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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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beträgt er nach Lishon und Garrot die mit Duperet reisten
65°. Herr Sömmering hat keinen Affen gefunden, der einen
Gesichtswinkel über 58° gehabt hätte, und nur kaum erreichen
sie diesen; selbst beim Champanca hat er nur 50°; und
wenn man von Orangutang sagt, daß er 65° habe, so ist
dies eine Unwahrheit.

Das Verhältniß des Gehirns zu den Nerven nimmt
nach Mickel in Halle bei den Negern ab, wo das 5te
Paar der Nerven stärker ist, als bei andern Menschenracen.
Diejenigen welche sich freuen, wozu ich aber nicht gehöre,
daß die Neger vor den Weissen etwas Thierisches haben,
suchen hierin einen Beweisgrund, und wenn gleich eine solche
Annahme albern ist, so scheinen sie sich doch mehr dem thierischen
Character zu nähern.? - Noch einige weniger wichtige
Verschiedenheiten des Menschen, liegen in der mehr ausge-
drückten Existenz des Kinns, einer regelmäßigen Anwesen-
heit des Hirnsandes, den aber auch die Hirsche besitzen, eine
schiefe Lage des Herzens, mit der Spitze nach unten, und in den
mehr entwickelten größern Nase. Die Simia rostrata
hat aber ebenfalls eine sehr entwickelte Nase. Herr
de la Metri, Herausgeber des Journal de physique sagt scherz-
hafterweise, daß wenn die Affen sich wie wir aus schnaubten,

beträgt er nach Lishon und Garrot die mit Duperet reiſten
65°. Herr Sömmering hat keinen Affen gefunden, der einen
Geſichtswinkel über 58° gehabt hätte, und nur kaum erreichen
ſie dieſen; ſelbſt beim Champanca hat er nur 50°; und
wenn man von Orangutang ſagt, daß er 65° habe, ſo iſt
dies eine Unwahrheit.

Das Verhältniß des Gehirns zu den Nerven nimmt
nach Mickel in Halle bei den Negern ab, wo das 5te
Paar der Nerven ſtärker iſt, als bei andern Menſchenracen.
Diejenigen welche ſich freuen, wozu ich aber nicht gehöre,
daß die Neger vor den Weiſſen etwas Thieriſches haben,
ſuchen hierin einen Beweisgrund, und wenn gleich eine ſolche
Annahme albern iſt, ſo ſcheinen ſie ſich doch mehr dem thieriſchen
Character zu nähern.? – Noch einige weniger wichtige
Verſchiedenheiten des Menſchen, liegen in der mehr ausge-
drückten Exiſtenz des Kinns, einer regelmäßigen Anweſen-
heit des Hirnſandes, den aber auch die Hirſche beſitzen, eine
ſchiefe Lage des Herzens, mit der Spitze nach unten, und in den
mehr entwickelten größern Naſe. Die Simia roſtrata
hat aber ebenfalls eine ſehr entwickelte Naſe. Herr
de la Metri, Herausgeber des Journal de phyſique ſagt ſcherz-
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[567./0573] beträgt er nach Lishon und Garrot die mit Duperet reiſten 65°. Herr Sömmering hat keinen Affen gefunden, der einen Geſichtswinkel über 58° gehabt hätte, und nur kaum erreichen ſie dieſen; ſelbſt beim Champanca hat er nur 50°; und wenn man von Orangutang ſagt, daß er 65° habe, ſo iſt dies eine Unwahrheit. Das Verhältniß des Gehirns zu den Nerven nimmt nach Mickel in Halle bei den Negern ab, wo das 5te Paar der Nerven ſtärker iſt, als bei andern Menſchenracen. Diejenigen welche ſich freuen, wozu ich aber nicht gehöre, daß die Neger vor den Weiſſen etwas Thieriſches haben, ſuchen hierin einen Beweisgrund, und wenn gleich eine ſolche Annahme albern iſt, ſo ſcheinen ſie ſich doch mehr dem thieriſchen Character zu nähern.? – Noch einige weniger wichtige Verſchiedenheiten des Menſchen, liegen in der mehr ausge- drückten Exiſtenz des Kinns, einer regelmäßigen Anweſen- heit des Hirnſandes, den aber auch die Hirſche beſitzen, eine ſchiefe Lage des Herzens, mit der Spitze nach unten, und in den mehr entwickelten größern Naſe. Die Simia roſtrata hat aber ebenfalls eine ſehr entwickelte Naſe. Herr de la Metri, Herausgeber des Journal de phyſique ſagt ſcherz- hafterweiſe, daß wenn die Affen ſich wie wir aus ſchnaubten,

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 567.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/573>, abgerufen am 05.05.2024.