Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_143.001 b. Die rhythmische Reihe bei b ist ausgebreiteter und erheischt als p3b_143.002 4. a. Wenn bei a die Exposition 1 Zeile erhält, so beansprucht die p3b_143.004 b. Der Stoff unter b kann auf 4 Zeilen ausgebreitet werden, von p3b_143.007 Lösung. (Stammbuchverse.) p3b_143.011[Beginn Spaltensatz] a. Ritornellform. Von R. Hamerling. p3b_143.012p3b_143.013 Frauenmund ist eine Blume. p3b_143.014 [Spaltenumbruch]
p3b_143.101Und die Blüte dieser Blume p3b_143.015 Jst das Wort: Jch liebe dich. b. Vierzeile. Von E. Geibel. p3b_143.102Wenn sich auf dieses Blatt dein Auge p3b_143.103 [Ende Spaltensatz]
p3b_143.109senkt, p3b_143.104 Betracht' es still, als wär's mein p3b_143.105 Leichenstein; p3b_143.106 Und mild, wie man der Toten sonst p3b_143.107 gedenkt, p3b_143.108 Gedenke mein! 2. Ausgebreitetes Epigramm. p3b_143.110 p3b_143.111 p3b_143.114 Exposition: Alles, was Liebe bieten kann, habe ich als Wunsch p3b_143.116 p3b_143.118 p3b_143.119 p3b_143.120 p3b_143.121 p3b_143.124 Lösung. p3b_143.127Was Liebe wünschen, Treue bieten mag, p3b_143.128
Das sei mein Wunsch an deinem Wiegentag: p3b_143.001 b. Die rhythmische Reihe bei b ist ausgebreiteter und erheischt als p3b_143.002 4. a. Wenn bei a die Exposition 1 Zeile erhält, so beansprucht die p3b_143.004 b. Der Stoff unter b kann auf 4 Zeilen ausgebreitet werden, von p3b_143.007 Lösung. (Stammbuchverse.) p3b_143.011[Beginn Spaltensatz] a. Ritornellform. Von R. Hamerling. p3b_143.012p3b_143.013 Frauenmund ist eine Blume. p3b_143.014 [Spaltenumbruch]
p3b_143.101Und die Blüte dieser Blume p3b_143.015 Jst das Wort: Jch liebe dich. b. Vierzeile. Von E. Geibel. p3b_143.102Wenn sich auf dieses Blatt dein Auge p3b_143.103 [Ende Spaltensatz]
p3b_143.109senkt, p3b_143.104 Betracht' es still, als wär's mein p3b_143.105 Leichenstein; p3b_143.106 Und mild, wie man der Toten sonst p3b_143.107 gedenkt, p3b_143.108 Gedenke mein! 2. Ausgebreitetes Epigramm. p3b_143.110 p3b_143.111 p3b_143.114 Exposition: Alles, was Liebe bieten kann, habe ich als Wunsch p3b_143.116 p3b_143.118 p3b_143.119 p3b_143.120 p3b_143.121 p3b_143.124 Lösung. p3b_143.127Was Liebe wünschen, Treue bieten mag, p3b_143.128
Das sei mein Wunsch an deinem Wiegentag: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0169" n="143"/> <lb n="p3b_143.001"/> <p> <hi rendition="#et2"><hi rendition="#aq">b</hi>. Die rhythmische Reihe bei <hi rendition="#aq">b</hi> ist ausgebreiteter und erheischt als <lb n="p3b_143.002"/> Gefäß mindestens den jambischen Quinar.</hi> </p> <lb n="p3b_143.003"/> <p> <hi rendition="#et">4. <hi rendition="#aq">a</hi>. Wenn bei <hi rendition="#aq">a</hi> die Exposition 1 Zeile erhält, so beansprucht die <lb n="p3b_143.004"/> Klausel deren 2; es empfiehlt sich somit für das Epigramm <hi rendition="#aq">a</hi> die <lb n="p3b_143.005"/> italienische Ritornellform (§ 106);</hi> </p> <lb n="p3b_143.006"/> <p> <hi rendition="#et2"><hi rendition="#aq">b</hi>. Der Stoff unter <hi rendition="#aq">b</hi> kann auf 4 Zeilen ausgebreitet werden, von <lb n="p3b_143.007"/> denen die beiden ersten exponieren, während die zwei letzten die <lb n="p3b_143.008"/> Klausel bieten. Die Schlußzeile mag zur Gewinnung eines freundlichen <lb n="p3b_143.009"/> Abschlusses um 1 Takt verkürzt werden.</hi> </p> <lb n="p3b_143.010"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Lösung.</hi> (Stammbuchverse.)</hi> </p> <lb n="p3b_143.011"/> <cb type="start"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">a</hi>. <hi rendition="#g">Ritornellform. Von</hi> R. <hi rendition="#g">Hamerling.</hi></hi> </p> <lb n="p3b_143.012"/> <lb n="p3b_143.013"/> <lg> <l>Frauenmund ist eine Blume.</l> <lb n="p3b_143.014"/> <l>Und die Blüte dieser Blume</l> <lb n="p3b_143.015"/> <l>Jst das Wort: Jch liebe dich.</l> </lg> <cb/> <lb n="p3b_143.101"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">b</hi>. <hi rendition="#g">Vierzeile. Von</hi> E. <hi rendition="#g">Geibel.</hi></hi> </p> <lb n="p3b_143.102"/> <lg> <l>Wenn sich auf dieses Blatt dein Auge</l> <lb n="p3b_143.103"/> <l> <hi rendition="#et">senkt,</hi> </l> <lb n="p3b_143.104"/> <l>Betracht' es still, als wär's mein</l> <lb n="p3b_143.105"/> <l> <hi rendition="#et">Leichenstein;</hi> </l> <lb n="p3b_143.106"/> <l>Und mild, wie man der Toten sonst</l> <lb n="p3b_143.107"/> <l> <hi rendition="#et">gedenkt,</hi> </l> <lb n="p3b_143.108"/> <l>Gedenke mein!</l> </lg> <cb type="end"/> <lb n="p3b_143.109"/> <p> <hi rendition="#c">2. <hi rendition="#g">Ausgebreitetes Epigramm.</hi> <lb n="p3b_143.110"/> <hi rendition="#aq">a</hi>. <hi rendition="#g">Widmung an einen Täufling.