Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

10. Cap. Von Erziehung
Fremde von ihnen einige zu kauffen pflegen, wer-
den sie gemeiniglich betrogen. Setzet man sie die-
serhalben zur Rede, so geben sie vor, es thäten der-
gleichen Bäume an andern Orten nicht gut, arte-
ten sich aus, und giengen in ein ander Geschlechte,
denn sie verlangten einen mit Leimen vermengten
Grund. Lezteres ist wohl wahr, das erstere aber
betrügerisch, und wenn ich nicht dieselben einiger-
massen an dem Holze oder Schale hätte kennen
lernen, so wäre es mir ebenfals also ergangen, daß
ich betrogen worden. Die Zeit wird es lehren, ob
meine auf ein grosses Stück angelegte Bäume sich
mit dieser Art anlassen werden, oder ob vielleicht
auch Stämme von andern Kirschen, welche man
nicht allezeit so genau unterscheiden kan, sich dar-
unter finden werden.

§. 8.
Von den
Zwetschgen
und Pflau-
men.

Mit den Zwetschgen, Prunus sativa vul-
garis,
und mit den übrigen Sorten der Pflaumen
hat es gleiche Bewandnis, wie bey den Kirschen
Meldung geschehen ist, sie werden ebenfals durch
ihre Ausschosse vermehret. Die grosse Eyer-wie
auch die gelben Zwetschgen aber erfordern, daß sie
in den Spalt gepfropfet oder oculiret werden, die
zwey leztern sind eben so geartet, wie die Apricosen.
Sie wachsen und thun aller Orten in allem Grun-
de gut, nur in dem sandigten nicht. Die von den
Kern erzogene Bäume aber tragen keine Früchte.
Wie man die Zwetschgen-Bäume mit ihren Früch-
ten und Blättern erhalten kan, siehe den 2. Band
Berlinische physicalische Belustigung 11. Stück
p. 63.

§. 9.

10. Cap. Von Erziehung
Fremde von ihnen einige zu kauffen pflegen, wer-
den ſie gemeiniglich betrogen. Setzet man ſie die-
ſerhalben zur Rede, ſo geben ſie vor, es thaͤten der-
gleichen Baͤume an andern Orten nicht gut, arte-
ten ſich aus, und giengen in ein ander Geſchlechte,
denn ſie verlangten einen mit Leimen vermengten
Grund. Lezteres iſt wohl wahr, das erſtere aber
betruͤgeriſch, und wenn ich nicht dieſelben einiger-
maſſen an dem Holze oder Schale haͤtte kennen
lernen, ſo waͤre es mir ebenfals alſo ergangen, daß
ich betrogen worden. Die Zeit wird es lehren, ob
meine auf ein groſſes Stuͤck angelegte Baͤume ſich
mit dieſer Art anlaſſen werden, oder ob vielleicht
auch Staͤmme von andern Kirſchen, welche man
nicht allezeit ſo genau unterſcheiden kan, ſich dar-
unter finden werden.

§. 8.
Von den
Zwetſchgen
und Pflau-
men.

Mit den Zwetſchgen, Prunus ſativa vul-
garis,
und mit den uͤbrigen Sorten der Pflaumen
hat es gleiche Bewandnis, wie bey den Kirſchen
Meldung geſchehen iſt, ſie werden ebenfals durch
ihre Ausſchoſſe vermehret. Die groſſe Eyer-wie
auch die gelben Zwetſchgen aber erfordern, daß ſie
in den Spalt gepfropfet oder oculiret werden, die
zwey leztern ſind eben ſo geartet, wie die Apricoſen.
Sie wachſen und thun aller Orten in allem Grun-
de gut, nur in dem ſandigten nicht. Die von den
Kern erzogene Baͤume aber tragen keine Fruͤchte.
Wie man die Zwetſchgen-Baͤume mit ihren Fruͤch-
ten und Blaͤttern erhalten kan, ſiehe den 2. Band
Berliniſche phyſicaliſche Beluſtigung 11. Stuͤck
p. 63.

