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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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Meteorsteine.
nahm, dabei weist der große Kalkerdegehalt eher auf Anorthit oder La-
brador. Auch gibt Shepard den Winkel P/M 94° an. Kleine Körner
und Krystalle von stahlgrauer bis kupferrother Farbe, obgleich nicht mag-
netisch, zeigen sich doch nach ihrem chemischen Verhalten und ihrer Form
als Magnetkies, mit meßbaren dihexaedrischen Endkanten von 126° 29',
und einem Flächenreichthum, wie man ihn sonst nicht kennt. Shepard
[Abbildung] bildet sie auch aus einem grobkörnigen Stein von Richmond
(Silliman Amer. Journ. 2 ser. II. 383) ab, der 4 Lb schwer
am 4. Juni 1828 fiel. Kleine strohgelbe Blättchen (Sphe-
nomit Shepard's), die an den Kanten zu einem magnetischen
schwarzen Glase schmelzen, konnten krystallographisch nicht
bestimmt werden, ob Titanit? Nach Rammelsberg (Pogg.
Ann. 73. 585) enthalten die Steine 36,8 p. C., durch Säuren
zersetzbare und 63,2 unzersetzbare Theile, zusammen mit 49,2 Si, 12,5 Al,
1,2 Fe, 20,3 Fe, 0,16 Fe, 10,2 Ca, 6,4 Mg, 0,6 Na, 0,1 K, 0,28 P.....,
0,1 Titansäure, 0,24 Chromoxyd, 0,09 Schwefel. Daraus leitet der
Chemiker 36 Anorthit, 60 Augit, 1,5 Chromeisen, 1/4 Magnetkies und
vielleicht kleine Mengen von Apatit und Titanit ab. Der Steinfall bei

Stannern, 2 Meilen südlich Iglau auf der Mährisch-Böhmischen
Grenze. Eines Sonntagmorgens gegen 6 Uhr am 22. Mai 1808 hörten
die Leute, welche nach Stannern in die Kirche giengen, einen heftigen
Kanonenschuß, und darauf ein Gerassel wie von einem kleinen Gewehr-
feuer, das 8 Minuten anhielt. In einem Radius von 3 Stunden um
Stannern wurden mehr als 100 Steine aufgelesen, im Mittel 1--3 Lb
schwer. Sie wurden zum Theil noch warm aufgenommen, und fielen mit
Zischen in's Wasser. Sehr auffallend an ihnen ist die glänzend schwarze
Rinde, welche nach Aussage eines Mannes heiß noch schmierig gewesen
sein soll. Darunter findet sich eine weißgraue feinkörnige Gebirgsmasse,
zwischen welcher stellenweis Magnetkies sich durchzieht. Die weißen schmalen
Strahlen scheinen auch hier Anorthit, und die schwarzen Stellen dazwischen
Augit zu sein. Merkwürdig großkörnig ist der Stein von

Bishopville in Südcarolina, im März 1843 gefallen. Unvoll-
kommene schneeweiße Krystalle mit rhomboidischer Säule, die aber sehr
rauh sind. Die zuweilen Zollgroßen Krystalle werden von zwei deutlichen
Blätterbrüchen durchschnitten, die sich unter 120° schneiden, H. = 6,
Gew. 3,1. Schmilzt schwer zu einem weißen Email, und besteht im we-
sentlichen aus Mg Si, 67,1 Si und 27,1 Mg. Man wird dabei an Wol-
lastonit erinnert, Shepard nennt das Mineral Chladnit. Der Stein
von Alais (Dep. Gard), 15. Mai 1806 gefallen, gleicht einem schwarzen
Thone mit glänzendem Strich, und zerfällt im Wasser zu einem grau-
grünen Brei (Pogg. Ann. 33. 113). Einer ähnlichen schwarzen Bol-
artigen Masse gleicht der Aerolith vom kalten Bokkeveld bei Tulbagh am
Cap. Man würde ihn nicht für das halten, was er ist, wenn er nicht
den 13. Oktober 1838 Morgens 9 Uhr mit furchtbarer Explosion herab-
gefallen wäre, auch zeigen die Stücke die bekannte runzelige Kruste. Ob-
gleich er beim Anhauchen den bittern Thongeruch zeigt, so hat er doch
nur 5,2 Al, dagegen 33,2 Fe, 19,2 Mg, 28,9 Si.

