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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 2 De Handwarksborsen gat nich ümme, un de Zaldaten ok nich. - Schambach, II, 49.

Weder die Handwerksburschen noch die Soldaten betteln; jene fechten und diese werden einquartiert.


Handwerksgesell.

1 Ein teutscher Handwercks Gesell bleibet an keinem Ort, da jhm wohl ist. - Lehmann, 362, 10.

Dän.: Handverkers-svend bliver sielden der han lider vel. (Prov. dan., 272.)

2 Von gewanderten Handwerksgesellen helt man etwas, aber von gewanderten Mägden gar nichts. - P. Glaser, Gesind-Teuffel im Theatrum Diabolorum, 244a.

Börne (Gesammelle Schriften, Hamburg 1840, IV, 170) hält auch das Wandern jener nicht für nothwendig. Er sagt: "Pythagoras wanderte nicht länger umher, sich aus Indien und Aegypten göttliche Weisheit zu holen, als jetzt ein Geselle wandert, ein Paar Stiefeln machen zu lernen; und das Meisterrecht, eine Semmel zu backen, wird erst nach längern Prüfungen zugestanden, als man sonst zu dulden hatte, die eleusinischen Geheimnisse zu erfahren."


Handwerksgewohnheit.

So weit Handwerksgewohnheit geht, so weit können sich auch die Handwerker helfen. - Pistor., X, 71; Eisenhart, 64; Hillebrand, 40, 52; Graf, 504, 151; Simrock, 4315.

Von einem Misbrauch, der früher in den Zünften herrschend geworden war, und der darin bestand, dass an jedem Orte, wo eine Handwerkszunft bestand, die Mitglieder derselben nach den unter ihnen üblichen Gebräuchen ihre eigenen Richter sein konnten. Man stiess nämlich den Handwerksmann, der einen andern beleidigt hatte, so lange aus der Zunft aus, bis er sich eingestellt und die verlangte Genugthuung geleistet hatte; ebenso lange blieb auch sein Name auf der schwarzen Tafel stehen. Das Sprichwort wird aber auch auf die Sitte bezogen, dass Zünfte die wandernden Gesellen ihres Handwerks unterstützen.


Handwerksleute.

1 Der Handwerksleute Kunst steckt in den Händen. - Seybold, 416.

Lat.: Opifices manibus sapiunt et ingenium in manibus habent. (Seybold, 416.)

2 Die Handwerksleute singen das Misere. - Grimmelshausen, Vogelnest, II.

Nahrungslosigkeit in der Arbeiterklasse.


Handwerksmann.

1 Das ist ein schlechter Handwerksmann, der nicht vom Handwerk sprechen kann.

Frz.: Qui ne sait bien parler de son metier, il ne le sait pas. (Bohn I, 51.)

It.: Chi e dell' arte ne puo ragionare. (Bohn I, 80.)

2 Ein Handwerksmann, der nicht leugt, kommt nicht wohl durch die Leute.

Ein leider sehr verbreiteter Aberglaube.

Frz.: Artisan qui ne ment, n'a mestier entre gent. (Leroux, II, 88; Kritzinger, 39a.)

Holl.: Als een ambachtsman niet liegt, dan gaat het hem niet wel. (Harrebomee, I, 14.)

3 Ein Handwerks Mann - ein gesund Mann. - Petri, II, 196; Henisch, 1582, 51; Mathesy, 297a.

4 Ein Handwerksmann kann einen Rentherrn auszehren. - Sailer, 188; Graf, 502, 115; Simrock, 4299.

5 Ein Handwerksmann mit schmuziger Hand hat goldene Nägel.

Ung.: A' mester embernek ha piszkos-is keze, meg-is aranyos. (Gaal, 89.)

6 Ein junger Handwerksmann kan neun mal verderben vnd wider aufkommen. - Eyering, II, 136.

7 Oft verdirbt ein Handwerksmann, der viel Gewerb und Handwerk kann. - Brandt.

8 Wenn de Handwearksmann Wiyn drinket, dann krigt 'e Lüse. (Büren.)

Wenn er durch das Weintrinken in Schulden geräth.


