p3b_106.001 2. Du trägst Rückerts Bild, dessen Frühlingsblume in deinen Räumen p3b_106.002 weilte; er hat dir den seiner Braut gewährten Aufenthalt dadurch belohnt, p3b_106.003 daß nun jeder zu dir wallfahrtet.
p3b_106.004 3. Möge mein Volk seinem Geist verbunden bleiben und in seine Dichtungen p3b_106.005 sich versenken.
p3b_106.006 4. Dann erst wird es erkennen, welche anregende Kraft und welchen p3b_106.007 Segen die tiefempfundenen Lieder Freimund Reimars atmen.
p3b_106.008
Lösung. Von C. Beyer.
p3b_106.009
Sei, Haus, gegrüßt mir, reich an Liebesjahren,p3b_106.010 Jn welchem einst der Liebe Sänger thronte,p3b_106.011 Und das der Zeiten Grimm bis heut verschonte,p3b_106.012 Weil dich Apoll beschirmt und deine Laren.
p3b_106.013
Du trägst des Bild, um den sich Edle scharen,p3b_106.014 Des Frühlingsblum' in deinen Räumen wohnte,p3b_106.015 Und der mit seinem Nachruhm dich belohnte:p3b_106.016 Das Rückertantlitz, das wir gern gewahren.
p3b_106.017
O möge fürder, seinem Geist verbunden,p3b_106.018 Mein Volk in seine Herzensflut sich tauchen,p3b_106.019 Und feiern ihn in gut- und bösen Stunden.
p3b_106.020
Daß es erkenne, welchen Segen hauchenp3b_106.021 Die Lieder Freimunds, tief und wahr empfundenp3b_106.022 Voll Gluten, die uns nimmermehr verrauchen.
p3b_106.023 § 39. Bildung von Ritornellen.
p3b_106.024 1. Das Ritornell ist eine einzelne, für sich verständliche Dreizeile. p3b_106.025 Die erste Zeile, welche häufig kürzer ist, als die beiden folgenden, p3b_106.026 bringt meist einen Pflanzennamen als Anrede, während die beiden p3b_106.027 andern den vollen Jnhalt des Textes bieten. Man nennt dieses Ritornell p3b_106.028 das Blumenritornell.
p3b_106.029 2. Das Ritornell von Arricia hat die erste Zeile ebenso lang, p3b_106.030 als die zwei übrigen, und stets hat die zweite Zeile andere Selbstaber p3b_106.031 gleiche Mitlauter, und fast immer reimt die erste auf die p3b_106.032 dritte, z. B. hangen, singen, bangen; minder, leider, Kinder.
p3b_106.033 3. Die zweite und dritte Zeile sind jambische Quinare, von denen p3b_106.034 der letzte mit der ersten Verszeile reimt oder assoniert.
p3b_106.035 4. Die Mittelzeile ist reimlos.
p3b_106.036 5. Nur in seltenen Fällen vereinigen sich mehrere Ritornelle zu p3b_106.037 einem Ritornellen-Cyklus.
p3b_106.001 2. Du trägst Rückerts Bild, dessen Frühlingsblume in deinen Räumen p3b_106.002 weilte; er hat dir den seiner Braut gewährten Aufenthalt dadurch belohnt, p3b_106.003 daß nun jeder zu dir wallfahrtet.
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p3b_106.006 4. Dann erst wird es erkennen, welche anregende Kraft und welchen p3b_106.007 Segen die tiefempfundenen Lieder Freimund Reimars atmen.
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Lösung. Von C. Beyer.
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Sei, Haus, gegrüßt mir, reich an Liebesjahren,p3b_106.010 Jn welchem einst der Liebe Sänger thronte,p3b_106.011 Und das der Zeiten Grimm bis heut verschonte,p3b_106.012 Weil dich Apoll beschirmt und deine Laren.
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Du trägst des Bild, um den sich Edle scharen,p3b_106.014 Des Frühlingsblum' in deinen Räumen wohnte,p3b_106.015 Und der mit seinem Nachruhm dich belohnte:p3b_106.016 Das Rückertantlitz, das wir gern gewahren.
p3b_106.017
O möge fürder, seinem Geist verbunden,p3b_106.018 Mein Volk in seine Herzensflut sich tauchen,p3b_106.019 Und feiern ihn in gut- und bösen Stunden.
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Daß es erkenne, welchen Segen hauchenp3b_106.021 Die Lieder Freimunds, tief und wahr empfundenp3b_106.022 Voll Gluten, die uns nimmermehr verrauchen.
p3b_106.023 § 39. Bildung von Ritornellen.
p3b_106.024 1. Das Ritornell ist eine einzelne, für sich verständliche Dreizeile. p3b_106.025 Die erste Zeile, welche häufig kürzer ist, als die beiden folgenden, p3b_106.026 bringt meist einen Pflanzennamen als Anrede, während die beiden p3b_106.027 andern den vollen Jnhalt des Textes bieten. Man nennt dieses Ritornell p3b_106.028 das Blumenritornell.
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p3b_106.033 3. Die zweite und dritte Zeile sind jambische Quinare, von denen p3b_106.034 der letzte mit der ersten Verszeile reimt oder assoniert.
p3b_106.035 4. Die Mittelzeile ist reimlos.
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Sei, Haus, gegrüßt mir, reich an Liebesjahren, p3b_106.010
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Du trägst des Bild, um den sich Edle scharen, p3b_106.014
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1. Das Ritornell ist eine einzelne, für sich verständliche Dreizeile. p3b_106.025
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2. Das Ritornell von Arricia hat die erste Zeile ebenso lang, p3b_106.030
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gleiche Mitlauter, und fast immer reimt die erste auf die p3b_106.032
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3. Die zweite und dritte Zeile sind jambische Quinare, von denen p3b_106.034
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5. Nur in seltenen Fällen vereinigen sich mehrere Ritornelle zu p3b_106.037
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/132>, abgerufen am 15.06.2024.
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