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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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I Theil. Erstes Capitel.
die von Zeiten Königs Servius Tullius, und vermuthlich von einem Hetru-
rischen Künstler war, noch unter den ersten Römischen Kaisern verehret.

III.
Ferner
in Elfenbein.

In Elfenbein wurde schon in den ältesten Zeiten der Griechen ge-
schnitzet, und Homerus redet von 1) Degengriffen, von Degenscheiden,
ja von Betten, und von vielen andern Sachen, welche daraus gemacht
waren. Die 2) Stühle der ersten Könige und Consuls in Rom waren
gleichfalls von Elfenbein, und ein jeder Römer, welcher zu derjenigen Wür-
de gelanget war, die diese Ehre genoß, hatte 3) seinen eigenen Stuhl
von Elfenbein; und auf solchen Stühlen 4) saß der ganze Rath, wenn
von den Rostris auf dem Markte zu Rom eine Leichenrede gehalten wurde.
Es waren so gar 5) die Leyern der Alten aus Elfenbein gemachet. In Grie-
chenland waren an hundert Statuen von Elfenbein und Golde, die meh-
resten aus der älteren Zeit, und über Lebensgröße: so gar in einem gerin-
gen Flecken in Arcadien war 6) ein schöner Aesculapius, und 7) auf der
Landstraße selbst, nach Pellene, in Achaja, war in einem Tempel der Pal-
las, ihr Bild, beyde von Elfenbein und Golde. In einem Tempel zu
Cyzicum, an welchem die Fugen der Steine mit goldenen Leistgen gezieret
waren, stand 8) ein Jupiter von Elfenbein, den ein Apollo von Marmor
krönete; auch zu 9) Tivoli war ein solcher Hercules. Herodes Atticus,
der berühmte und reiche Redner zur Zeit der Antoniner, ließ zu Corinth in
dem Tempel des Neptunus einen Wagen mit vier vergoldeten Pferden se-
tzen, an welchen der Huf von 10) Elfenbein war. Von Elfenbein von

Statuen
1) Conf. Pausan. L. 1. p. 30. Casaub. ad Spartian. p. 20. E.
2) Dionys. Halic. Ant. R. L. 3. p. 187. l. 25. L. 4. p. 257. l. 29.
3) Liv. L. 5. c. 41.
4) Polyb. L. 6. p. 495. lin. ult.
5) Dionys. Hal. l. c. L. 7. p. 458. l. 39.
6) Strab. Geogr. L. 8. p. 337. D.
7) Pausan. L. 7. p. 594. l. 29.
8) Plin. L. 36. c. 22.
9) Propert. L. 4. el. 7. v. 82.
10) Pansan. L. 2. p. 113. l. 1.

I Theil. Erſtes Capitel.
die von Zeiten Koͤnigs Servius Tullius, und vermuthlich von einem Hetru-
riſchen Kuͤnſtler war, noch unter den erſten Roͤmiſchen Kaiſern verehret.

III.
Ferner
in Elfenbein.

In Elfenbein wurde ſchon in den aͤlteſten Zeiten der Griechen ge-
ſchnitzet, und Homerus redet von 1) Degengriffen, von Degenſcheiden,
ja von Betten, und von vielen andern Sachen, welche daraus gemacht
waren. Die 2) Stuͤhle der erſten Koͤnige und Conſuls in Rom waren
gleichfalls von Elfenbein, und ein jeder Roͤmer, welcher zu derjenigen Wuͤr-
de gelanget war, die dieſe Ehre genoß, hatte 3) ſeinen eigenen Stuhl
von Elfenbein; und auf ſolchen Stuͤhlen 4) ſaß der ganze Rath, wenn
von den Roſtris auf dem Markte zu Rom eine Leichenrede gehalten wurde.
Es waren ſo gar 5) die Leyern der Alten aus Elfenbein gemachet. In Grie-
chenland waren an hundert Statuen von Elfenbein und Golde, die meh-
reſten aus der aͤlteren Zeit, und uͤber Lebensgroͤße: ſo gar in einem gerin-
gen Flecken in Arcadien war 6) ein ſchoͤner Aeſculapius, und 7) auf der
Landſtraße ſelbſt, nach Pellene, in Achaja, war in einem Tempel der Pal-
las, ihr Bild, beyde von Elfenbein und Golde. In einem Tempel zu
Cyzicum, an welchem die Fugen der Steine mit goldenen Leiſtgen gezieret
waren, ſtand 8) ein Jupiter von Elfenbein, den ein Apollo von Marmor
kroͤnete; auch zu 9) Tivoli war ein ſolcher Hercules. Herodes Atticus,
der beruͤhmte und reiche Redner zur Zeit der Antoniner, ließ zu Corinth in
dem Tempel des Neptunus einen Wagen mit vier vergoldeten Pferden ſe-
tzen, an welchen der Huf von 10) Elfenbein war. Von Elfenbein von