Handwerksmeister.

Ein Handwercksmeister kan ehe zu Hauss vnnd hoff kommen, als ein gemachter Graff zur Graffschafft. - Lehmann, 364, 36.


Handwerksneid.

Handwerksneid ist der beste Polizeidiener.


Handwerkssache.

Handwerkssachen gehören vor den Rath. - Pistor., IX, 9; Eisenhart, VI, 1, 30b; Graf, 504, 151; Volkmar, 362, 357; Eiselein, 230; Sailer, 252; Simrock, 4314.

Entweder: Wo der Stadtrath (Magistrat) die Gerichtsbarkeit ausübt, gehören alle Handwerksangelegenheiten [Spaltenumbruch] zur Entscheidung vor ihn; auch an den Orten, wo die Zünfte selbst das Recht hahen, Handlungen der Zunftgenossen, die den Innungsartikeln entgegen sind, mit einer Geldbusse zu bestrafen. Oder es kann erklärt werden, dass in Städten, wo der Rath nicht im Besitz der ordentlichen Gerichtsbarkeit ist, Handwerkssachen dennoch vor ihn und nicht vor das ordentliche Stadtgericht gehören, weil im Rathe gewöhnlich Zunftgenossen mitsitzen, von welchen die beste Kenntniss in dergleichen Angelegenheiten zu vermuthen sei.


Handwerksstand.

Handwerksstand hat goldne Hand.


Hanf.

1 Aus eigenem Hanfe werden die besten Seile.

Die Russen: Jedem dünkt der eigene Hanf besser als des Nachbars Flachs. (Altmann V, 131.)

2 Aus grobem Hanf lässt sich keine Seide (lassen sich keine feinen Fäden) spinnen. - Henisch, 1123, 44.

3 Auss grobem Hanff kan man nichts subtils Spinnen. - Lehmann, 740, 24.

4 Auss hanff macht man kein Seiden. - Lehmann, 819, 7.

Dän.: Af hampe-garn giör man ei gode silke-punge. (Prov. dan., 271.)

5 Besser den Hanf in den Händen, als am Halse.

Besser durch Arbeit sein Brot verdienen als durch Diebstahl und Betrug, und dann den Strick um den Hals bekommen.

Böhm.: Lepe trhati konope rukama, nez krkem. (Celakovsky, 132.)

6 Der Hanf gehört in die frische Furche.

7 Der Hanf schämt sich nicht, auf einem Misthaufen zu wachsen.

Holl.: Hennep schaamt zieh niet, op een' mesthope te groeijen. (Harrebomee, I, 305.)

8 Eigener Hanf ist besser als des Nachbars Flachs.

9 Es ist e böse Hanf, wenn e d' Vögel nümme wend. (Luzern.)

Es ist schlechter Hanf (Hanfsamen), wenn die Vögel ihn nicht mehr fressen wollen.

10 Es wird nicht aus jedem Hanf ein Strick gesponnen.

Die Russen: Es wächst nicht jeder Hanf zum Brauthemd aus. (Altmann V, 103.)

11 Man kan auss grobem Hanff kein subtilen Faden spinnen. - Lehmann, 509, 4.

12 Man kann nicht aus allem Hanf gut Garn spinnen.

Dän.: Man kand ikke spinde godt garn af alle slags hör. (Prov. dan., 218.)

13 Man muss zum Hanf greifen, wenn der Flachs versponnen ist.

14 'S kus't Homf, eh's Pfard in Gang kimmt. (Hirschberg.)

Anstrengungen, Schweiss, Opfer, ehe ein Geschäft u. s. w. eingerichtet ist.

15 Schlechter Hanf - schlechte Seile.

Die Russen: Böser Hanf, böse Linnen. (Altmann VI, 402.)

