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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] Schriftstellern, doch meist in keiner dem deutschen Sprichwort entsprechenden Form.

Lat.: Qui proficit in literis, et deficit in moribus, plus deficit, quam proficit. (Seybold, 295; Zinkgref, III, 111; Binder II, 2796; Schonheim, Q, 14; Philippi, II, 136; Schulblatt, 481.)

47 Wer guter Sitten voll, thut alles recht und wohl.

Lat.: Homo frugi omnia recte facit. (Seybold, 221.)

*48 Nach karischer Sitte. (Altgriech.)

Wenn etwas Schmuziges, Schändliches, Unzüchtiges gethan wird.


Sittelgös.

* Et is en Sittelgös.

Eine Sitzgans, eine Frau, die in Gesellschaften sitzen bleibt und des Klatschens kein Ende findet.


Sittich.

Dem Sittich wird offt ein güldens Gebeuerlein gebawet. - Herberger, Hertzpostille, II, 166.


Sittsam.

1 Immer fein sittsam, sagte die Aebtissin, da kriegte sie ein Kind.

*2 He is sittsam und drunkfast.

*3 Sittsam wie ein Grabesengel. - Gutzkow, Ritter vom Geiste, V, 311.


Sittsamkeit.

Sittsamkeit ist eine Gefährtin der Keuschheit, Anmuth die andere. - Altmann VI, 467.


Sitz.

1 Ein schlechter Sitz ist halbes Fasten.

Schwed.: Ondt säte gjör trögan gjäst. (Grubb, 644.)

2 Wer keinen Sitz bekommen kann, lehnt sich an die Wand.

Frz.: Qui n'a pas de siege, s'accote contre le mur. (Cahier, 1633.)

*3 En de weke Sit geben.

*4 Er hat Sitz und Stimme im Hintern.


Sitzen.

1 Besser sitzen bei einem der leugt, als bei einem der schweigt. - Petri, II, 39.

2 Besser sitzen bleiben, als sich einem Eheteufel verschreiben.

In Welschtirol: 'L ie mien resta, che stlett ciapa. (Hörmann, 24.)

3 Bettelmännisch g'sesse ist besser als edelmännisch g'stand'n. (Oberösterreich.)

4 Bist du wol vnd hoch gesessen, lass ladunckelin nicht mit vom teller essen. - Henisch, 948, 22.

5 Das Sitzen lieben mehrere als das Schwitzen.

6 De got sitt, war sein Rügge. - Bueren, 139; Eichwald, 1607.

7 De woll sitt, late sin Rüggen. - Schütze, IV, 99; Eichwald, 1611; für Göttingen: Schambach, II, 587; für Iserlohn: Woeste, 76, 270.

Wer es gut hat, sei ruhig und zufrieden.

8 Diar wel sat, di let sin rük'en. (Amrum.) - Haupt, VIII, 369, 319.

Wer wol sitzt, der lasse sein Rücken. Auf Sylt: Diär wel set, die mei sin rukken let. (Frommann, IV, 141, 301.)

9 Die hoch sitzen vnd stehen, müssen viel übersehen. - Lehmann, 660, 91.

10 Die zunächst sitzen, sind die Kundigsten. - Graf, 457, 517.

Wer am nächsten ist, kann die genaueste Kenntniss von einer Sache haben. Die besten Zeugen sind die Angehörigen derselben Gemeinde, namentlich wo es sich um ein Urtheil über Ehre und Schande eines Genossen handelt. "De dar am negesten wahnen, de hebben de beste Wetenschap darum." (Thorsen, Jüt. Lov. II, 7 [109].)

Dän.: Than aerae e kyndaest af thaer naest sitae. (Thorsen, Jüt. Lov., I, 64 [108].)

11 Es ist eins, wo man sitzt, wenn man nur was Tüchtiges kann.

Holl.: Tis al eens waer hi sit diet wael kan. (Tunn., 23, 22.)

Lat.: Quo sedet aut ubi sit nil refert omnia qui scit. (Fallersleben, 678.)

12 Es sitzen nicht alle weich, die hoch sitzen.

13 Es sitzet keiner so gut, es drückt ihn ein Schuh oder kneipt ihn der Hut.

Mhd.: Nie kein man so ebene gesaz, im gebraste etes waz. (Ottokar.) (Zingerle, 84.)

