"Die Hetzpeitsche kann er nicht mehr bekommen. --"
"Das kommt davon, wenn man einen leicht¬ sinnigen Onkel hat!"
Der neue Cavalier mochte die Gedanken der Herren in der Wachtstube mit empfinden, denn auf der Straße hatte er den Rittmeister gefragt, ob er sich nicht fürchte, in seiner Gesellschaft ge¬ sehen zu werden. Der Rittmeister konnte das Wort fürchten nicht leiden, er hatte sich mit einem um so festeren Druck an Bovillard's Arme ge¬ hängt. "Wer sich schlagen will und zum Sterben bereit ist --"
"Ueber den ist die Fahne geschwenkt, fiel Bo¬ villard in's Wort, und er ist ehrlich, wie des Scharfrichters Schwerdt den armen Sünder ehrlich macht."
In der Caserne, wo Dohleneck wohnte, hatten beide eine lange Unterhaltung. Unmöglich konnte das Gespräch allein die Arrangements des morgen¬ den Ganges betreffen. Sie schieden mit einem Hände¬ druck, wie Freunde, die sich herzlich über Vieles aus¬ gesprochen haben.
"Wissen Sie, was ich möchte? -- Philosophie stu¬ diren!" sagte der Rittmeister, als die Hände noch in einander lagen.
"Warum?"
"Damit ich auf die vielen verfluchten Warum, die Einem aufstoßen, immer ein Darum wüßte. Wa¬
„Was ſoll nun daraus werden!“
„Die Hetzpeitſche kann er nicht mehr bekommen. —“
„Das kommt davon, wenn man einen leicht¬ ſinnigen Onkel hat!“
Der neue Cavalier mochte die Gedanken der Herren in der Wachtſtube mit empfinden, denn auf der Straße hatte er den Rittmeiſter gefragt, ob er ſich nicht fürchte, in ſeiner Geſellſchaft ge¬ ſehen zu werden. Der Rittmeiſter konnte das Wort fürchten nicht leiden, er hatte ſich mit einem um ſo feſteren Druck an Bovillard's Arme ge¬ hängt. „Wer ſich ſchlagen will und zum Sterben bereit iſt —“
„Ueber den iſt die Fahne geſchwenkt, fiel Bo¬ villard in's Wort, und er iſt ehrlich, wie des Scharfrichters Schwerdt den armen Sünder ehrlich macht.“
In der Caſerne, wo Dohleneck wohnte, hatten beide eine lange Unterhaltung. Unmöglich konnte das Geſpräch allein die Arrangements des morgen¬ den Ganges betreffen. Sie ſchieden mit einem Hände¬ druck, wie Freunde, die ſich herzlich über Vieles aus¬ geſprochen haben.
„Wiſſen Sie, was ich möchte? — Philoſophie ſtu¬ diren!“ ſagte der Rittmeiſter, als die Hände noch in einander lagen.
„Warum?“
„Damit ich auf die vielen verfluchten Warum, die Einem aufſtoßen, immer ein Darum wüßte. Wa¬
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„Was ſoll nun daraus werden!“
„Die Hetzpeitſche kann er nicht mehr bekommen. —“
„Das kommt davon, wenn man einen leicht¬
ſinnigen Onkel hat!“
Der neue Cavalier mochte die Gedanken der
Herren in der Wachtſtube mit empfinden, denn
auf der Straße hatte er den Rittmeiſter gefragt,
ob er ſich nicht fürchte, in ſeiner Geſellſchaft ge¬
ſehen zu werden. Der Rittmeiſter konnte das
Wort fürchten nicht leiden, er hatte ſich mit einem
um ſo feſteren Druck an Bovillard's Arme ge¬
hängt. „Wer ſich ſchlagen will und zum Sterben
bereit iſt —“
„Ueber den iſt die Fahne geſchwenkt, fiel Bo¬
villard in's Wort, und er iſt ehrlich, wie des
Scharfrichters Schwerdt den armen Sünder ehrlich
macht.“
In der Caſerne, wo Dohleneck wohnte, hatten
beide eine lange Unterhaltung. Unmöglich konnte
das Geſpräch allein die Arrangements des morgen¬
den Ganges betreffen. Sie ſchieden mit einem Hände¬
druck, wie Freunde, die ſich herzlich über Vieles aus¬
geſprochen haben.
„Wiſſen Sie, was ich möchte? — Philoſophie ſtu¬
diren!“ ſagte der Rittmeiſter, als die Hände noch
in einander lagen.
„Warum?“
„Damit ich auf die vielen verfluchten Warum,
die Einem aufſtoßen, immer ein Darum wüßte. Wa¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/224>, abgerufen am 16.06.2024.
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