Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Ursprunge und Anfange der Kunst.
den sich dergleichen in vielen Museis. Pausanias 1) machet die Arten von
Holz namhaft, aus welchen die ältesten Bilder geschnitzet waren; und es
waren noch zu dessen Zeiten an den berühmtesten Orten in Griechenland
Statuen von Holz. Unter andern war zu Megalopolis in Arcadien eine sol-
che 2) Juno, Apollo und die Musen, ingleichen 3) eine Venus, und ein
Mercurius von Damophon, einem der ältesten Künstler. Es ist auch eine
Statue von Holz aus einem Stücke, in dem Tempel des Apollo zu De-
los, davon 4) Pindarus gedenket, anzuführen. Besonders sind zu
merken Hilaira und Phoebe zu Theben, nebst den Pferden des Castor
und Pollux 5) aus Ebenholz und Elfenbein, vom Dipoenus und Scyllis,
des Dädalus Schülern, und 6) eine solche Diana zu Tegea in Arcadien,
aus der ältesten Zeit der Kunst, und ingleichen 7) eine Statue des Ajax zu
Salamis. Pausanias glaubet, daß schon vor dem Dädalus Sta-
tuen von Holz 8) Dädala genennet worden. Zu Sais und zu Theben
in Aegypten waren 9) Colossalische Statuen von Holz. Wir finden, daß
noch Siegern in der ein und sechzigsten Olympias 10) hölzerne Statuen
aufgerichtet worden; ja der berühmte Myron zur Zeit des Phidias, machte
11) eine Hecate von Holz zu Aegina. Diagoras, welcher unter den Got-
tesverläugnern des Alterthums berühmt ist, kochete sich sein Essen bey einer
Figur des Hercules, da es ihm an Holze fehlete 12). Mit der Zeit vergol-
dete man die Figuren, wie 13) unter den Aegyptern so wohl, als unter den
Griechen geschahe; von Aegyptischen Figuren, welche vergoldet gewesen,
hat 14) Gori zwo besessen. Zu Rom wurde eine 15) Fortuna Virilis,

die
1) L. 8. p. 633. l. 32.
2) Ibid. 8. p. 665.
3) Id. L. 8. p. 665. l. 15.
4) Pyth. 5. v. 53.
5) Pausan. L. 2. p. 161. l. 34.
6) Id. L. 8. p. 708. ad fin.
7) Idem L. 1. p. 85. l. 24.
8) Id. L. 9. p. 616.
9) Herodot. L. 2. p. 95. l. 35.
10) Pausan. L. 6. p. 497. l. 15.
11) Pausan. L. 2. p. 180. l. 30.
12) Schol. ad aristoph. Nub. v. 828.
13) Herodot. L. 2. p. 71. l. 28.
14) v. Mus. Etr. T. I. p. 51.
15) Dionys. Halic. Ant. R. L. 4. p. 234. l. 31.
B 3

Von dem Urſprunge und Anfange der Kunſt.
den ſich dergleichen in vielen Muſeis. Pauſanias 1) machet die Arten von
Holz namhaft, aus welchen die aͤlteſten Bilder geſchnitzet waren; und es
waren noch zu deſſen Zeiten an den beruͤhmteſten Orten in Griechenland
Statuen von Holz. Unter andern war zu Megalopolis in Arcadien eine ſol-
che 2) Juno, Apollo und die Muſen, ingleichen 3) eine Venus, und ein
Mercurius von Damophon, einem der aͤlteſten Kuͤnſtler. Es iſt auch eine
Statue von Holz aus einem Stuͤcke, in dem Tempel des Apollo zu De-
los, davon 4) Pindarus gedenket, anzufuͤhren. Beſonders ſind zu
merken Hilaira und Phoebe zu Theben, nebſt den Pferden des Caſtor
und Pollux 5) aus Ebenholz und Elfenbein, vom Dipoenus und Scyllis,
des Daͤdalus Schuͤlern, und 6) eine ſolche Diana zu Tegea in Arcadien,
aus der aͤlteſten Zeit der Kunſt, und ingleichen 7) eine Statue des Ajax zu
Salamis. Pauſanias glaubet, daß ſchon vor dem Daͤdalus Sta-
tuen von Holz 8) Daͤdala genennet worden. Zu Sais und zu Theben
in Aegypten waren 9) Coloſſaliſche Statuen von Holz. Wir finden, daß
noch Siegern in der ein und ſechzigſten Olympias 10) hoͤlzerne Statuen
aufgerichtet worden; ja der beruͤhmte Myron zur Zeit des Phidias, machte
11) eine Hecate von Holz zu Aegina. Diagoras, welcher unter den Got-
tesverlaͤugnern des Alterthums beruͤhmt iſt, kochete ſich ſein Eſſen bey einer
Figur des Hercules, da es ihm an Holze fehlete 12). Mit der Zeit vergol-
dete man die Figuren, wie 13) unter den Aegyptern ſo wohl, als unter den
Griechen geſchahe; von Aegyptiſchen Figuren, welche vergoldet geweſen,
hat 14) Gori zwo beſeſſen. Zu Rom wurde eine 15) Fortuna Virilis,

die
1) L. 8. p. 633. l. 32.
