bestätigte was sie schon versprochen hatten, nemlich, inskünftige treu zu seyn,
und den Zehnden jährlich zu bezahlen.

c) Assen, der gleich darauf Asso heist, scheinet derjenige Azo, ein Kamerad des Cau-
po
zu seyn, von welchem oben beym Jahre 1299 n. 3. 4. nachzusehen.
d) Der Ratzeburgische nemlich und Esthnische. Denn die andern, als der von
Verden und der von Paderborn, waren schon wieder in ihr Vaterland gereiset.
§. 5.

Daher trugen die Liven aus dem Schlosse Dabrels, ihrem Versprechen
nach, den Zehnden jährlich ab, darum hat der HErr sie bisher vor allem Ueber-
fal der Heiden und Russen geschützet. Die Liven aber des Bischofs haben
stat ihres Zehnden, weil er aus Barmherzigkeit und aus grosser Frömmigkeit es
ihnen erlassen, bis dato nur ein gewisses Maß entrichtet. Auch die Ydumeer
und Letten, die nicht zu Felde gegangen, noch die Sacramente des Glaubens
verletzet hatten, erlegten stat des Zehnden jährlich, bis auf den heutigen Tag e),
das erste Maß, so ihnen von den vier Bischöfen, die zur selbigen Zeit in Liefland
beysammen gewesen, angesetzet war. Die aber unter ihnen mit in diesen Krieg

gegan-
*) [So wird wol füglicher abgetheilet, als im lateinischen bisher stehet, et venerunt omnes seniores, qui
remanserant, sani de castro Dabrelis.
]
C c 2

von 1211 bis 1212.
Otterngezuͤchte, wie wollet ihr dem Zorne GOttes entrinnen koͤn-1211
nen, die ihr ſtets vol Galle der Untreue ſeyd, und fuͤr eure Buben-
ſtuͤcke nicht wolt genugthun? Thut demnach rechtſchaffene Fruͤch-
te der Buſſe. Und wenn ihr euch wahrhaftig zu GOTT bekehren
wollet, ſo wird GOtt freylich mit euch ſeyn, als die ihr zwar bis-
her doppeltes Herzens und unbeſtaͤndig geweſen, aber nun beſtaͤndig
ſeyd in euren Wegen, damit ihr uͤber euch die Huͤlfe des Herrn ſehen
moͤget. Denn ihr habt noch nicht voͤllige Glaubensſtandhaftig-
keit erwieſen. Jhr habt OOTT mit dem Opfer eures Zehnden
noch nicht ehren wollen. Fallet nun dem Hochwuͤrdigen Herrn
Biſchof zu Fuſſe, damit er aller euer Ausſchweifungen vergeſſe,
und zur voͤlligen Vergebung eurer Suͤnden euch auflege, bey auf-
richtigem Glauben zu GOTT alle Pflichten des Chriſtenthums
volkommen uͤber euch zu nehmen, und den Zehnden der Fruͤchte
GOTT und ſeinen Knechten zu geben, als wie alle andere Voͤlker,
die durch das Bad der heiligen Taufe wiedergeboren ſeyn: ſo
wird euch der HErr die uͤbrigen neun Theile ſegnen, daß ihr rei-
cher ſeyd an Vermoͤgen und Barſchaft, als vormals. Und GOtt
wird euch von den Anfaͤllen anderer Heiden und aus allen euren
Noͤthen erretten.
Nach Anhoͤrung dieſer heilſamen Vermahnungen freueten
ſich die Liven, kehrten wieder nach Thoreida und erzaͤhlten alles, was der
Prieſter Alobrand geſagt hatte. Und es gefiel allen, deswegen, weil ſie keine
Geldbuſſe vorjetzo zu erlegen gezwungen wurden; ſie hoften aber doch folgendes
Jahr mit den Eſthen gegen die Deutſchen zu rebelliren. Es kamen auch
alle Volksaͤlteſten von dem Schloſſe des Dabrels, die geſund geblieben waren *),
wie auch die Liven des Biſchofs von der andern Seite der Goiwe, Veſike
mit ſeinen Leuten, und noch andere von Metſepole nach Riga, und baten
den Biſchof, er moͤchte, wie Alobrand ſie belehret, auch ſie im chriſtlichen Glau-
ben voͤllig beſtaͤtigen, und zur Buͤſſung ihrer Verbrechen ihnen den Zehnden jaͤhr-
lich zu entrichten auflegen. Doch dieſer Antrag mißfiel in den Augen der Biſchoͤfe
ſowol, als anderer vernuͤnftigen Maͤnner, indem ſie beſorgten, daß ihr Verſpre-
chen vol allerley Betrug und Erſinnung neuer Raͤnke ſey. Der Biſchof ließ ſich
aber doch durch ihr unverſchaͤmtes Bitten bereden, und weil er insbeſondere die
Vorſtellungen der fremden Biſchoͤfe d) und des ganzen Volks ſtat finden ließ: ſo
bewilligte er ihr Geſuch, nahm ſie zu Kindern auf, ſtund ihnen den Frieden zu,
und beſtaͤtigte was ſie ſchon verſprochen hatten, nemlich, inskuͤnftige treu zu ſeyn,
und den Zehnden jaͤhrlich zu bezahlen.