14 Gat gesiessen äs half giessen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 252.

15 Guet g'sässa isch halb g'gässa. (Bern.) - Sutermeister, 128; Zyro, 15.

[Spaltenumbruch] 16 Gut (wohl) gesessen ist halb gegessen. - Hollenberg, II, 66; Eiselein, 231; Körte, 2450; Simrock, 3514; Braun, I, 997.

Bei Tische bequem sitzen ist so viel werth als ein paar Gerichte. "Die Regierung sorgt für die Demokraten genug, sie gibt ihnen halbe Fütterung, denn ein alter Spruch sagt: Gut gesessen ist fast so gut wie halb gegessen." (Kalisch, Volkskalender des Kladderadatsch, 1850, S. 64.)

17 He sitt, as wenn he an den Stohl picket is. - Dähnert, 348b.

Sitzt sehr fest, lässt sich nur in äussersten Fällen zum Aufstehen bewegen.

18 Hei sitt'r nu enmal, segt de Scheibenkeiker. (Hildesheim.) - Hoefer, 906.

19 Hie sitz' ich besser, dann zu Speyr im Stock. Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 147.

20 Hier sitt ik god, harr de Katt seggt, harr up't Speck säten. - Kern, 703.

21 Hier sitz' ich besser als zu Speier im Stock, sagte der Bauer, da sass er beim Schoppen Wein.

22 Ick sitt ganz god, seggt de Katt, dann set se up't Speck. (Mecklenburg.) - Hoefer, 588; Latendorf II, 18; Schlingmann, 799; Schiller, III, 6a; ostfriesisch bei Frommann, VI, 282, 692; Bueren, 634; Hauskalender, III; Peik, 196.

Dän.: Vi sidde nu alle vel, sagde katten, han sad paa flesker. (Bohn I, 403; Prov. dan., 497.)

23 Ik sitte hei noach gued, har de Katte sagt, doa har se in der Käsehourd (Käsehorde) huaken. (Halver in der Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 258, 81.

24 Man hat so viel vom Sitzen wie vom Stehen.

Bekannte Erwiderung, wenn jemand zum Sitzen eingeladen wird.

25 Ne, hir te sitten un nicks te verkopen, da kann mein Schuotsten (Schornstein) nitt van roken. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 187, 65; Woeste, 76, 279.

Sagen Frauen, die, nachdem sie lange geschwatzt haben, endlich weggehen wollen.

26 'S Sitze ist gut, sagte der Schneider, als er über d' Stube gange war. (Oberösterreich.)

27 Sässen wir alle zu Tisch, wer brächt' uns dann Fisch.

28 Si so hiät et siäten, segget de allen Wiwer, wann se 'n Düppen tebriäket. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 62, 15.

29 Sitt 't nich god, hangt 't doch beter. (Ostfries.) - Bueren, 4043; Hauskalender, II.

30 Sitz auff dein Arss, so tragen dir die Meus kein stroh hinein. - Gruter, III, 82.

31 Sitze meinetwegen krumm, aber sprich gerade. (Göttingen.)

32 Sitzen bleiben ist besser als aufstehen und fallen.

Von einem gefährlichen oder unsere Kräfte übersteigenden Unternehmen abstehen ist besser als sich darauf einlassen und einen Fehlschlag thun.

Engl.: As good sit still, as rise up and fall. (Bohn II, 132.)

33 Sitzen ist besser als stehen, liegen besser als sitzen, Schlafen (auch Todtsein) aber besser als beides.

Es ist dies aber kein Grund, den Zeitpunkt dafür zu beeilen, weil er sicher und allgemein ist. Die Lebenden wandeln auf einer Bahn, wo am Ende der Reise der Ruheplatz nie fehlt.

34 Sitzest gut, so sitzest fest, alter Sitz ist stets der best. - Rochholz, 31; Simrock, 9552; Braun, I, 4113.

35 Sitzestu woll, so sitze gewiss, die enderung baldt schedlich ist.

It.: Quand' e' ti dice buone al paleo, non giuoco cure alla trottola.

36 Stöll gesete on langsam gefrete, man glowt nich, wat man herbarge kann. - Frischbier2, 3522.

37 'T is better, klein gesätten un satt gegätten, äs weut gestreien un Hunger geleien. (Sauerland.)