§. 9.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0172" n="140"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">10. Cap. Von Erziehung</hi></fw><lb/>
Fremde von ihnen einige zu kauffen pflegen, wer-<lb/>
den &#x017F;ie gemeiniglich betrogen. Setzet man &#x017F;ie die-<lb/>
&#x017F;erhalben zur Rede, &#x017F;o geben &#x017F;ie vor, es tha&#x0364;ten der-<lb/>
gleichen Ba&#x0364;ume an andern Orten nicht gut, arte-<lb/>
ten &#x017F;ich aus, und giengen in ein ander Ge&#x017F;chlechte,<lb/>
denn &#x017F;ie verlangten einen mit Leimen vermengten<lb/>
Grund. Lezteres i&#x017F;t wohl wahr, das er&#x017F;tere aber<lb/>
betru&#x0364;geri&#x017F;ch, und wenn ich nicht die&#x017F;elben einiger-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en an dem Holze oder Schale ha&#x0364;tte kennen<lb/>
lernen, &#x017F;o wa&#x0364;re es mir ebenfals al&#x017F;o ergangen, daß<lb/>
ich betrogen worden. Die Zeit wird es lehren, ob<lb/>
meine auf ein gro&#x017F;&#x017F;es Stu&#x0364;ck angelegte Ba&#x0364;ume &#x017F;ich<lb/>
mit die&#x017F;er Art anla&#x017F;&#x017F;en werden, oder ob vielleicht<lb/>
auch Sta&#x0364;mme von andern Kir&#x017F;chen, welche man<lb/>
nicht allezeit &#x017F;o genau unter&#x017F;cheiden kan, &#x017F;ich dar-<lb/>
unter finden werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 8.</head><lb/>
          <note place="left">Von den<lb/>
Zwet&#x017F;chgen<lb/>
und Pflau-<lb/>
men.</note>
          <p>Mit den <hi rendition="#fr">Zwet&#x017F;chgen,</hi> <hi rendition="#aq">Prunus &#x017F;ativa vul-<lb/>
garis,</hi> und mit den u&#x0364;brigen Sorten der Pflaumen<lb/>
hat es gleiche Bewandnis, wie bey den Kir&#x017F;chen<lb/>
Meldung ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, &#x017F;ie werden ebenfals durch<lb/>
ihre Aus&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;e vermehret. Die gro&#x017F;&#x017F;e Eyer-wie<lb/>
auch die gelben Zwet&#x017F;chgen aber erfordern, daß &#x017F;ie<lb/>
in den Spalt gepfropfet oder oculiret werden, die<lb/>
zwey leztern &#x017F;ind eben &#x017F;o geartet, wie die Aprico&#x017F;en.<lb/>
Sie wach&#x017F;en und thun aller Orten in allem Grun-<lb/>
de gut, nur in dem &#x017F;andigten nicht. Die von den<lb/>
Kern erzogene Ba&#x0364;ume aber tragen keine Fru&#x0364;chte.<lb/>
Wie man die Zwet&#x017F;chgen-Ba&#x0364;ume mit ihren Fru&#x0364;ch-<lb/>
ten und Bla&#x0364;ttern erhalten kan, &#x017F;iehe den 2. Band<lb/>
Berlini&#x017F;che phy&#x017F;icali&#x017F;che Belu&#x017F;tigung 11. Stu&#x0364;ck<lb/>
p. 63.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 9.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0172] 10. Cap. Von Erziehung Fremde von ihnen einige zu kauffen pflegen, wer- den ſie gemeiniglich betrogen. Setzet man ſie die- ſerhalben zur Rede, ſo geben ſie vor, es thaͤten der- gleichen Baͤume an andern Orten nicht gut, arte- ten ſich aus, und giengen in ein ander Geſchlechte, denn ſie verlangten einen mit Leimen vermengten Grund. Lezteres iſt wohl wahr, das erſtere aber betruͤgeriſch, und wenn ich nicht dieſelben einiger- maſſen an dem Holze oder Schale haͤtte kennen lernen, ſo waͤre es mir ebenfals alſo ergangen, daß ich betrogen worden. Die Zeit wird es lehren, ob meine auf ein groſſes Stuͤck angelegte Baͤume ſich mit dieſer Art anlaſſen werden, oder ob vielleicht auch Staͤmme von andern Kirſchen, welche man nicht allezeit ſo genau unterſcheiden kan, ſich dar- unter finden werden. §. 8. Mit den Zwetſchgen, Prunus ſativa vul- garis, und mit den uͤbrigen Sorten der Pflaumen hat es gleiche Bewandnis, wie bey den Kirſchen Meldung geſchehen iſt, ſie werden ebenfals durch ihre Ausſchoſſe vermehret. Die groſſe Eyer-wie auch die gelben Zwetſchgen aber erfordern, daß ſie in den Spalt gepfropfet oder oculiret werden, die zwey leztern ſind eben ſo geartet, wie die Apricoſen. Sie wachſen und thun aller Orten in allem Grun- de gut, nur in dem ſandigten nicht. Die von den Kern erzogene Baͤume aber tragen keine Fruͤchte. Wie man die Zwetſchgen-Baͤume mit ihren Fruͤch- ten und Blaͤttern erhalten kan, ſiehe den 2. Band Berliniſche phyſicaliſche Beluſtigung 11. Stuͤck p. 63. §. 9.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/172
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/172>, abgerufen am 26.04.2024.