16 See Hanff Vrbani. - Petri, II, 517.

17 Wer Hanf am Bocken hat, lässt sich in schlecht Gewebe nicht ein.

18 Wie der Hanff, so ist der Faden (der Strick, das Tau). - Lehmann, 509, 2.

Die Russen dagegen: Nicht immer richtet sich die Güte des Gespinstes nach der Güte des Hanfs. (Altmann VI, 428.)

Dän.: Som hampen er, bliver traaden. (Prov. dan., 271.)

*19 Der Hanf fragt den Seiler nicht, was er aus ihm spinnt.

*20 Er hat Hanf aufgelegt.

Die Peitsche gebraucht.

*21 Er hat Hanf gefressen und scheisst Stricke.

*22 Er kann sich geschwind aus dem Hanfe finden.

Hanf für das, was daraus verfertigt - Netz; er weiss auch in verwickelten Lagen Rath.

Frz.: Avoir l'esprit vif et present. (Kritzinger, 561b.)

*23 Er wird am Hanf in der Luft ertrinken.

Wird gehängt werden. " ... Oder an Hanff im Lufft ertrenken." (Waldis, IV, 50.)

*24 Für den ist der Hanf gewachsen. - Breslauer Zeitung, 1866, S. 2195.

Er kann darauf rechnen, gehängt zu werden.

*25 Man kann ihn nicht einmal in den Hanf stellen.

Auch als Vogelscheuche ist er nicht einmal zu gebrauchen.


[Spaltenumbruch] 2 De Handwarksborsen gât nich ümme, un de Zaldâten ôk nich.Schambach, II, 49.

Weder die Handwerksburschen noch die Soldaten betteln; jene fechten und diese werden einquartiert.


Handwerksgesell.

1 Ein teutscher Handwercks Gesell bleibet an keinem Ort, da jhm wohl ist.Lehmann, 362, 10.

Dän.: Handverkers-svend bliver sielden der han lider vel. (Prov. dan., 272.)

2 Von gewanderten Handwerksgesellen helt man etwas, aber von gewanderten Mägden gar nichts.P. Glaser, Gesind-Teuffel im Theatrum Diabolorum, 244a.

Börne (Gesammelle Schriften, Hamburg 1840, IV, 170) hält auch das Wandern jener nicht für nothwendig. Er sagt: „Pythagoras wanderte nicht länger umher, sich aus Indien und Aegypten göttliche Weisheit zu holen, als jetzt ein Geselle wandert, ein Paar Stiefeln machen zu lernen; und das Meisterrecht, eine Semmel zu backen, wird erst nach längern Prüfungen zugestanden, als man sonst zu dulden hatte, die eleusinischen Geheimnisse zu erfahren.“


Handwerksgewohnheit.

So weit Handwerksgewohnheit geht, so weit können sich auch die Handwerker helfen.Pistor., X, 71; Eisenhart, 64; Hillebrand, 40, 52; Graf, 504, 151; Simrock, 4315.

Von einem Misbrauch, der früher in den Zünften herrschend geworden war, und der darin bestand, dass an jedem Orte, wo eine Handwerkszunft bestand, die Mitglieder derselben nach den unter ihnen üblichen Gebräuchen ihre eigenen Richter sein konnten. Man stiess nämlich den Handwerksmann, der einen andern beleidigt hatte, so lange aus der Zunft aus, bis er sich eingestellt und die verlangte Genugthuung geleistet hatte; ebenso lange blieb auch sein Name auf der schwarzen Tafel stehen. Das Sprichwort wird aber auch auf die Sitte bezogen, dass Zünfte die wandernden Gesellen ihres Handwerks unterstützen.


Handwerksleute.

1 Der Handwerksleute Kunst steckt in den Händen.Seybold, 416.

Lat.: Opifices manibus sapiunt et ingenium in manibus habent. (Seybold, 416.)

2 Die Handwerksleute singen das Misere.Grimmelshausen, Vogelnest, II.

Nahrungslosigkeit in der Arbeiterklasse.


Handwerksmann.

