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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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Eine Todten-Bahre mit einem Sarche könte gar art-
lich auf ein Begräbniß also gemacht werden:

Mein Wanderer steh still allhier/
Es liegt der Tugend-glantz und Zier/
Auf dieser schwartzen Todten-Baare/
Das Leich-Tuch deckt die muntren Jahre/
Jedoch der Nach-Klang/ rufft noch aus:
Hier ist der Ruh ihr sichres Hauß/
Dahin der Seelige den matten Leib verstecket/
Biß einsten Sand und Grauß/
Wird durch den Lebens-Geist des Höchsten stehn erwecket
[Spaltenumbruch] Da wird der Tod/
Und sein Geboth/
Wie Eyß zergehn/
Er aber stehn/
[Spaltenumbruch] Gleich Phaenix Bruth/
In frischem Muth/
Itzt bleibt der Ruhm/
Sein Eigen-Thum/
Die Funffzehnde Art.
Ketten-Reime.

Reg. 1.

KEtten-Reime sind/ wann (1) der folgende Verß
sich eben mit dem Worte/ auff welches sich der
vorhergehende geendet hat/ anfähet/ oder (2) wenn
die Endung des Versses sich mit dem Anfange des
folgenden reimet/ e. g. nach der ersten Art:

Venus deine starcke Macht/
Macht das Hertz und Lippe Lacht/
Lacht zwar doch bey schweren Sorgen/
Sorgen muß man biß zum Morgen/
Morgen aber ist die Noth/
Noth und Seufftzen unser Brodt.
Die

Eine Todten-Bahre mit einem Sarche koͤnte gar art-
lich auf ein Begraͤbniß alſo gemacht werden:

Mein Wanderer ſteh ſtill allhier/
Es liegt der Tugend-glantz und Zier/
Auf dieſer ſchwartzen Todten-Baare/
Das Leich-Tuch deckt die muntren Jahre/
Jedoch der Nach-Klang/ rufft noch aus:
Hier iſt der Ruh ihr ſichres Hauß/
Dahin der Seelige den matten Leib verſtecket/
Biß einſten Sand und Grauß/
Wird durch dē Lebens-Geiſt des Hoͤchſtẽ ſtehn erwecket
[Spaltenumbruch] Da wird der Tod/
Und ſein Geboth/
Wie Eyß zergehn/
Er aber ſtehn/
[Spaltenumbruch] Gleich Phænix Bruth/
In friſchem Muth/
Itzt bleibt der Ruhm/
Sein Eigen-Thum/
Die Funffzehnde Art.
Ketten-Reime.

Reg. 1.

KEtten-Reime ſind/ wann (1) der folgende Verß
ſich eben mit dem Worte/ auff welches ſich der
vorhergehende geendet hat/ anfaͤhet/ oder (2) wenn
die Endung des Verſſes ſich mit dem Anfange des
folgenden reimet/ e. g. nach der erſten Art:

Venus deine ſtarcke Macht/
Macht das Hertz und Lippe Lacht/
Lacht zwar doch bey ſchweren Sorgen/
Sorgen muß man biß zum Morgen/
Morgen aber iſt die Noth/
Noth und Seufftzen unſer Brodt.
Die
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[136/0152] Eine Todten-Bahre mit einem Sarche koͤnte gar art- lich auf ein Begraͤbniß alſo gemacht werden: Mein Wanderer ſteh ſtill allhier/ Es liegt der Tugend-glantz und Zier/ Auf dieſer ſchwartzen Todten-Baare/ Das Leich-Tuch deckt die muntren Jahre/ Jedoch der Nach-Klang/ rufft noch aus: Hier iſt der Ruh ihr ſichres Hauß/ Dahin der Seelige den matten Leib verſtecket/ Biß einſten Sand und Grauß/ Wird durch dē Lebens-Geiſt des Hoͤchſtẽ ſtehn erwecket Da wird der Tod/ Und ſein Geboth/ Wie Eyß zergehn/ Er aber ſtehn/ Gleich Phænix Bruth/ In friſchem Muth/ Itzt bleibt der Ruhm/ Sein Eigen-Thum/ Die Funffzehnde Art. Ketten-Reime. Reg. 1. KEtten-Reime ſind/ wann (1) der folgende Verß ſich eben mit dem Worte/ auff welches ſich der vorhergehende geendet hat/ anfaͤhet/ oder (2) wenn die Endung des Verſſes ſich mit dem Anfange des folgenden reimet/ e. g. nach der erſten Art: Venus deine ſtarcke Macht/ Macht das Hertz und Lippe Lacht/ Lacht zwar doch bey ſchweren Sorgen/ Sorgen muß man biß zum Morgen/ Morgen aber iſt die Noth/ Noth und Seufftzen unſer Brodt. Die

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/152>, abgerufen am 26.04.2024.