Die Menge der herabgefallenen Steine ist gegen die des Eisens

Meteorſteine.
nahm, dabei weiſt der große Kalkerdegehalt eher auf Anorthit oder La-
brador. Auch gibt Shepard den Winkel P/M 94° an. Kleine Körner
und Kryſtalle von ſtahlgrauer bis kupferrother Farbe, obgleich nicht mag-
netiſch, zeigen ſich doch nach ihrem chemiſchen Verhalten und ihrer Form
als Magnetkies, mit meßbaren dihexaedriſchen Endkanten von 126° 29′,
und einem Flächenreichthum, wie man ihn ſonſt nicht kennt. Shepard
[Abbildung] bildet ſie auch aus einem grobkörnigen Stein von Richmond
(Silliman Amer. Journ. 2 ser. II. 383) ab, der 4 ℔ ſchwer
am 4. Juni 1828 fiel. Kleine ſtrohgelbe Blättchen (Sphe-
nomit Shepard’s), die an den Kanten zu einem magnetiſchen
ſchwarzen Glaſe ſchmelzen, konnten kryſtallographiſch nicht
beſtimmt werden, ob Titanit? Nach Rammelsberg (Pogg.
Ann. 73. 585) enthalten die Steine 36,8 p. C., durch Säuren
zerſetzbare und 63,2 unzerſetzbare Theile, zuſammen mit 49,2 S⃛i, 12,5 A̶⃛l,
1,2 F̶⃛e, 20,3 Ḟe, 0,16 Fe, 10,2 Ċa, 6,4 Ṁg, 0,6 Ṅa, 0,1 , 0,28 ˙˙˙˙˙,
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Chemiker 36 Anorthit, 60 Augit, 1,5 Chromeiſen, ¼ Magnetkies und
vielleicht kleine Mengen von Apatit und Titanit ab. Der Steinfall bei

Stannern, 2 Meilen ſüdlich Iglau auf der Mähriſch-Böhmiſchen
Grenze. Eines Sonntagmorgens gegen 6 Uhr am 22. Mai 1808 hörten
die Leute, welche nach Stannern in die Kirche giengen, einen heftigen
Kanonenſchuß, und darauf ein Geraſſel wie von einem kleinen Gewehr-
feuer, das 8 Minuten anhielt. In einem Radius von 3 Stunden um
Stannern wurden mehr als 100 Steine aufgeleſen, im Mittel 1—3 ℔
ſchwer. Sie wurden zum Theil noch warm aufgenommen, und fielen mit
Ziſchen in’s Waſſer. Sehr auffallend an ihnen iſt die glänzend ſchwarze
Rinde, welche nach Ausſage eines Mannes heiß noch ſchmierig geweſen
ſein ſoll. Darunter findet ſich eine weißgraue feinkörnige Gebirgsmaſſe,
zwiſchen welcher ſtellenweis Magnetkies ſich durchzieht. Die weißen ſchmalen
Strahlen ſcheinen auch hier Anorthit, und die ſchwarzen Stellen dazwiſchen
Augit zu ſein. Merkwürdig großkörnig iſt der Stein von

Bishopville in Südcarolina, im März 1843 gefallen. Unvoll-
kommene ſchneeweiße Kryſtalle mit rhomboidiſcher Säule, die aber ſehr
rauh ſind. Die zuweilen Zollgroßen Kryſtalle werden von zwei deutlichen
Blätterbrüchen durchſchnitten, die ſich unter 120° ſchneiden, H. = 6,
Gew. 3,1. Schmilzt ſchwer zu einem weißen Email, und beſteht im we-
ſentlichen aus Ṁg S⃛i, 67,1 S⃛i und 27,1 Ṁg. Man wird dabei an Wol-
laſtonit erinnert, Shepard nennt das Mineral Chladnit. Der Stein
von Alais (Dep. Gard), 15. Mai 1806 gefallen, gleicht einem ſchwarzen
Thone mit glänzendem Strich, und zerfällt im Waſſer zu einem grau-
grünen Brei (Pogg. Ann. 33. 113). Einer ähnlichen ſchwarzen Bol-
artigen Maſſe gleicht der Aerolith vom kalten Bokkeveld bei Tulbagh am
Cap. Man würde ihn nicht für das halten, was er iſt, wenn er nicht
den 13. Oktober 1838 Morgens 9 Uhr mit furchtbarer Exploſion herab-
gefallen wäre, auch zeigen die Stücke die bekannte runzelige Kruſte. Ob-
gleich er beim Anhauchen den bittern Thongeruch zeigt, ſo hat er doch
nur 5,2 A̶⃛l, dagegen 33,2 Ḟe, 19,2 Ṁg, 28,9 S⃛i.