2) Ibid. 8. p. 665.
3) Id. L. 8. p. 665. l. 15.
4) Pyth. 5. v. 53.
5) Pauſan. L. 2. p. 161. l. 34.
6) Id. L. 8. p. 708. ad fin.
7) Idem L. 1. p. 85. l. 24.
8) Id. L. 9. p. 616.
9) Herodot. L. 2. p. 95. l. 35.
10) Pauſan. L. 6. p. 497. l. 15.
11) Pauſan. L. 2. p. 180. l. 30.
12) Schol. ad ariſtoph. Nub. v. 828.
13) Herodot. L. 2. p. 71. l. 28.
14) v. Muſ. Etr. T. I. p. 51.
15) Dionyſ. Halic. Ant. R. L. 4. p. 234. l. 31.
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0063" n="13"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Ur&#x017F;prunge und Anfange der Kun&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
den &#x017F;ich dergleichen in vielen Mu&#x017F;eis. Pau&#x017F;anias <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">L. 8. p. 633. l.</hi> 32.</note> machet die Arten von<lb/>
Holz namhaft, aus welchen die a&#x0364;lte&#x017F;ten Bilder ge&#x017F;chnitzet waren; und es<lb/>
waren noch zu de&#x017F;&#x017F;en Zeiten an den beru&#x0364;hmte&#x017F;ten Orten in Griechenland<lb/>
Statuen von Holz. Unter andern war zu Megalopolis in Arcadien eine &#x017F;ol-<lb/>
che <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Ibid. 8. p.</hi> 665.</note> Juno, Apollo und die Mu&#x017F;en, ingleichen <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Id. L. 8. p. 665. l.</hi> 15.</note> eine Venus, und ein<lb/>
Mercurius von Damophon, einem der a&#x0364;lte&#x017F;ten Ku&#x0364;n&#x017F;tler. Es i&#x017F;t auch eine<lb/>
Statue von Holz aus einem Stu&#x0364;cke, in dem Tempel des Apollo zu De-<lb/>
los, davon <note place="foot" n="4)"><hi rendition="#aq">Pyth. 5. v.</hi> 53.</note> Pindarus gedenket, anzufu&#x0364;hren. Be&#x017F;onders &#x017F;ind zu<lb/>
merken Hilaira und Phoebe zu Theben, neb&#x017F;t den Pferden des Ca&#x017F;tor<lb/>
und Pollux <note place="foot" n="5)"><hi rendition="#aq">Pau&#x017F;an. L. 2. p. 161. l.</hi> 34.</note> aus Ebenholz und Elfenbein, vom Dipoenus und Scyllis,<lb/>
des Da&#x0364;dalus Schu&#x0364;lern, und <note place="foot" n="6)"><hi rendition="#aq">Id. L. 8. p. 708. ad fin.</hi></note> eine &#x017F;olche Diana zu Tegea in Arcadien,<lb/>
aus der a&#x0364;lte&#x017F;ten Zeit der Kun&#x017F;t, und ingleichen <note place="foot" n="7)"><hi rendition="#aq">Idem L. 1. p. 85. l.</hi> 24.</note> eine Statue des Ajax zu<lb/>
Salamis. Pau&#x017F;anias glaubet, daß &#x017F;chon vor dem Da&#x0364;dalus Sta-<lb/>
tuen von Holz <note place="foot" n="8)"><hi rendition="#aq">Id. L. 9. p.</hi> 616.</note> Da&#x0364;dala genennet worden. Zu Sais und zu Theben<lb/>
in Aegypten waren <note place="foot" n="9)"><hi rendition="#aq">Herodot. L. 2. p. 95. l.</hi> 35.</note> Colo&#x017F;&#x017F;ali&#x017F;che Statuen von Holz. Wir finden, daß<lb/>
noch Siegern in der ein und &#x017F;echzig&#x017F;ten Olympias <note place="foot" n="10)"><hi rendition="#aq">Pau&#x017F;an. L. 6. p. 497. l.</hi> 15.</note> ho&#x0364;lzerne Statuen<lb/>
aufgerichtet worden; ja der beru&#x0364;hmte Myron zur Zeit des Phidias, machte<lb/><note place="foot" n="11)"><hi rendition="#aq">Pau&#x017F;an. L. 2. p. 180. l.</hi> 30.</note> eine Hecate von Holz zu Aegina. Diagoras, welcher unter den Got-<lb/>
