Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_114.001 p2b_114.002 p2b_114.005 p2b_114.015 p2b_114.020 Als die Römer frech geworden, p2b_114.026 Zogen sie nach Deutschlands Norden, p2b_114.027 Vorne beim Trompetenschall p2b_114.028 Ritt der Generalfeldmarschall, p2b_114.029 Herr Quinctilius Varus. p2b_114.030 Doch im Teutoburger Walde p2b_114.031 Huh, wie pfiff der Wind so kalte; p2b_114.032 Raben flogen durch die Luft p2b_114.033 Und es war ein Moderduft p2b_114.034 Wie von Blut und Leichen. p2b_114.035 Plötzlich aus des Waldes Duster p2b_114.036 Brachen krampfhaft die Cherusker; p2b_114.037 Mit Gott für Fürst und Vaterland p2b_114.038 Stürmten sie von Wut entbrannt p2b_114.039 Gegen die Legionen. p2b_114.040 [Spaltenumbruch]
p2b_114.101Weh! das ward ein großes Morden. p2b_114.041 Sie erschlugen die Kohorten; p2b_114.042 Nur die römische Reiterei p2b_114.043 Rettete sich noch in's Frei', p2b_114.044 Denn sie war zu Pferde. Druck aus dem Allg. Reichs-Commersbuch p2b_114.102 von Müller v. d. Werra. p2b_114.103 Leipz. Breitkopf u. Härtel. S. 289. p2b_114.104 Quinctilius Varus. p2b_114.105 Als die Römer frech geworden, p2b_114.106 Zogen sie nach Deutschlands Norden, p2b_114.107 Vorne mit Trompetenschall p2b_114.108 Zog der Gen'ral=Feldmarschall p2b_114.109 Herr Quinctilius Varus. p2b_114.110 Jn dem Teutoburger Walde, p2b_114.111 Huh! wie pfiff der Wind so kalte! p2b_114.112 Raben flogen durch die Luft p2b_114.113 Und es war ein Moderduft, p2b_114.114 Wie von Blut und Leichen. p2b_114.115 Plötzlich aus des Waldes Duster p2b_114.116 Brachen krampfhaft die Cherusker. p2b_114.117 Mit Gott für Fürst und Vaterland p2b_114.118 Stürmten sie, von Wut entbrannt, p2b_114.119 Gegen die Legionen. p2b_114.120 [Ende Spaltensatz]
Weh, das war ein großes Morden, p2b_114.121 Sie erschlugen die Kohorten. p2b_114.122 Nur die röm'sche Reiterei p2b_114.123 Rettete sich in das Frei', p2b_114.124 Denn sie war zu Pferde. p2b_114.001 p2b_114.002 p2b_114.005 p2b_114.015 p2b_114.020 Als die Römer frech geworden, p2b_114.026 Zogen sie nach Deutschlands Norden, p2b_114.027 Vorne beim Trompetenschall p2b_114.028 Ritt der Generalfeldmarschall, p2b_114.029 Herr Quinctilius Varus. p2b_114.030 Doch im Teutoburger Walde p2b_114.031 Huh, wie pfiff der Wind so kalte; p2b_114.032 Raben flogen durch die Luft p2b_114.033 Und es war ein Moderduft p2b_114.034 Wie von Blut und Leichen. p2b_114.035 Plötzlich aus des Waldes Duster p2b_114.036 Brachen krampfhaft die Cherusker; p2b_114.037 Mit Gott für Fürst und Vaterland p2b_114.038 Stürmten sie von Wut entbrannt p2b_114.039 Gegen die Legionen. p2b_114.040 [Spaltenumbruch]
p2b_114.101Weh! das ward ein großes Morden. p2b_114.041 Sie erschlugen die Kohorten; p2b_114.042 Nur die römische Reiterei p2b_114.043 Rettete sich noch in's Frei', p2b_114.044 Denn sie war zu Pferde. Druck aus dem Allg. Reichs-Commersbuch p2b_114.102 von Müller v. d. Werra. p2b_114.103 Leipz. Breitkopf u. Härtel. S. 289. p2b_114.104 Quinctilius Varus. p2b_114.105 Als die Römer frech geworden, p2b_114.106 Zogen sie nach Deutschlands Norden, p2b_114.107 Vorne mit Trompetenschall p2b_114.108 Zog der Gen'ral=Feldmarschall p2b_114.109 Herr Quinctilius Varus. p2b_114.110 Jn dem Teutoburger Walde, p2b_114.111 Huh! wie pfiff der Wind so kalte! p2b_114.112 Raben flogen durch die Luft p2b_114.113 Und es war ein Moderduft, p2b_114.114 Wie von Blut und Leichen. p2b_114.115 Plötzlich aus des Waldes Duster p2b_114.116 Brachen krampfhaft die Cherusker. p2b_114.117 Mit Gott für Fürst und Vaterland p2b_114.118 Stürmten sie, von Wut entbrannt, p2b_114.119 Gegen die Legionen. p2b_114.120 [Ende Spaltensatz]