c) Aſſen, der gleich darauf Aſſo heiſt, ſcheinet derjenige Azo, ein Kamerad des Cau-
po
zu ſeyn, von welchem oben beym Jahre 1299 n. 3. 4. nachzuſehen.
d) Der Ratzeburgiſche nemlich und Eſthniſche. Denn die andern, als der von
Verden und der von Paderborn, waren ſchon wieder in ihr Vaterland gereiſet.
§. 5.

Daher trugen die Liven aus dem Schloſſe Dabrels, ihrem Verſprechen
nach, den Zehnden jaͤhrlich ab, darum hat der HErr ſie bisher vor allem Ueber-
fal der Heiden und Ruſſen geſchuͤtzet. Die Liven aber des Biſchofs haben
ſtat ihres Zehnden, weil er aus Barmherzigkeit und aus groſſer Froͤmmigkeit es
ihnen erlaſſen, bis dato nur ein gewiſſes Maß entrichtet. Auch die Ydumeer
und Letten, die nicht zu Felde gegangen, noch die Sacramente des Glaubens
verletzet hatten, erlegten ſtat des Zehnden jaͤhrlich, bis auf den heutigen Tag e),
das erſte Maß, ſo ihnen von den vier Biſchoͤfen, die zur ſelbigen Zeit in Liefland
beyſammen geweſen, angeſetzet war. Die aber unter ihnen mit in dieſen Krieg

