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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.

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schmack des Salats, besonders des Garten- oder Kopfsalats,
gar sehr erhöht. Sonderbarerweise beseitigt man allenthalben
gewöhnlich bei'm Kopfsalat die größeren Blattrippen, Kerne
und Herzen, welches Alles doch sehr wohl schmeckt. So wird
gewöhnlich Sellerie auch zum Salat vorher abgekocht, wo-
durch er ganz fade wird. Als Suppenkraut mit Möhren, Porre,
etwas Petersilie, Körbelkraut, Portulack, Dragon etc. abgekocht,
giebt er zwar eine vortreffliche Brühe, als Salat aber sollte er
stets ungekocht gegeben werden.

Mit Recht hat schon Unzer das unzweckmäßige Auspressen
der frischen Gurken getadelt, wodurch sie des einzig Nützlichen
und saftig Schmackhaften beraubt werden, was sie enthalten.
Das Verdammungsurtheil, welches Galen über diesen milden,
lieblichen Salat ausgesprochen, wird keinen Eßkünstler abhalten,
sich denselben auf's Beste schmecken zu lassen. Er weiß, daß er
wohlgepfeffert sein soll und wenig oder kein Oel verlangt.
Wozu er paßt, ist schon gesagt. -- Man pflegt Gurken gewöhn-
lich in Essig einzumachen. Dieß ist sehr gut; man sollte dieß
aber auch öfter, als man pflegt, mit Salz thun, wodurch man
eine sehr angenehme Abwechselung erhält. Kaum begreiflich
ist's, wie man gekochte Gurken empfehlen kann, wie von un-
nachdenklichen Schriftstellern gleichwohl geschieht.

Von Obst, Zucker und anderen Dessertsachen wird am Ende
die Rede sein.

Auch wenn Aristoteles es nicht schon gesagt hätte, würde
ein denkender Esser, der, was er ißt, auch wirklich schmecken will,
aus inneren Gründen sich aller Würzen nur mit äußerster weiser
Sparsamkeit bedienen. Es ist unverantwortlich, wie oft die
besten Speisen durch Ueberwürzung bis zur Ungenießbarkeit
verdorben werden, was in den seltensten Fällen vom Essenden
verbessert werden kann. Zu scharfer Senf oder Meerrettig kann
zwar durch Zusatz von gepulvertem Zucker leicht entsprechender

ſchmack des Salats, beſonders des Garten- oder Kopfſalats,
gar ſehr erhoͤht. Sonderbarerweiſe beſeitigt man allenthalben
gewoͤhnlich bei’m Kopfſalat die groͤßeren Blattrippen, Kerne
und Herzen, welches Alles doch ſehr wohl ſchmeckt. So wird
gewoͤhnlich Sellerie auch zum Salat vorher abgekocht, wo-
durch er ganz fade wird. Als Suppenkraut mit Moͤhren, Porre,
etwas Peterſilie, Koͤrbelkraut, Portulack, Dragon ꝛc. abgekocht,
giebt er zwar eine vortreffliche Bruͤhe, als Salat aber ſollte er
ſtets ungekocht gegeben werden.

Mit Recht hat ſchon Unzer das unzweckmaͤßige Auspreſſen
der friſchen Gurken getadelt, wodurch ſie des einzig Nuͤtzlichen
und ſaftig Schmackhaften beraubt werden, was ſie enthalten.
Das Verdammungsurtheil, welches Galen uͤber dieſen milden,
lieblichen Salat ausgeſprochen, wird keinen Eßkuͤnſtler abhalten,
ſich denſelben auf’s Beſte ſchmecken zu laſſen. Er weiß, daß er
wohlgepfeffert ſein ſoll und wenig oder kein Oel verlangt.
Wozu er paßt, iſt ſchon geſagt. — Man pflegt Gurken gewoͤhn-
lich in Eſſig einzumachen. Dieß iſt ſehr gut; man ſollte dieß
aber auch oͤfter, als man pflegt, mit Salz thun, wodurch man
eine ſehr angenehme Abwechſelung erhaͤlt. Kaum begreiflich
iſt’s, wie man gekochte Gurken empfehlen kann, wie von un-
nachdenklichen Schriftſtellern gleichwohl geſchieht.

Von Obſt, Zucker und anderen Deſſertſachen wird am Ende
die Rede ſein.

Auch wenn Ariſtoteles es nicht ſchon geſagt haͤtte, wuͤrde
ein denkender Eſſer, der, was er ißt, auch wirklich ſchmecken will,
aus inneren Gruͤnden ſich aller Wuͤrzen nur mit aͤußerſter weiſer
Sparſamkeit bedienen. Es iſt unverantwortlich, wie oft die
beſten Speiſen durch Ueberwuͤrzung bis zur Ungenießbarkeit
verdorben werden, was in den ſeltenſten Faͤllen vom Eſſenden
verbeſſert werden kann. Zu ſcharfer Senf oder Meerrettig kann
zwar durch Zuſatz von gepulvertem Zucker leicht entſprechender

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[221/0235] ſchmack des Salats, beſonders des Garten- oder Kopfſalats, gar ſehr erhoͤht. Sonderbarerweiſe beſeitigt man allenthalben gewoͤhnlich bei’m Kopfſalat die groͤßeren Blattrippen, Kerne und Herzen, welches Alles doch ſehr wohl ſchmeckt. So wird gewoͤhnlich Sellerie auch zum Salat vorher abgekocht, wo- durch er ganz fade wird. Als Suppenkraut mit Moͤhren, Porre, etwas Peterſilie, Koͤrbelkraut, Portulack, Dragon ꝛc. abgekocht, giebt er zwar eine vortreffliche Bruͤhe, als Salat aber ſollte er ſtets ungekocht gegeben werden. Mit Recht hat ſchon Unzer das unzweckmaͤßige Auspreſſen der friſchen Gurken getadelt, wodurch ſie des einzig Nuͤtzlichen und ſaftig Schmackhaften beraubt werden, was ſie enthalten. Das Verdammungsurtheil, welches Galen uͤber dieſen milden, lieblichen Salat ausgeſprochen, wird keinen Eßkuͤnſtler abhalten, ſich denſelben auf’s Beſte ſchmecken zu laſſen. Er weiß, daß er wohlgepfeffert ſein ſoll und wenig oder kein Oel verlangt. Wozu er paßt, iſt ſchon geſagt. — Man pflegt Gurken gewoͤhn- lich in Eſſig einzumachen. Dieß iſt ſehr gut; man ſollte dieß aber auch oͤfter, als man pflegt, mit Salz thun, wodurch man eine ſehr angenehme Abwechſelung erhaͤlt. Kaum begreiflich iſt’s, wie man gekochte Gurken empfehlen kann, wie von un- nachdenklichen Schriftſtellern gleichwohl geſchieht. Von Obſt, Zucker und anderen Deſſertſachen wird am Ende die Rede ſein. Auch wenn Ariſtoteles es nicht ſchon geſagt haͤtte, wuͤrde ein denkender Eſſer, der, was er ißt, auch wirklich ſchmecken will, aus inneren Gruͤnden ſich aller Wuͤrzen nur mit aͤußerſter weiſer Sparſamkeit bedienen. Es iſt unverantwortlich, wie oft die beſten Speiſen durch Ueberwuͤrzung bis zur Ungenießbarkeit verdorben werden, was in den ſeltenſten Faͤllen vom Eſſenden verbeſſert werden kann. Zu ſcharfer Senf oder Meerrettig kann zwar durch Zuſatz von gepulvertem Zucker leicht entſprechender

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Zitationshilfe: Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/235>, abgerufen am 10.11.2024.