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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Revolutionsjahre in sehr guter Ordnung, die Ausgaben jedenfalls nicht größer als die Einnahmen. Das Landheer ist gut ausgerüstet und wohlgeübt, besteht auf dem Friedensfuße aus 56000 Mann aller Waffengattungen und 6 Schweizerregimentern; die Flotte aus 3 Linienschiffen, 5 Fregatten, 12 Dampffregatten u. 12 kleineren Dampfern. - Die Staatsschuld beträgt 138934000 Thlr., das umlaufende Papiergeld 15 Mill. Thlr. Man rechnet nach Ducati; 1 Ducato ist = 100 Grani = 1000 Cavalli = 1 Thlr. 4 Sgr. 4 Pf. = 1 fl. 381/4 kr. C.-M.; 1 Elle, Canna = 10 Palmi = 2,645 Metr., auf der Insel 1 Canna = 8 Palmi = 2,065 Metr.; 1 Cantaro ist = 100 Rottoli = 178,19 Zollpfd., auf der Insel = 158,68 Zollpfd.; 1 Tomolo Getreide = 55,54, auf der Insel = 17,2 Litr.; 1 Baril = 60 Caraffe = 43,6 Litr., 1 Salma Oel = 16 Staja = 161,57 Litr. Die Insel S., zu deren Verwaltungsgebiet die Aegaten, die Liparen und die Insel Pantelaria gehören, wird zu 352-497 #M. Größe berechnet, hat die Form eines Dreiecks (daher der alte Namen Trinakria) und ist von dem Festlande durch die 1/2 M. breite Straße von Messina (Faro) getrennt. Die Insel ist gebirgig, doch erreichen die Spitzen der Gebirgszüge nirgends 4000' Höhe, nur der Vulkan Aetna hat sich über 10000' emporgearbeitet; außer ihm ist der Schlammvulkan Maccaluba thätig, einige andere Vulkane sind erloschen. Die Flüsse sind sämmtlich unbedeutend. Das Klima nähert sich dem tropischen, ist aber gesund; den seltenen Regen ersetzt reichlicher Thau. Der Boden ist fruchtbar, der Ackerbau jedoch sehr mangelhaft, was von der Scheu der Sicilianer vor dem Landleben, dem herrschenden Pacht- u. Afterpachtsystem, der Unsicherheit u. den schlechten Verkehrsmitteln herrührt. Dennoch führt S. Weizen, herrliche Weine, Oel u. Südfrüchte aus. Der Schatz des Mineralreichs ist Schwefel, mit dem S. fast ganz Europa versieht (für 10 Millionen Frcs. jährlich); außerdem wird Marmor, Alaun, Vitriol, Stein- und Seesalz gewonnen. Von Bedeutung ist auch die Thun-, Sardellen- und Korallenfischerei. S. ist in 7 Intendanzen, 24 Bezirke, 178 Kreise, 352 Gemeinden eingetheilt. Universitäten bestehen 3: zu Palermo, Messina u. Catania, außerdem 26 Collegien und Lyceen; im Allgemeinen ist für den Volksunterricht schlecht gesorgt. Die Industrie ist unbedeutend und beschränkt sich fast ausschließlich auf Seide. Der Binnenhandel ist fast null, der einheimische Seehandel besteht in Küstenfahrt. S. hat eigene Administration, an deren Spitze ein Generalstatthalter steht. - Geschichte. Der festländische Theil des Königreichs beider S., das eigentliche Neapel, begriff in alter Zeit Campanien, Samnium, Apulien, Calabrien, Lucanien u. das Land der Bruttier und wurde sammt den griech. Kolonien im 3. Jahrh. von den Römern unterworfen. Die Insel S. war ursprünglich von Sicanern oder Siculern bewohnt, empfing seit dem 8. Jahrh. vor Chr. eine Menge griech. Kolonien und wurde eigentlich eine griech. Insel, die mit dem Mutterlande den lebhaftesten Verkehr unterhielt. Wie in Griechenland so wollte auch in S. jede einzelne Stadt selbständig sein, daher die vielen Kriege, und ebenso wechselten auch die Verfassungen mannigfaltig: Aristokratien, Demokratien, Tyranneien. Der Versuch