Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_103.001 Vergebens mein Bitten und Flehn! p3b_103.102 p3b_103.112Mein Rufen verhallt im tosenden Sturm, p3b_103.103 Jm Schlachtlärm der Winde. p3b_103.104 Es braust und pfeift und prasselt und p3b_103.105 heult, p3b_103.106 Wie ein Tollhaus von Tönen! p3b_103.107 Und zwischendurch hör' ich vernehmbar p3b_103.108 Lockende Harfenlaute, p3b_103.109 Sehnsuchtwilden Gesang, p3b_103.110 Seelenschmelzend und seelenzerreißend, p3b_103.111 Und ich erkenne die Stimme. Fern an schottischer Felsenküste, p3b_103.113 [Ende Spaltensatz]
p3b_103.123Wo das graue Schlößlein hinausragt p3b_103.114 Über die brandende See, p3b_103.115 Dort, am hochgewölbten Fenster, p3b_103.116 Steht eine schöne, kranke Frau, p3b_103.117 Zartdurchsichtig und marmorblaß, p3b_103.118 Und sie spielt die Harfe und singt, p3b_103.119 Und der Wind durchwühlt ihre langen p3b_103.120 Locken, p3b_103.121 Und trägt ihr dunkles Lied p3b_103.122 Über das weite, stürmende Meer. Kritische Notiz zur vorstehenden Lösung. p3b_103.124 Und der Wind durchwühlt p3b_103.129 Jhre langen Locken p3b_103.130 Und trägt ihr dunkles Lied p3b_103.131 Über das weite, p3b_103.132 (Das) stürmende Meer. p3b_103.133 Und zwischendurch p3b_103.136
Hör' ich vernehmbar, u. s. w. p3b_103.001 Vergebens mein Bitten und Flehn! p3b_103.102 p3b_103.112Mein Rufen verhallt im tosenden Sturm, p3b_103.103 Jm Schlachtlärm der Winde. p3b_103.104 Es braust und pfeift und prasselt und p3b_103.105 heult, p3b_103.106 Wie ein Tollhaus von Tönen! p3b_103.107 Und zwischendurch hör' ich vernehmbar p3b_103.108 Lockende Harfenlaute, p3b_103.109 Sehnsuchtwilden Gesang, p3b_103.110 Seelenschmelzend und seelenzerreißend, p3b_103.111 Und ich erkenne die Stimme. Fern an schottischer Felsenküste, p3b_103.113 [Ende Spaltensatz]
p3b_103.123Wo das graue Schlößlein hinausragt p3b_103.114 Über die brandende See, p3b_103.115 Dort, am hochgewölbten Fenster, p3b_103.116 Steht eine schöne, kranke Frau, p3b_103.117 Zartdurchsichtig und marmorblaß, p3b_103.118 Und sie spielt die Harfe und singt, p3b_103.119 Und der Wind durchwühlt ihre langen p3b_103.120 Locken, p3b_103.121 Und trägt ihr dunkles Lied p3b_103.122 Über das weite, stürmende Meer. Kritische Notiz zur vorstehenden Lösung. p3b_103.124 Und der Wind durchwühlt p3b_103.129 Jhre langen Locken p3b_103.130 Und trägt ihr dunkles Lied p3b_103.131 Über das weite, p3b_103.132 (Das) stürmende Meer. p3b_103.133 Und zwischendurch p3b_103.136
Hör' ich vernehmbar, u. s. w. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0129" n="103"/> <p><lb n="p3b_103.001"/><cb type="start"/> 3. Mein Bitten und Flehen ist <lb n="p3b_103.002"/> umsonst! │ im Sturme verhallet mein <lb n="p3b_103.003"/> Ruf, │ er wird vom lärmenden Tosen <lb n="p3b_103.004"/> übertönt. │ Das brausende, pfeifende, <lb n="p3b_103.005"/> heulende Meer │ gleicht einem <lb n="p3b_103.006"/> Töne-Tollhaus; │ und zwischendurch <lb n="p3b_103.007"/> vernehme ich │ Harfenlaute, │ Gesang, │ <lb n="p3b_103.008"/> ergreifend und vernichtend ertönt er, │ <lb n="p3b_103.009"/> und ich erkenne die Stimme. ‖ 4. Fern <lb n="p3b_103.010"/> an der schottischen Küste, │ wo das graue <lb n="p3b_103.011"/> Schlößlein steht, │ die brandende See <lb n="p3b_103.012"/> überragend, │ erblickt man am Bogenfenster <lb n="p3b_103.013"/> │ eine schöne kranke Frau, │ zart <lb n="p3b_103.014"/> und blaß, │ die Harfe spielend und <lb n="p3b_103.015"/> singend, │ und der Wind durchwühlt <lb n="p3b_103.016"/> ihre Locken │ und trägt ihren Gesang │ <lb n="p3b_103.017"/> über das sturmbewegte Meer. ‖</p> <cb/> <lb n="p3b_103.101"/> <lg> <l>Vergebens mein Bitten und Flehn!</l> <lb n="p3b_103.102"/> <l>Mein Rufen verhallt im tosenden Sturm,</l> <lb n="p3b_103.103"/> <l>Jm Schlachtlärm der Winde.</l> <lb n="p3b_103.104"/> <l>Es braust und pfeift und prasselt und</l> <lb n="p3b_103.105"/> <l> <hi rendition="#et">heult,</hi> </l> <lb n="p3b_103.106"/> <l>Wie ein Tollhaus von Tönen!</l> <lb n="p3b_103.107"/> <l>Und zwischendurch hör' ich vernehmbar</l> <lb n="p3b_103.108"/> <l>Lockende Harfenlaute,</l> <lb n="p3b_103.109"/> <l>Sehnsuchtwilden Gesang,</l> <lb n="p3b_103.110"/> <l>Seelenschmelzend und seelenzerreißend,</l> <lb n="p3b_103.111"/> <l>Und ich erkenne die Stimme. </l> </lg> <lb n="p3b_103.112"/> <lg> <l>Fern an schottischer Felsenküste,</l> <lb n="p3b_103.113"/> <l>Wo das graue Schlößlein hinausragt</l> <lb n="p3b_103.114"/> <l>Über die brandende See,</l> <lb n="p3b_103.115"/> <l>Dort, am hochgewölbten Fenster,</l> <lb n="p3b_103.116"/> <l>Steht eine schöne, kranke Frau,</l> <lb n="p3b_103.117"/> <l>Zartdurchsichtig und marmorblaß,</l> <lb n="p3b_103.118"/> <l>Und sie spielt die Harfe und singt,</l> <lb n="p3b_103.119"/> <l>Und der Wind durchwühlt ihre langen</l> <lb n="p3b_103.120"/> <l> <hi rendition="#et">Locken,</hi> </l> <lb n="p3b_103.121"/> <l>Und trägt ihr dunkles Lied</l> <lb n="p3b_103.122"/> <l>Über das weite, stürmende Meer.</l> </lg> <cb type="end"/> <lb n="p3b_103.123"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Kritische Notiz zur vorstehenden Lösung.</hi> </hi> </p> <p><lb n="p3b_103.124"/> Dergleichen Verse sollten gleichviel Hebungen haben, um musikalisch zu <lb n="p3b_103.125"/> wirken. So z. B. sollten die 2 ersten Verse auf Seite 102 als <hi rendition="#g">Einer</hi> geschrieben <lb n="p3b_103.126"/> sein oder die anderen kürzer. Man möge versuchen, die Schlußverse <lb n="p3b_103.127"/> auf Seite 103 so zu teilen:</p> <lb n="p3b_103.128"/> <lg> <l>Und der Wind durchwühlt</l> <lb n="p3b_103.129"/> <l>Jhre langen Locken</l> <lb n="p3b_103.130"/> <l>Und trägt ihr dunkles Lied</l> <lb n="p3b_103.131"/> <l>Über das weite,</l> <lb n="p3b_103.132"/> <l>(Das) stürmende Meer.</l> </lg> <p><lb n="p3b_103.133"/> Eine Hebung mehr oder weniger thut hier wenig zur Sache. Aber im <lb n="p3b_103.134"/> ganzen sollte Gleichmäßigkeit herrschen. So könnte beispielsweise auch stehen:</p> <lb n="p3b_103.135"/> <lg> <l>Und zwischendurch</l> <lb n="p3b_103.136"/> <l>Hör' ich vernehmbar, u. s. w.</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0129]
