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Kirsten, Johann: Cenotaphium Spirituale, exponens Sacerdotii TERRENA NUBILA, & SERENA cœli JUBILA. Liegnitz, 1683.

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ne einem Prediger nicht eben wie Paulo/ und anderen Apo-
steln/ von welchen die Schrifft zeuget: Etliche haben Spott
und Geisseln gelitten/ dazu Bande und Gefängnis: Sie
sind gesteiniget/ zuhackt/ zustochen/ durchs Schwerd getödtet/
Ebr. 11. v. 36. 37. Wird er nicht umb Christi und des E-
vangelii willen gemartert/ wie die fromen Bekenner Christi
unter dem Kayser Nero/ der sie in die Häute wilder Thiere
einnehen/ und grausame Hunde zerreissen ließ/ theils durch
den Creutz- und Feuer-Tod vertilgete/ und so grausame Mar-
ter-Spiele mit Ihnen vorhatte/ daß viel Heyden/ besonders/
der weise Seneca Neronis Praeceptor/ vor erbarmen nicht
zusehen konten/ (v. Cornel: Taeitus Lib. 15. Annal. pag.
mihi, 313. Diter. Anal. Evangel. Festiv. pag. m.
95)
So lässet ihn doch GOtt auf andere Weise mit David in
mancherley (Metzukah) Tortur und Marter täglich ge-
rathen/ daß er klagen muß/ die Angst meines Hertzens ist
groß. Unser Heiland selbst gestehets dort Johan. 16. c. v.
33. allen fromen Predigern frey heraus/ daß er ihnen das
fröliche Wolleben gar in den Himmel spare/ wenn er daselbst
spricht: In der Welt habt ihr Angst: oder/ wie das alldar
befindliche/ vom thlibo, comprimo, constringo, her-
geleitete/ und eine feste Angst-Presse des Hertzens bedeu-
tende Wort thlipsis, eigentlich mit sich bringet: In der Welt
sollet ihr/ meine Jünger/ und Diener/ mir nicht anders nach-
folgen/ denn mit weinenden Augen/ und durch viel Trübsal.
Wer demnach mein treuer Lehrer seyn wil/ der schicke sich zur
Angst- und Creutz-Presse: Ich werde ihm auf derselben viel-
mal sein Hertz so gar einklemmen/ so gewaltig einschrauben/
einpressen/ daß er aller Lust und Begierde länger zu leben ab-
sterben/ und sagen wird/ wie David/ führe meine Seele aus
dem Kercker/ Psalm 142. v. 8. Keiner darff ins Predigamht
ihm wüntschen/ der nicht wil demüttig werden. Denn hier ist