38 Vebel gesessen ist halb gefastet. - Lehmann, II, 786, 2; Henisch, 1417, 59; Simrock, 9554.

39 Vom sitzen wird einem so viel als vom stehen. - Petri, II, 578.

[Spaltenumbruch] Schriftstellern, doch meist in keiner dem deutschen Sprichwort entsprechenden Form.

Lat.: Qui proficit in literis, et deficit in moribus, plus deficit, quam proficit. (Seybold, 295; Zinkgref, III, 111; Binder II, 2796; Schonheim, Q, 14; Philippi, II, 136; Schulblatt, 481.)

47 Wer guter Sitten voll, thut alles recht und wohl.

Lat.: Homo frugi omnia recte facit. (Seybold, 221.)

*48 Nach karischer Sitte. (Altgriech.)

Wenn etwas Schmuziges, Schändliches, Unzüchtiges gethan wird.


Sittelgös.

* Et is en Sittelgös.

Eine Sitzgans, eine Frau, die in Gesellschaften sitzen bleibt und des Klatschens kein Ende findet.


Sittich.

Dem Sittich wird offt ein güldens Gebeuerlein gebawet.Herberger, Hertzpostille, II, 166.


Sittsam.

1 Immer fein sittsam, sagte die Aebtissin, da kriegte sie ein Kind.

*2 He is sittsam und drunkfast.

*3 Sittsam wie ein Grabesengel.Gutzkow, Ritter vom Geiste, V, 311.


Sittsamkeit.

Sittsamkeit ist eine Gefährtin der Keuschheit, Anmuth die andere.Altmann VI, 467.


Sitz.

1 Ein schlechter Sitz ist halbes Fasten.

Schwed.: Ondt säte gjör trögan gjäst. (Grubb, 644.)

2 Wer keinen Sitz bekommen kann, lehnt sich an die Wand.

Frz.: Qui n'a pas de siége, s'accote contre le mur. (Cahier, 1633.)

*3 Ên de wêke Sit geben.

*4 Er hat Sitz und Stimme im Hintern.


Sitzen.

1 Besser sitzen bei einem der leugt, als bei einem der schweigt.Petri, II, 39.

2 Besser sitzen bleiben, als sich einem Eheteufel verschreiben.

In Welschtirol: 'L ie mien restá, che stlett ciapà. (Hörmann, 24.)

3 Bettelmännisch g'sesse ist besser als edelmännisch g'stand'n. (Oberösterreich.)

4 Bist du wol vnd hoch gesessen, lass ladunckelin nicht mit vom teller essen.Henisch, 948, 22.

5 Das Sitzen lieben mehrere als das Schwitzen.

6 De gôt sitt, wâr sîn Rügge.Bueren, 139; Eichwald, 1607.

7 De woll sitt, late sin Rüggen.Schütze, IV, 99; Eichwald, 1611; für Göttingen: Schambach, II, 587; für Iserlohn: Woeste, 76, 270.

Wer es gut hat, sei ruhig und zufrieden.

8 Diar wel sat, di lêt sin rük'en. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 319.

Wer wol sitzt, der lasse sein Rücken. Auf Sylt: Diär wel set, die mei sin rukken let. (Frommann, IV, 141, 301.)

9 Die hoch sitzen vnd stehen, müssen viel übersehen.Lehmann, 660, 91.

10 Die zunächst sitzen, sind die Kundigsten.Graf, 457, 517.

Wer am nächsten ist, kann die genaueste Kenntniss von einer Sache haben. Die besten Zeugen sind die Angehörigen derselben Gemeinde, namentlich wo es sich um ein Urtheil über Ehre und Schande eines Genossen handelt. „De dar am negesten wahnen, de hebben de beste Wetenschap darum.“ (Thorsen, Jüt. Lov. II, 7 [109].)

Dän.: Than æræ e kyndæst af thær næst sitæ. (Thorsen, Jüt. Lov., I, 64 [108].)

11 Es ist eins, wo man sitzt, wenn man nur was Tüchtiges kann.

Holl.: Tis al eens waer hi sit diet wael kan. (Tunn., 23, 22.)

Lat.: Quo sedet aut ubi sit nil refert omnia qui scit. (Fallersleben, 678.)

