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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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20.
Schon der Pater Corsali zog diese Stelle auf das südliche Kreuz; andre
Erklärer auf die mystische Idee der 4 weltlichen Tugenden.



Wir kommen nun zu einem wichtigen Theile unsrer Wissenschaft, zu
der Winkelmessenden Astronomie für die entferntesten Fixsterne
und Doppelsterne
.

Schon Galilei warf die Fragen auf: was wir eigentlich Doppel-
sterne nennen? ob beide Sterne zu einander gehören? ob sie physi-
sche oder optische Doppelsterne sind? und hatte die ganz richtige
Meinung, dass sie zur Findung der Parallaxe dienen könten durch
die Veränderung ihres optischen Ortes. Herschel nahm diese Un-
tersuchung wieder auf und leistete sehr viel darin: er zeigte, zuerst
1782, dass sie in einer innern Beziehung zu einander stehn: neuerlich
hat Bessel dies mit noch grösserer Bestimtheit erkant: er beschäf-
tigte sich besonders mit dem 61ten Sterne des Schwans, welcher ein
Doppelstern ist, und fand, dass beide Sterne auf gleiche Weise von
einer eignen Bewegung affizirt werden.

Wir betrachten bei den Doppelsternen ihre Zahl, Natur, Farbe,
Bewegung und Schnelligkeit.

Die Zahl derselben hat sich seit 2 Jahren ungemein vermehrt: Her-
schel
, South und Bessel zusammen haben 800-1000, von denen

20.
Schon der Pater Corsali zog diese Stelle auf das südliche Kreuz; andre
Erklärer auf die mystische Idee der 4 weltlichen Tugenden.



Wir kommen nun zu einem wichtigen Theile unsrer Wissenschaft, zu
der Winkelmessenden Astronomie für die entferntesten Fixsterne
und Doppelsterne
.

Schon Galilei warf die Fragen auf: was wir eigentlich Doppel-
sterne nennen? ob beide Sterne zu einander gehören? ob sie physi-
sche oder optische Doppelsterne sind? und hatte die ganz richtige
Meinung, dass sie zur Findung der Parallaxe dienen könten durch
die Veränderung ihres optischen Ortes. Herschel nahm diese Un-
tersuchung wieder auf und leistete sehr viel darin: er zeigte, zuerst
1782, dass sie in einer innern Beziehung zu einander stehn: neuerlich
hat Bessel dies mit noch grösserer Bestimtheit erkant: er beschäf-
tigte sich besonders mit dem 61ten Sterne des Schwans, welcher ein
Doppelstern ist, und fand, dass beide Sterne auf gleiche Weise von
einer eignen Bewegung affizirt werden.

Wir betrachten bei den Doppelsternen ihre Zahl, Natur, Farbe,
Bewegung und Schnelligkeit.

Die Zahl derselben hat sich seit 2 Jahren ungemein vermehrt: Her-
schel
, South und Bessel zusammen haben 800–1000, von denen

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[78r/0159] 20. Schon der Pater Corsali zog diese Stelle auf das südliche Kreuz; andre Erklärer auf die mystische Idee der 4 weltlichen Tugenden. Wir kommen nun zu einem wichtigen Theile unsrer Wissenschaft, zu der Winkelmessenden Astronomie für die entferntesten Fixsterne und Doppelsterne. Schon Galilei warf die Fragen auf: was wir eigentlich Doppel- sterne nennen? ob beide Sterne zu einander gehören? ob sie physi- sche oder optische Doppelsterne sind? und hatte die ganz richtige Meinung, dass sie zur Findung der Parallaxe dienen könten durch die Veränderung ihres optischen Ortes. Herschel nahm diese Un- tersuchung wieder auf und leistete sehr viel darin: er zeigte, zuerst 1782, dass sie in einer innern Beziehung zu einander stehn: neuerlich hat Bessel dies mit noch grösserer Bestimtheit erkant: er beschäf- tigte sich besonders mit dem 61 Sterne des Schwans, welcher ein Doppelstern ist, und fand, dass beide Sterne auf gleiche Weise von einer eignen Bewegung affizirt werden. Wir betrachten bei den Doppelsternen ihre Zahl, Natur, Farbe, Bewegung und Schnelligkeit. Die Zahl derselben hat sich seit 2 Jahren ungemein vermehrt: Her- schel, South und Bessel zusammen haben 800–1000, von denen

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 78r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/159>, abgerufen am 27.04.2024.