gegan-
*) [So wird wol fuͤglicher abgetheilet, als im lateiniſchen bisher ſtehet, et venerunt omnes ſeniores, qui
remanſerant, ſani de caſtro Dabrelis.
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[103/0135] von 1211 bis 1212. Otterngezuͤchte, wie wollet ihr dem Zorne GOttes entrinnen koͤn- nen, die ihr ſtets vol Galle der Untreue ſeyd, und fuͤr eure Buben- ſtuͤcke nicht wolt genugthun? Thut demnach rechtſchaffene Fruͤch- te der Buſſe. Und wenn ihr euch wahrhaftig zu GOTT bekehren wollet, ſo wird GOtt freylich mit euch ſeyn, als die ihr zwar bis- her doppeltes Herzens und unbeſtaͤndig geweſen, aber nun beſtaͤndig ſeyd in euren Wegen, damit ihr uͤber euch die Huͤlfe des Herrn ſehen moͤget. Denn ihr habt noch nicht voͤllige Glaubensſtandhaftig- keit erwieſen. Jhr habt OOTT mit dem Opfer eures Zehnden noch nicht ehren wollen. Fallet nun dem Hochwuͤrdigen Herrn Biſchof zu Fuſſe, damit er aller euer Ausſchweifungen vergeſſe, und zur voͤlligen Vergebung eurer Suͤnden euch auflege, bey auf- richtigem Glauben zu GOTT alle Pflichten des Chriſtenthums volkommen uͤber euch zu nehmen, und den Zehnden der Fruͤchte GOTT und ſeinen Knechten zu geben, als wie alle andere Voͤlker, die durch das Bad der heiligen Taufe wiedergeboren ſeyn: ſo wird euch der HErr die uͤbrigen neun Theile ſegnen, daß ihr rei- cher ſeyd an Vermoͤgen und Barſchaft, als vormals. Und GOtt wird euch von den Anfaͤllen anderer Heiden und aus allen euren Noͤthen erretten. Nach Anhoͤrung dieſer heilſamen Vermahnungen freueten ſich die Liven, kehrten wieder nach Thoreida und erzaͤhlten alles, was der Prieſter Alobrand geſagt hatte. Und es gefiel allen, deswegen, weil ſie keine Geldbuſſe vorjetzo zu erlegen gezwungen wurden; ſie hoften aber doch folgendes Jahr mit den Eſthen gegen die Deutſchen zu rebelliren. Es kamen auch alle Volksaͤlteſten von dem Schloſſe des Dabrels, die geſund geblieben waren *), wie auch die Liven des Biſchofs von der andern Seite der Goiwe, Veſike mit ſeinen Leuten, und noch andere von Metſepole nach Riga, und baten den Biſchof, er moͤchte, wie Alobrand ſie belehret, auch ſie im chriſtlichen Glau- ben voͤllig beſtaͤtigen, und zur Buͤſſung ihrer Verbrechen ihnen den Zehnden jaͤhr- lich zu entrichten auflegen. Doch dieſer Antrag mißfiel in den Augen der Biſchoͤfe ſowol, als anderer vernuͤnftigen Maͤnner, indem ſie beſorgten, daß ihr Verſpre- chen vol allerley Betrug und Erſinnung neuer Raͤnke ſey. Der Biſchof ließ ſich aber doch durch ihr unverſchaͤmtes Bitten bereden, und weil er insbeſondere die Vorſtellungen der fremden Biſchoͤfe d⁾ und des ganzen Volks ſtat finden ließ: ſo bewilligte er ihr Geſuch, nahm ſie zu Kindern auf, ſtund ihnen den Frieden zu, und beſtaͤtigte was ſie ſchon verſprochen hatten, nemlich, inskuͤnftige treu zu ſeyn, und den Zehnden jaͤhrlich zu bezahlen. c⁾ Aſſen, der gleich darauf Aſſo heiſt, ſcheinet derjenige Azo, ein Kamerad des Cau- po zu ſeyn, von welchem oben beym Jahre 1299 n. 3. 4. nachzuſehen. d⁾ Der Ratzeburgiſche nemlich und Eſthniſche. Denn die andern, als der von Verden und der von Paderborn, waren ſchon wieder in ihr Vaterland gereiſet. §. 5. Daher trugen die Liven aus dem Schloſſe Dabrels, ihrem Verſprechen nach, den Zehnden jaͤhrlich ab, darum hat der HErr ſie bisher vor allem Ueber- fal der Heiden und Ruſſen geſchuͤtzet. Die Liven aber des Biſchofs haben ſtat ihres Zehnden, weil er aus Barmherzigkeit und aus groſſer Froͤmmigkeit es ihnen erlaſſen, bis dato nur ein gewiſſes Maß entrichtet. Auch die Ydumeer und Letten, die nicht zu Felde gegangen, noch die Sacramente des Glaubens verletzet hatten, erlegten ſtat des Zehnden jaͤhrlich, bis auf den heutigen Tag e⁾ , das erſte Maß, ſo ihnen von den vier Biſchoͤfen, die zur ſelbigen Zeit in Liefland beyſammen geweſen, angeſetzet war. Die aber unter ihnen mit in dieſen Krieg gegan- *) [So wird wol fuͤglicher abgetheilet, als im lateiniſchen bisher ſtehet, et venerunt omnes ſeniores, qui remanſerant, ſani de caſtro Dabrelis.] C c 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/135>, abgerufen am 26.04.2024.