die

ne einem Prediger nicht eben wie Paulo/ und anderen Apo-
ſteln/ von welchen die Schrifft zeuget: Etliche haben Spott
und Geiſſeln gelitten/ dazu Bande und Gefaͤngnis: Sie
ſind geſteiniget/ zuhackt/ zuſtochen/ durchs Schwerd getoͤdtet/
Ebr. 11. v. 36. 37. Wird er nicht umb Chriſti und des E-
vangelii willen gemartert/ wie die fromen Bekenner Chriſti
unter dem Kayſer Nero/ der ſie in die Haͤute wilder Thiere
einnehen/ und grauſame Hunde zerreiſſen ließ/ theils durch
den Creutz- und Feuer-Tod vertilgete/ und ſo grauſame Mar-
ter-Spiele mit Ihnen vorhatte/ daß viel Heyden/ beſonders/
der weiſe Seneca Neronis Præceptor/ vor erbarmen nicht
zuſehen konten/ (v. Cornel: Taeitus Lib. 15. Annal. pag.
mihi, 313. Diter. Anal. Evangel. Feſtiv. pag. m.
95)
So laͤſſet ihn doch GOtt auf andere Weiſe mit David in
mancherley (Metzukah) Tortur und Marter taͤglich ge-
rathen/ daß er klagen muß/ die Angſt meines Hertzens iſt
groß. Unſer Heiland ſelbſt geſtehets dort Johan. 16. c. v.
33. allen fromen Predigern frey heraus/ daß er ihnen das
froͤliche Wolleben gar in den Himmel ſpare/ wenn er daſelbſt
ſpricht: In der Welt habt ihr Angſt: oder/ wie das alldar
befindliche/ vom θλίβω, comprimo, conſtringo, her-
geleitete/ und eine feſte Angſt-Preſſe des Hertzens bedeu-
tende Wort θλίψις, eigentlich mit ſich bringet: In der Welt
ſollet ihr/ meine Juͤnger/ und Diener/ mir nicht anders nach-
folgen/ denn mit weinenden Augen/ und durch viel Truͤbſal.
Wer demnach mein treuer Lehrer ſeyn wil/ der ſchicke ſich zur
Angſt- und Creutz-Preſſe: Ich werde ihm auf derſelben viel-
mal ſein Hertz ſo gar einklemmen/ ſo gewaltig einſchrauben/
einpreſſen/ daß er aller Luſt und Begieꝛde laͤnger zu leben ab-
ſterben/ und ſagen wird/ wie David/ fuͤhre meine Seele aus
dem Kercker/ Pſalm 142. v. 8. Keiner darff ins Predigamht
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[0022] ne einem Prediger nicht eben wie Paulo/ und anderen Apo- ſteln/ von welchen die Schrifft zeuget: Etliche haben Spott und Geiſſeln gelitten/ dazu Bande und Gefaͤngnis: Sie ſind geſteiniget/ zuhackt/ zuſtochen/ durchs Schwerd getoͤdtet/ Ebr. 11. v. 36. 37. Wird er nicht umb Chriſti und des E- vangelii willen gemartert/ wie die fromen Bekenner Chriſti unter dem Kayſer Nero/ der ſie in die Haͤute wilder Thiere einnehen/ und grauſame Hunde zerreiſſen ließ/ theils durch den Creutz- und Feuer-Tod vertilgete/ und ſo grauſame Mar- ter-Spiele mit Ihnen vorhatte/ daß viel Heyden/ beſonders/ der weiſe Seneca Neronis Præceptor/ vor erbarmen nicht zuſehen konten/ (v. Cornel: Taeitus Lib. 15. Annal. pag. mihi, 313. Diter. Anal. Evangel. Feſtiv. pag. m. 95) So laͤſſet ihn doch GOtt auf andere Weiſe mit David in mancherley (Metzukah) Tortur und Marter taͤglich ge- rathen/ daß er klagen muß/ die Angſt meines Hertzens iſt groß. Unſer Heiland ſelbſt geſtehets dort Johan. 16. c. v. 33. allen fromen Predigern frey heraus/ daß er ihnen das froͤliche Wolleben gar in den Himmel ſpare/ wenn er daſelbſt ſpricht: In der Welt habt ihr Angſt: oder/ wie das alldar befindliche/ vom θλίβω, comprimo, conſtringo, her- geleitete/ und eine feſte Angſt-Preſſe des Hertzens bedeu- tende Wort θλίψις, eigentlich mit ſich bringet: In der Welt ſollet ihr/ meine Juͤnger/ und Diener/ mir nicht anders nach- folgen/ denn mit weinenden Augen/ und durch viel Truͤbſal. Wer demnach mein treuer Lehrer ſeyn wil/ der ſchicke ſich zur Angſt- und Creutz-Preſſe: Ich werde ihm auf derſelben viel- mal ſein Hertz ſo gar einklemmen/ ſo gewaltig einſchrauben/ einpreſſen/ daß er aller Luſt und Begieꝛde laͤnger zu leben ab- ſterben/ und ſagen wird/ wie David/ fuͤhre meine Seele aus dem Kercker/ Pſalm 142. v. 8. Keiner darff ins Predigamht ihm wuͤntſchen/ der nicht wil demuͤttig werden. Denn hier iſt die

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Zitationshilfe: Kirsten, Johann: Cenotaphium Spirituale, exponens Sacerdotii TERRENA NUBILA, & SERENA cœli JUBILA. Liegnitz, 1683, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/353337/22>, abgerufen am 29.04.2024.