Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

ges, so sicher, als hätte er selbst das ganze nach-
folgende Jahrtausend an der Spitze seines Vol-
kes durchlebt, legt er sich hin, und stirbt. -- Es
ist hinlänglich des großen Werkes zu erwähnen;
ein ähnliches erzählt die Geschichte weiter nicht.
Und wie, im ganzen kriegerischen, künstlerischen
Laufe seines Lebens, gab er alles an die Idee
hin, für die er lebte! Denken Sie Sich unter
dem einzigen Gott, den er sein Volk empfinden
lassen wollte, die Idee der Freiheit. Ueber
Nahmen wollen wir nicht streiten.

Allerdings, um einen Commerz-Staat, eine
Friedens-Assecuranz zu gründen, bedurfte es die-
ser schmerzenvollen Erziehung nicht. -- Das alte
Vaterland der Israeliten, welches sie wieder zu
bewohnen gingen, war für den Handel und alle
Art der Industrie vortheilhafter gelegen, als
irgend ein andres der Welt; das durch den Han-
del entnervte Volk der Idumäer oder Edomiter
zu bezwingen, und sich dadurch in den Besitz
der vortrefflichsten Häfen am Arabischen Meer-
busen zu setzen, wäre ganz leicht gewesen. Da
auf der andern Seite das mittelländische Meer
die Küsten des gelobten Landes bespühlte, so
war mit einer leichten Politik die große Handels-
straße der Welt von Indien in die Häfen des
mittelländischen Meeres durch das Land Canaan

ges, ſo ſicher, als haͤtte er ſelbſt das ganze nach-
folgende Jahrtauſend an der Spitze ſeines Vol-
kes durchlebt, legt er ſich hin, und ſtirbt. — Es
iſt hinlaͤnglich des großen Werkes zu erwaͤhnen;
ein aͤhnliches erzaͤhlt die Geſchichte weiter nicht.
Und wie, im ganzen kriegeriſchen, kuͤnſtleriſchen
Laufe ſeines Lebens, gab er alles an die Idee
hin, fuͤr die er lebte! Denken Sie Sich unter
dem einzigen Gott, den er ſein Volk empfinden
laſſen wollte, die Idee der Freiheit. Ueber
Nahmen wollen wir nicht ſtreiten.

Allerdings, um einen Commerz-Staat, eine
Friedens-Aſſecuranz zu gruͤnden, bedurfte es die-
ſer ſchmerzenvollen Erziehung nicht. — Das alte
Vaterland der Iſraeliten, welches ſie wieder zu
bewohnen gingen, war fuͤr den Handel und alle
Art der Induſtrie vortheilhafter gelegen, als
irgend ein andres der Welt; das durch den Han-
del entnervte Volk der Idumaͤer oder Edomiter
zu bezwingen, und ſich dadurch in den Beſitz
der vortrefflichſten Haͤfen am Arabiſchen Meer-
buſen zu ſetzen, waͤre ganz leicht geweſen. Da
auf der andern Seite das mittellaͤndiſche Meer
die Kuͤſten des gelobten Landes beſpuͤhlte, ſo
war mit einer leichten Politik die große Handels-
ſtraße der Welt von Indien in die Haͤfen des
mittellaͤndiſchen Meeres durch das Land Canaan