1 Das ist ein schlechter Handwerksmann, der nicht vom Handwerk sprechen kann.

Frz.: Qui ne sait bien parler de son métier, il ne le sait pas. (Bohn I, 51.)

It.: Chi è dell' arte ne può ragionare. (Bohn I, 80.)

2 Ein Handwerksmann, der nicht leugt, kommt nicht wohl durch die Leute.

Ein leider sehr verbreiteter Aberglaube.

Frz.: Artisan qui ne ment, n'a mestier entre gent. (Leroux, II, 88; Kritzinger, 39a.)

Holl.: Als een ambachtsman niet liegt, dan gaat het hem niet wel. (Harrebomée, I, 14.)

3 Ein Handwerks Mann – ein gesund Mann.Petri, II, 196; Henisch, 1582, 51; Mathesy, 297a.

4 Ein Handwerksmann kann einen Rentherrn auszehren.Sailer, 188; Graf, 502, 115; Simrock, 4299.

5 Ein Handwerksmann mit schmuziger Hand hat goldene Nägel.

Ung.: A' mester embernek ha piszkos-is keze, még-is aranyos. (Gaal, 89.)

6 Ein junger Handwerksmann kan neun mal verderben vnd wider aufkommen.Eyering, II, 136.

7 Oft verdirbt ein Handwerksmann, der viel Gewerb und Handwerk kann.Brandt.

8 Wenn de Handwearksmann Wiyn drinket, dann krigt 'e Lüse. (Büren.)

Wenn er durch das Weintrinken in Schulden geräth.


Handwerksmeister.

Ein Handwercksmeister kan ehe zu Hauss vnnd hoff kommen, als ein gemachter Graff zur Graffschafft.Lehmann, 364, 36.


Handwerksneid.

Handwerksneid ist der beste Polizeidiener.


Handwerkssache.

Handwerkssachen gehören vor den Rath.Pistor., IX, 9; Eisenhart, VI, 1, 30b; Graf, 504, 151; Volkmar, 362, 357; Eiselein, 230; Sailer, 252; Simrock, 4314.

Entweder: Wo der Stadtrath (Magistrat) die Gerichtsbarkeit ausübt, gehören alle Handwerksangelegenheiten [Spaltenumbruch] zur Entscheidung vor ihn; auch an den Orten, wo die Zünfte selbst das Recht hahen, Handlungen der Zunftgenossen, die den Innungsartikeln entgegen sind, mit einer Geldbusse zu bestrafen. Oder es kann erklärt werden, dass in Städten, wo der Rath nicht im Besitz der ordentlichen Gerichtsbarkeit ist, Handwerkssachen dennoch vor ihn und nicht vor das ordentliche Stadtgericht gehören, weil im Rathe gewöhnlich Zunftgenossen mitsitzen, von welchen die beste Kenntniss in dergleichen Angelegenheiten zu vermuthen sei.


Handwerksstand.

Handwerksstand hat goldne Hand.


Hanf.

1 Aus eigenem Hanfe werden die besten Seile.

Die Russen: Jedem dünkt der eigene Hanf besser als des Nachbars Flachs. (Altmann V, 131.)

2 Aus grobem Hanf lässt sich keine Seide (lassen sich keine feinen Fäden) spinnen.Henisch, 1123, 44.

3 Auss grobem Hanff kan man nichts subtils Spinnen.Lehmann, 740, 24.

4 Auss hanff macht man kein Seiden.Lehmann, 819, 7.

Dän.: Af hampe-garn giør man ei gode silke-punge. (Prov. dan., 271.)

5 Besser den Hanf in den Händen, als am Halse.

Besser durch Arbeit sein Brot verdienen als durch Diebstahl und Betrug, und dann den Strick um den Hals bekommen.

Böhm.: Lépe trhati konopĕ rukama, než krkem. (Čelakovsky, 132.)

6 Der Hanf gehört in die frische Furche.

7 Der Hanf schämt sich nicht, auf einem Misthaufen zu wachsen.

Holl.: Hennep schaamt zieh niet, op een' mesthope te groeijen. (Harrebomée, I, 305.)