Athens während des peloponnes. Krieges scheiterte an dem Widerstand der Stadt Syrakus und diese behauptete sich auch im Ganzen siegreich gegen die Karthager, welche seit dem 5. Jahrh. auf der Insel festen Fuß gefaßt und selbst die 2. Stadt S.s, Agrigent, zerstört hatten. Das karthagische Gebiet auf S. eroberten die Römer im 1. pun. Kriege, das syrakusanische im zweiten und die Insel scheint schon zur Zeit des Augustus röm. Sprache und Sitte angenommen zu haben. Im 5. Jahrh. folgte die Herrschaft der Vandalen; 535 unterwarf Belisar S. dem byzantinischen Reiche, dem es im 8. und 9. Jahrh. die Saracenen entrissen, während um Neapel nacheinander von Gothen, Byzantinern, Lombarden und Saracenen gekämpft wurde. Im 11. Jahrh. erschienen die französ. Normannen, zuerst als Söldner der lombard. Herzoge zu

Revolutionsjahre in sehr guter Ordnung, die Ausgaben jedenfalls nicht größer als die Einnahmen. Das Landheer ist gut ausgerüstet und wohlgeübt, besteht auf dem Friedensfuße aus 56000 Mann aller Waffengattungen und 6 Schweizerregimentern; die Flotte aus 3 Linienschiffen, 5 Fregatten, 12 Dampffregatten u. 12 kleineren Dampfern. – Die Staatsschuld beträgt 138934000 Thlr., das umlaufende Papiergeld 15 Mill. Thlr. Man rechnet nach Ducati; 1 Ducato ist = 100 Grani = 1000 Cavalli = 1 Thlr. 4 Sgr. 4 Pf. = 1 fl. 381/4 kr. C.-M.; 1 Elle, Canna = 10 Palmi = 2,645 Metr., auf der Insel 1 Canna = 8 Palmi = 2,065 Metr.; 1 Cantaro ist = 100 Rottoli = 178,19 Zollpfd., auf der Insel = 158,68 Zollpfd.; 1 Tomolo Getreide = 55,54, auf der Insel = 17,2 Litr.; 1 Baril = 60 Caraffe = 43,6 Litr., 1 Salma Oel = 16 Staja = 161,57 Litr. Die Insel S., zu deren Verwaltungsgebiet die Aegaten, die Liparen und die Insel Pantelaria gehören, wird zu 352–497 □M. Größe berechnet, hat die Form eines Dreiecks (daher der alte Namen Trinakria) und ist von dem Festlande durch die 1/2 M. breite Straße von Messina (Faro) getrennt. Die Insel ist gebirgig, doch erreichen die Spitzen der Gebirgszüge nirgends 4000' Höhe, nur der Vulkan Aetna hat sich über 10000' emporgearbeitet; außer ihm ist der Schlammvulkan Maccaluba thätig, einige andere Vulkane sind erloschen. Die Flüsse sind sämmtlich unbedeutend. Das Klima nähert sich dem tropischen, ist aber gesund; den seltenen Regen ersetzt reichlicher Thau. Der Boden ist fruchtbar, der Ackerbau jedoch sehr mangelhaft, was von der Scheu der Sicilianer vor dem Landleben, dem herrschenden Pacht- u. Afterpachtsystem, der Unsicherheit u. den schlechten Verkehrsmitteln herrührt. Dennoch führt S. Weizen, herrliche Weine, Oel u. Südfrüchte aus. Der Schatz des Mineralreichs ist Schwefel, mit dem S. fast ganz Europa versieht (für 10 Millionen Frcs. jährlich); außerdem wird Marmor, Alaun, Vitriol, Stein- und Seesalz gewonnen. Von Bedeutung ist auch die Thun-, Sardellen- und Korallenfischerei. S. ist in 7 Intendanzen, 24 Bezirke, 178 Kreise, 352 Gemeinden eingetheilt. Universitäten bestehen 3: zu Palermo, Messina u. Catania, außerdem 26 Collegien und Lyceen; im Allgemeinen ist für den Volksunterricht schlecht gesorgt. Die Industrie ist unbedeutend und beschränkt sich fast ausschließlich auf Seide. Der Binnenhandel ist fast null, der einheimische Seehandel besteht in Küstenfahrt. S. hat eigene Administration, an deren Spitze ein Generalstatthalter steht. – Geschichte. Der