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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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Von der Kunst der Samniter, Volsker und Campaner.
Erzt, auch mit diesen Gefäßen, welche aber auch den Campanern eigen
gewesen seyn können. Gewiß ist, daß alle große Sammlungen solcher
Gefäße aus dem Königreiche Neapel kommen, und daselbst zusammenge-
bracht sind; wie die Sammlung des Grafen von Mastrilli zu Neapel,
welche aus einigen hundert Stücken bestehet. Ein anderer aus eben die-
sem Hause, welcher zu Nola wohnet, hat an eben dem Orte eine auser-
lesene Sammlung gemacht, und auf einem seiner Gefäße, welches zwo
Figuren vorstellet, die sich mit einander schlagen wollen, liest man:
KA[fremdsprachliches Material]IK[fremdsprachliches Material]E[fremdsprachliches Material] KA[fremdsprachliches Material]o[fremdsprachliches Material]. "Der schöne Kallikles." Diejenigen, welche
in der Bibliothec der Theatiner zu S. Apostoli, in gedachter Stadt, stehen,
besaß ein bekannter Neapolitanischer Rechtsgelehrter, Joseph Valetta, wel-
cher auch der Besitzer war der großen und schönen Sammlung solcher Ge-
fäße in der Vaticanischen Bibliothec, von dessen Erben der Cardinal
Gualtieri dieselben kaufte, und von diesem kamen sie an den Ort, wo sie
itzo stehen. Unter diesen Sammlungen verdienet auch diejenige bekannt ge-
macht zu werden, welche Herr Anton Raphael Mengs gemacht, und
in Neapel zusammen gesuchet hat, welche an dreyhundert Stücke enthält.

Unter den Mistrillischen Gefäßen befinden sich drey, und in dem
Königlichen Museo zu Neapel, eine Schaale, mit Griechischer Inschrift,
von welchen im folgenden Capitel geredet wird; daß also auch hieraus er-
hellet, wie wenig Grund der allgemeine Name Hetrurischer Gefäße habe,
unter welchem man dieselben bisher begriffen hat. Man will so gar vorge-
ben, daß sich noch in neueren Zeiten Stücke von irrdenen gemalten Gefäßen
mit dem Namen AGAThOKLEOUS gefunden haben, welche von
diesem berühmten Könige, der eines Töpfers Sohn war, seyn sollen.

Es finden sich unter diesen Gefäßen von allerhand Art und Form,
von den kleinsten an, welche zum Spielzeuge der Kinder müssen gedienet ha-
ben, bis auf Gefäße von drey bis vier Palme hoch; die mancherley Form

der

Von der Kunſt der Samniter, Volsker und Campaner.
Erzt, auch mit dieſen Gefaͤßen, welche aber auch den Campanern eigen
geweſen ſeyn koͤnnen. Gewiß iſt, daß alle große Sammlungen ſolcher
Gefaͤße aus dem Koͤnigreiche Neapel kommen, und daſelbſt zuſammenge-
bracht ſind; wie die Sammlung des Grafen von Maſtrilli zu Neapel,
welche aus einigen hundert Stuͤcken beſtehet. Ein anderer aus eben die-
ſem Hauſe, welcher zu Nola wohnet, hat an eben dem Orte eine auser-
leſene Sammlung gemacht, und auf einem ſeiner Gefaͤße, welches zwo
Figuren vorſtellet, die ſich mit einander ſchlagen wollen, lieſt man:
ΚΑ[fremdsprachliches Material]ΙΚ[fremdsprachliches Material]Ε[fremdsprachliches Material] ΚΑ[fremdsprachliches Material]ο[fremdsprachliches Material]. „Der ſchoͤne Kallikles.„ Diejenigen, welche
in der Bibliothec der Theatiner zu S. Apoſtoli, in gedachter Stadt, ſtehen,
beſaß ein bekannter Neapolitaniſcher Rechtsgelehrter, Joſeph Valetta, wel-
cher auch der Beſitzer war der großen und ſchoͤnen Sammlung ſolcher Ge-
faͤße in der Vaticaniſchen Bibliothec, von deſſen Erben der Cardinal
Gualtieri dieſelben kaufte, und von dieſem kamen ſie an den Ort, wo ſie
itzo ſtehen. Unter dieſen Sammlungen verdienet auch diejenige bekannt ge-
macht zu werden, welche Herr Anton Raphael Mengs gemacht, und
in Neapel zuſammen geſuchet hat, welche an dreyhundert Stuͤcke enthaͤlt.