Weh, das war ein großes Morden, p2b_114.121 Sie erschlugen die Kohorten. p2b_114.122 Nur die röm'sche Reiterei p2b_114.123 Rettete sich in das Frei', p2b_114.124 Denn sie war zu Pferde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <pb facs="#f0136" n="114"/> <p> <lb n="p2b_114.001"/> <hi rendition="#g">Beispiel des komischen Liedes.</hi> </p> <p><lb n="p2b_114.002"/> Als solches wählen wir ein Lied V. v. Scheffels, welches rasch zum <lb n="p2b_114.003"/> beliebten Volksliede wurde und nach der Melodie „Die Hussiten zogen vor <lb n="p2b_114.004"/> Naumburg“ allüberall gesungen wird.</p> <p><lb n="p2b_114.005"/> Der Dichter schreibt uns mit Bezug auf dasselbe: „Das Lied von der <lb n="p2b_114.006"/> Teutoburger Schlacht, ursprünglich ein lustig Studentenlied aus der Zeit, da <lb n="p2b_114.007"/> weder die Vollendung des Denkmals noch die der deutschen Einheit sehr wahrscheinlich <lb n="p2b_114.008"/> erschien, wurde 1875 zur Einweihung des Hermannstandbildes am <lb n="p2b_114.009"/> 16. August neu ausstaffiert, umredigiert und mit einer volkstümlichen Melodie <lb n="p2b_114.010"/> versehen. Es wurde auch ─ eigentlich wider die eigentliche Stimmung bei <lb n="p2b_114.011"/> seiner Abfassung ─ das Festlied jenes Tages und als fliegendes Blatt mit Jllustrationen <lb n="p2b_114.012"/> und Noten vielfach verbreitet .... Daß viele Textänderungen vorgenommen <lb n="p2b_114.013"/> wurden, entspricht der veränderten Sachlage; von wem dieselben <lb n="p2b_114.014"/> herrühren, ist mir nicht erinnerlich“ ....</p> <p><lb n="p2b_114.015"/> Demnach illustriert dieses Lied, wie kein zweites Volkslied, die Wahrheit <lb n="p2b_114.016"/> des am Schluß des § 51 d. Bds. vom Volksliede Gesagten. Mit großer <lb n="p2b_114.017"/> Kühnheit brachte das Volk unbekümmert um den Dichter seine Änderungen an, <lb n="p2b_114.018"/> ja, es dichtete sogar neue Strophen hinzu. Und in dieser neuen Volks-Redaktion <lb n="p2b_114.019"/> hat das Gedicht seit 1875 seinen Weg in die Volksliederbücher gefunden.</p> <p><lb n="p2b_114.020"/> Wir halten es für ersprießlich, beide Formen zu vermitteln: <lb n="p2b_114.021"/> <cb type="start"/> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Originaldruck aus</hi> V. v. <hi rendition="#g">Scheffels <lb n="p2b_114.022"/> Gaudeamus.</hi> 32. <hi rendition="#g">unveränderte <lb n="p2b_114.023"/> Aufl.</hi> 1878. 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Beispiel des komischen Liedes.
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Als solches wählen wir ein Lied V. v. Scheffels, welches rasch zum p2b_114.003
beliebten Volksliede wurde und nach der Melodie „Die Hussiten zogen vor p2b_114.004
Naumburg“ allüberall gesungen wird.