Die Menge der herabgefallenen Steine iſt gegen die des Eiſens

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[498/0510] Meteorſteine. nahm, dabei weiſt der große Kalkerdegehalt eher auf Anorthit oder La- brador. Auch gibt Shepard den Winkel P/M 94° an. Kleine Körner und Kryſtalle von ſtahlgrauer bis kupferrother Farbe, obgleich nicht mag- netiſch, zeigen ſich doch nach ihrem chemiſchen Verhalten und ihrer Form als Magnetkies, mit meßbaren dihexaedriſchen Endkanten von 126° 29′, und einem Flächenreichthum, wie man ihn ſonſt nicht kennt. Shepard [Abbildung] bildet ſie auch aus einem grobkörnigen Stein von Richmond (Silliman Amer. Journ. 2 ser. II. 383) ab, der 4 ℔ ſchwer am 4. Juni 1828 fiel. Kleine ſtrohgelbe Blättchen (Sphe- nomit Shepard’s), die an den Kanten zu einem magnetiſchen ſchwarzen Glaſe ſchmelzen, konnten kryſtallographiſch nicht beſtimmt werden, ob Titanit? Nach Rammelsberg (Pogg. Ann. 73. 585) enthalten die Steine 36,8 p. C., durch Säuren zerſetzbare und 63,2 unzerſetzbare Theile, zuſammen mit 49,2 S⃛i, 12,5 A̶⃛l, 1,2 F̶⃛e, 20,3 Ḟe, 0,16 Fe, 10,2 Ċa, 6,4 Ṁg, 0,6 Ṅa, 0,1 K̇, 0,28 P̶˙˙˙˙˙, 0,1 Titanſäure, 0,24 Chromoxyd, 0,09 Schwefel. Daraus leitet der Chemiker 36 Anorthit, 60 Augit, 1,5 Chromeiſen, ¼ Magnetkies und vielleicht kleine Mengen von Apatit und Titanit ab. Der Steinfall bei Stannern, 2 Meilen ſüdlich Iglau auf der Mähriſch-Böhmiſchen Grenze. Eines Sonntagmorgens gegen 6 Uhr am 22. Mai 1808 hörten die Leute, welche nach Stannern in die Kirche giengen, einen heftigen Kanonenſchuß, und darauf ein Geraſſel wie von einem kleinen Gewehr- feuer, das 8 Minuten anhielt. In einem Radius von 3 Stunden um Stannern wurden mehr als 100 Steine aufgeleſen, im Mittel 1—3 ℔ ſchwer. Sie wurden zum Theil noch warm aufgenommen, und fielen mit Ziſchen in’s Waſſer. Sehr auffallend an ihnen iſt die glänzend ſchwarze Rinde, welche nach Ausſage eines Mannes heiß noch ſchmierig geweſen ſein ſoll. Darunter findet ſich eine weißgraue feinkörnige Gebirgsmaſſe, zwiſchen welcher ſtellenweis Magnetkies ſich durchzieht. Die weißen ſchmalen Strahlen ſcheinen auch hier Anorthit, und die ſchwarzen Stellen dazwiſchen Augit zu ſein. Merkwürdig großkörnig iſt der Stein von Bishopville in Südcarolina, im März 1843 gefallen. Unvoll- kommene ſchneeweiße Kryſtalle mit rhomboidiſcher Säule, die aber ſehr rauh ſind. Die zuweilen Zollgroßen Kryſtalle werden von zwei deutlichen Blätterbrüchen durchſchnitten, die ſich unter 120° ſchneiden, H. = 6, Gew. 3,1. Schmilzt ſchwer zu einem weißen Email, und beſteht im we- ſentlichen aus Ṁg S⃛i, 67,1 S⃛i und 27,1 Ṁg. Man wird dabei an Wol- laſtonit erinnert, Shepard nennt das Mineral Chladnit. Der Stein von Alais (Dep. Gard), 15. Mai 1806 gefallen, gleicht einem ſchwarzen Thone mit glänzendem Strich, und zerfällt im Waſſer zu einem grau- grünen Brei (Pogg. Ann. 33. 113). Einer ähnlichen ſchwarzen Bol- artigen Maſſe gleicht der Aerolith vom kalten Bokkeveld bei Tulbagh am Cap. Man würde ihn nicht für das halten, was er iſt, wenn er nicht den 13. Oktober 1838 Morgens 9 Uhr mit furchtbarer Exploſion herab- gefallen wäre, auch zeigen die Stücke die bekannte runzelige Kruſte. Ob- gleich er beim Anhauchen den bittern Thongeruch zeigt, ſo hat er doch nur 5,2 A̶⃛l, dagegen 33,2 Ḟe, 19,2 Ṁg, 28,9 S⃛i. Die Menge der herabgefallenen Steine iſt gegen die des Eiſens

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/510>, abgerufen am 29.04.2024.