12 Es sitzen nicht alle weich, die hoch sitzen.

13 Es sitzet keiner so gut, es drückt ihn ein Schuh oder kneipt ihn der Hut.

Mhd.: Nie kein man sô ebene gesaz, im gebraste etes waz. (Ottokar.) (Zingerle, 84.)

14 Gât gesiessen äs half giessen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 252.

15 Guet g'sässa isch halb g'gässa. (Bern.) – Sutermeister, 128; Zyro, 15.

[Spaltenumbruch] 16 Gut (wohl) gesessen ist halb gegessen.Hollenberg, II, 66; Eiselein, 231; Körte, 2450; Simrock, 3514; Braun, I, 997.

Bei Tische bequem sitzen ist so viel werth als ein paar Gerichte. „Die Regierung sorgt für die Demokraten genug, sie gibt ihnen halbe Fütterung, denn ein alter Spruch sagt: Gut gesessen ist fast so gut wie halb gegessen.“ (Kalisch, Volkskalender des Kladderadatsch, 1850, S. 64.)

17 He sitt, as wenn he an den Stohl picket is.Dähnert, 348b.

Sitzt sehr fest, lässt sich nur in äussersten Fällen zum Aufstehen bewegen.

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19 Hie sitz' ich besser, dann zu Speyr im Stock. Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 147.

20 Hier sitt ik gôd, harr de Katt seggt, harr up't Speck säten.Kern, 703.

21 Hier sitz' ich besser als zu Speier im Stock, sagte der Bauer, da sass er beim Schoppen Wein.

22 Ick sitt ganz gôd, seggt de Katt, dann sêt se up't Speck. (Mecklenburg.) – Hoefer, 588; Latendorf II, 18; Schlingmann, 799; Schiller, III, 6a; ostfriesisch bei Frommann, VI, 282, 692; Bueren, 634; Hauskalender, III; Peik, 196.

Dän.: Vi sidde nu alle vel, sagde katten, han sad paa flesker. (Bohn I, 403; Prov. dan., 497.)

23 Ik sitte hî noach gued, har de Katte sagt, doa har se in der Käsehourd (Käsehorde) huaken. (Halver in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 258, 81.

24 Man hat so viel vom Sitzen wie vom Stehen.

Bekannte Erwiderung, wenn jemand zum Sitzen eingeladen wird.

25 Ne, hir te sitten un nicks te verkopen, dâ kann mîn Schuotsten (Schornstein) nitt van roken. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 65; Woeste, 76, 279.

Sagen Frauen, die, nachdem sie lange geschwatzt haben, endlich weggehen wollen.

26 'S Sitze ist gut, sagte der Schneider, als er über d' Stube gange war. (Oberösterreich.)

27 Sässen wir alle zu Tisch, wer brächt' uns dann Fisch.

28 Si so hiät et siäten, segget de allen Wiwer, wann se 'n Düppen tebriäket. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 62, 15.

29 Sitt 't nich gôd, hangt 't doch beter. (Ostfries.) – Bueren, 4043; Hauskalender, II.

30 Sitz auff dein Arss, so tragen dir die Meus kein stroh hinein.Gruter, III, 82.

31 Sitze meinetwegen krumm, aber sprich gerade. (Göttingen.)

32 Sitzen bleiben ist besser als aufstehen und fallen.

Von einem gefährlichen oder unsere Kräfte übersteigenden Unternehmen abstehen ist besser als sich darauf einlassen und einen Fehlschlag thun.

Engl.: As good sit still, as rise up and fall. (Bohn II, 132.)

33 Sitzen ist besser als stehen, liegen besser als sitzen, Schlafen (auch Todtsein) aber besser als beides.

Es ist dies aber kein Grund, den Zeitpunkt dafür zu beeilen, weil er sicher und allgemein ist. Die Lebenden wandeln auf einer Bahn, wo am Ende der Reise der Ruheplatz nie fehlt.

34 Sitzest gut, so sitzest fest, alter Sitz ist stets der best.Rochholz, 31; Simrock, 9552; Braun, I, 4113.

35 Sitzestu woll, so sitze gewiss, die enderung baldt schedlich ist.

It.: Quand' e' ti dice buone al paleo, non giuoco cure alla trottola.