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Der Dichter schreibt uns mit Bezug auf dasselbe: „Das Lied von der p2b_114.006
Teutoburger Schlacht, ursprünglich ein lustig Studentenlied aus der Zeit, da p2b_114.007
weder die Vollendung des Denkmals noch die der deutschen Einheit sehr wahrscheinlich p2b_114.008
erschien, wurde 1875 zur Einweihung des Hermannstandbildes am p2b_114.009
16. August neu ausstaffiert, umredigiert und mit einer volkstümlichen Melodie p2b_114.010
versehen. Es wurde auch ─ eigentlich wider die eigentliche Stimmung bei p2b_114.011
seiner Abfassung ─ das Festlied jenes Tages und als fliegendes Blatt mit Jllustrationen p2b_114.012
und Noten vielfach verbreitet .... Daß viele Textänderungen vorgenommen p2b_114.013
wurden, entspricht der veränderten Sachlage; von wem dieselben p2b_114.014
herrühren, ist mir nicht erinnerlich“ ....
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Demnach illustriert dieses Lied, wie kein zweites Volkslied, die Wahrheit p2b_114.016
des am Schluß des § 51 d. Bds. vom Volksliede Gesagten. Mit großer p2b_114.017
Kühnheit brachte das Volk unbekümmert um den Dichter seine Änderungen an, p2b_114.018
ja, es dichtete sogar neue Strophen hinzu. Und in dieser neuen Volks-Redaktion p2b_114.019
hat das Gedicht seit 1875 seinen Weg in die Volksliederbücher gefunden.
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Wir halten es für ersprießlich, beide Formen zu vermitteln: p2b_114.021
Originaldruck aus V. v. Scheffels p2b_114.022
Gaudeamus. 32. unveränderte p2b_114.023
Aufl. 1878. S. 44. p2b_114.024
Die Teutoburger Schlacht. p2b_114.025
Als die Römer frech geworden, p2b_114.026
Zogen sie nach Deutschlands Norden, p2b_114.027
Vorne beim Trompetenschall p2b_114.028
Ritt der Generalfeldmarschall, p2b_114.029
Herr Quinctilius Varus.
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Doch im Teutoburger Walde p2b_114.031
Huh, wie pfiff der Wind so kalte; p2b_114.032
Raben flogen durch die Luft p2b_114.033
Und es war ein Moderduft p2b_114.034
Wie von Blut und Leichen.
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Plötzlich aus des Waldes Duster p2b_114.036
Brachen krampfhaft die Cherusker; p2b_114.037
Mit Gott für Fürst und Vaterland p2b_114.038
Stürmten sie von Wut entbrannt p2b_114.039
Gegen die Legionen.
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Weh! das ward ein großes Morden. p2b_114.041
Sie erschlugen die Kohorten; p2b_114.042
Nur die römische Reiterei p2b_114.043
Rettete sich noch in's Frei', p2b_114.044
Denn sie war zu Pferde.
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Druck aus dem Allg. Reichs-Commersbuch p2b_114.102
von Müller v. d. Werra. p2b_114.103
Leipz. Breitkopf u. Härtel. S. 289. p2b_114.104
Quinctilius Varus. p2b_114.105
Als die Römer frech geworden, p2b_114.106
Zogen sie nach Deutschlands Norden, p2b_114.107
Vorne mit Trompetenschall p2b_114.108
Zog der Gen'ral=Feldmarschall p2b_114.109
Herr Quinctilius Varus.
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Jn dem Teutoburger Walde, p2b_114.111
Huh! wie pfiff der Wind so kalte! p2b_114.112
Raben flogen durch die Luft p2b_114.113
Und es war ein Moderduft, p2b_114.114
Wie von Blut und Leichen.
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Plötzlich aus des Waldes Duster p2b_114.116
Brachen krampfhaft die Cherusker. p2b_114.117
Mit Gott für Fürst und Vaterland p2b_114.118
Stürmten sie, von Wut entbrannt, p2b_114.119
Gegen die Legionen.
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Weh, das war ein großes Morden, p2b_114.121
Sie erschlugen die Kohorten. p2b_114.122
Nur die röm'sche Reiterei p2b_114.123
Rettete sich in das Frei', p2b_114.124
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/136>, abgerufen am 13.06.2024. |