den es durchsetzen. Man gewinnt immer, wenn man keine andere Wahl hat als zwischen Sieg oder Tod. Vom Kaiser Nikolaus ist keine Gnade zu hoffen, die Polen müssen ihn begnadigen. Wie es im Preußisch-Polen aussieht, weiß ich nicht, die heu¬ tigen Zeitungen sprechen auch von einer Revolution, die sich dort begeben haben soll. Von Oesterreichisch- Polen darf man, wie ich glaube, etwas erwarten Das kluge Oesterreich kann sich da vielleicht eine dumme Falle gelegt haben. Die italienischen Regi¬ menter, welchen sie nicht trauten, haben sie schon vor mehreren Jahren aus ihrem Vaterlande gezogen und sie nach Gallizien versetzt, und jetzt, wenn sich die Polen insurgiren, sind diese Regimenter wahrschein¬ lich geneigt, mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu machen. Sei einer klug heute; betrüge einer den lieben Gott!
Nun Glück zum neuen Jahre! und möge es uns und unsern Freunden im neuen Jahre besser gehen, als Kaisern und Königen. Das sind beschei¬ dene Wünsche, die wohl der Himmel erhören wird. Ich werde dem Conrad sagen: wenn ein Kaiser kommt, sehen Sie ihm auf die Hände und lassen ihn nicht allein im Zimmer. Im nächsten Jahre wird das Dutzend Eier theurer seyn als ein Dutzend Fürsten.
den es durchſetzen. Man gewinnt immer, wenn man keine andere Wahl hat als zwiſchen Sieg oder Tod. Vom Kaiſer Nikolaus iſt keine Gnade zu hoffen, die Polen müſſen ihn begnadigen. Wie es im Preußiſch-Polen ausſieht, weiß ich nicht, die heu¬ tigen Zeitungen ſprechen auch von einer Revolution, die ſich dort begeben haben ſoll. Von Oeſterreichiſch- Polen darf man, wie ich glaube, etwas erwarten Das kluge Oeſterreich kann ſich da vielleicht eine dumme Falle gelegt haben. Die italieniſchen Regi¬ menter, welchen ſie nicht trauten, haben ſie ſchon vor mehreren Jahren aus ihrem Vaterlande gezogen und ſie nach Gallizien verſetzt, und jetzt, wenn ſich die Polen inſurgiren, ſind dieſe Regimenter wahrſchein¬ lich geneigt, mit ihnen gemeinſchaftliche Sache zu machen. Sei einer klug heute; betrüge einer den lieben Gott!
Nun Glück zum neuen Jahre! und möge es uns und unſern Freunden im neuen Jahre beſſer gehen, als Kaiſern und Königen. Das ſind beſchei¬ dene Wünſche, die wohl der Himmel erhören wird. Ich werde dem Conrad ſagen: wenn ein Kaiſer kommt, ſehen Sie ihm auf die Hände und laſſen ihn nicht allein im Zimmer. Im nächſten Jahre wird das Dutzend Eier theurer ſeyn als ein Dutzend Fürſten.
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den es durchſetzen. Man gewinnt immer, wenn
man keine andere Wahl hat als zwiſchen Sieg oder
Tod. Vom Kaiſer Nikolaus iſt keine Gnade zu
hoffen, die Polen müſſen ihn begnadigen. Wie es
im Preußiſch-Polen ausſieht, weiß ich nicht, die heu¬
tigen Zeitungen ſprechen auch von einer Revolution,
die ſich dort begeben haben ſoll. Von Oeſterreichiſch-
Polen darf man, wie ich glaube, etwas erwarten
Das kluge Oeſterreich kann ſich da vielleicht eine
dumme Falle gelegt haben. Die italieniſchen Regi¬
menter, welchen ſie nicht trauten, haben ſie ſchon vor
mehreren Jahren aus ihrem Vaterlande gezogen und
ſie nach Gallizien verſetzt, und jetzt, wenn ſich die
Polen inſurgiren, ſind dieſe Regimenter wahrſchein¬
lich geneigt, mit ihnen gemeinſchaftliche Sache zu
machen. Sei einer klug heute; betrüge einer den
lieben Gott!
Nun Glück zum neuen Jahre! und möge es
uns und unſern Freunden im neuen Jahre beſſer
gehen, als Kaiſern und Königen. Das ſind beſchei¬
dene Wünſche, die wohl der Himmel erhören wird.
Ich werde dem Conrad ſagen: wenn ein Kaiſer
kommt, ſehen Sie ihm auf die Hände und laſſen
ihn nicht allein im Zimmer. Im nächſten Jahre
wird das Dutzend Eier theurer ſeyn als ein Dutzend
Fürſten.
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/176>, abgerufen am 13.06.2024.
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