Statuen
1) Conf. Pauſan. L. 1. p. 30. Caſaub. ad Spartian. p. 20. E.
2) Dionyſ. Halic. Ant. R. L. 3. p. 187. l. 25. L. 4. p. 257. l. 29.
3) Liv. L. 5. c. 41.
4) Polyb. L. 6. p. 495. lin. ult.
5) Dionyſ. Hal. l. c. L. 7. p. 458. l. 39.
6) Strab. Geogr. L. 8. p. 337. D.
7) Pauſan. L. 7. p. 594. l. 29.
8) Plin. L. 36. c. 22.
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[14/0064] I Theil. Erſtes Capitel. die von Zeiten Koͤnigs Servius Tullius, und vermuthlich von einem Hetru- riſchen Kuͤnſtler war, noch unter den erſten Roͤmiſchen Kaiſern verehret. In Elfenbein wurde ſchon in den aͤlteſten Zeiten der Griechen ge- ſchnitzet, und Homerus redet von 1) Degengriffen, von Degenſcheiden, ja von Betten, und von vielen andern Sachen, welche daraus gemacht waren. Die 2) Stuͤhle der erſten Koͤnige und Conſuls in Rom waren gleichfalls von Elfenbein, und ein jeder Roͤmer, welcher zu derjenigen Wuͤr- de gelanget war, die dieſe Ehre genoß, hatte 3) ſeinen eigenen Stuhl von Elfenbein; und auf ſolchen Stuͤhlen 4) ſaß der ganze Rath, wenn von den Roſtris auf dem Markte zu Rom eine Leichenrede gehalten wurde. Es waren ſo gar 5) die Leyern der Alten aus Elfenbein gemachet. In Grie- chenland waren an hundert Statuen von Elfenbein und Golde, die meh- reſten aus der aͤlteren Zeit, und uͤber Lebensgroͤße: ſo gar in einem gerin- gen Flecken in Arcadien war 6) ein ſchoͤner Aeſculapius, und 7) auf der Landſtraße ſelbſt, nach Pellene, in Achaja, war in einem Tempel der Pal- las, ihr Bild, beyde von Elfenbein und Golde. In einem Tempel zu Cyzicum, an welchem die Fugen der Steine mit goldenen Leiſtgen gezieret waren, ſtand 8) ein Jupiter von Elfenbein, den ein Apollo von Marmor kroͤnete; auch zu 9) Tivoli war ein ſolcher Hercules. Herodes Atticus, der beruͤhmte und reiche Redner zur Zeit der Antoniner, ließ zu Corinth in dem Tempel des Neptunus einen Wagen mit vier vergoldeten Pferden ſe- tzen, an welchen der Huf von 10) Elfenbein war. Von Elfenbein von Statuen 1) Conf. Pauſan. L. 1. p. 30. Caſaub. ad Spartian. p. 20. E. 2) Dionyſ. Halic. Ant. R. L. 3. p. 187. l. 25. L. 4. p. 257. l. 29. 3) Liv. L. 5. c. 41. 4) Polyb. L. 6. p. 495. lin. ult. 5) Dionyſ. Hal. l. c. L. 7. p. 458. l. 39. 6) Strab. Geogr. L. 8. p. 337. D. 7) Pauſan. L. 7. p. 594. l. 29. 8) Plin. L. 36. c. 22. 9) Propert. L. 4. el. 7. v. 82. 10) Panſan. L. 2. p. 113. l. 1.

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/64>, abgerufen am 26.04.2024.