[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.Taka-udsi. Theilung des Reiches. Taka-udsi vergrösserte in dem langjährigen Kriege seine Machtund sein Ansehn immer mehr und liess sich endlich als Siogun proclamiren. Der Mikado war ihm nicht gewachsen: Taka-udsi schlug dessen Heere, setzte sich nach manchen Wechselfällen in Miako fest und erhob den Kuan-mio, einen Nachkommen des zweiundneunzigsten Erbkaisers, auf den Thron. Der vertriebene Kaiser Go-Daigo zieht sich mit starkem Anhange nach der Land- schaft Yamatto zurück -- das Reich ist getheilt in ein nördliches und ein südliches. Die Grossen nehmen, häufig die Parthei wechselnd, thätigen Antheil an dem Kampfe der beiden Mikado-Häuser, der sich durch mehrere Generationen fortsetzt. Miako sinkt, oft genommen und wiedergenommen, schnell von seiner alten Herrlichkeit herab; der sonst so üppige Hof der Mikado's wird zur Einöde, sie führen ein unstätes Leben, alle Ceremonieen und Feierlichkeiten unterbleiben. Taka-udsi und seine Nachfolger befestigen, für den Mikado des Nordens kämpfend, ihre Macht immer mehr und gründen eine neue Siogun-Dynastie -- werden aber erst nach vielen Wechselfällen Meister der übermüthigen Grossen, die sich um den Mikado des Südens44) schaaren. Dem Enkel des Taka-udsi gelingt es endlich, einen ehrenvollen Frieden mit dem Mikado des südlichen Reiches 1392.zu schliessen: dieser zieht im Jahre 1392 mit grossem Pomp in Miako ein und übergiebt abdankend die von seinem Ahnherrn ent- führten Reichsinsignien45). So ging die Familie Minamoto nochmals siegreich aus einer tiefgreifenden Umwälzung hervor. Der Krieg berührte fast alle Theile des Landes und förderte die Selbstständig- keit der Lehnsfürsten. Minamoto-no-Taka-udsi46) und seine nächsten Nachfolger 44) Die südliche Linie gilt in der japanischen Geschichte als die legitime. 45) Die Attribute der Mikado-Würde sind die Geistertafel, der Spiegel, das Schwert. Die Kaiserannalen thun ihrer um 507 n. Chr. die erste Erwähnung -- ihren Ursprung führte die Sage auf die Sonnengottheit Ten-zio-dai-sin zurück. Sie sind vielleicht identisch mit den oben erwähnten Geschenken des koreanischen Prinzen Amano Fiboko, der 27 n. Chr. in Japan einwanderte. 46) In der Klaprothschen Ausgabe des Nippon-o-dai-itsi-ran heissen Taka-udsi
und alle seine Nachfolger Minamoto. In den von Professor Hoffmann übersetzten Geschichtstabellen wird der Gründer dieser Dynastie zuerst Asi-kaga Taka-udsi, später dagegen auch Minamoto-no-Taka-udsi genannt. In der von Herrn Leon de Rosny aufgestellten Liste der Siogun's heissen Taka-udsi und seine nächsten sechs Taka-udsi. Theilung des Reiches. Taka-udsi vergrösserte in dem langjährigen Kriege seine Machtund sein Ansehn immer mehr und liess sich endlich als Siogun proclamiren. Der Mikado war ihm nicht gewachsen: Taka-udsi schlug dessen Heere, setzte sich nach manchen Wechselfällen in Miako fest und erhob den Kuan-mio, einen Nachkommen des zweiundneunzigsten Erbkaisers, auf den Thron. Der vertriebene Kaiser Go-Daïgo zieht sich mit starkem Anhange nach der Land- schaft Yamatto zurück — das Reich ist getheilt in ein nördliches und ein südliches. Die Grossen nehmen, häufig die Parthei wechselnd, thätigen Antheil an dem Kampfe der beiden Mikado-Häuser, der sich durch mehrere Generationen fortsetzt. Miako sinkt, oft genommen und wiedergenommen, schnell von seiner alten Herrlichkeit herab; der sonst so üppige Hof der Mikado’s wird zur Einöde, sie führen ein unstätes Leben, alle Ceremonieen und Feierlichkeiten unterbleiben. Taka-udsi und seine Nachfolger befestigen, für den Mikado des Nordens kämpfend, ihre Macht immer mehr und gründen eine neue Siogun-Dynastie — werden aber erst nach vielen Wechselfällen Meister der übermüthigen Grossen, die sich um den Mikado des Südens44) schaaren. Dem Enkel des Taka-udsi gelingt es endlich, einen ehrenvollen Frieden mit dem Mikado des südlichen Reiches 1392.zu schliessen: dieser zieht im Jahre 1392 mit grossem Pomp in Miako ein und übergiebt abdankend die von seinem Ahnherrn ent- führten Reichsinsignien45). So ging die Familie Minamoto nochmals siegreich aus einer tiefgreifenden Umwälzung hervor. Der Krieg berührte fast alle Theile des Landes und förderte die Selbstständig- keit der Lehnsfürsten. Minamoto-no-Taka-udsi46) und seine nächsten Nachfolger 44) Die südliche Linie gilt in der japanischen Geschichte als die legitime. 45) Die Attribute der Mikado-Würde sind die Geistertafel, der Spiegel, das Schwert. Die Kaiserannalen thun ihrer um 507 n. Chr. die erste Erwähnung — ihren Ursprung führte die Sage auf die Sonnengottheit Ten-zio-daï-sin zurück. Sie sind vielleicht identisch mit den oben erwähnten Geschenken des koreanischen Prinzen Amano Fiboko, der 27 n. Chr. in Japan einwanderte. 46) In der Klaprothschen Ausgabe des Nippon-o-dai-itsi-ran heissen Taka-udsi