8 Eigener Hanf ist besser als des Nachbars Flachs.

9 Es ist e böse Hanf, wenn e d' Vögel nümme wend. (Luzern.)

Es ist schlechter Hanf (Hanfsamen), wenn die Vögel ihn nicht mehr fressen wollen.

10 Es wird nicht aus jedem Hanf ein Strick gesponnen.

Die Russen: Es wächst nicht jeder Hanf zum Brauthemd aus. (Altmann V, 103.)

11 Man kan auss grobem Hanff kein subtilen Faden spinnen.Lehmann, 509, 4.

12 Man kann nicht aus allem Hanf gut Garn spinnen.

Dän.: Man kand ikke spinde godt garn af alle slags hør. (Prov. dan., 218.)

13 Man muss zum Hanf greifen, wenn der Flachs versponnen ist.

14 'S kus't Homf, eh's Pfard in Gang kimmt. (Hirschberg.)

Anstrengungen, Schweiss, Opfer, ehe ein Geschäft u. s. w. eingerichtet ist.

15 Schlechter Hanf – schlechte Seile.

Die Russen: Böser Hanf, böse Linnen. (Altmann VI, 402.)

16 See Hanff Vrbani.Petri, II, 517.

17 Wer Hanf am Bocken hat, lässt sich in schlecht Gewebe nicht ein.

18 Wie der Hanff, so ist der Faden (der Strick, das Tau).Lehmann, 509, 2.

Die Russen dagegen: Nicht immer richtet sich die Güte des Gespinstes nach der Güte des Hanfs. (Altmann VI, 428.)

Dän.: Som hampen er, bliver traaden. (Prov. dan., 271.)

*19 Der Hanf fragt den Seiler nicht, was er aus ihm spinnt.

*20 Er hat Hanf aufgelegt.

Die Peitsche gebraucht.

*21 Er hat Hanf gefressen und scheisst Stricke.

*22 Er kann sich geschwind aus dem Hanfe finden.

Hanf für das, was daraus verfertigt – Netz; er weiss auch in verwickelten Lagen Rath.

Frz.: Avoir l'esprit vif et présent. (Kritzinger, 561b.)

*23 Er wird am Hanf in der Luft ertrinken.

Wird gehängt werden. „ ... Oder an Hanff im Lufft ertrenken.“ (Waldis, IV, 50.)

*24 Für den ist der Hanf gewachsen.Breslauer Zeitung, 1866, S. 2195.

Er kann darauf rechnen, gehängt zu werden.

*25 Man kann ihn nicht einmal in den Hanf stellen.

Auch als Vogelscheuche ist er nicht einmal zu gebrauchen.