festländische Theil des Königreichs beider S., das eigentliche Neapel, begriff in alter Zeit Campanien, Samnium, Apulien, Calabrien, Lucanien u. das Land der Bruttier und wurde sammt den griech. Kolonien im 3. Jahrh. von den Römern unterworfen. Die Insel S. war ursprünglich von Sicanern oder Siculern bewohnt, empfing seit dem 8. Jahrh. vor Chr. eine Menge griech. Kolonien und wurde eigentlich eine griech. Insel, die mit dem Mutterlande den lebhaftesten Verkehr unterhielt. Wie in Griechenland so wollte auch in S. jede einzelne Stadt selbständig sein, daher die vielen Kriege, und ebenso wechselten auch die Verfassungen mannigfaltig: Aristokratien, Demokratien, Tyranneien. Der Versuch Athens während des peloponnes. Krieges scheiterte an dem Widerstand der Stadt Syrakus und diese behauptete sich auch im Ganzen siegreich gegen die Karthager, welche seit dem 5. Jahrh. auf der Insel festen Fuß gefaßt und selbst die 2. Stadt S.s, Agrigent, zerstört hatten. Das karthagische Gebiet auf S. eroberten die Römer im 1. pun. Kriege, das syrakusanische im zweiten und die Insel scheint schon zur Zeit des Augustus röm. Sprache und Sitte angenommen zu haben. Im 5. Jahrh. folgte die Herrschaft der Vandalen; 535 unterwarf Belisar S. dem byzantinischen Reiche, dem es im 8. und 9. Jahrh. die Saracenen entrissen, während um Neapel nacheinander von Gothen, Byzantinern, Lombarden und Saracenen gekämpft wurde. Im 11. Jahrh. erschienen die französ. Normannen, zuerst als Söldner der lombard. Herzoge zu

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Revolutionsjahre in sehr guter Ordnung, die Ausgaben jedenfalls nicht größer als die Einnahmen. Das Landheer ist gut ausgerüstet und wohlgeübt, besteht auf dem Friedensfuße aus 56000 Mann aller Waffengattungen und 6 Schweizerregimentern; die Flotte aus 3 Linienschiffen, 5 Fregatten, 12 Dampffregatten u. 12 kleineren Dampfern. &#x2013; Die Staatsschuld beträgt 138934000 Thlr., das umlaufende Papiergeld 15 Mill. Thlr. Man rechnet nach Ducati; 1 Ducato ist = 100 Grani = 1000 Cavalli = 1 Thlr. 4 Sgr. 4 Pf. = 1 fl. 38<hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">4</hi> kr. C.-M.; 1 Elle, Canna = 10 Palmi = 2,645 Metr., auf der Insel 1 Canna = 8 Palmi = 2,065 Metr.; 1 Cantaro ist = 100 Rottoli = 178,19 Zollpfd., auf der Insel = 158,68 Zollpfd.; 1 Tomolo Getreide = 55,54, auf der Insel = 17,2 Litr.; 1 Baril = 60 Caraffe = 43,6 Litr., 1 Salma Oel = 16 Staja = 161,57 Litr. Die <hi rendition="#g">Insel</hi> S., zu deren Verwaltungsgebiet die Aegaten, die Liparen und die Insel Pantelaria gehören, wird zu 352&#x2013;497 &#x25A1;M. Größe berechnet, hat die Form eines Dreiecks (daher der alte Namen Trinakria) und ist von dem Festlande durch die <hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">2</hi> M. breite Straße von Messina (Faro) getrennt. Die Insel ist gebirgig, doch erreichen die Spitzen der Gebirgszüge nirgends 4000' Höhe, nur der Vulkan Aetna hat sich über 10000' emporgearbeitet; außer ihm ist der Schlammvulkan Maccaluba thätig, einige andere Vulkane sind erloschen. Die Flüsse sind sämmtlich unbedeutend. Das Klima nähert sich dem tropischen, ist aber gesund; den seltenen Regen ersetzt reichlicher Thau. Der Boden ist fruchtbar, der Ackerbau jedoch sehr mangelhaft, was von der Scheu der Sicilianer vor