und knixen ... Endlich liegt Suschen halb todt in ihrem Garderobezimmer auf dem Divan und hat Weinkrämpfe und wünscht sich selber tausend Meilen fort -- und wär's in das Land, wo der Pfeffer wächst -- gleichviel, nur fort ...
Als ich mich dann bitter darüber beklagte, daß die Hinterwanddekoration so unendlich weit zurückgehängt sei -- sagte der Maschinist ganz ruhig und harmlos: "O, Ihnen zu Liebe haben wir die Dekoration heut viel näher vorgerückt, als sonst ..."
"So? -- Da wundere ich mich auch nicht mehr, daß die Schauspielerinnen hier nur noch lispeln können ... Schade nur, daß Dante die Pester deutsche Bühne nicht gekannt hat, er hätte ihr in seiner "Hölle" sicher den hervorragendsten Platz als Marterort für sündige Schau¬ spieler angewiesen ..."
Naive Hüpfrollen wollte ich nun auch nicht mehr riskiren. Bereitwillig ging der Direktor sein ganzes Repertoir mit mir durch. Als ich auch "Waise und Mörder" fand -- da jubelte ich auf: "Ich spiele den stummen Viktorin -- da brauche ich weder zu sprechen noch zu hüpfen ... o, wenn ich auf Ihrer Bühne doch nur in solchen Rollen auftreten könnte!"
Der Gute lächelte verlegen. Er fühlte die Misere des deutschen Theaters in Pest nur zu gut, aber er wußte keinen Rath.
Ich spielte den stummen Viktorin mit aller Lust und Leidenschaft -- und obgleich das feinere Mienenspiel
und knixen … Endlich liegt Suschen halb todt in ihrem Garderobezimmer auf dem Divan und hat Weinkrämpfe und wünſcht ſich ſelber tauſend Meilen fort — und wär's in das Land, wo der Pfeffer wächſt — gleichviel, nur fort …
Als ich mich dann bitter darüber beklagte, daß die Hinterwanddekoration ſo unendlich weit zurückgehängt ſei — ſagte der Maſchiniſt ganz ruhig und harmlos: »O, Ihnen zu Liebe haben wir die Dekoration heut viel näher vorgerückt, als ſonſt …«
»So? — Da wundere ich mich auch nicht mehr, daß die Schauſpielerinnen hier nur noch lispeln können … Schade nur, daß Dante die Peſter deutſche Bühne nicht gekannt hat, er hätte ihr in ſeiner »Hölle« ſicher den hervorragendſten Platz als Marterort für ſündige Schau¬ ſpieler angewieſen …«
Naive Hüpfrollen wollte ich nun auch nicht mehr riskiren. Bereitwillig ging der Direktor ſein ganzes Repertoir mit mir durch. Als ich auch »Waiſe und Mörder« fand — da jubelte ich auf: »Ich ſpiele den ſtummen Viktorin — da brauche ich weder zu ſprechen noch zu hüpfen … o, wenn ich auf Ihrer Bühne doch nur in ſolchen Rollen auftreten könnte!«
Der Gute lächelte verlegen. Er fühlte die Miſère des deutſchen Theaters in Peſt nur zu gut, aber er wußte keinen Rath.
Ich ſpielte den ſtummen Viktorin mit aller Luſt und Leidenſchaft — und obgleich das feinere Mienenſpiel
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und knixen … Endlich liegt Suschen halb todt in ihrem
Garderobezimmer auf dem Divan und hat Weinkrämpfe
und wünſcht ſich ſelber tauſend Meilen fort — und wär's
in das Land, wo der Pfeffer wächſt — gleichviel, nur
fort …
Als ich mich dann bitter darüber beklagte, daß die
Hinterwanddekoration ſo unendlich weit zurückgehängt ſei
— ſagte der Maſchiniſt ganz ruhig und harmlos: »O,
Ihnen zu Liebe haben wir die Dekoration heut viel
näher vorgerückt, als ſonſt …«
»So? — Da wundere ich mich auch nicht mehr,
daß die Schauſpielerinnen hier nur noch lispeln können …
Schade nur, daß Dante die Peſter deutſche Bühne nicht
gekannt hat, er hätte ihr in ſeiner »Hölle« ſicher den
hervorragendſten Platz als Marterort für ſündige Schau¬
ſpieler angewieſen …«
Naive Hüpfrollen wollte ich nun auch nicht mehr
riskiren. Bereitwillig ging der Direktor ſein ganzes
Repertoir mit mir durch. Als ich auch »Waiſe und
Mörder« fand — da jubelte ich auf: »Ich ſpiele den
ſtummen Viktorin — da brauche ich weder zu ſprechen
noch zu hüpfen … o, wenn ich auf Ihrer Bühne doch
nur in ſolchen Rollen auftreten könnte!«
Der Gute lächelte verlegen. Er fühlte die Miſère
des deutſchen Theaters in Peſt nur zu gut, aber er
wußte keinen Rath.
Ich ſpielte den ſtummen Viktorin mit aller Luſt
und Leidenſchaft — und obgleich das feinere Mienenſpiel
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/316>, abgerufen am 14.06.2024.
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