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[[173]/0179] 2 De Handwarksborsen gât nich ümme, un de Zaldâten ôk nich. – Schambach, II, 49. Weder die Handwerksburschen noch die Soldaten betteln; jene fechten und diese werden einquartiert. Handwerksgesell. 1 Ein teutscher Handwercks Gesell bleibet an keinem Ort, da jhm wohl ist. – Lehmann, 362, 10. Dän.: Handverkers-svend bliver sielden der han lider vel. (Prov. dan., 272.) 2 Von gewanderten Handwerksgesellen helt man etwas, aber von gewanderten Mägden gar nichts. – P. Glaser, Gesind-Teuffel im Theatrum Diabolorum, 244a. Börne (Gesammelle Schriften, Hamburg 1840, IV, 170) hält auch das Wandern jener nicht für nothwendig. Er sagt: „Pythagoras wanderte nicht länger umher, sich aus Indien und Aegypten göttliche Weisheit zu holen, als jetzt ein Geselle wandert, ein Paar Stiefeln machen zu lernen; und das Meisterrecht, eine Semmel zu backen, wird erst nach längern Prüfungen zugestanden, als man sonst zu dulden hatte, die eleusinischen Geheimnisse zu erfahren.“ Handwerksgewohnheit. So weit Handwerksgewohnheit geht, so weit können sich auch die Handwerker helfen. – Pistor., X, 71; Eisenhart, 64; Hillebrand, 40, 52; Graf, 504, 151; Simrock, 4315. Von einem Misbrauch, der früher in den Zünften herrschend geworden war, und der darin bestand, dass an jedem Orte, wo eine Handwerkszunft bestand, die Mitglieder derselben nach den unter ihnen üblichen Gebräuchen ihre eigenen Richter sein konnten. Man stiess nämlich den Handwerksmann, der einen andern beleidigt hatte, so lange aus der Zunft aus, bis er sich eingestellt und die verlangte Genugthuung geleistet hatte; ebenso lange blieb auch sein Name auf der schwarzen Tafel stehen. Das Sprichwort wird aber auch auf die Sitte bezogen, dass Zünfte die wandernden Gesellen ihres Handwerks unterstützen. Handwerksleute. 1 Der Handwerksleute Kunst steckt in den Händen. – Seybold, 416. Lat.: Opifices manibus sapiunt et ingenium in manibus habent. (Seybold, 416.) 2 Die Handwerksleute singen das Misere. – Grimmelshausen, Vogelnest, II. Nahrungslosigkeit in der Arbeiterklasse. Handwerksmann. 1 Das ist ein schlechter Handwerksmann, der nicht vom Handwerk sprechen kann. Frz.: Qui ne sait bien parler de son métier, il ne le sait pas. (Bohn I, 51.) It.: Chi è dell' arte ne può ragionare. (Bohn I, 80.) 2 Ein Handwerksmann, der nicht leugt, kommt nicht wohl durch die Leute. Ein leider sehr verbreiteter Aberglaube. Frz.: Artisan qui ne ment, n'a mestier entre gent. (Leroux, II, 88; Kritzinger, 39a.) Holl.: Als een ambachtsman niet liegt, dan gaat het hem niet wel. (Harrebomée, I, 14.) 3 Ein Handwerks Mann – ein gesund Mann. – Petri, II, 196; Henisch, 1582, 51; Mathesy, 297a. 4 Ein Handwerksmann kann einen Rentherrn auszehren. – Sailer, 188; Graf, 502, 115; Simrock, 4299. 5 Ein Handwerksmann mit schmuziger Hand hat goldene Nägel. Ung.: A' mester embernek ha piszkos-is keze, még-is aranyos. (Gaal, 89.) 6 Ein junger Handwerksmann kan neun mal verderben vnd wider aufkommen. – Eyering, II, 136. 7 Oft verdirbt ein Handwerksmann, der viel Gewerb und Handwerk kann. – Brandt. 