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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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Von der Kunst unter den Römern.
Olympischen Jupiters von gebrannter Erde zu machen, und dergleichen
Quadriga wurde oben auf diesen Tempel gesetzet, und andere sagen, es
sey dieses Werk zu Vejä gearbeitet worden. Die Statue, welche sich Caja
Cäcilia, des Tarquinius Priscus Gemahlinn, in dem Tempel des Gottes
Sanga setzen ließ 1), war von Erzt. Die Statuen der Könige 2) stan-
den noch zur Zeit der Republik, in den Gracchischen Unruhen, am Ein-
gange des Capitolii.

In der Einfalt der Sitten der ersten Zeiten der Republik, und in ei-B.
In den ersten
Zeiten der
Republik.

nem Staate, welcher auf den Krieg bestand, wird wenig Gelegenheit ge-
wesen seyn, die Kunst zu üben. Die höchste Ehre, die jemanden wieder-
fahren konnte, war eine Säule, die ihm aufgesetzet wurde 3), und da man
anfieng, große Verdienste mit Statuen zu belohnen, wurde die Maaß der-
selben auf drey Fuß gesetzet 4); eine eingeschränkte Maaß für die Kunst.
Die Statue des Horatius Cocles, welche ihm in dem Tempel des Vulca-
nus aufgerichtet wurde 5), die Statue der Clölia zu Pferde 6), welche
noch zu den Zeiten des Seneca stand 7), beyde von Erzt, und viele ande-
re in den ersten Zeiten zu Rom gemacht, müßte man sich also in dieser
Maaße vorstellen. Aus Erzt wurden auch andere öffentliche Denkmale
daselbst gemacht; und neue Verordnungen wurden auf Säulen von Erzt
eingegraben, wie diejenige war, wodurch das Volk zu Rom Erlaubniß
bekam, auf dem Aventino anzubauen 8), zu Anfang des vierten Jahrhun-
derts der Stadt Rom; und bald hernach die Säulen, in welchen die neuen
Gesetze der Decemvirs aufgestellet wurden 9).

Die mehresten Statuen der Gottheiten werden der Größe und Be-
schaffenheit ihrer Tempel in den erstern Zeiten der Republik gemäß gewesen

seyn,
1) Scalig. Conject. in Varron. p. 171.
2) Appian. de Bel. civ. L. 1. p. 168. l. 17.
3) Plin. L. 34. c. 11.
4) Plin. l. c.
5) Plutarch. Poblic. p. 192. l. 20.
6) Plin. l. 34. c. 13.
7) Consolat. ad Marciam.
8) Dionys. Halic. Ant. Rom. L. 10. p. 628. l. 40.
9) Ibid. p. 649. l. 35.

Von der Kunſt unter den Roͤmern.
Olympiſchen Jupiters von gebrannter Erde zu machen, und dergleichen
Quadriga wurde oben auf dieſen Tempel geſetzet, und andere ſagen, es
ſey dieſes Werk zu Vejaͤ gearbeitet worden. Die Statue, welche ſich Caja
Caͤcilia, des Tarquinius Priſcus Gemahlinn, in dem Tempel des Gottes
Sanga ſetzen ließ 1), war von Erzt. Die Statuen der Koͤnige 2) ſtan-
den noch zur Zeit der Republik, in den Gracchiſchen Unruhen, am Ein-
gange des Capitolii.

In der Einfalt der Sitten der erſten Zeiten der Republik, und in ei-B.
In den erſten
Zeiten der
Republik.

nem Staate, welcher auf den Krieg beſtand, wird wenig Gelegenheit ge-
weſen ſeyn, die Kunſt zu uͤben. Die hoͤchſte Ehre, die jemanden wieder-
fahren konnte, war eine Saͤule, die ihm aufgeſetzet wurde 3), und da man
anfieng, große Verdienſte mit Statuen zu belohnen, wurde die Maaß der-
ſelben auf drey Fuß geſetzet 4); eine eingeſchraͤnkte Maaß fuͤr die Kunſt.
Die Statue des Horatius Cocles, welche ihm in dem Tempel des Vulca-
nus aufgerichtet wurde 5), die Statue der Cloͤlia zu Pferde 6), welche
noch zu den Zeiten des Seneca ſtand 7), beyde von Erzt, und viele ande-
re in den erſten Zeiten zu Rom gemacht, muͤßte man ſich alſo in dieſer
Maaße vorſtellen. Aus Erzt wurden auch andere oͤffentliche Denkmale
daſelbſt gemacht; und neue Verordnungen wurden auf Saͤulen von Erzt
eingegraben, wie diejenige war, wodurch das Volk zu Rom Erlaubniß
bekam, auf dem Aventino anzubauen 8), zu Anfang des vierten Jahrhun-
derts der Stadt Rom; und bald hernach die Saͤulen, in welchen die neuen
Geſetze der Decemvirs aufgeſtellet wurden 9).

