die Erde gebracht. Zum Glücke bin ich weder eine Frau, noch häuslich, noch brav, und ich habe es ausgehalten Aber länger könnte ich es auch nicht ertragen. Was zu arg ist, ist zu arg!
Holz, Philosophie, Geld, Freiheit -- male¬ diction! O das schöne malediction! Wie ich mich gefreut habe, als Heine gleich in seinem ersten Artikel über die deutsche Literatur, gleich in dem ersten Blatte der Europe litteraire -- in dem frommen heiligen Blatte welches das Gelübde der Keuschheit, der Armuth und des Gehorsams abgelegt, und in seiner Vignette, die Raubthiere aller fürstlichen Wappen Europens, als seine Herren zur Anbetung aufgestellt -- daß Heine gleich in den ersten Zeilen, einen gefährlichen politischen Anfall bekommen und malediction geschrien hat über die ewige Armuth der deutschen Schriftsteller! male¬ diction und doch . . . . Darum eben ist ja der hohe deutsche Adel uns Liberalen so entgegen, weil er fürchtet, bei einer liberalen Staatsverfassung, sein Monopol der Verkäuflichkeit zu verlieren. Er wäre also thörigt, wenn er uns kaufte, um uns zu gewinnen, denn dieses Mittel eine Revolution zu verhüten, wäre ja die Revolution selbst, die verhütet werden soll. Keiner von uns wird es, auch nicht mit der allerlegationsräthlichsten Gesinnung, je dahin
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die Erde gebracht. Zum Glücke bin ich weder eine Frau, noch häuslich, noch brav, und ich habe es ausgehalten Aber länger könnte ich es auch nicht ertragen. Was zu arg iſt, iſt zu arg!
Holz, Philoſophie, Geld, Freiheit — malé¬ diction! O das ſchöne malédiction! Wie ich mich gefreut habe, als Heine gleich in ſeinem erſten Artikel über die deutſche Literatur, gleich in dem erſten Blatte der Europe littéraire — in dem frommen heiligen Blatte welches das Gelübde der Keuſchheit, der Armuth und des Gehorſams abgelegt, und in ſeiner Vignette, die Raubthiere aller fürſtlichen Wappen Europens, als ſeine Herren zur Anbetung aufgeſtellt — daß Heine gleich in den erſten Zeilen, einen gefährlichen politiſchen Anfall bekommen und malédiction geſchrien hat über die ewige Armuth der deutſchen Schriftſteller! malé¬ diction und doch . . . . Darum eben iſt ja der hohe deutſche Adel uns Liberalen ſo entgegen, weil er fürchtet, bei einer liberalen Staatsverfaſſung, ſein Monopol der Verkäuflichkeit zu verlieren. Er wäre alſo thörigt, wenn er uns kaufte, um uns zu gewinnen, denn dieſes Mittel eine Revolution zu verhüten, wäre ja die Revolution ſelbſt, die verhütet werden ſoll. Keiner von uns wird es, auch nicht mit der allerlegationsräthlichſten Geſinnung, je dahin
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die Erde gebracht. Zum Glücke bin ich weder eine
Frau, noch häuslich, noch brav, und ich habe es
ausgehalten Aber länger könnte ich es auch nicht
ertragen. Was zu arg iſt, iſt zu arg!
Holz, Philoſophie, Geld, Freiheit — malé¬
diction! O das ſchöne malédiction! Wie ich
mich gefreut habe, als Heine gleich in ſeinem
erſten Artikel über die deutſche Literatur, gleich in
dem erſten Blatte der Europe littéraire —
in dem frommen heiligen Blatte welches das
Gelübde der Keuſchheit, der Armuth und des
Gehorſams abgelegt, und in ſeiner Vignette, die
Raubthiere aller fürſtlichen Wappen Europens, als
ſeine Herren zur Anbetung aufgeſtellt — daß Heine
gleich in den erſten Zeilen, einen gefährlichen politiſchen
Anfall bekommen und malédiction geſchrien hat über
die ewige Armuth der deutſchen Schriftſteller! malé¬
diction und doch . . . . Darum eben iſt ja der
hohe deutſche Adel uns Liberalen ſo entgegen, weil
er fürchtet, bei einer liberalen Staatsverfaſſung,
ſein Monopol der Verkäuflichkeit zu verlieren. Er
wäre alſo thörigt, wenn er uns kaufte, um uns zu
gewinnen, denn dieſes Mittel eine Revolution zu
verhüten, wäre ja die Revolution ſelbſt, die verhütet
werden ſoll. Keiner von uns wird es, auch nicht
mit der allerlegationsräthlichſten Geſinnung, je dahin
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834/239>, abgerufen am 18.06.2024.
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