Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Ich predigt vier und zwanzig Jahr, Bis ich an Kräften abnahm gar; Die Kanzel ich dann fahren ließ, Mein Obrigkeit mir selbst es hieß. Und wagte mich an dieses Werk, Dazu mir Gott gab Gnad und Stärk; Viel mehr als ich gehoffet hätt, Maria Hülf mich trösten thät. Was ich gelehrt mit Zung und Mund, Auch selbst geglaubt von Herzensgrund; Das bracht ich fleißig zu Papier, Der Leser kann es finden hier. Vermein es manchem dienen soll, Der sich des mag gebrauchen wohl; Der Predigten ist groß die Zahl, Daraus man hat die freye Wahl. Gar vielmals hat man wenig Zeit, Leidt auch nicht die Gelegenheit, Daß man erst lang studieren thu, Geschäfte lassen es nicht zu. Nehm er nur meine Bücher her, So hat er schon gnug gut Lehr; Zu Dank sag er nach meinem Tod, Nun mein Procop, nun gnad dir Gott. Gesänge macht ich allerley, Versah sie mit der Melodey; Damit theil ich die Predigt ab, Niemand dran Mißgefallen hab, Sing oder brauch ein Instrument, Doch mittlerweil zu Gott dich wend; Dies war allein mein Zweck und Ziel, So hast ein nützlich Musickspiel. Ich predigt vier und zwanzig Jahr, Bis ich an Kraͤften abnahm gar; Die Kanzel ich dann fahren ließ, Mein Obrigkeit mir ſelbſt es hieß. Und wagte mich an dieſes Werk, Dazu mir Gott gab Gnad und Staͤrk; Viel mehr als ich gehoffet haͤtt, Maria Huͤlf mich troͤſten thaͤt. Was ich gelehrt mit Zung und Mund, Auch ſelbſt geglaubt von Herzensgrund; Das bracht ich fleißig zu Papier, Der Leſer kann es finden hier. Vermein es manchem dienen ſoll, Der ſich des mag gebrauchen wohl; Der Predigten iſt groß die Zahl, Daraus man hat die freye Wahl. Gar vielmals hat man wenig Zeit, Leidt auch nicht die Gelegenheit, Daß man erſt lang ſtudieren thu, Geſchaͤfte laſſen es nicht zu. Nehm er nur meine Buͤcher her, So hat er ſchon gnug gut Lehr; Zu Dank ſag er nach meinem Tod, Nun mein Procop, nun gnad dir Gott. Geſaͤnge macht ich allerley, Verſah ſie mit der Melodey; Damit theil ich die Predigt ab, Niemand dran Mißgefallen hab, Sing oder brauch ein Inſtrument, Doch mittlerweil zu Gott dich wend; Dies war allein mein Zweck und Ziel, So haſt ein nuͤtzlich Muſickſpiel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0206" n="196"/> <lg n="3"> <l>Ich predigt vier und zwanzig Jahr,</l><lb/> <l>Bis ich an Kraͤften abnahm gar;</l><lb/> <l>Die Kanzel ich dann fahren ließ,</l><lb/> <l>Mein Obrigkeit mir ſelbſt es hieß.</l><lb/> <l>Und wagte mich an dieſes Werk,</l><lb/> <l>Dazu mir Gott gab Gnad und Staͤrk;</l><lb/> <l>Viel mehr als ich gehoffet haͤtt,</l><lb/> <l>Maria Huͤlf mich troͤſten thaͤt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Was ich gelehrt mit Zung und Mund,</l><lb/> <l>Auch ſelbſt geglaubt von Herzensgrund;</l><lb/> <l>Das bracht ich fleißig zu Papier,</l><lb/> <l>Der Leſer kann es finden hier.</l><lb/> <l>Vermein es manchem <choice><sic>dieuen</sic><corr>dienen</corr></choice> ſoll,</l><lb/> <l>Der ſich des mag gebrauchen wohl;</l><lb/> <l>Der Predigten iſt groß die Zahl,</l><lb/> <l>Daraus man hat die freye Wahl.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Gar vielmals hat man wenig Zeit,</l><lb/> <l>Leidt auch nicht die Gelegenheit,</l><lb/> <l>Daß man erſt lang ſtudieren thu,</l><lb/> <l>Geſchaͤfte laſſen es nicht zu.</l><lb/> <l>Nehm er nur meine Buͤcher her,</l><lb/> <l>So hat er ſchon gnug gut Lehr;</l><lb/> <l>Zu Dank ſag er nach meinem Tod,</l><lb/> <l>Nun mein Procop, nun gnad dir Gott.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Geſaͤnge macht ich allerley,</l><lb/> <l>Verſah ſie mit der Melodey;</l><lb/> <l>Damit theil ich die Predigt ab,</l><lb/> <l>Niemand dran Mißgefallen hab,</l><lb/> <l>Sing oder brauch ein Inſtrument,</l><lb/> <l>Doch mittlerweil zu Gott dich wend;</l><lb/> <l>Dies war allein mein Zweck und Ziel,</l><lb/> <l>So haſt ein nuͤtzlich Muſickſpiel.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [196/0206]
Ich predigt vier und zwanzig Jahr,
Bis ich an Kraͤften abnahm gar;
Die Kanzel ich dann fahren ließ,
Mein Obrigkeit mir ſelbſt es hieß.
Und wagte mich an dieſes Werk,
Dazu mir Gott gab Gnad und Staͤrk;
Viel mehr als ich gehoffet haͤtt,
Maria Huͤlf mich troͤſten thaͤt.
Was ich gelehrt mit Zung und Mund,
Auch ſelbſt geglaubt von Herzensgrund;
Das bracht ich fleißig zu Papier,
Der Leſer kann es finden hier.
Vermein es manchem dienen ſoll,
Der ſich des mag gebrauchen wohl;
Der Predigten iſt groß die Zahl,
Daraus man hat die freye Wahl.
Gar vielmals hat man wenig Zeit,
Leidt auch nicht die Gelegenheit,
Daß man erſt lang ſtudieren thu,
Geſchaͤfte laſſen es nicht zu.
Nehm er nur meine Buͤcher her,
So hat er ſchon gnug gut Lehr;
Zu Dank ſag er nach meinem Tod,
Nun mein Procop, nun gnad dir Gott.
Geſaͤnge macht ich allerley,
Verſah ſie mit der Melodey;
Damit theil ich die Predigt ab,
Niemand dran Mißgefallen hab,
Sing oder brauch ein Inſtrument,
Doch mittlerweil zu Gott dich wend;
Dies war allein mein Zweck und Ziel,
So haſt ein nuͤtzlich Muſickſpiel.
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/206>, abgerufen am 16.06.2024. |