dem Landleben, dem herrschenden Pacht- u. Afterpachtsystem, der Unsicherheit u. den schlechten Verkehrsmitteln herrührt. Dennoch führt S. Weizen, herrliche Weine, Oel u. Südfrüchte aus. Der Schatz des Mineralreichs ist Schwefel, mit dem S. fast ganz Europa versieht (für 10 Millionen Frcs. jährlich); außerdem wird Marmor, Alaun, Vitriol, Stein- und Seesalz gewonnen. Von Bedeutung ist auch die Thun-, Sardellen- und Korallenfischerei. S. ist in 7 Intendanzen, 24 Bezirke, 178 Kreise, 352 Gemeinden eingetheilt. Universitäten bestehen 3: zu Palermo, Messina u. Catania, außerdem 26 Collegien und Lyceen; im Allgemeinen ist für den Volksunterricht schlecht gesorgt. Die Industrie ist unbedeutend und beschränkt sich fast ausschließlich auf Seide. Der Binnenhandel ist fast null, der einheimische Seehandel besteht in Küstenfahrt. S. hat eigene Administration, an deren Spitze ein Generalstatthalter steht. &#x2013; <hi rendition="#g">Geschichte.</hi> Der festländische Theil des Königreichs beider S., das eigentliche Neapel, begriff in alter Zeit Campanien, Samnium, Apulien, Calabrien, Lucanien u. das Land der Bruttier und wurde sammt den griech. Kolonien im 3. Jahrh. von den Römern unterworfen. Die Insel S. war ursprünglich von Sicanern oder Siculern bewohnt, empfing seit dem 8. Jahrh. vor Chr. eine Menge griech. Kolonien und wurde eigentlich eine griech. Insel, die mit dem Mutterlande den lebhaftesten Verkehr unterhielt. Wie in Griechenland so wollte auch in S. jede einzelne Stadt selbständig sein, daher die vielen Kriege, und ebenso wechselten auch die Verfassungen mannigfaltig: Aristokratien, Demokratien, Tyranneien. Der Versuch Athens während des peloponnes. Krieges scheiterte an dem Widerstand der Stadt Syrakus und diese behauptete sich auch im Ganzen siegreich gegen die Karthager, welche seit dem 5. Jahrh. auf der Insel festen Fuß gefaßt und selbst die 2. Stadt S.s, Agrigent, zerstört hatten. Das karthagische Gebiet auf S. eroberten die Römer im 1. pun. Kriege, das syrakusanische im zweiten und die Insel scheint schon zur Zeit des Augustus röm. Sprache und Sitte angenommen zu haben. Im 5. Jahrh. folgte die Herrschaft der Vandalen; 535 unterwarf Belisar S. dem byzantinischen Reiche, dem es im 8. und 9. Jahrh. die Saracenen entrissen, während um Neapel nacheinander von Gothen, Byzantinern, Lombarden und Saracenen gekämpft wurde. Im 11. Jahrh. erschienen die französ. Normannen, zuerst als Söldner der lombard. Herzoge zu
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[206/0207] Revolutionsjahre in sehr guter Ordnung, die Ausgaben jedenfalls nicht größer als die Einnahmen. Das Landheer ist gut ausgerüstet und wohlgeübt, besteht auf dem Friedensfuße aus 56000 Mann aller Waffengattungen und 6 Schweizerregimentern; die Flotte aus 3 Linienschiffen, 5 Fregatten, 12 Dampffregatten u. 12 kleineren Dampfern. – Die Staatsschuld beträgt 138934000 Thlr., das umlaufende Papiergeld 15 Mill. Thlr. Man rechnet nach Ducati; 1 Ducato ist = 100 Grani = 1000 Cavalli = 1 Thlr. 4 Sgr. 4 Pf. = 1 fl. 381/4 kr. C.