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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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I Theil. Drittes Capitel.
gelangen, und nach einem Schiffbruche läßt sich aus wenig Bretern kein
sicheres Fahrzeug bauen. Das mehreste bestehet in geschnittenen Steinen,
welche wie das kleine Gestrüppe sind von einem ausgehauenen Walde, von
welchem nur noch einzelne Bäume stehen, znm Zeichen der Verwüstung.
Zum Unglück ist zur Entdeckung von Werken aus den blühenden Zeiten dieser
Völker wenig Hoffnung. Die Hetrurier hatten in ihrem Lande die Mar-
mor-Brüche bey Luna, (itzo Carrara) welches eine von ihren zwölf Haupt-
Städten war; aber die Samniter, Volsker und Campaner fanden keinen
weißen Marmor bey sich, und werden folglich ihre Werke mehrentheils von
gebrannter Erde, oder von Erzt, gemacht haben. Jene sind zerbrochen, und diese
geschmolzen; und dieses ist die Ursache von der Seltenheit der Kunst-Werke
dieser Völker. Unterdessen da der Hetrurische Stil dem älteren Griechischen
ähnlich gewesen, so kann diese Abhandlung als eine Vorbereitung zum fol-
genden Capitel angesehen, und der Leser hieher verwiesen werden.

[Abbildung]
Das

I Theil. Drittes Capitel.
gelangen, und nach einem Schiffbruche laͤßt ſich aus wenig Bretern kein
ſicheres Fahrzeug bauen. Das mehreſte beſtehet in geſchnittenen Steinen,
welche wie das kleine Geſtruͤppe ſind von einem ausgehauenen Walde, von
welchem nur noch einzelne Baͤume ſtehen, znm Zeichen der Verwuͤſtung.
Zum Ungluͤck iſt zur Entdeckung von Werken aus den bluͤhenden Zeiten dieſer
Voͤlker wenig Hoffnung. Die Hetrurier hatten in ihrem Lande die Mar-
mor-Bruͤche bey Luna, (itzo Carrara) welches eine von ihren zwoͤlf Haupt-
Staͤdten war; aber die Samniter, Volsker und Campaner fanden keinen
weißen Marmor bey ſich, und werden folglich ihre Werke mehrentheils von
gebrannter Erde, oder von Erzt, gemacht haben. Jene ſind zerbrochen, und dieſe
geſchmolzen; und dieſes iſt die Urſache von der Seltenheit der Kunſt-Werke
dieſer Voͤlker. Unterdeſſen da der Hetruriſche Stil dem aͤlteren Griechiſchen
aͤhnlich geweſen, ſo kann dieſe Abhandlung als eine Vorbereitung zum fol-
genden Capitel angeſehen, und der Leſer hieher verwieſen werden.

[Abbildung]
Das
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[126/0176] I Theil. Drittes Capitel. gelangen, und nach einem Schiffbruche laͤßt ſich aus wenig Bretern kein ſicheres Fahrzeug bauen. Das mehreſte beſtehet in geſchnittenen Steinen, welche wie das kleine Geſtruͤppe ſind von einem ausgehauenen Walde, von welchem nur noch einzelne Baͤume ſtehen, znm Zeichen der Verwuͤſtung. Zum Ungluͤck iſt zur Entdeckung von Werken aus den bluͤhenden Zeiten dieſer Voͤlker wenig Hoffnung. Die Hetrurier hatten in ihrem Lande die Mar- mor-Bruͤche bey Luna, (itzo Carrara) welches eine von ihren zwoͤlf Haupt- Staͤdten war; aber die Samniter, Volsker und Campaner fanden keinen weißen Marmor bey ſich, und werden folglich ihre Werke mehrentheils von gebrannter Erde, oder von Erzt, gemacht haben. Jene ſind zerbrochen, und dieſe geſchmolzen; und dieſes iſt die Urſache von der Seltenheit der Kunſt-Werke dieſer Voͤlker. Unterdeſſen da der Hetruriſche Stil dem aͤlteren Griechiſchen aͤhnlich geweſen, ſo kann dieſe Abhandlung als eine Vorbereitung zum fol- genden Capitel angeſehen, und der Leſer hieher verwieſen werden. [Abbildung] Das

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/176>, abgerufen am 26.04.2024.