36 Stöll gesete on langsam gefrete, man glowt nich, wat man herbarge kann.Frischbier2, 3522.

37 'T is better, klein gesätten un satt gegätten, äs weut gestrîen un Hunger gelîen. (Sauerland.)

38 Vebel gesessen ist halb gefastet.Lehmann, II, 786, 2; Henisch, 1417, 59; Simrock, 9554.

39 Vom sitzen wird einem so viel als vom stehen.Petri, II, 578.

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[[290]/0296] Schriftstellern, doch meist in keiner dem deutschen Sprichwort entsprechenden Form. Lat.: Qui proficit in literis, et deficit in moribus, plus deficit, quam proficit. (Seybold, 295; Zinkgref, III, 111; Binder II, 2796; Schonheim, Q, 14; Philippi, II, 136; Schulblatt, 481.) 47 Wer guter Sitten voll, thut alles recht und wohl. Lat.: Homo frugi omnia recte facit. (Seybold, 221.) *48 Nach karischer Sitte. (Altgriech.) Wenn etwas Schmuziges, Schändliches, Unzüchtiges gethan wird. Sittelgös. * Et is en Sittelgös. Eine Sitzgans, eine Frau, die in Gesellschaften sitzen bleibt und des Klatschens kein Ende findet. Sittich. Dem Sittich wird offt ein güldens Gebeuerlein gebawet. – Herberger, Hertzpostille, II, 166. Sittsam. 1 Immer fein sittsam, sagte die Aebtissin, da kriegte sie ein Kind. *2 He is sittsam und drunkfast. *3 Sittsam wie ein Grabesengel. – Gutzkow, Ritter vom Geiste, V, 311. Sittsamkeit. Sittsamkeit ist eine Gefährtin der Keuschheit, Anmuth die andere. – Altmann VI, 467. Sitz. 1 Ein schlechter Sitz ist halbes Fasten. Schwed.: Ondt säte gjör trögan gjäst. (Grubb, 644.) 2 Wer keinen Sitz bekommen kann, lehnt sich an die Wand. Frz.: Qui n'a pas de siége, s'accote contre le mur. (Cahier, 1633.) *3 Ên de wêke Sit geben. *4 Er hat Sitz und Stimme im Hintern. Sitzen. 1 Besser sitzen bei einem der leugt, als bei einem der schweigt. – Petri, II, 39. 2 Besser sitzen bleiben, als sich einem Eheteufel verschreiben. In Welschtirol: 'L ie mien restá, che stlett ciapà. (Hörmann, 24.) 3 Bettelmännisch g'sesse ist besser als edelmännisch g'stand'n. (Oberösterreich.) 4 Bist du wol vnd hoch gesessen, lass ladunckelin nicht mit vom teller essen. – Henisch, 948, 22. 5 Das Sitzen lieben mehrere als das Schwitzen. 6 De gôt sitt, wâr sîn Rügge. – Bueren, 139; Eichwald, 1607. 7 De woll sitt, late sin Rüggen. – Schütze, IV, 99; Eichwald, 1611; für Göttingen: Schambach, II, 587; für Iserlohn: Woeste, 76, 270. Wer es gut hat, sei ruhig und zufrieden. 8 Diar wel sat, di lêt sin rük'en. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 319. Wer wol sitzt, der lasse sein Rücken. Auf Sylt: Diär wel set, die mei sin rukken let. (Frommann, IV, 141, 301.) 9 Die hoch sitzen vnd stehen, müssen viel übersehen. – Lehmann, 660, 91. 10 Die zunächst sitzen, sind die Kundigsten. – Graf, 457, 517. Wer am nächsten ist, kann die genaueste Kenntniss von einer Sache haben. Die besten Zeugen sind die Angehörigen derselben Gemeinde, namentlich wo es sich um ein Urtheil über Ehre und Schande eines Genossen handelt. „De dar am negesten wahnen, de hebben de beste Wetenschap darum.“ (Thorsen, Jüt. Lov. II, 7 [109].) Dän.: Than æræ e kyndæst af thær næst sitæ. (Thorsen, Jüt. Lov., I, 64 [108].) 11 Es ist eins, wo man sitzt, wenn man nur was Tüchtiges kann. Holl.: Tis al eens waer hi sit diet wael kan. (Tunn., 23, 22.) Lat.: Quo sedet aut ubi sit nil refert omnia qui scit. (Fallersleben, 678.) 12 Es sitzen nicht alle weich, die hoch sitzen. 