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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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so Innocentius III. eingeführet.
§. IX.

Von dem Zwang-Recht bey den Beicht-6) Anmer-
ckung von
der Verglei-
chung eines
Medici und
Beicht-
Vaters.

Stühlen/ da man an einen gewissen Beicht-Vater gewie-
sen/ und nachmahls nicht von ihm abspringen darff/ soll wei-
ter unten ausführlich gehandelt werden. So viel versichere
zum voraus/ daß auch die Protestirende Gestlichkeit diesen
Beicht-Zwang heraus zu streichen, und mit allerhand Grün-
den zu beschönigen weiß. Die Vergleichung/ so der Pabst zwi-
schen einem Medico und Beicht-Vater angestellet/ hält mich
auch noch auf/ ehe ich weiter gehen kan. Niemand kan
diejenigen Kranckheiten curiren/ deren Ursprung und ande-
re Umstände nicht bekannt sind/ und also scheinet es nöthig
zu seyn/ daß man alle und jede Gebrechen müste herbeten.
Es lässet sich dieses vortreflich hören. Allein ich will jetzo
nichts gedencken/ ob ein Beicht-Vater nicht auf andere Wei-
se den Zustand seiner Beicht-Kinder in Erfahrung bringen
könne/ wenn er fleißig Acht hat auf die Heerde/ die ihm be-
fohlen ist. Vorjetzo erinnere ich nur dieses/ daß man die
Sünden gar füglich mit Wunden und Eiter-Beilen/
Kranckheiten und dergleichen vergleichen könne. Wir
brauchen also einen Artzt. Allein hierzu ist menschliche Hülf-
fe ohnzulänglich. Wir haben aber einen Medicum, der
da helffen kan/ geholffen hat/ und noch helffen will. Die-
ses ist Christus/ der ewige Sohn GOttes. Von der Geheim-
haltung der Beichte/ wird unten besonders gehandelt a).

§. X.
Disputation unter dem Praesidio Herrn Geheimbden Rath Böh-
mers, de jure erigendi coemeterium deutlich gezeiget, und will es, wenn
einen völligen tractat mit GOttes Hülffe davon an den Tage lege,
noch weiter ausführen.
a) Der Pabst hat auf die Ubertreter zugleich Straffen gesetzet. JchErinnernng von
dem Mönch-
Leben.

kan aber nicht begreiffen, warum unter solchen das Mönch-Leben
begriffen. Denn wem ist unbekannt, wie diese Lebens-Art vor
allen andern sonst heraus gestrichen wird. Man erhebet solche
biß
p 3
ſo Innocentius III. eingefuͤhret.
§. IX.

Von dem Zwang-Recht bey den Beicht-6) Anmer-
ckung von
deꝛ Veꝛglei-
chung eines
Medici und
Beicht-
Vaters.

Stuͤhlen/ da man an einen gewiſſen Beicht-Vater gewie-
ſen/ und nachmahls nicht von ihm abſpringen darff/ ſoll wei-
ter unten ausfuͤhrlich gehandelt werden. So viel verſichere
zum voraus/ daß auch die Proteſtirende Geſtlichkeit dieſen
Beicht-Zwang heraus zu ſtreichen, und mit allerhand Gruͤn-
den zu beſchoͤnigen weiß. Die Vergleichung/ ſo der Pabſt zwi-
ſchen einem Medico und Beicht-Vater angeſtellet/ haͤlt mich
auch noch auf/ ehe ich weiter gehen kan. Niemand kan
diejenigen Kranckheiten curiren/ deren Urſprung und ande-
re Umſtaͤnde nicht bekannt ſind/ und alſo ſcheinet es noͤthig
zu ſeyn/ daß man alle und jede Gebrechen muͤſte herbeten.
Es laͤſſet ſich dieſes vortreflich hoͤren. Allein ich will jetzo
nichts gedencken/ ob ein Beicht-Vater nicht auf andere Wei-
ſe den Zuſtand ſeiner Beicht-Kinder in Erfahrung bringen
koͤnne/ wenn er fleißig Acht hat auf die Heerde/ die ihm be-
fohlen iſt. Vorjetzo erinnere ich nur dieſes/ daß man die
Suͤnden gar fuͤglich mit Wunden und Eiter-Beilen/
Kranckheiten und dergleichen vergleichen koͤnne. Wir
brauchen alſo einen Artzt. Allein hierzu iſt menſchliche Huͤlf-
fe ohnzulaͤnglich. Wir haben aber einen Medicum, der
da helffen kan/ geholffen hat/ und noch helffen will. Die-
ſes iſt Chriſtus/ der ewige Sohn GOttes. Von der Geheim-
haltung der Beichte/ wird unten beſonders gehandelt a).

