Auch der ehrliche Bendel war mit Blumen be- kränzt, und eilte mit freundlichem Gruße vor- über. Viele sah ich noch, und wie mich dünkt, auch Dich, Chamisso, im fernen Gewühl; ein helles Licht schien, es hatte aber Keiner einen Schatten, und was seltsamer ist, es sah nicht übel aus, -- Blumen und Lieder, Liebe und Freude, unter Palmenhainen. -- -- Ich konnte die beweglichen, leicht verwehten, lieblichen Ge- stalten weder festhalten noch deuten; aber ich weiß, daß ich gerne solchen Traum träumte und mich vor dem Erwachen in Acht nahm; ich wachte wirklich schon, und hielt noch die Augen zu, um die weichenden Erscheinungen länger vor meiner Seele zu behalten.
Ich öffnete endlich die Augen, die Sonne stand noch am Himmel, aber im Osten; ich hatte die Nacht verschlafen. Ich nahm es für ein Zeichen, daß ich nicht nach dem Wirthshause zurückkehren sollte. Ich gab leicht, was ich dort noch besaß, verloren, und beschloß, eine Ne- benstraße, die durch den waldbewachsenen Fuß des Gebirges führte, zu Fuß einzuschlagen, dem Schicksal es anheim stellend, was es mit mir
Auch der ehrliche Bendel war mit Blumen be- kränzt, und eilte mit freundlichem Gruße vor- über. Viele ſah ich noch, und wie mich dünkt, auch Dich, Chamiſſo, im fernen Gewühl; ein helles Licht ſchien, es hatte aber Keiner einen Schatten, und was ſeltſamer iſt, es ſah nicht übel aus, — Blumen und Lieder, Liebe und Freude, unter Palmenhainen. — — Ich konnte die beweglichen, leicht verwehten, lieblichen Ge- ſtalten weder feſthalten noch deuten; aber ich weiß, daß ich gerne ſolchen Traum träumte und mich vor dem Erwachen in Acht nahm; ich wachte wirklich ſchon, und hielt noch die Augen zu, um die weichenden Erſcheinungen länger vor meiner Seele zu behalten.
Ich öffnete endlich die Augen, die Sonne ſtand noch am Himmel, aber im Oſten; ich hatte die Nacht verſchlafen. Ich nahm es für ein Zeichen, daß ich nicht nach dem Wirthshauſe zurückkehren ſollte. Ich gab leicht, was ich dort noch beſaß, verloren, und beſchloß, eine Ne- benſtraße, die durch den waldbewachſenen Fuß des Gebirges führte, zu Fuß einzuſchlagen, dem Schickſal es anheim ſtellend, was es mit mir
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Auch der ehrliche Bendel war mit Blumen be-
kränzt, und eilte mit freundlichem Gruße vor-
über. Viele ſah ich noch, und wie mich dünkt,
auch Dich, Chamiſſo, im fernen Gewühl; ein
helles Licht ſchien, es hatte aber Keiner einen
Schatten, und was ſeltſamer iſt, es ſah nicht
übel aus, — Blumen und Lieder, Liebe und
Freude, unter Palmenhainen. — — Ich konnte
die beweglichen, leicht verwehten, lieblichen Ge-
ſtalten weder feſthalten noch deuten; aber ich
weiß, daß ich gerne ſolchen Traum träumte und
mich vor dem Erwachen in Acht nahm; ich wachte
wirklich ſchon, und hielt noch die Augen zu, um
die weichenden Erſcheinungen länger vor meiner
Seele zu behalten.
Ich öffnete endlich die Augen, die Sonne
ſtand noch am Himmel, aber im Oſten; ich hatte
die Nacht verſchlafen. Ich nahm es für ein
Zeichen, daß ich nicht nach dem Wirthshauſe
zurückkehren ſollte. Ich gab leicht, was ich dort
noch beſaß, verloren, und beſchloß, eine Ne-
benſtraße, die durch den waldbewachſenen Fuß
des Gebirges führte, zu Fuß einzuſchlagen, dem
Schickſal es anheim ſtellend, was es mit mir
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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/138>, abgerufen am 27.07.2024.
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