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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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die Schiffer oft in der Ferne hören, kömt daher, dass diese Mas-
sen oft eine rotirende Bewegung in entgegengesezter Richtung
haben, und sich zerschlagen. Wenn 2 Massen an Flächenraum
wie die Altmark und Neumark sich drehen, so kann man sich
vorstellen, welche ungeheure Geschwindigkeit die Ränder haben
müssen, und welche furchtbare Zertrümmerung und Krachen entstehn mus,
wenn sie aneinanderstossen.

Nach den Wallfischfängern theilt sich das Eis in Süswasser-
eis und Salzwassereis. Dies ist aber nicht ganz genau: denn
gewöhnlich ist es immer etwas salzig, weil das Meerwasser
in die Poren eindringt. Die Eisberge geben aber auch dadurch
ihren terrestrischen Ursprung zu erkennen, dass sie mehr
süsses Wasser enthalten, als die Eisfelder. Durch die ungeheu-
re Grösse der Eisberge wird es erklärlich, wie sie bis zu
sehr grossen südlichen Breiten fortgetrieben werden können,
ohne zu schmelzen. Vor einigen Jahren fand man sehr
grosse in der Breite der Azoren und des südlichen Portu-
gal, also unter 40°, im atlantischen Ozean herumschwimmend.
Auffallend ist es, dass sie nie nach den Hebriden oder nach
Schottland hingetrieben werden. Scoresby meint, weil viel-

die Schiffer oft in der Ferne hören, kömt daher, dass diese Mas-
sen oft eine rotirende Bewegung in entgegengesezter Richtung
haben, und sich zerschlagen. Wenn 2 Massen an Flächenraum
wie die Altmark und Neumark sich drehen, so kann man sich
vorstellen, welche ungeheure Geschwindigkeit die Ränder haben
müssen, und welche furchtbare Zertrümmerung und Krachen entstehn mus,
wenn sie aneinanderstossen.

Nach den Wallfischfängern theilt sich das Eis in Süswasser-
eis und Salzwassereis. Dies ist aber nicht ganz genau: denn
gewöhnlich ist es immer etwas salzig, weil das Meerwasser
in die Poren eindringt. Die Eisberge geben aber auch dadurch
ihren terrestrischen Ursprung zu erkennen, dass sie mehr
süsses Wasser enthalten, als die Eisfelder. Durch die ungeheu-
re Grösse der Eisberge wird es erklärlich, wie sie bis zu
sehr grossen südlichen Breiten fortgetrieben werden können,
ohne zu schmelzen. Vor einigen Jahren fand man sehr
grosse in der Breite der Azoren und des südlichen Portu-
gal, also unter 40°, im atlantischen Ozean herumschwimmend.
Auffallend ist es, dass sie nie nach den Hebriden oder nach
Schottland hingetrieben werden. Scoresby meint, weil viel-

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[261r/0525] die Schiffer oft in der Ferne hören, kömt daher, dass diese Mas- sen oft eine rotirende Bewegung in entgegengesezter Richtung haben, und sich zerschlagen. Wenn 2 Massen an Flächenraum wie die Altmark und Neumark sich drehen, so kann man sich vorstellen, welche ungeheure Geschwindigkeit die Ränder haben müssen, und welche furchtbare Zertrümmerung u Krachen entstehn mus, wenn sie aneinanderstossen. Nach den Wallfischfängern theilt sich das Eis in Süswasser- eis und Salzwassereis. Dies ist aber nicht ganz genau: denn gewöhnlich ist es immer etwas salzig, weil das Meerwasser in die Poren eindringt. Die Eisberge geben aber auch dadurch ihren terrestrischen Ursprung zu erkennen, dass sie mehr süsses Wasser enthalten, als die Eisfelder. Durch die ungeheu- re Grösse der Eisberge wird es erklärlich, wie sie bis zu sehr grossen südlichen Breiten fortgetrieben werden können, ohne zu schmelzen. Vor einigen Jahren fand man sehr grosse in der Breite der Azoren und des südlichen Portu- gal, also unter 40°, im atlantischen Ozean herumschwimmend. Auffallend ist es, dass sie nie nach den Hebriden oder nach Schottland hingetrieben werden. Scoresby meint, weil viel-

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 261r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/525>, abgerufen am 26.04.2024.