8 Wenn de Handwearksmann Wiyn drinket, dann krigt 'e Lüse. (Büren.) Wenn er durch das Weintrinken in Schulden geräth. Handwerksmeister. Ein Handwercksmeister kan ehe zu Hauss vnnd hoff kommen, als ein gemachter Graff zur Graffschafft. – Lehmann, 364, 36. Handwerksneid. Handwerksneid ist der beste Polizeidiener. Handwerkssache. Handwerkssachen gehören vor den Rath. – Pistor., IX, 9; Eisenhart, VI, 1, 30b; Graf, 504, 151; Volkmar, 362, 357; Eiselein, 230; Sailer, 252; Simrock, 4314. Entweder: Wo der Stadtrath (Magistrat) die Gerichtsbarkeit ausübt, gehören alle Handwerksangelegenheiten zur Entscheidung vor ihn; auch an den Orten, wo die Zünfte selbst das Recht hahen, Handlungen der Zunftgenossen, die den Innungsartikeln entgegen sind, mit einer Geldbusse zu bestrafen. Oder es kann erklärt werden, dass in Städten, wo der Rath nicht im Besitz der ordentlichen Gerichtsbarkeit ist, Handwerkssachen dennoch vor ihn und nicht vor das ordentliche Stadtgericht gehören, weil im Rathe gewöhnlich Zunftgenossen mitsitzen, von welchen die beste Kenntniss in dergleichen Angelegenheiten zu vermuthen sei. Handwerksstand. Handwerksstand hat goldne Hand. Hanf. 1 Aus eigenem Hanfe werden die besten Seile. Die Russen: Jedem dünkt der eigene Hanf besser als des Nachbars Flachs. (Altmann V, 131.) 2 Aus grobem Hanf lässt sich keine Seide (lassen sich keine feinen Fäden) spinnen. – Henisch, 1123, 44. 3 Auss grobem Hanff kan man nichts subtils Spinnen. – Lehmann, 740, 24. 4 Auss hanff macht man kein Seiden. – Lehmann, 819, 7. Dän.: Af hampe-garn giør man ei gode silke-punge. (Prov. dan., 271.) 5 Besser den Hanf in den Händen, als am Halse. Besser durch Arbeit sein Brot verdienen als durch Diebstahl und Betrug, und dann den Strick um den Hals bekommen. Böhm.: Lépe trhati konopĕ rukama, než krkem. (Čelakovsky, 132.) 6 Der Hanf gehört in die frische Furche. 7 Der Hanf schämt sich nicht, auf einem Misthaufen zu wachsen. Holl.: Hennep schaamt zieh niet, op een' mesthope te groeijen. (Harrebomée, I, 305.) 8 Eigener Hanf ist besser als des Nachbars Flachs. 9 Es ist e böse Hanf, wenn e d' Vögel nümme wend. (Luzern.) Es ist schlechter Hanf (Hanfsamen), wenn die Vögel ihn nicht mehr fressen wollen. 10 Es wird nicht aus jedem Hanf ein Strick gesponnen. Die Russen: Es wächst nicht jeder Hanf zum Brauthemd aus. (Altmann V, 103.) 11 Man kan auss grobem Hanff kein subtilen Faden spinnen. – Lehmann, 509, 4. 12 Man kann nicht aus allem Hanf gut Garn spinnen. Dän.: Man kand ikke spinde godt garn af alle slags hør. (Prov. dan., 218.) 13 Man muss zum Hanf greifen, wenn der Flachs versponnen ist. 14 'S kus't Homf, eh's Pfard in Gang kimmt. (Hirschberg.) Anstrengungen, Schweiss, Opfer, ehe ein Geschäft u. s. w. eingerichtet ist. 15 Schlechter Hanf – schlechte Seile. Die Russen: Böser Hanf, böse Linnen. (Altmann VI, 402.) 16 See Hanff Vrbani. – Petri, II, 517. 17 Wer Hanf am Bocken hat, lässt sich in schlecht Gewebe nicht ein. 18 Wie der Hanff, so ist der Faden (der Strick, das Tau). – Lehmann, 509, 2. Die Russen dagegen: Nicht immer richtet sich die Güte des Gespinstes nach der Güte des Hanfs. (Altmann VI, 428.) Dän.: Som hampen er, bliver traaden. (Prov. dan., 271.) *19 Der Hanf fragt den Seiler nicht, was er aus ihm spinnt. *20 Er hat Hanf aufgelegt. Die Peitsche gebraucht. *21 Er hat Hanf gefressen und scheisst Stricke. *22 Er kann sich geschwind aus dem Hanfe finden. Hanf für das, was daraus verfertigt – Netz; er weiss auch in verwickelten Lagen Rath. Frz.: Avoir l'esprit vif et présent. (Kritzinger, 561b.) *23 Er wird am Hanf in der Luft ertrinken. Wird gehängt werden. „ ... Oder an Hanff im Lufft ertrenken.“ (Waldis, IV, 50.) *24 Für den ist der Hanf gewachsen. – Breslauer Zeitung, 1866, S. 2195. Er kann darauf rechnen, gehängt zu werden. *25 Man kann ihn nicht einmal in den Hanf stellen. Auch als Vogelscheuche ist er nicht einmal zu gebrauchen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [173]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/179>, abgerufen am 26.04.2024.