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Hahnen, Gottfried: Das Abgewogene Leiden Gott-seliger Christen in der Welt. Breslau, [1669].

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Als wolt er sagen: Ein ander mag sagen und halten
von dem Creutz was er wil/ ich sage dieses/ und halte es
dafür/ daß dieser Zeit Leiden/ etc. Diese Gewißheit
hatte er auß eigener Erfahrung. Beydes war jhm schon
bekant. Am Leiden hat es jhm niemals gefehlet. Wir
haben deß Leidens Christi viel/ 2. Cor. 1. v. 5. Wir ha-
ben allenthalben Trübsal/ wir leiden Verfolgung/ wir
werden untergedrücket/ wir tragen umb allzeit das
Sterben deß HERRN JESU an unserm Leibe/
(c)
Luth. Com-
ment. h. l.
Mundus est
mihi cruci-
fixus, i. e.
ego judico
mundum es-
se damnatun;
& ego mun-
do sum cru-
cifixus, h. e.
mundus vi-
cissim me
judicat da-
mnatun. Sic
invicem nos
crucifigim
& damna
mus.
Cap. 4. 8. 9. 10. Jch bin der Welt gecreutziget/ (c) von
jhr gantz verdammet/ Gal. 6. v. 14. Er kam wohin er
wolte/ so fand er den Teufel daheim [;] Bande und
Trübsal warteten/ als Schergen und Büttel-Knechte/
allenthalben auff jhn/ Act. 20. v. 23. Und wer kan
ohne Bestürtzung das grosse Register seiner Leiden/ so
er 2. Cor. 11. selbst auffgezeichnet/ lesen? Dazu kam
endlich/ daß er die Märtyr-Krone tragen/ und sein
Blut/ als ein Schlacht-Opffer/ vergiessen muste/
2. Tim. 4. v. 6. Den Vorschmack der himmlischen
Herrligkeit
hatte er auch allbereit in seinem Hertzen ver-
sucht/ als er biß in den dritten Himmel/ in das Para-
dieß entzuckt worden/ allwo er unaußsprechliche Worte
gehöret/ welche kein Mensch sagen kan/ 2. Cor. 12. v. 2.
Auß dieser beyder Erfahrung machte er jhm das Facit,
wie ein Rechen-Meister/ und schloß/ daß dieser Zeit
Leiden der Herrligkeit nicht werth sey/ die an uns soll
offenbahret werden. Hierauß fleußt diese

Lehre.

EJn frommer Christ ist dessen gantz gewiß/ daß
auff dieses Leben ein solch Leben erfolgen wer-
de/ worinnen jhn GOTT deß jtzigen Leidens reich-

lich

Als wolt er ſagen: Ein ander mag ſagen und halten
von dem Creutz was er wil/ ich ſage dieſes/ und halte es
dafuͤr/ daß dieſer Zeit Leiden/ ꝛc. Dieſe Gewißheit
hatte er auß eigener Erfahrung. Beydes war jhm ſchon
bekant. Am Leiden hat es jhm niemals gefehlet. Wir
haben deß Leidens Chriſti viel/ 2. Cor. 1. v. 5. Wir ha-
ben allenthalben Truͤbſal/ wir leiden Verfolgung/ wir
werden untergedruͤcket/ wir tragen umb allzeit das
Sterben deß HERRN JESU an unſerm Leibe/
(c)
Luth. Com-
ment. h. l.
Mundus eſt
mihi cruci-
fixus, i. e.
ego judico
mundum eſ-
ſe damnatũ;
& ego mun-
do ſum cru-
cifixus, h. e.
mundus vi-
ciſſim me
judicat da-
mnatũ. Sic
invicem nos
crucifigimꝯ
& damna
mus.
Cap. 4. 8. 9. 10. Jch bin der Welt gecreutziget/ (c) von
jhr gantz verdammet/ Gal. 6. v. 14. Er kam wohin er
wolte/ ſo fand er den Teufel daheim [;] Bande und
Truͤbſal warteten/ als Schergen und Buͤttel-Knechte/
allenthalben auff jhn/ Act. 20. v. 23. Und wer kan
ohne Beſtuͤrtzung das groſſe Regiſter ſeiner Leiden/ ſo
er 2. Cor. 11. ſelbſt auffgezeichnet/ leſen? Dazu kam
endlich/ daß er die Maͤrtyr-Krone tragen/ und ſein
Blut/ als ein Schlacht-Opffer/ vergieſſen muſte/
2. Tim. 4. v. 6. Den Vorſchmack der himmliſchen
Herꝛligkeit
hatte er auch allbereit in ſeinem Hertzen ver-
ſucht/ als er biß in den dritten Himmel/ in das Para-
dieß entzuckt worden/ allwo er unaußſprechliche Worte
gehoͤret/ welche kein Menſch ſagen kan/ 2. Cor. 12. v. 2.
Auß dieſer beyder Erfahrung machte er jhm das Facit,
wie ein Rechen-Meiſter/ und ſchloß/ daß dieſer Zeit
Leiden der Herꝛligkeit nicht werth ſey/ die an uns ſoll
offenbahret werden. Hierauß fleußt dieſe

Lehre.

EJn frommer Chriſt iſt deſſen gantz gewiß/ daß
auff dieſes Leben ein ſolch Leben erfolgen wer-
de/ worinnen jhn GOTT deß jtzigen Leidens reich-

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Zitationshilfe: Hahnen, Gottfried: Das Abgewogene Leiden Gott-seliger Christen in der Welt. Breslau, [1669], S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354494/8>, abgerufen am 19.04.2024.