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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

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lich, so unbedeuteud vor, daß er selbst Plilipp
Reisern nicht einmal von seinem neuen Kummer
etwas sagen mochte, und lieber nicht zu ihm ging,
um nicht von seinem Schicksal mit ihm reden zu
dürfen, das nun anfing ihm wieder verhaßt zu
werden, und der Mühe des Nachdenkens nicht
mehr werth zu scheinen. --

Da er sich indes hierüber endlich satt gequält
hatte, so dachte er auf ein Mittel, wie er doch
noch seinen Zweck erreichen könnte -- und diß
bot sich ihm, da er nur erst darüber nachdachte,
sehr bald dar -- er durfte nur zu dem Pastor
M. . . gehen, welcher doch wieder Hoffnung von
ihm zu schöpfen angefangen hatte, und durfte
diesen nur bitten, ihm bei dem Prinz so viel, als
zur Anschaffung eines guten Kleides und übri¬
gens zur Bestreitung der Kosten bei Haltung
der Rede erfordert wurde, auszuwirken, worin
auch der Pastor M. . . sogleich willigte, und Rei¬
sern schon im Voraus einen guten Erfolg ver¬
sprach. -- Reisers Besorgnisse waren also nun
auf einmal wieder gehoben, und er konnte nun
die angefangene Rede mit frohem Herzen vollen¬
den, um sie am Geburtstage der Königin zu

J 4

lich, ſo unbedeuteud vor, daß er ſelbſt Plilipp
Reiſern nicht einmal von ſeinem neuen Kummer
etwas ſagen mochte, und lieber nicht zu ihm ging,
um nicht von ſeinem Schickſal mit ihm reden zu
duͤrfen, das nun anfing ihm wieder verhaßt zu
werden, und der Muͤhe des Nachdenkens nicht
mehr werth zu ſcheinen. —

Da er ſich indes hieruͤber endlich ſatt gequaͤlt
hatte, ſo dachte er auf ein Mittel, wie er doch
noch ſeinen Zweck erreichen koͤnnte — und diß
bot ſich ihm, da er nur erſt daruͤber nachdachte,
ſehr bald dar — er durfte nur zu dem Paſtor
M. . . gehen, welcher doch wieder Hoffnung von
ihm zu ſchoͤpfen angefangen hatte, und durfte
dieſen nur bitten, ihm bei dem Prinz ſo viel, als
zur Anſchaffung eines guten Kleides und uͤbri¬
gens zur Beſtreitung der Koſten bei Haltung
der Rede erfordert wurde, auszuwirken, worin
auch der Paſtor M. . . ſogleich willigte, und Rei¬
ſern ſchon im Voraus einen guten Erfolg ver¬
ſprach. — Reiſers Beſorgniſſe waren alſo nun
auf einmal wieder gehoben, und er konnte nun
die angefangene Rede mit frohem Herzen vollen¬
den, um ſie am Geburtstage der Koͤnigin zu

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[135/0145] lich, ſo unbedeuteud vor, daß er ſelbſt Plilipp Reiſern nicht einmal von ſeinem neuen Kummer etwas ſagen mochte, und lieber nicht zu ihm ging, um nicht von ſeinem Schickſal mit ihm reden zu duͤrfen, das nun anfing ihm wieder verhaßt zu werden, und der Muͤhe des Nachdenkens nicht mehr werth zu ſcheinen. — Da er ſich indes hieruͤber endlich ſatt gequaͤlt hatte, ſo dachte er auf ein Mittel, wie er doch noch ſeinen Zweck erreichen koͤnnte — und diß bot ſich ihm, da er nur erſt daruͤber nachdachte, ſehr bald dar — er durfte nur zu dem Paſtor M. . . gehen, welcher doch wieder Hoffnung von ihm zu ſchoͤpfen angefangen hatte, und durfte dieſen nur bitten, ihm bei dem Prinz ſo viel, als zur Anſchaffung eines guten Kleides und uͤbri¬ gens zur Beſtreitung der Koſten bei Haltung der Rede erfordert wurde, auszuwirken, worin auch der Paſtor M. . . ſogleich willigte, und Rei¬ ſern ſchon im Voraus einen guten Erfolg ver¬ ſprach. — Reiſers Beſorgniſſe waren alſo nun auf einmal wieder gehoben, und er konnte nun die angefangene Rede mit frohem Herzen vollen¬ den, um ſie am Geburtstage der Koͤnigin zu J 4

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/145>, abgerufen am 26.04.2024.