</hi></hi> </p> <p> <lb n="p3b_143.111"/> <hi rendition="#g">Aufgabe. Exposition wie Klausel eines dem Täufling <lb n="p3b_143.112"/> zu widmenden Epigramms sollen in mehrere Sätze auseinander <lb n="p3b_143.113"/> gebreitet sein.</hi> </p> <p><lb n="p3b_143.114"/> 1. Die Gedanken des Materials dürften etwa folgende sein:</p> <lb n="p3b_143.115"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Exposition:</hi> Alles, was Liebe bieten kann, habe ich als Wunsch <lb n="p3b_143.116"/> für dich ersonnen: Liebe und Hoffnung wünsche ich, endlich Glauben <lb n="p3b_143.117"/> an das Schöne, Gute und Wahre;</hi> </p> <p> <lb n="p3b_143.118"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Klausel:</hi> Glaube, Liebe, Hoffnung im Verein gleichen der Sonne.</hi> </p> <p><lb n="p3b_143.119"/> 2. Der würdevolle Stoff beansprucht lebhaften (jambischen) Rhythmus.</p> <p><lb n="p3b_143.120"/> 3. Als breiteres Gefäß für den Jnhalt ist der Quinar anzuraten.</p> <p><lb n="p3b_143.121"/> 4. Schon eine oberflächliche Disponierung des Stoffes ergiebt 4 Doppelverse <lb n="p3b_143.122"/> für die Exposition und deren 2 für die Klausel, somit ein 12zeiliges <lb n="p3b_143.123"/> Epigramm.</p> <p><lb n="p3b_143.124"/> 5. Um den Abschluß der Exposition äußerlich zu markieren, möge das <lb n="p3b_143.125"/> vierte Reimpaar mit dem Reimgeschlecht wechseln.</p> <lb n="p3b_143.126"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Lösung.</hi> </hi> </p> <lb n="p3b_143.127"/> <lg> <l>Was Liebe wünschen, Treue bieten mag,</l> <lb n="p3b_143.128"/> <l>Das sei mein Wunsch an deinem Wiegentag:</l> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0169]
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b. Die rhythmische Reihe bei b ist ausgebreiteter und erheischt als p3b_143.002
Gefäß mindestens den jambischen Quinar.
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4. a. Wenn bei a die Exposition 1 Zeile erhält, so beansprucht die p3b_143.004
Klausel deren 2; es empfiehlt sich somit für das Epigramm a die p3b_143.005
italienische Ritornellform (§ 106);
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b. Der Stoff unter b kann auf 4 Zeilen ausgebreitet werden, von p3b_143.007
denen die beiden ersten exponieren, während die zwei letzten die p3b_143.008
Klausel bieten. Die Schlußzeile mag zur Gewinnung eines freundlichen p3b_143.009
Abschlusses um 1 Takt verkürzt werden.
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Lösung. (Stammbuchverse.)
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a. Ritornellform. Von R. Hamerling.
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Frauenmund ist eine Blume. p3b_143.014
Und die Blüte dieser Blume p3b_143.015
Jst das Wort: Jch liebe dich.
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b. Vierzeile. Von E. Geibel.
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Wenn sich auf dieses Blatt dein Auge p3b_143.103
senkt, p3b_143.104
Betracht' es still, als wär's mein p3b_143.105
Leichenstein; p3b_143.106
Und mild, wie man der Toten sonst p3b_143.107
gedenkt, p3b_143.108
Gedenke mein!
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2. Ausgebreitetes Epigramm. p3b_143.110
a. Widmung an einen Täufling.
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Aufgabe. Exposition wie Klausel eines dem Täufling p3b_143.112
zu widmenden Epigramms sollen in mehrere Sätze auseinander p3b_143.113
gebreitet sein.
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1. Die Gedanken des Materials dürften etwa folgende sein:
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Exposition: Alles, was Liebe bieten kann, habe ich als Wunsch p3b_143.116
für dich ersonnen: Liebe und Hoffnung wünsche ich, endlich Glauben p3b_143.117
an das Schöne, Gute und Wahre;
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Klausel: Glaube, Liebe, Hoffnung im Verein gleichen der Sonne.
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2. Der würdevolle Stoff beansprucht lebhaften (jambischen) Rhythmus.
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3. Als breiteres Gefäß für den Jnhalt ist der Quinar anzuraten.
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4. Schon eine oberflächliche Disponierung des Stoffes ergiebt 4 Doppelverse p3b_143.122
für die Exposition und deren 2 für die Klausel, somit ein 12zeiliges p3b_143.123
Epigramm.
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5. Um den Abschluß der Exposition äußerlich zu markieren, möge das p3b_143.125
vierte Reimpaar mit dem Reimgeschlecht wechseln.
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Lösung.
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Was Liebe wünschen, Treue bieten mag, p3b_143.128
Das sei mein Wunsch an deinem Wiegentag:
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/169>, abgerufen am 13.06.2024. |