13 Es sitzet keiner so gut, es drückt ihn ein Schuh oder kneipt ihn der Hut. Mhd.: Nie kein man sô ebene gesaz, im gebraste etes waz. (Ottokar.) (Zingerle, 84.) 14 Gât gesiessen äs half giessen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 252. 15 Guet g'sässa isch halb g'gässa. (Bern.) – Sutermeister, 128; Zyro, 15. 16 Gut (wohl) gesessen ist halb gegessen. – Hollenberg, II, 66; Eiselein, 231; Körte, 2450; Simrock, 3514; Braun, I, 997. Bei Tische bequem sitzen ist so viel werth als ein paar Gerichte. „Die Regierung sorgt für die Demokraten genug, sie gibt ihnen halbe Fütterung, denn ein alter Spruch sagt: Gut gesessen ist fast so gut wie halb gegessen.“ (Kalisch, Volkskalender des Kladderadatsch, 1850, S. 64.) 17 He sitt, as wenn he an den Stohl picket is. – Dähnert, 348b. Sitzt sehr fest, lässt sich nur in äussersten Fällen zum Aufstehen bewegen. 18 Hei sitt'r nu enmal, segt de Schîbenkîker. (Hildesheim.) – Hoefer, 906. 19 Hie sitz' ich besser, dann zu Speyr im Stock. Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 147. 20 Hier sitt ik gôd, harr de Katt seggt, harr up't Speck säten. – Kern, 703. 21 Hier sitz' ich besser als zu Speier im Stock, sagte der Bauer, da sass er beim Schoppen Wein. 22 Ick sitt ganz gôd, seggt de Katt, dann sêt se up't Speck. (Mecklenburg.) – Hoefer, 588; Latendorf II, 18; Schlingmann, 799; Schiller, III, 6a; ostfriesisch bei Frommann, VI, 282, 692; Bueren, 634; Hauskalender, III; Peik, 196. Dän.: Vi sidde nu alle vel, sagde katten, han sad paa flesker. (Bohn I, 403; Prov. dan., 497.) 23 Ik sitte hî noach gued, har de Katte sagt, doa har se in der Käsehourd (Käsehorde) huaken. (Halver in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 258, 81. 24 Man hat so viel vom Sitzen wie vom Stehen. Bekannte Erwiderung, wenn jemand zum Sitzen eingeladen wird. 25 Ne, hir te sitten un nicks te verkopen, dâ kann mîn Schuotsten (Schornstein) nitt van roken. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 65; Woeste, 76, 279. Sagen Frauen, die, nachdem sie lange geschwatzt haben, endlich weggehen wollen. 26 'S Sitze ist gut, sagte der Schneider, als er über d' Stube gange war. (Oberösterreich.) 27 Sässen wir alle zu Tisch, wer brächt' uns dann Fisch. 28 Si so hiät et siäten, segget de allen Wiwer, wann se 'n Düppen tebriäket. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 62, 15. 29 Sitt 't nich gôd, hangt 't doch beter. (Ostfries.) – Bueren, 4043; Hauskalender, II. 30 Sitz auff dein Arss, so tragen dir die Meus kein stroh hinein. – Gruter, III, 82. 31 Sitze meinetwegen krumm, aber sprich gerade. (Göttingen.) 32 Sitzen bleiben ist besser als aufstehen und fallen. Von einem gefährlichen oder unsere Kräfte übersteigenden Unternehmen abstehen ist besser als sich darauf einlassen und einen Fehlschlag thun. Engl.: As good sit still, as rise up and fall. (Bohn II, 132.) 33 Sitzen ist besser als stehen, liegen besser als sitzen, Schlafen (auch Todtsein) aber besser als beides. Es ist dies aber kein Grund, den Zeitpunkt dafür zu beeilen, weil er sicher und allgemein ist. Die Lebenden wandeln auf einer Bahn, wo am Ende der Reise der Ruheplatz nie fehlt. 34 Sitzest gut, so sitzest fest, alter Sitz ist stets der best. – Rochholz, 31; Simrock, 9552; Braun, I, 4113. 35 Sitzestu woll, so sitze gewiss, die enderung baldt schedlich ist. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [290]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/296>, abgerufen am 26.04.2024.