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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

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Sie sondern ihren Speichel durch die an den mitt-
lern obern Backzähnen sich eröffnenden Stenoni-
schen Speichelgänge a) aus.

Nahe an diesen liegen die Unterkieferdrü-
sen, die ihren Speichel durch die Warthonischen
Gänge b) abscheiden.

Die unter der Zunge liegenden sind die al-
lerkleinsten, und sind mit sehr vielen, von Rivinus
c) entdeckten Aussonderungsgängen versehen.

a) Stenonis observationes anatomicae. p. 20.

b) Warthonis adenographia. p. 120.

c) Rivinus de dyspepsia. Lips. 1678. 4.

Aug. Fr. Walther de lingua humana ib. 1724. 4.

§. 348.

Die Aussonderung des Speichels wird sowohl
durch Reiz, mechanischen Druck und gleichsam durch
Auspressung befördert. Nach Nuck's a) etwas will-
kührlicher Angabe nimmt man gemeiniglich an, daß
innerhalb zwölf Stunden gegen ein Pfund abgeson-
dert werde.

Durch den Druck nämlich (den vorzüglich die
Lage der Ohrendrüsen an dem Kinnladengelenke be-
günstiget) zerkäuen wir die härtern Speisen, welche
durch den herbeyfließenden Speichel vortrefflich er-
weicht werden.

Der Reiz liegt entweder in der Schärfe der
Speisen, welche sodann durch diesen Zufluß des
Speichels gemildert wird, oder wird durch die
Einbildungskraft erregt, wie wir an denjenigen se-
hen, denen vor Begierde zu essen der Speichel häu-
figer zufließt.

a) Nuckii Sialographia p. 29.

Sie sondern ihren Speichel durch die an den mitt-
lern obern Backzähnen sich eröffnenden Stenoni-
schen Speichelgänge a) aus.

Nahe an diesen liegen die Unterkieferdrü-
sen, die ihren Speichel durch die Warthonischen
Gänge b) abscheiden.

Die unter der Zunge liegenden sind die al-
lerkleinsten, und sind mit sehr vielen, von Rivinus
c) entdeckten Aussonderungsgängen versehen.

a) Stenonis observationes anatomicae. p. 20.

b) Warthonis adenographia. p. 120.

c) Rivinus de dyspepsia. Lips. 1678. 4.

Aug. Fr. Walther de lingua humana ib. 1724. 4.

§. 348.

Die Aussonderung des Speichels wird sowohl
durch Reiz, mechanischen Druck und gleichsam durch
Auspressung befördert. Nach Nuck's a) etwas will-
kührlicher Angabe nimmt man gemeiniglich an, daß
innerhalb zwölf Stunden gegen ein Pfund abgeson-
dert werde.

Durch den Druck nämlich (den vorzüglich die
Lage der Ohrendrüsen an dem Kinnladengelenke be-
günstiget) zerkäuen wir die härtern Speisen, welche
durch den herbeyfließenden Speichel vortrefflich er-
weicht werden.

Der Reiz liegt entweder in der Schärfe der
Speisen, welche sodann durch diesen Zufluß des
Speichels gemildert wird, oder wird durch die
Einbildungskraft erregt, wie wir an denjenigen se-
hen, denen vor Begierde zu essen der Speichel häu-
figer zufließt.

a) Nuckii Sialographia p. 29.

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[215/0231] Sie sondern ihren Speichel durch die an den mitt- lern obern Backzähnen sich eröffnenden Stenoni- schen Speichelgänge a) aus. Nahe an diesen liegen die Unterkieferdrü- sen, die ihren Speichel durch die Warthonischen Gänge b) abscheiden. Die unter der Zunge liegenden sind die al- lerkleinsten, und sind mit sehr vielen, von Rivinus c) entdeckten Aussonderungsgängen versehen. a) Stenonis observationes anatomicae. p. 20. b) Warthonis adenographia. p. 120. c) Rivinus de dyspepsia. Lips. 1678. 4. Aug. Fr. Walther de lingua humana ib. 1724. 4. §. 348. Die Aussonderung des Speichels wird sowohl durch Reiz, mechanischen Druck und gleichsam durch Auspressung befördert. Nach Nuck's a) etwas will- kührlicher Angabe nimmt man gemeiniglich an, daß innerhalb zwölf Stunden gegen ein Pfund abgeson- dert werde. Durch den Druck nämlich (den vorzüglich die Lage der Ohrendrüsen an dem Kinnladengelenke be- günstiget) zerkäuen wir die härtern Speisen, welche durch den herbeyfließenden Speichel vortrefflich er- weicht werden. Der Reiz liegt entweder in der Schärfe der Speisen, welche sodann durch diesen Zufluß des Speichels gemildert wird, oder wird durch die Einbildungskraft erregt, wie wir an denjenigen se- hen, denen vor Begierde zu essen der Speichel häu- figer zufließt. a) Nuckii Sialographia p. 29.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/231>, abgerufen am 30.04.2024.