"Wie es Ihnen beliebt. Bovillard wird nach der Stadt gebracht. Ich fürchte mein Oheim auch. Ich schwenkte, ehe sie mich erkannt, um Sie zu avertiren."
Der Vicomte sah den Legationsrath fragend an, als der Reiter bereits in der Schonung ver¬ schwand.
"Packen Sie die Pistolen ein, wenn's Ihnen beliebt, wir fahren --"
"Nach Sachsen?"
"Nach der Stadt. Dem Schicksal, das meinen Gegner trifft, werde ich mich nicht entziehen."
"Das kann eine lange Verhaftung nach sich ziehen; je nachdem --"
"Sie sind frei, Herr Vicomte. Ich überliefre mich der Behörde."
Der Wagen war noch nicht vorgefahren, als eine andre leichte Jagdchaise heran rollte. Der Ritt¬ meister sprang heraus, ein Zeuge und ein Wundarzt folgten.
Man erfuhr, was eigentlich keiner Verständigung mehr bedürfte. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, tröstete der Rittmeister. Und wozu hilft eine Unter¬ suchung, mein Herr, auf die Sie dringen, wer eine Unbesonnenheit und gar einen Verrath beging. Die Polizei giebt ihre Quellen nicht an."
"Aber wie begnügte man sich damit, den einen Duellanten zu verhaften, warum suchte man nicht
„Ich fliehe nicht.“
„Wie es Ihnen beliebt. Bovillard wird nach der Stadt gebracht. Ich fürchte mein Oheim auch. Ich ſchwenkte, ehe ſie mich erkannt, um Sie zu avertiren.“
Der Vicomte ſah den Legationsrath fragend an, als der Reiter bereits in der Schonung ver¬ ſchwand.
„Packen Sie die Piſtolen ein, wenn's Ihnen beliebt, wir fahren —“
„Nach Sachſen?“
„Nach der Stadt. Dem Schickſal, das meinen Gegner trifft, werde ich mich nicht entziehen.“
„Das kann eine lange Verhaftung nach ſich ziehen; je nachdem —“
„Sie ſind frei, Herr Vicomte. Ich überliefre mich der Behörde.“
Der Wagen war noch nicht vorgefahren, als eine andre leichte Jagdchaiſe heran rollte. Der Ritt¬ meiſter ſprang heraus, ein Zeuge und ein Wundarzt folgten.
Man erfuhr, was eigentlich keiner Verſtändigung mehr bedürfte. „Aufgeſchoben iſt nicht aufgehoben, tröſtete der Rittmeiſter. Und wozu hilft eine Unter¬ ſuchung, mein Herr, auf die Sie dringen, wer eine Unbeſonnenheit und gar einen Verrath beging. Die Polizei giebt ihre Quellen nicht an.“
„Aber wie begnügte man ſich damit, den einen Duellanten zu verhaften, warum ſuchte man nicht
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0274"n="264"/><p>„Ich fliehe nicht.“</p><lb/><p>„Wie es Ihnen beliebt. Bovillard wird nach<lb/>
der Stadt gebracht. Ich fürchte mein Oheim auch.<lb/>
Ich ſchwenkte, ehe ſie mich erkannt, um Sie zu<lb/>
avertiren.“</p><lb/><p>Der Vicomte ſah den Legationsrath fragend<lb/>
an, als der Reiter bereits in der Schonung ver¬<lb/>ſchwand.</p><lb/><p>„Packen Sie die Piſtolen ein, wenn's Ihnen<lb/>
beliebt, wir fahren —“</p><lb/><p>„Nach Sachſen?“</p><lb/><p>„Nach der Stadt. Dem Schickſal, das meinen<lb/>
Gegner trifft, werde ich mich nicht entziehen.“</p><lb/><p>„Das kann eine lange Verhaftung nach ſich<lb/>
ziehen; je nachdem —“</p><lb/><p>„Sie ſind frei, Herr Vicomte. <hirendition="#g">Ich</hi> überliefre<lb/>
mich der Behörde.“</p><lb/><p>Der Wagen war noch nicht vorgefahren, als<lb/>
eine andre leichte Jagdchaiſe heran rollte. Der Ritt¬<lb/>
meiſter ſprang heraus, ein Zeuge und ein Wundarzt<lb/>
folgten.</p><lb/><p>Man erfuhr, was eigentlich keiner Verſtändigung<lb/>
mehr bedürfte. „Aufgeſchoben iſt nicht aufgehoben,<lb/>
tröſtete der Rittmeiſter. Und wozu hilft eine Unter¬<lb/>ſuchung, mein Herr, auf die Sie dringen, wer eine<lb/>
Unbeſonnenheit und gar einen Verrath beging. Die<lb/>
Polizei giebt ihre Quellen nicht an.“</p><lb/><p>„Aber wie begnügte man ſich damit, den einen<lb/>
Duellanten zu verhaften, warum ſuchte man nicht<lb/></p></div></body></text></TEI>
[264/0274]
„Ich fliehe nicht.“
„Wie es Ihnen beliebt. Bovillard wird nach
der Stadt gebracht. Ich fürchte mein Oheim auch.
Ich ſchwenkte, ehe ſie mich erkannt, um Sie zu
avertiren.“
Der Vicomte ſah den Legationsrath fragend
an, als der Reiter bereits in der Schonung ver¬
ſchwand.
„Packen Sie die Piſtolen ein, wenn's Ihnen
beliebt, wir fahren —“
„Nach Sachſen?“
„Nach der Stadt. Dem Schickſal, das meinen
Gegner trifft, werde ich mich nicht entziehen.“
„Das kann eine lange Verhaftung nach ſich
ziehen; je nachdem —“
„Sie ſind frei, Herr Vicomte. Ich überliefre
mich der Behörde.“
Der Wagen war noch nicht vorgefahren, als
eine andre leichte Jagdchaiſe heran rollte. Der Ritt¬
meiſter ſprang heraus, ein Zeuge und ein Wundarzt
folgten.
Man erfuhr, was eigentlich keiner Verſtändigung
mehr bedürfte. „Aufgeſchoben iſt nicht aufgehoben,
tröſtete der Rittmeiſter. Und wozu hilft eine Unter¬
ſuchung, mein Herr, auf die Sie dringen, wer eine
Unbeſonnenheit und gar einen Verrath beging. Die
Polizei giebt ihre Quellen nicht an.“
„Aber wie begnügte man ſich damit, den einen
Duellanten zu verhaften, warum ſuchte man nicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/274>, abgerufen am 14.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.