tesverla&#x0364;ugnern des Alterthums beru&#x0364;hmt i&#x017F;t, kochete &#x017F;ich &#x017F;ein E&#x017F;&#x017F;en bey einer<lb/>
Figur des Hercules, da es ihm an Holze fehlete <note place="foot" n="12)"><hi rendition="#aq">Schol. ad <hi rendition="#k">a</hi>ri&#x017F;toph. Nub. v.</hi> 828.</note>. Mit der Zeit vergol-<lb/>
dete man die Figuren, wie <note place="foot" n="13)"><hi rendition="#aq">Herodot. L. 2. p. 71. l.</hi> 28.</note> unter den Aegyptern &#x017F;o wohl, als unter den<lb/>
Griechen ge&#x017F;chahe; von Aegypti&#x017F;chen Figuren, welche vergoldet gewe&#x017F;en,<lb/>
hat <note place="foot" n="14)"><hi rendition="#aq">v. Mu&#x017F;. Etr. T. I. p.</hi> 51.</note> Gori zwo be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en. Zu Rom wurde eine <note place="foot" n="15)"><hi rendition="#aq">Diony&#x017F;. Halic. Ant. R. L. 4. p. 234. l.</hi> 31.</note> <hi rendition="#fr">Fortuna Virilis,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0063] Von dem Urſprunge und Anfange der Kunſt. den ſich dergleichen in vielen Muſeis. Pauſanias 1) machet die Arten von Holz namhaft, aus welchen die aͤlteſten Bilder geſchnitzet waren; und es waren noch zu deſſen Zeiten an den beruͤhmteſten Orten in Griechenland Statuen von Holz. Unter andern war zu Megalopolis in Arcadien eine ſol- che 2) Juno, Apollo und die Muſen, ingleichen 3) eine Venus, und ein Mercurius von Damophon, einem der aͤlteſten Kuͤnſtler. Es iſt auch eine Statue von Holz aus einem Stuͤcke, in dem Tempel des Apollo zu De- los, davon 4) Pindarus gedenket, anzufuͤhren. Beſonders ſind zu merken Hilaira und Phoebe zu Theben, nebſt den Pferden des Caſtor und Pollux 5) aus Ebenholz und Elfenbein, vom Dipoenus und Scyllis, des Daͤdalus Schuͤlern, und 6) eine ſolche Diana zu Tegea in Arcadien, aus der aͤlteſten Zeit der Kunſt, und ingleichen 7) eine Statue des Ajax zu Salamis. Pauſanias glaubet, daß ſchon vor dem Daͤdalus Sta- tuen von Holz 8) Daͤdala genennet worden. Zu Sais und zu Theben in Aegypten waren 9) Coloſſaliſche Statuen von Holz. Wir finden, daß noch Siegern in der ein und ſechzigſten Olympias 10) hoͤlzerne Statuen aufgerichtet worden; ja der beruͤhmte Myron zur Zeit des Phidias, machte 11) eine Hecate von Holz zu Aegina. Diagoras, welcher unter den Got- tesverlaͤugnern des Alterthums beruͤhmt iſt, kochete ſich ſein Eſſen bey einer Figur des Hercules, da es ihm an Holze fehlete 12). Mit der Zeit vergol- dete man die Figuren, wie 13) unter den Aegyptern ſo wohl, als unter den Griechen geſchahe; von Aegyptiſchen Figuren, welche vergoldet geweſen, hat 14) Gori zwo beſeſſen. Zu Rom wurde eine 15) Fortuna Virilis, die 1) L. 8. p. 633. l. 32. 2) Ibid. 8. p. 665. 3) Id. L. 8. p. 665. l. 15. 4) Pyth. 5. v. 53. 5) Pauſan. L. 2. p. 161. l. 34. 6) Id. L. 8. p. 708. ad fin. 7) Idem L. 1. p. 85. l. 24. 8) Id. L. 9. p. 616. 9) Herodot. L. 2. p. 95. l. 35. 10) Pauſan. L. 6. p. 497. l. 15. 11) Pauſan. L. 2. p. 180. l. 30. 12) Schol. ad ariſtoph. Nub. v. 828. 13) Herodot. L. 2. p. 71. l. 28. 14) v. Muſ. Etr. T. I. p. 51. 15) Dionyſ. Halic. Ant. R. L. 4. p. 234. l. 31. B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/63
Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/63>, abgerufen am 26.04.2024.