Unter den Miſtrilliſchen Gefaͤßen befinden ſich drey, und in dem
Koͤniglichen Muſeo zu Neapel, eine Schaale, mit Griechiſcher Inſchrift,
von welchen im folgenden Capitel geredet wird; daß alſo auch hieraus er-
hellet, wie wenig Grund der allgemeine Name Hetruriſcher Gefaͤße habe,
unter welchem man dieſelben bisher begriffen hat. Man will ſo gar vorge-
ben, daß ſich noch in neueren Zeiten Stuͤcke von irrdenen gemalten Gefaͤßen
mit dem Namen ΑΓΑΘΟΚΛΕΟϒΣ gefunden haben, welche von
dieſem beruͤhmten Koͤnige, der eines Toͤpfers Sohn war, ſeyn ſollen.

Es finden ſich unter dieſen Gefaͤßen von allerhand Art und Form,
von den kleinſten an, welche zum Spielzeuge der Kinder muͤſſen gedienet ha-
ben, bis auf Gefaͤße von drey bis vier Palme hoch; die mancherley Form

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[119/0169] Von der Kunſt der Samniter, Volsker und Campaner. Erzt, auch mit dieſen Gefaͤßen, welche aber auch den Campanern eigen geweſen ſeyn koͤnnen. Gewiß iſt, daß alle große Sammlungen ſolcher Gefaͤße aus dem Koͤnigreiche Neapel kommen, und daſelbſt zuſammenge- bracht ſind; wie die Sammlung des Grafen von Maſtrilli zu Neapel, welche aus einigen hundert Stuͤcken beſtehet. Ein anderer aus eben die- ſem Hauſe, welcher zu Nola wohnet, hat an eben dem Orte eine auser- leſene Sammlung gemacht, und auf einem ſeiner Gefaͤße, welches zwo Figuren vorſtellet, die ſich mit einander ſchlagen wollen, lieſt man: ΚΑ_ ΙΚ_ Ε_ ΚΑ_ ο_ . „Der ſchoͤne Kallikles.„ Diejenigen, welche in der Bibliothec der Theatiner zu S. Apoſtoli, in gedachter Stadt, ſtehen, beſaß ein bekannter Neapolitaniſcher Rechtsgelehrter, Joſeph Valetta, wel- cher auch der Beſitzer war der großen und ſchoͤnen Sammlung ſolcher Ge- faͤße in der Vaticaniſchen Bibliothec, von deſſen Erben der Cardinal Gualtieri dieſelben kaufte, und von dieſem kamen ſie an den Ort, wo ſie itzo ſtehen. Unter dieſen Sammlungen verdienet auch diejenige bekannt ge- macht zu werden, welche Herr Anton Raphael Mengs gemacht, und in Neapel zuſammen geſuchet hat, welche an dreyhundert Stuͤcke enthaͤlt. Unter den Miſtrilliſchen Gefaͤßen befinden ſich drey, und in dem Koͤniglichen Muſeo zu Neapel, eine Schaale, mit Griechiſcher Inſchrift, von welchen im folgenden Capitel geredet wird; daß alſo auch hieraus er- hellet, wie wenig Grund der allgemeine Name Hetruriſcher Gefaͤße habe, unter welchem man dieſelben bisher begriffen hat. Man will ſo gar vorge- ben, daß ſich noch in neueren Zeiten Stuͤcke von irrdenen gemalten Gefaͤßen mit dem Namen ΑΓΑΘΟΚΛΕΟϒΣ gefunden haben, welche von dieſem beruͤhmten Koͤnige, der eines Toͤpfers Sohn war, ſeyn ſollen. Es finden ſich unter dieſen Gefaͤßen von allerhand Art und Form, von den kleinſten an, welche zum Spielzeuge der Kinder muͤſſen gedienet ha- ben, bis auf Gefaͤße von drey bis vier Palme hoch; die mancherley Form der

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/169>, abgerufen am 26.04.2024.