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0021" n="13"/>
ges, &#x017F;o &#x017F;icher, als ha&#x0364;tte er &#x017F;elb&#x017F;t das ganze nach-<lb/>
folgende Jahrtau&#x017F;end an der Spitze &#x017F;eines Vol-<lb/>
kes durchlebt, legt er &#x017F;ich hin, und &#x017F;tirbt. &#x2014; Es<lb/>
i&#x017F;t hinla&#x0364;nglich des großen Werkes zu erwa&#x0364;hnen;<lb/>
ein a&#x0364;hnliches erza&#x0364;hlt die Ge&#x017F;chichte weiter nicht.<lb/>
Und wie, im ganzen kriegeri&#x017F;chen, ku&#x0364;n&#x017F;tleri&#x017F;chen<lb/>
Laufe &#x017F;eines Lebens, gab er alles an die Idee<lb/>
hin, fu&#x0364;r die er lebte! Denken Sie Sich unter<lb/>
dem einzigen <hi rendition="#g">Gott</hi>, den er &#x017F;ein Volk empfinden<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en wollte, die <hi rendition="#g">Idee der Freiheit</hi>. Ueber<lb/><hi rendition="#g">Nahmen</hi> wollen wir nicht &#x017F;treiten.</p><lb/>
            <p>Allerdings, um einen Commerz-Staat, eine<lb/>
Friedens-A&#x017F;&#x017F;ecuranz zu gru&#x0364;nden, bedurfte es die-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;chmerzenvollen Erziehung nicht. &#x2014; Das alte<lb/>
Vaterland der I&#x017F;raeliten, welches &#x017F;ie wieder zu<lb/>
bewohnen gingen, war fu&#x0364;r den Handel und alle<lb/>
Art der Indu&#x017F;trie vortheilhafter gelegen, als<lb/>
irgend ein andres der Welt; das durch den Han-<lb/>
del entnervte Volk der Iduma&#x0364;er oder Edomiter<lb/>
zu bezwingen, und &#x017F;ich dadurch in den Be&#x017F;itz<lb/>
der vortrefflich&#x017F;ten Ha&#x0364;fen am Arabi&#x017F;chen Meer-<lb/>
bu&#x017F;en zu &#x017F;etzen, wa&#x0364;re ganz leicht gewe&#x017F;en. Da<lb/>
auf der andern Seite das mittella&#x0364;ndi&#x017F;che Meer<lb/>
die Ku&#x0364;&#x017F;ten des gelobten Landes be&#x017F;pu&#x0364;hlte, &#x017F;o<lb/>
war mit einer leichten Politik die große Handels-<lb/>
&#x017F;traße der Welt von Indien in die Ha&#x0364;fen des<lb/>
mittella&#x0364;ndi&#x017F;chen Meeres durch das Land Canaan<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0021] ges, ſo ſicher, als haͤtte er ſelbſt das ganze nach- folgende Jahrtauſend an der Spitze ſeines Vol- kes durchlebt, legt er ſich hin, und ſtirbt. — Es iſt hinlaͤnglich des großen Werkes zu erwaͤhnen; ein aͤhnliches erzaͤhlt die Geſchichte weiter nicht. Und wie, im ganzen kriegeriſchen, kuͤnſtleriſchen Laufe ſeines Lebens, gab er alles an die Idee hin, fuͤr die er lebte! Denken Sie Sich unter dem einzigen Gott, den er ſein Volk empfinden laſſen wollte, die Idee der Freiheit. Ueber Nahmen wollen wir nicht ſtreiten. Allerdings, um einen Commerz-Staat, eine Friedens-Aſſecuranz zu gruͤnden, bedurfte es die- ſer ſchmerzenvollen Erziehung nicht. — Das alte Vaterland der Iſraeliten, welches ſie wieder zu bewohnen gingen, war fuͤr den Handel und alle Art der Induſtrie vortheilhafter gelegen, als irgend ein andres der Welt; das durch den Han- del entnervte Volk der Idumaͤer oder Edomiter zu bezwingen, und ſich dadurch in den Beſitz der vortrefflichſten Haͤfen am Arabiſchen Meer- buſen zu ſetzen, waͤre ganz leicht geweſen. Da auf der andern Seite das mittellaͤndiſche Meer die Kuͤſten des gelobten Landes beſpuͤhlte, ſo war mit einer leichten Politik die große Handels- ſtraße der Welt von Indien in die Haͤfen des mittellaͤndiſchen Meeres durch das Land Canaan

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/21
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/21>, abgerufen am 26.04.2024.