Die mehreſten Statuen der Gottheiten werden der Groͤße und Be-
ſchaffenheit ihrer Tempel in den erſtern Zeiten der Republik gemaͤß geweſen

ſeyn,
1) Scalig. Conject. in Varron. p. 171.
2) Appian. de Bel. civ. L. 1. p. 168. l. 17.
3) Plin. L. 34. c. 11.
4) Plin. l. c.
5) Plutarch. Poblic. p. 192. l. 20.
6) Plin. l. 34. c. 13.
7) Conſolat. ad Marciam.
8) Dionyſ. Halic. Ant. Rom. L. 10. p. 628. l. 40.
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[295/0345] Von der Kunſt unter den Roͤmern. Olympiſchen Jupiters von gebrannter Erde zu machen, und dergleichen Quadriga wurde oben auf dieſen Tempel geſetzet, und andere ſagen, es ſey dieſes Werk zu Vejaͤ gearbeitet worden. Die Statue, welche ſich Caja Caͤcilia, des Tarquinius Priſcus Gemahlinn, in dem Tempel des Gottes Sanga ſetzen ließ 1), war von Erzt. Die Statuen der Koͤnige 2) ſtan- den noch zur Zeit der Republik, in den Gracchiſchen Unruhen, am Ein- gange des Capitolii. In der Einfalt der Sitten der erſten Zeiten der Republik, und in ei- nem Staate, welcher auf den Krieg beſtand, wird wenig Gelegenheit ge- weſen ſeyn, die Kunſt zu uͤben. Die hoͤchſte Ehre, die jemanden wieder- fahren konnte, war eine Saͤule, die ihm aufgeſetzet wurde 3), und da man anfieng, große Verdienſte mit Statuen zu belohnen, wurde die Maaß der- ſelben auf drey Fuß geſetzet 4); eine eingeſchraͤnkte Maaß fuͤr die Kunſt. Die Statue des Horatius Cocles, welche ihm in dem Tempel des Vulca- nus aufgerichtet wurde 5), die Statue der Cloͤlia zu Pferde 6), welche noch zu den Zeiten des Seneca ſtand 7), beyde von Erzt, und viele ande- re in den erſten Zeiten zu Rom gemacht, muͤßte man ſich alſo in dieſer Maaße vorſtellen. Aus Erzt wurden auch andere oͤffentliche Denkmale daſelbſt gemacht; und neue Verordnungen wurden auf Saͤulen von Erzt eingegraben, wie diejenige war, wodurch das Volk zu Rom Erlaubniß bekam, auf dem Aventino anzubauen 8), zu Anfang des vierten Jahrhun- derts der Stadt Rom; und bald hernach die Saͤulen, in welchen die neuen Geſetze der Decemvirs aufgeſtellet wurden 9). B. In den erſten Zeiten der Republik. Die mehreſten Statuen der Gottheiten werden der Groͤße und Be- ſchaffenheit ihrer Tempel in den erſtern Zeiten der Republik gemaͤß geweſen ſeyn, 1) Scalig. Conject. in Varron. p. 171. 2) Appian. de Bel. civ. L. 1. p. 168. l. 17. 3) Plin. L. 34. c. 11. 4) Plin. l. c. 5) Plutarch. Poblic. p. 192. l. 20. 6) Plin. l. 34. c. 13. 7) Conſolat. ad Marciam. 8) Dionyſ. Halic. Ant. Rom. L. 10. p. 628. l. 40. 9) Ibid. p. 649. l. 35.

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/345>, abgerufen am 03.05.2024.