-M.; 1 Elle, Canna = 10 Palmi = 2,645 Metr., auf der Insel 1 Canna = 8 Palmi = 2,065 Metr.; 1 Cantaro ist = 100 Rottoli = 178,19 Zollpfd., auf der Insel = 158,68 Zollpfd.; 1 Tomolo Getreide = 55,54, auf der Insel = 17,2 Litr.; 1 Baril = 60 Caraffe = 43,6 Litr., 1 Salma Oel = 16 Staja = 161,57 Litr. Die Insel S., zu deren Verwaltungsgebiet die Aegaten, die Liparen und die Insel Pantelaria gehören, wird zu 352–497 □M. Größe berechnet, hat die Form eines Dreiecks (daher der alte Namen Trinakria) und ist von dem Festlande durch die 1/2 M. breite Straße von Messina (Faro) getrennt. Die Insel ist gebirgig, doch erreichen die Spitzen der Gebirgszüge nirgends 4000' Höhe, nur der Vulkan Aetna hat sich über 10000' emporgearbeitet; außer ihm ist der Schlammvulkan Maccaluba thätig, einige andere Vulkane sind erloschen. Die Flüsse sind sämmtlich unbedeutend. Das Klima nähert sich dem tropischen, ist aber gesund; den seltenen Regen ersetzt reichlicher Thau. Der Boden ist fruchtbar, der Ackerbau jedoch sehr mangelhaft, was von der Scheu der Sicilianer vor dem Landleben, dem herrschenden Pacht- u. Afterpachtsystem, der Unsicherheit u. den schlechten Verkehrsmitteln herrührt. Dennoch führt S. Weizen, herrliche Weine, Oel u. Südfrüchte aus. Der Schatz des Mineralreichs ist Schwefel, mit dem S. fast ganz Europa versieht (für 10 Millionen Frcs. jährlich); außerdem wird Marmor, Alaun, Vitriol, Stein- und Seesalz gewonnen. Von Bedeutung ist auch die Thun-, Sardellen- und Korallenfischerei. S. ist in 7 Intendanzen, 24 Bezirke, 178 Kreise, 352 Gemeinden eingetheilt. Universitäten bestehen 3: zu Palermo, Messina u. Catania, außerdem 26 Collegien und Lyceen; im Allgemeinen ist für den Volksunterricht schlecht gesorgt. Die Industrie ist unbedeutend und beschränkt sich fast ausschließlich auf Seide. Der Binnenhandel ist fast null, der einheimische Seehandel besteht in Küstenfahrt. S. hat eigene Administration, an deren Spitze ein Generalstatthalter steht. – Geschichte. Der festländische Theil des Königreichs beider S., das eigentliche Neapel, begriff in alter Zeit Campanien, Samnium, Apulien, Calabrien, Lucanien u. das Land der Bruttier und wurde sammt den griech. Kolonien im 3. Jahrh. von den Römern unterworfen. Die Insel S. war ursprünglich von Sicanern oder Siculern bewohnt, empfing seit dem 8. Jahrh. vor Chr. eine Menge griech. Kolonien und wurde eigentlich eine griech. Insel, die mit dem Mutterlande den lebhaftesten Verkehr unterhielt. Wie in Griechenland so wollte auch in S. jede einzelne Stadt selbständig sein, daher die vielen Kriege, und ebenso wechselten auch die Verfassungen mannigfaltig: Aristokratien, Demokratien, Tyranneien. Der Versuch Athens während des peloponnes. Krieges scheiterte an dem Widerstand der Stadt Syrakus und diese behauptete sich auch im Ganzen siegreich gegen die Karthager, welche seit dem 5. Jahrh. auf der Insel festen Fuß gefaßt und selbst die 2. Stadt S.s, Agrigent, zerstört hatten. Das karthagische Gebiet auf S. eroberten die Römer im 1. pun. Kriege, das syrakusanische im zweiten und die Insel scheint schon zur Zeit des Augustus röm. Sprache und Sitte angenommen zu haben. Im 5. Jahrh. folgte die Herrschaft der Vandalen; 535 unterwarf Belisar S. dem byzantinischen Reiche, dem es im 8. und 9. Jahrh. die Saracenen entrissen, während um Neapel nacheinander von Gothen, Byzantinern, Lombarden und Saracenen gekämpft wurde. Im 11. Jahrh. erschienen die französ. Normannen, zuerst als Söldner der lombard. Herzoge zu

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/207>, abgerufen am 26.04.2024.