und alle seine Nachfolger Minamoto. In den von Professor Hoffmann übersetzten Geschichtstabellen wird der Gründer dieser Dynastie zuerst Asi-kaga Taka-udsi, später dagegen auch Minamoto-no-Taka-udsi genannt. In der von Herrn Léon de Rosny aufgestellten Liste der Siogun’s heissen Taka-udsi und seine nächsten sechs <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0070" n="40"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k"><persName ref="vocab.getty.edu/ulan/500329615">Taka-udsi</persName></hi>. Theilung des Reiches.</fw><lb/><hi rendition="#k"><persName ref="vocab.getty.edu/ulan/500329615">Taka-udsi</persName></hi> vergrösserte in dem langjährigen Kriege seine Macht<lb/> und sein Ansehn immer mehr und liess sich endlich als <hi rendition="#k">Siogun</hi><lb/> proclamiren. 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Taka-udsi. Theilung des Reiches.
Taka-udsi vergrösserte in dem langjährigen Kriege seine Macht
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proclamiren. Der Mikado war ihm nicht gewachsen: Taka-udsi
schlug dessen Heere, setzte sich nach manchen Wechselfällen in
Miako fest und erhob den Kuan-mio, einen Nachkommen des
zweiundneunzigsten Erbkaisers, auf den Thron. Der vertriebene
Kaiser Go-Daïgo zieht sich mit starkem Anhange nach der Land-
schaft Yamatto zurück — das Reich ist getheilt in ein nördliches und
ein südliches. Die Grossen nehmen, häufig die Parthei wechselnd,
thätigen Antheil an dem Kampfe der beiden Mikado-Häuser, der sich
durch mehrere Generationen fortsetzt. Miako sinkt, oft genommen
und wiedergenommen, schnell von seiner alten Herrlichkeit herab;
der sonst so üppige Hof der Mikado’s wird zur Einöde, sie führen
ein unstätes Leben, alle Ceremonieen und Feierlichkeiten unterbleiben.
Taka-udsi und seine Nachfolger befestigen, für den Mikado des
Nordens kämpfend, ihre Macht immer mehr und gründen eine neue
Siogun-Dynastie — werden aber erst nach vielen Wechselfällen
Meister der übermüthigen Grossen, die sich um den Mikado des
Südens 44) schaaren. Dem Enkel des Taka-udsi gelingt es endlich,
einen ehrenvollen Frieden mit dem Mikado des südlichen Reiches
zu schliessen: dieser zieht im Jahre 1392 mit grossem Pomp in
Miako ein und übergiebt abdankend die von seinem Ahnherrn ent-
führten Reichsinsignien 45). So ging die Familie Minamoto nochmals
siegreich aus einer tiefgreifenden Umwälzung hervor. Der Krieg
berührte fast alle Theile des Landes und förderte die Selbstständig-
keit der Lehnsfürsten.
1392.
Minamoto-no-Taka-udsi 46) und seine nächsten Nachfolger
waren tüchtige Regenten; so lange der Krieg mit dem südlichen
44) Die südliche Linie gilt in der japanischen Geschichte als die legitime.
45) Die Attribute der Mikado-Würde sind die Geistertafel, der Spiegel, das
Schwert. Die Kaiserannalen thun ihrer um 507 n. Chr. die erste Erwähnung —
ihren Ursprung führte die Sage auf die Sonnengottheit Ten-zio-daï-sin zurück.
Sie sind vielleicht identisch mit den oben erwähnten Geschenken des koreanischen
Prinzen Amano Fiboko, der 27 n. Chr. in Japan einwanderte.
46) In der Klaprothschen Ausgabe des Nippon-o-dai-itsi-ran heissen Taka-udsi
und alle seine Nachfolger Minamoto. In den von Professor Hoffmann übersetzten
Geschichtstabellen wird der Gründer dieser Dynastie zuerst Asi-kaga Taka-udsi,
später dagegen auch Minamoto-no-Taka-udsi genannt. In der von Herrn Léon de
Rosny aufgestellten Liste der Siogun’s heissen Taka-udsi und seine nächsten sechs
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Zitationshilfe: | [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/70>, abgerufen am 18.06.2024. |