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3. Mein Bitten und Flehen ist p3b_103.002
umsonst! │ im Sturme verhallet mein p3b_103.003
Ruf, │ er wird vom lärmenden Tosen p3b_103.004
übertönt. │ Das brausende, pfeifende, p3b_103.005
heulende Meer │ gleicht einem p3b_103.006
Töne-Tollhaus; │ und zwischendurch p3b_103.007
vernehme ich │ Harfenlaute, │ Gesang, │ p3b_103.008
ergreifend und vernichtend ertönt er, │ p3b_103.009
und ich erkenne die Stimme. ‖ 4. Fern p3b_103.010
an der schottischen Küste, │ wo das graue p3b_103.011
Schlößlein steht, │ die brandende See p3b_103.012
überragend, │ erblickt man am Bogenfenster p3b_103.013
│ eine schöne kranke Frau, │ zart p3b_103.014
und blaß, │ die Harfe spielend und p3b_103.015
singend, │ und der Wind durchwühlt p3b_103.016
ihre Locken │ und trägt ihren Gesang │ p3b_103.017
über das sturmbewegte Meer. ‖
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Vergebens mein Bitten und Flehn! p3b_103.102
Mein Rufen verhallt im tosenden Sturm, p3b_103.103
Jm Schlachtlärm der Winde. p3b_103.104
Es braust und pfeift und prasselt und p3b_103.105
heult, p3b_103.106
Wie ein Tollhaus von Tönen! p3b_103.107
Und zwischendurch hör' ich vernehmbar p3b_103.108
Lockende Harfenlaute, p3b_103.109
Sehnsuchtwilden Gesang, p3b_103.110
Seelenschmelzend und seelenzerreißend, p3b_103.111
Und ich erkenne die Stimme.
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Fern an schottischer Felsenküste, p3b_103.113
Wo das graue Schlößlein hinausragt p3b_103.114
Über die brandende See, p3b_103.115
Dort, am hochgewölbten Fenster, p3b_103.116
Steht eine schöne, kranke Frau, p3b_103.117
Zartdurchsichtig und marmorblaß, p3b_103.118
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Locken, p3b_103.121
Und trägt ihr dunkles Lied p3b_103.122
Über das weite, stürmende Meer.
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Kritische Notiz zur vorstehenden Lösung.
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Dergleichen Verse sollten gleichviel Hebungen haben, um musikalisch zu p3b_103.125
wirken. So z. B. sollten die 2 ersten Verse auf Seite 102 als Einer geschrieben p3b_103.126
sein oder die anderen kürzer. Man möge versuchen, die Schlußverse p3b_103.127
auf Seite 103 so zu teilen:
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Und der Wind durchwühlt p3b_103.129
Jhre langen Locken p3b_103.130
Und trägt ihr dunkles Lied p3b_103.131
Über das weite, p3b_103.132
(Das) stürmende Meer.
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Eine Hebung mehr oder weniger thut hier wenig zur Sache. Aber im p3b_103.134
ganzen sollte Gleichmäßigkeit herrschen. So könnte beispielsweise auch stehen:
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Und zwischendurch p3b_103.136
Hör' ich vernehmbar, u. s. w.
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/129>, abgerufen am 15.06.2024. |