§. X.
Diſputation unter dem Præſidio Herrn Geheimbden Rath Boͤh-
mers, de jure erigendi cœmeterium deutlich gezeiget, und will es, wenn
einen voͤlligen tractat mit GOttes Huͤlffe davon an den Tage lege,
noch weiter ausfuͤhren.
a) Der Pabſt hat auf die Ubertreter zugleich Straffen geſetzet. JchEriñernng von
dem Moͤnch-
Leben.

kan aber nicht begreiffen, warum unter ſolchen das Moͤnch-Leben
begriffen. Denn wem iſt unbekannt, wie dieſe Lebens-Art vor
allen andern ſonſt heraus geſtrichen wird. Man erhebet ſolche
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[117/0136] ſo Innocentius III. eingefuͤhret. §. IX. Von dem Zwang-Recht bey den Beicht- Stuͤhlen/ da man an einen gewiſſen Beicht-Vater gewie- ſen/ und nachmahls nicht von ihm abſpringen darff/ ſoll wei- ter unten ausfuͤhrlich gehandelt werden. So viel verſichere zum voraus/ daß auch die Proteſtirende Geſtlichkeit dieſen Beicht-Zwang heraus zu ſtreichen, und mit allerhand Gruͤn- den zu beſchoͤnigen weiß. Die Vergleichung/ ſo der Pabſt zwi- ſchen einem Medico und Beicht-Vater angeſtellet/ haͤlt mich auch noch auf/ ehe ich weiter gehen kan. Niemand kan diejenigen Kranckheiten curiren/ deren Urſprung und ande- re Umſtaͤnde nicht bekannt ſind/ und alſo ſcheinet es noͤthig zu ſeyn/ daß man alle und jede Gebrechen muͤſte herbeten. Es laͤſſet ſich dieſes vortreflich hoͤren. Allein ich will jetzo nichts gedencken/ ob ein Beicht-Vater nicht auf andere Wei- ſe den Zuſtand ſeiner Beicht-Kinder in Erfahrung bringen koͤnne/ wenn er fleißig Acht hat auf die Heerde/ die ihm be- fohlen iſt. Vorjetzo erinnere ich nur dieſes/ daß man die Suͤnden gar fuͤglich mit Wunden und Eiter-Beilen/ Kranckheiten und dergleichen vergleichen koͤnne. Wir brauchen alſo einen Artzt. Allein hierzu iſt menſchliche Huͤlf- fe ohnzulaͤnglich. Wir haben aber einen Medicum, der da helffen kan/ geholffen hat/ und noch helffen will. Die- ſes iſt Chriſtus/ der ewige Sohn GOttes. Von der Geheim- haltung der Beichte/ wird unten beſonders gehandelt a). 6) Anmer- ckung von deꝛ Veꝛglei- chung eines Medici und Beicht- Vaters. §. X. (b) a) Der Pabſt hat auf die Ubertreter zugleich Straffen geſetzet. Jch kan aber nicht begreiffen, warum unter ſolchen das Moͤnch-Leben begriffen. Denn wem iſt unbekannt, wie dieſe Lebens-Art vor allen andern ſonſt heraus geſtrichen wird. Man erhebet ſolche biß (b) Diſputation unter dem Præſidio Herrn Geheimbden Rath Boͤh- mers, de jure erigendi cœmeterium deutlich gezeiget, und will es, wenn einen voͤlligen tractat mit GOttes Huͤlffe davon an den Tage lege, noch weiter ausfuͤhren. p 3

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/136>, abgerufen am 26.04.2024.